Beiträge von Librerio

    Hallo Karamzin,


    auch von mir ein herzliches Willkommen!


    Gern würde ich mich in dich hineinversetzen können, wie du im Nachsommer die Schönheit finden kannst, die du offenbar darin findest. Für mich ist dieser Roman in seiner (für mich) Holzschnittartigkeit und leblosen Statik das Gegenteil dessen, was ich in einem Roman suche: Lebensfülle, Mitempfinden, erzählerische Dynamik...


    der Nachsommer ist für mich ein meditativer Text, aber irgendwie kein Roman. Aber das gehört hier sicher nicht her... :winken:


    Viele Grüße


    Christian

    Liebe Leserinnen und Leser,


    ist eigentlich die klassische Literatur für euch ausschliesslich ein Refugium, um sich von des Lebens Zumutungen, inklusive der Last und Lust der fleischlichen Begierde, zu erholen? Oder ist sie verflochten mit diesem Bereich, ja, weckt sie vielleicht, wie bei Emma Bovary, die Lust auf das Leben, die Lust auf die Liebe, die Lust auf das/den Andere(n).


    Mir ist aufgefallen, wie keusch dieses Forum eigentlich ist. Dabei geht es doch bei Proust ("Cattleya machen"), Tolstoi (Anna und Wronski), Tschechow ("Dame mit dem Hündchen"), Goethe (Römische Elegien) uswusf. öfters mal um - verzeiht - das Vögeln.


    Ist das vielleicht sehr deutsch - beide Bereiche so zu trennen. Oder ist das Lesen eben halt der Rückzug von der Kampfzone. Ich wäre interessiert, mehr zu hören.


    Was mich betrifft (um in Vorleistung zu gehen):


    - Ich habe mich in meiner Jugend hemmungslos in Anna Karenin verliebt


    - Emma Bovary kann ich sehr gut verstehen, auch wenn sie mir unsympathisch ist


    - Teil meiner Aufklärung waren die Angelique-Romane im Regal meines Elternhauses - insofern habe ich definitiv eine erotische Beziehung zu Büchern... :zwinkre:



    Wie ist das mit euch.


    Christian

    Schauerromantik - ist ja, glaube ich, häufiger Einstieg in die Klassikerwelt. Meiner war Edgar Allen Poe. Und Oscar Wilde mit dem "Dorian Gray". Na, dann auf viele Gänsehautmomente...


    Librerio

    Und Edwin Drood ist dann wieder nicht mehr so gut...


    Vielleicht kann man sagen, dass Dickens mit David Copperfield beeindruckend Anlauf nimmt und sich dann mit Bleak House und Great Expectations in die Ewigkeit einschreibt...

    September passt zur Anfangsstimmung von Bleak House besser:


    "London. Michaelmas term lately over, and the Lord Chancellor sitting
    in Lincoln's Inn Hall. Implacable November weather. As much mud in
    the streets as if the waters had but newly retired from the face of
    the earth, and it would not be wonderful to meet a Megalosaurus,
    forty feet long or so, waddling like an elephantine lizard up Holborn
    Hill. Smoke lowering down from chimney-pots, making a soft black
    drizzle, with flakes of soot in it as big as full-grown
    snowflakes--gone into mourning, one might imagine, for the death of
    the sun. Dogs, undistinguishable in mire. Horses, scarcely better;
    splashed to their very blinkers. Foot passengers, jostling one
    another's umbrellas in a general infection of ill temper, and losing
    their foot-hold at street-corners, where tens of thousands of other
    foot passengers have been slipping and sliding since the day broke
    (if this day ever broke), adding new deposits to the crust upon crust
    of mud, sticking at those points tenaciously to the pavement, and
    accumulating at compound interest."... (Prosa mit Lyrikqualitäten - ich bekomme richtig Lust....)


    Grüße


    Christian

    Apropos Manesse: Habe auf Amazon gesehen, dass die Neuübersetzung von Middlemarch offenbar auch schon wieder nur antiquarisch verfügbar ist. Entweder gab es einen Hype und/oder die Auflage war so klein...


    Wie ist eigentlich die Meinung zu dem Werk - Lesenswert oder Gipsheiligtum?


    Grüße


    Christian


    Hallo zusammen,


    die FAZ hat eine Feuilleton-Reihe "Unsere Romanhelden" und heute wird "Philine" aus Wilhelm Meisters Lehrjahre vorgestellt.


    Das ist schön, sehr schön, geschrieben.

    Bleak House liest man nicht "nur, weil der Autor vor 200 Jahren geboren wurde" - sondern weil es ein wirklich großer Roman ist. Für mich wäre es die Viertlektüre - ich wäre dabei! :klatschen:


    Viele Grüße


    Christian

    Ich bin ebenfalls von Schneeland beeindruckt gewesen, und habe zudem noch Tausend Kraniche gelesen - ebenfalls lesenswert. Sehr eigenwillig von der Stimmung beide - mir gefiels sehr.


    Grüsse


    Christian

    Derzeit den Alten Raritätenladen von Dickens. Leider eines seiner schlechteren Bücher. Er schickt darin die kleine Nell und ihren spielsüchtigen Grossvater auf die Wanderschaft - leider fallen einem dabei gleich die ähnlich ungleichen Weggefährten Kim und sein Lama von Kipling ein, wo dann leider auffällt, wie blass Dickens Gestalten im Vergleich sind. Ich liebe (!) Dickens - aber Frauengestalten sind nicht seine Stärke.


    Interessant allenfalls das leicht Lolita-eske von Nell insofern, als sie als vierzehn und kindhaft-hübsch bezeichnet wird, sich aber einige unsympathische Gestalten mit dem Gedanken tragen, sie bald zu heiraten - wenn auch zum Teil um des vermeintlichen Vermögens willen.



    Gruß


    Christian

    @FeeVerte: Eine engagierte Diskussion ist keine Demütigung


    sandhofer: Aus meiner Sicht hat Huber zwar mitunter was rechthuberisches, aber beleidigend fand ich ihn jetzt nicht...


    @Huber: Gute Vorlagen, diskutierenswert - "leider" geht es nun erstmal zwei Wochen in den internetlosen Urlaub - ich melde mich danach wieder.


    Und dass jemand hier glaubt, ich wäre Jesuit, hat mich herzlich lachen lassen! :winken:


    Schöne Zeit und bis in zwei Wochen


    Christian

    In meinem Posting steckt Ironie und eine dezidierte Meinung - in deiner Antwort Beschimpfungen und unflätige Wörter. Ist immer interessant, was passiert, wenn man in konsensorierntierten Foren einen klaren Standpunkt einnimmt. Ein Moderator würde dich sicher zur Mäßigung im Ausdruck auffordern - ich denke: Deine Worte fallen auf dich selbst zurück.


    Gruß


    Christian

    Na das ist doch mal eine Botschaft, die ich gerne vergesse. :breitgrins:


    Du Arme... Romane, zumindest große, werden nicht geschrieben, um eine "Botschaft" zu vermitteln. Auch wenn das der durchschnittliche Deutschlehrer gern so hätte. Der Text und seine Ebenen sind das eigentliche, nicht die darunterliegenden vermeintlichen "Botschaften".


    Aber das kann man immer noch lernen...


    Grüße


    Christian

    ... Joyce war, wie Tolstoi und Stendhal, ein Dichter seines Lebens, und bei solchen Autoren lohnt es sich immer , ja ist eigentlich sogar erforderlich, die Vita des Schriftstellers zu kennen...


    Uarks - Joyce gehört "zu denen, die nur über sich geschrieben haben" - er war "ein Dichter seines Lebens". Falls die Beschäftigung mit klassischer Literatur in irgendeiner Weise zu einer differenzierten Sichtweise führen sollte, hat das hier augenscheinlich nicht gegriffen. Im Ulysses geht es also nur um Joyce? Das ist so zutreffend wie zu sagen, in "Anna Karenina" ginge es nur um Tolstoi, im "Odysseus" nur um Homer. Allerschlimmste Gemeinplätze. Das hier jemand eine sprachgewaltige Welt ausbreitet, die zuallererst einmal um ihrer selbst willen existiert und beurteilt werden sollte - als Kunstwerk (!) - ist wohl eine Sichtweise, die den so Denkenden fremd ist. Laut Fritz Senn heißt der Held von Ulysses weder Joyce noch Bloom noch Dedalus, der Held ist die Sprache selbst. Und auch Nabokovs Essay zum Ulysses kommt ganz ohne das aus, was Benn den "Anekdotenschleim" nannte, über den Literatur über biographische Parallelen erschlossen werden soll. Es erschließt den das Geheimnis des Ulysses NULL, wenn man weiß, dass Joyce am Bloomsday seine Frau kennengelernt haben soll.


    Vergesst "Botschaften", ignoriert Biografien. Nehmt das Kunstwerk als solches.


    Gruß
    Christian