Was lest ihr gerade?

  • Ich habe vor kurzem Manns Buddenbrooks beendet und widme mich inzwischen Dostojewskis Brüder Karamasows. Buddenbrooks habe ich geliebt, vielleicht gerade als Frau (Hochzeiten, Tragödien, Klatsch&Tratsch), aber auch aufgrund Manns "hineinziehen" des Lesers in seine Erzählung. Dostojewski finde ich mehr als bemerkenswert, vor allem aufgrund der großartigen Dialoge.


  • Ich habe vor kurzem Manns Buddenbrooks beendet und widme mich inzwischen Dostojewskis Brüder Karamasows. Buddenbrooks habe ich geliebt, vielleicht gerade als Frau (Hochzeiten, Tragödien, Klatsch&Tratsch), aber auch aufgrund Manns "hineinziehen" des Lesers in seine Erzählung. Dostojewski finde ich mehr als bemerkenswert, vor allem aufgrund der großartigen Dialoge.


    Hallo Madame Lou


    willkommen im Forum :winken:

    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Eine Erzählung von Keyserling "Dumala" - "Schwüle Tage" hatte mir vor Kurzem richtig gut gefallen.

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Da ich mit Anne Bronte im Moment abgeschlossen habe, werde ich mich wohl wieder Dostojevskis Spieler widmen.


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Ich habe soeben Mann im Dunkel von Paul Auster beendet.


    Ein alter Literaturkritiker erzählt sich nachts Geschichten, weil er nicht einschlafen kann. Anfangs glaubt man diese Geschichte sei die Haupt-Erzählung (sie handelt von einem Parallel-Amerika, in dem es keinen 11. September und keinen Irakkrieg gibt, dafür aber einen blutigen Bürgerkrieg) und die Rahmenhandlung sei Beiwerk (der alte Mann lebt seit einem Unfall bei seiner Tochter und seiner Enkelin, seine Frau ist gerade gestorben und auch der Freund seiner Enkelin auf grausame Weise ums Leben gekommen). Am Ende hat die Realität den Schlaflosen aber eingeholt und er stellt sich ihr im nächtlichen Gespräch mit seiner Enkelin.


    Das Ganze liest sich sehr flüssig und angenehm. Man fragt sich bei Auster immer: warum diese Konstruktion? Und hat ihn auch immer im Verdacht der postmodernen Spielerei. Aber wie auch immer, ich lese ihn gerne. Und nebenbei habe ich das seit Langem Klügste über Filme und deren Ästhetik gelesen.


    Gruß
    Klaus

  • Saltykow-Schtschedrin hatte ich mir in die Lesezeichen gespeichert während meiner Lektüre von Figes' "Nataschas Tanz".
    Erinnere mich nicht, je was von ihm gelesen zu haben.
    Noch einen Nebenleseschauplatz kann ich derzeit nicht aufmachen.
    Magst du einen Eindruck geben, wenn du es durchgelesen hast?
    Gruß, Leibgeber


    Ich kann es nicht lassen, hab ein Exemplar bestellt.
    Wandert ins RUB, bis ich es zwischen Conrad xxx und Conrad xxxx einschiebe.
    Aber erst, wenn ich mit Gontscharows Schlucht durchbin. Kann ich (Seite 446) immer noch empfehlen.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Den ersten von vier Erzählungsbänden von Julio Cortázar: "Die Nacht auf dem Rücken". Hier drin sind frühe Erzählungen von 1938 bis etwa 1958 enthalten. 1938, da war Cortázar gerade mal 24 Jahre alt, und die besten der kurzen Geschichten aus dieser Zeit halten dem Vergleich mit den phantastischen Erzählungen von Edgar Allan Poe, dessen Gesamtwerk er übrigens ins Spanische übersetzte, durchaus stand.

  • Ich lese gerade "Die Kunst des Erzählens" von James Wood und ich bin begeistert. An sehr vielen Beispielen, die nebenbei Appetit auf mehr machen, geht es um Erzählperspektive, die Stimme des Erzählers und die Stimme der Personen und wie sich beides bei großen Autoren kunstvoll vermischt. Es geht um die Bedeutung von Details und vieles mehr. Dabei könnte das Buch auch "Die Kunst des Lesens" heißen. Aber dieser Titel ist ja schon von Nabokov vergeben. Bei Wood wird deutlich wie das Lesenkönnen das Erzählenkönnen bedingt und umgekehrt, denn beides erfordert Aufmerksamkeit. Das Buch ist nicht für Literaturwissenschafter geschrieben, sondern für den ambitionierten Leser.


    Gruß
    Klaus

  • Ich habe "Große Erwartungen" in der Neuübersetzung von Melanie Walz begonnen. Wie man es von Hanser gewohnt ist: sehr schönes Buch, handlich, Dünndruck, Leineneinband, Lesebändchen, guter Satz, sehr umfangreicher Anhang.


    Bislang habe ich erst den Anhang übeflogen und rund 30 Seiten gelesen. Das ist noch keine solide Basis für ein Urteil. Gefällt mir aber trotzdem alles sehr 8-)

  • Ich habe "Große Erwartungen" in der Neuübersetzung von Melanie Walz begonnen. Wie man es von Hanser gewohnt ist: sehr schönes Buch, handlich, Dünndruck, Leineneinband, Lesebändchen, guter Satz, sehr umfangreicher Anhang.


    Müsste dasselbe sein, das auch die Büchergilde im Angebot hat. Wenn ich nicht schon eine sehr gute englische Ausgabe hätte ...
    [hr]
    Zum Thema: Shakespeare und Wilhelm von Humboldt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Müsste dasselbe sein, das auch die Büchergilde im Angebot hat. Wenn ich nicht schon eine sehr gute englische Ausgabe hätte ...
    [hr]
    Zum Thema: Shakespeare und Wilhelm von Humboldt.


    Ich werde wohl auch zulangen, bei der WBG.
    Den Roman hatte ich vor zig Jahren gelesen, und fand ihn von den besseren Dickens, kannte da allerdings auch "Bleak House" und "Little Dorrit" noch nicht.
    Und so ein Hanser-Kommentar, wo man sich das Stöbern nach Sekundärliteratur spart, ist doch was Feines :zwinker:
    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Ich werde wohl auch zulangen, bei der WBG.
    Den Roman hatte ich vor zig Jahren gelesen, und fand ihn von den besseren Dickens, kannte da allerdings auch "Bleak House" und "Little Dorrit" noch nicht.


    Ich finde ja, dass der 'gute' Dickens mit "Great Expectations" beginnt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Und Edwin Drood ist dann wieder nicht mehr so gut...


    Vielleicht kann man sagen, dass Dickens mit David Copperfield beeindruckend Anlauf nimmt und sich dann mit Bleak House und Great Expectations in die Ewigkeit einschreibt...

    "Man träumt viel vom Paradies, oder vielmehr von verschiedenen, wechselnden Paradiesen, die doch alle verloren sind, bevor man stirbt, und in denen man sich selbst verloren fühlen würde." ("A la recherche du temps perdu")


  • Ich finde ja, dass der 'gute' Dickens mit "Great Expectations" beginnt.


    Es ist dir egal, dass du nicht gänzlich mit Arno Schmidt konformierst? :breitgrins:

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • In meiner Erinnerung haften geblieben ist unter anderem eine Stelle, in der er behauptet, das Problem des Fermat zu lösen. Wenn Schmidt geahnt hätte, wie die Lösung tatsächlich einmal aussehen würde und wie weit er mit seiner bodennahen Algebra davon entfernt war, wäre er vermutlich etwas vorsichtiger gewesen. :breitgrins: Das wundervolle Buch von Simon Singh "Fermats letzter Satz" kann ich da übrigens nur empfehlen.


    Schmidt wird für mich abseits seines eigenen Schreibens zusehends suspekter. Denn man kann seine Unkenntnis der Mathematik kaum besser kundtun als durch eine solche Ankündigung. Wer jemals als (interessierter) Mathematiklaie mit einigermaßen begabten Mathematikern Umgang hatte und danach noch glaubt, diese bei so lange bekannten Problemstellungen überflügeln zu können, liefert im Grunde nur den Beweis, dass er nicht die geringste Ahnung von der Materie hat. Eine solche Chuzpe hat schon etwas eminent Ignorantes (und man könnte hier auch etwas despektierlichere Ausdrücke einfügen). (Sofern er das mit der Lösung auch nur einigermaßen ernst meinte ...)


    Grüße


    s.

  • Schmidt wird für mich abseits seines eigenen Schreibens zusehends suspekter. Denn man kann seine Unkenntnis der Mathematik kaum besser kundtun als durch eine solche Ankündigung. Wer jemals als (interessierter) Mathematiklaie mit einigermaßen begabten Mathematikern Umgang hatte und danach noch glaubt, diese bei so lange bekannten Problemstellungen überflügeln zu können, liefert im Grunde nur den Beweis, dass er nicht die geringste Ahnung von der Materie hat. Eine solche Chuzpe hat schon etwas eminent Ignorantes (und man könnte hier auch etwas despektierlichere Ausdrücke einfügen). (Sofern er das mit der Lösung auch nur einigermaßen ernst meinte ...)


    Grüße


    s.


    Ich kenne einige Leute, die sich Hobbymathematiker nennen, und seit Jahren versuchen die Quadratur des Kreises zu beweisen, nein kein Scherz, und die mir nicht glauben, wenn ich ihnen erkläre, das man schon seit mehr als hundert Jahren weiß, das das nicht geht.
    Bei Fermat gibts das Schmankerl, das ein sehr bekannter japanischer Mathematiker zweimal einen Beweis eingereicht hat, mit der Behauptung Fermat bewiesen zu haben, das war vor Wiles, und beides mal hat er voll daneben gehauen, danach war er praktisch nicht mehr existent als Mathematiker.


    Gruß, Lauterbach