Was lest ihr gerade?

  • nein, nein, meine Herren, die Damen der höheren Stände waren weitaus gebildeter, als es heute die Angehörgigen der Intelligenz sind. Sie waren alle zumindest zweisprachig, spielten ein oder zwei Instrumente, konnten wahre Kunstwerke mit Nadel und Faden erschaffen, tanzen, wurden in der Kunst der Konversation unterrichtet und standen alle Haushalten mit Angestellten vor.


    Was sich hier heute Oberschicht nennt war damals die Mittelschicht von Fertigkeiten und Kenntnissen her.


    Das hat alles hat nichts mit Annas Verhalten zu tun, welches einfach dämlich ist. Erst fängt sie es an und weiß genau, was sie da anstellt und wenn sie dann drin steckt, will sie nicht mit dem Ergebnis leben. Diese mit zutiefst unsypathische Person ist dämlich, weinerlich und selbstsüchtig! Und seit wann ist Selbstsucht ein Zeichen von Intelligenz? Doch wohl höchstens bei Diktatoren afrikanischer Staaten und auch da finde ich es fraglich, selbige so zu titulieren.

  • Liebe Poppea,


    mit der übereilten Übernahme des Wortes "dumm" bin ich dir auf den Leim gegangen. Selbst "naiv" wäre im Fall von Anna nicht angebracht, vielleicht eher "panisch" oder, wenn man Frau folgen möchte "hysterisch" passt besser. Tolstoi beschreibt mit Ana eine typische Figur dieser Zeit und sie ist in der Tat positiv besetzt, weil Tolstoi sie auch mit Mitgefühl beschreibt. Du solltest bedenken, dass es die erste Aufgabe (mit Ausnahmen) einer Frau von Stand war Ehefrau zu werden und Kinder zu gebären. In den meisten Ländern Europas verlor eine Frau mit der Heirat, die Rechte über ihr mitgebrachtes Vermögen zu bestimmen und eine Verfehlung machte sie, wenigstens offiziell, zu einer Verfemten. Anna hatte ebenfalls die Kenntnisse, die du erwähnst, du widersprichst dir also selbst, und diese Kenntnisse dienten in erster Linie dazu ein Vorzeigeobjekt für den Ehemann zu sein. Dumm wäre Anna dann, gewesen, wenn sie nicht jede Möglichkeit genutzt täte, ihre privilegierte Stellung zu erhalten.

  • Wieso widerspreche ich mir selbst? Ich hab doch gar nicht bestritten, dass sie Französisch sprach und all das.


    Sie ist ne dämliche Pute. Jetzt klar, wie ich dämlich meine?


    Und Mitgefühl? Nö, hab ich nicht. Wir alle leben mit den Konsequenzen unseres Handelns. Einige besser als andere. Diejenigen, die besser damit leben, sind in meinen Augen die Klugen, denn ihnen ist klar, dass man für alles zahlt, was man so tut.


  • Anna positiv belegt????? Diese selbstsüchtige, eitle, dumme Person? Also jetzt muss ich doch mal wie MMR sagen: Frau Löffler, ich weiß ja nicht welches Buch Sie gelesen haben, aber offenbar ein ganz anderes als ich!


    Hallo Poppea,


    MMR, wer ist das? Falls Du MRR gemeint hast, dann will ich Dir, liebste Poppea ein Geheimnis seines Erfolges verraten, - bevor MRR loswettert, hört er genau zu bzw. liest genau. – Weder Steffi noch ich haben Anna als positiv belegt bezeichnet. Ich habe mir überhaupt kein Urteil zu Anna erlaubt und Steffi hat „sowohl Effi als auch Emma (als) positiv belegte Figuren (bezeichnet), Thérèse als nicht sympathisch“ und zu Anna geschrieben, dass sie das Buch nicht kennt, sondern nur den Film und deshalb zum Buch auch kein Urteil abgegeben.


    Im übrigen, halte ich es für ein Merkmal eines guten Romans, das unterschiedliche Personen, diesen unterschiedlich wahrnehmen, nur sehr flache Romane werden von allen Lesern gleich wahrgenommen.


    Gruß


    Hubert


  • Es tut mir Leid, ich kann Dir gerade nicht folgen. Ich habe nirgendwo behauptet, Steffi oder Du hätten das gesagt. Ich habe lediglich kundgetan, dass ich sie dumm finde.


    Und wenn es das Zeichen eines guten Romans ist, unterschiedliche Wahrnehmungen zuzulassen, warum soll ich sie dann nicht dumm finden dürfen? Zumal ich hier nicht die Einzige bin, bei der sie so ankam.


  • Und wenn es das Zeichen eines guten Romans ist, unterschiedliche Wahrnehmungen zuzulassen, warum soll ich sie dann nicht dumm finden dürfen? Zumal ich hier nicht die Einzige bin, bei der sie so ankam.


    Als "dumm", wenn man es so bezeichnen kann, empfand die Verblendung in der nur "Schönheit und Sinnlichkeit", was in "Krieg und Frieden" ein ganz großes Thema ist. Natascha ist 16, da verzeiht der Leser diesen Fehltritt sofort, bei "Anna" empfand ich ihn befremdlich, ich hatte mir eine Frau mit Lebenerfahrung etwas reifer vorgestellt.


    Ich denke, das musste ich nun in Erklärung bringen :zwinker:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Es tut mir Leid, ich kann Dir gerade nicht folgen. Ich habe nirgendwo behauptet, Steffi oder Du hätten das gesagt. Ich habe lediglich kundgetan, dass ich sie dumm finde.


    Und wenn es das Zeichen eines guten Romans ist, unterschiedliche Wahrnehmungen zuzulassen, warum soll ich sie dann nicht dumm finden dürfen? Zumal ich hier nicht die Einzige bin, bei der sie so ankam.


    Hallo Poppea,


    Dann verstehe ich nicht, wieso Du „Anna positiv belegt?????“ schreibst und da Frau Löffler hier kein Mitglied ist, musst Du ja jemand stellvertretend gemeint haben und außer Steffi und mir war vorher niemand an der Diskussion beteiligt.


    Im übrigen stimme ich Dir vollkommen zu: auch ich halte Anna für eine dumme Gans, aber selbst wenn dem nicht so wäre, eine nicht nur schwarz-weiß geschilderte Romanfigur kann man durchaus verschieden beurteilen.

  • Warum muss ich denn Steffi und Dich gemeint haben. Steffi hat geschrieben "sie ist positiv belegt" und ich habe mich einzig und allein darauf bezogen. Das MRR Zitat war doch nur ein Witz am Rande.


  • Warum muss ich denn Steffi und Dich gemeint haben. Steffi hat geschrieben "sie ist positiv belegt" und ich habe mich einzig und allein darauf bezogen.


    Nein, lies mal genau, Steffi hat geschrieben, Effi und Emma sind positiv belegt und Effi und Emma ist nicht Anna! Nur das wollte ich klarstellen.

  • "Gott höchstselbst" von Marc-Antoine Mathieu (graphic novel)
    "Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde" von Klabund

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Haruki Murakami - "Schlaf" zum wieder runter kommen :smile:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Ich lese gerade den Briefwechsel zwischen Ephraim Kishon und Friedrich Torberg: "Dear Papi - My beloved Sargnagel: Briefe einer Freundschaft". Sehr amüsant!

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Dieter Wellershoff: "Das normale Leben"
    Mein Gott, is das Scheiße...


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Walden - Henry D. Thoreau :smile:


    Als ich „Walden oder Leben in den Wäldern“ von Henry David Thoreau, auf das ich durch den Film „Club der toten Dichter“ aufmerksam wurde, zum ersten Mal gelesen habe, war ich begeistert. Sicher ein Schlüsselwerk der amerikanischen Literatur, aber auch mit Einfluß auf den Rest der Welt, so bezieht sich nicht nur Mahatma Gandhi auf dieses Werk, sondern auch die europäischen 68er. Inzwischen denke ich, wenn das alles so super war, warum ist Thoreau nach einem 2-jährigen Experiment wieder in die Zivilisation zurück gekehrt?
    Wie gefällt Dir das Buch und vor allem wie bist Du auf das Buch gekommen?


  • Warum muss ich denn Steffi und Dich gemeint haben. Steffi hat geschrieben "sie ist positiv belegt" und ich habe mich einzig und allein darauf bezogen. Das MRR Zitat war doch nur ein Witz am Rande.


    Da ich eure Diskussion erst heute lese, muss ich das nochmal hervorholen. Ich habe geschrieben:


    Zitat

    Es ist auch so, dass sowohl Effi als auch Emma (Anna kenne ich nur aus dem Film) positiv belegte Figuren sind, ziemlich sympathisch und ihre Handlungen, zumindest aus heutiger Sicht, nachvollziehbar.


    Wie Hubert schon ganz richtig bemerkt hat, über Anna habe und wollte ich nichts schreiben, denn ein Film ist natürlich diesbezüglich wenig aussagekräftig; wenn ich mich allerdings richtig erinnere, war Anna auch im Film eine Figur, mit der man mitfühlen sollte, insofern auch positiv besetzt. Sympathisch oder nicht, das ist ebenfalls richtig, sagt noch gar nichts über die Tiefe der Figur an sich und ebenfalls stimme ich zu, dass Sympathie mit der Qualität einer Geschichte nichts zu tun hat.



    nein, nein, meine Herren, die Damen der höheren Stände waren weitaus gebildeter, als es heute die Angehörgigen der Intelligenz sind. Sie waren alle zumindest zweisprachig, spielten ein oder zwei Instrumente, konnten wahre Kunstwerke mit Nadel und Faden erschaffen, tanzen, wurden in der Kunst der Konversation unterrichtet und standen alle Haushalten mit Angestellten vor.


    Ich finde, das sind seltsame Ansichten von Bildung. Lesen, Schreiben, Handarbeiten, eine Fremdsprache lernen und ein Instrument spielen - damit wäre heute nach der Grundschule das Ziel erreicht. Prima ! Ach nein, tanzen müsste man dann noch lernen :zwinker: