Was lest ihr gerade?

  • Cormac McCarthy lohnt sich immer, er ist einer meiner liebsten Gegenwartsautoren. Allerdings zähle ich "No country ..." zu seinen eher schwächeren Werken. Hast Du schon etwas von ihm gelesen? Über Scott "Gott" Fitzgerald ist hier eine Menge geschrieben worden (Leserunde "The Great Gatsby"), aber wer ist Jean Toomer?


    LG


    Tom


    Jean Toomer ist einer der Autoren der Harlem Renaissance. Ich lese den halt zur Zeit für eines meiner Hauptseminare zu "Ethnic Modernism", also dem Umgang der amerikanischen Moderne in Literatur und Kunst mit dem exotischen "Anderen", Diskursen zu ethnischen Gruppen, etc.. Haben in dem Kontext eben u.a. "Home to Harlem" von McKay, Gertrude Steins "Three Lives" und jetzt eben Toomer und Fitzgerald gelesen, dazu dann noch diverse Gedichte (u.a. das seinerzeit nicht zu Unrecht umstrittenne Vahel Lindsay - Congo) und auch die in der Hinsicht recht interessanten Filme Birth of a Nation und The Jazz Singer standen auf dem Plan. Muss mir mal demnächst, dann eher für private Zwecke, ne Gedichtsammlung von Langston Hughes bzw. zur Harlem Renaissance allgemein zulegen, fällt mir da grade nebenher ein.


    Zu McCarthy: Nein, das ist soweit mein erster Roman von ihm. Bin darauf gespannt und habe zum Buch gegriffen, weil ich es immer noch nicht geschafft habe den Film zu gucken. Aber bei Romanverfilmungen bietet sich das ja sowieso an, es so herum zu machen.

  • Hoppla... danke für die Info. Vielleicht sollte ich öfters mal ins andere Forum reinschauen.


    ja, es lohnt sich. [url=http://www.literaturschock.de/literaturforum/index.php/topic,15913.0.html]Hier[/url] ist übrigens der Link zur Leserunden-Diskussion.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Der Januar ist lektüremäßig eine Katastrophe,


    ach was, Du musst das nur in der richtigen Perspektive sehen. Ich zB habe im Januar gerade mal das hier gelesen:


    George Borrow: Lavengro [beendet]
    Dietmar Dath: Waffenwetter
    Mike Dash: Tulpenwahn
    David Foster Wallace: Schrecklich amüsant – aber in Zukunft ohne mich


    Anders gesagt: Ich komme im Jahr auf maximal 50 äh normal umfangreiche Bücher. Das liest Du in einer paar Tagen weg ;-)

  • Meine Bilanz im Januar:


    * Economist: The World in 2009
    * Thomas Bernhard: Der Schein trügt (suhrkamp taschenbuch)
    * Robert Greenberg: Operas of Mozart (TTC Audio Lectures; 18h)
    * Uwe Johnson: Jahrestage. Band 4 (Suhrkamp Taschenbuch)
    * Thomas Bernhard: Meine Preise (Suhrkamp)
    * Robert C. Bartlett: Masters of Greek Thought: Plato, Socrates, and Aristotle (TTC Audio Lectures; 18h)

  • Zuletzt las ich Georg Kaisers "Von morgens bis mitternachts" und Ernst Tollers "Hoppla, wir leben!" und ich fand beide Dramen außergewöhnlich gut.


    Aber eigentlich bin ich hierhergekommen um dich, BigBen, um deine Meinung über L. A. V. Gottscheds "Pietisterey..." zu bitten!


    Gruß


  • Aber eigentlich bin ich hierhergekommen um dich, BigBen, um deine Meinung über L. A. V. Gottscheds "Pietisterey..." zu bitten!


    Sobald ich damit fertig bin, werde ich mich dazu äußern (vielleicht schon morgen). :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Sobald ich damit fertig bin, werde ich mich dazu äußern (vielleicht schon morgen). :winken:


    OK, ich hab's hinter mir. Literarisch ist es die erste Komödie der Aufklärung und offenbar nach den Gottscheds kompositorischen Regeln konstruiert. Das ist wichtig literaturgeschichtlich, aber weniger für den heutigen Leser.
    Sicher ein Werk dieses Altern liest sich nicht so flüssig, wie moderneres. Aber auch unter dieser Maßgabe war es teilweise etwas träge zu lesen. Die Kritik am Pietismus erscheint aus heutiger Sicht nicht mehr so scharf und unerhört. Daher wirken wohl auch die satirischen Elemente auf den heutigen Leser nicht mehr so wie damals antizipiert. Es wäre interessant, das Stück auf der Bühne zu erleben.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Neue Bücher auf dem Nachtkästchen:
    - Cormac McCarthy - No Country for Old Men
    - Jean Toomer - Cane
    - Scott F. Fitzgerald - The Great Gatsby


    So zu zwei von dreien bin ich mittlerweile gekommen.


    Jean Toomers Cane ist ein interessanter Mischling aus Prosastücken und Gedichten, der, im Gegensatz z.B. zum oben genannten McKay eben nicht nur das städtische Harlem betrachtet, sondern eben auch - zum viel größeren Anteil - das ländliche Georgia der 1920er Jahre. Toomer schafft es auf faszinierende Weise, Gewalt (der Sklaverei und Segregation) mit landschaftlicher und ästethischer Schönheit zu verbinden. Gerade die Gedichte sind interessant zu lesen , unter anderem dieses hier, was vielleicht (meine Perspektive dazu ist als Amerikanistik Student leicht verzerrt ;)) das ist, was man von Toomer noch am ehesten kennen könnte:



    Mit Fitzgeralds The Great Gatsby kann ich auch beim dritten Lesen immer noch nur bedingt etwas anfangen. Sicher, da sind einige interessante Teilaspekte des Romans, die man auch gut diskutieren kann innerhalb eines Seminarkontextes (vor allem eben auch im Bezug auf ethnische Gruppen und Gatsbys Positionierung durch den Ich-Erzähler am Ende), aber die Geschichte an und für sich und der Stil sind irgendwie nicht wirklich meines. Wie gut, dass das Ding so kurz ist.

  • Hallo!


    Ich lese gerade "Die Brüder Karamasow" von F. Dostojewskij in der Manesse Ausgabe.
    Ein großartiges Werk.
    Langsam komme ich zum Schluss (Seite 875 von ca 1200).
    Dieses Buch ist wahrhaftig etwas ganz Besonderes 5ratten


    Habe mir vor kurzem die so genannte "Jahrhundertausgabe" aus dem Aufbau-Verlag gegönnt. Ja,ich weiß: Swetlana Geier ist die beste Übersetzung,aber da ich nunmal keine Taschenbücher mag und die Hardcover mit um die 70-80 Euro pro Buch einfach des Guten zuviel ist,dachte ich mir: versuch's mal damit.

  • OK, ich hab's hinter mir. Literarisch ist es die erste Komödie der Aufklärung und offenbar nach den Gottscheds kompositorischen Regeln konstruiert. Das ist wichtig literaturgeschichtlich, aber weniger für den heutigen Leser.
    Sicher ein Werk dieses Altern liest sich nicht so flüssig, wie moderneres. Aber auch unter dieser Maßgabe war es teilweise etwas träge zu lesen. Die Kritik am Pietismus erscheint aus heutiger Sicht nicht mehr so scharf und unerhört. Daher wirken wohl auch die satirischen Elemente auf den heutigen Leser nicht mehr so wie damals antizipiert. Es wäre interessant, das Stück auf der Bühne zu erleben.


    Danke sehr, BigBen! Ergo emamus. :)


  • Dirac steht auf meiner Leseliste. Von Dath habe ich jetzt die "Abschaffung der Arten" und "Waffenwetter" gelesen, hat mir beides sehr gefallen.


    Ich habe gestern mit "Dirac" begonnen. Nach Löhr ist das wirklich erfrischend zu lesen. Dath ist ja sehr produktiv. Ich habe gerade mal bei Amazon gestöbert, da gibt es ja noch einiges zu entdecken.
    Übrigens "Dirac". Nach der Beschreibung bei Amazon scheint "Die salzweißen Augen: Vierzehn Briefe über Drastik und Deutlichkeit" ein direkter Vorläufer "Diracs" zu sein. Es sind die gleichen Protagonisten und es gibt einiges an Querverweisen. Vielleicht sollte man das vor "Dirac" lesen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • HAllo,


    lese im Moment auf Empfehlung von Bekannten:


    Muriel Barbery: Die Eleganz des Igels


    Wurde ja nicht nur in Frankreich z.T. hochgelobt. Dagegen finde ich es bisher statt philosophisch-tiefgründig eher anmaßend-geschwätzig.
    Vielleicht kommt ja noch irgendwas Einsichtiges. Bisher erscheint es mir eher als ein verbittert-arrogantes Intellektuellengewurstel der studierten Philosophin Barbery.


    HG
    finsbury

  • Hallo finsbury,


    Deine Einschätzung des Buches teile ich.


    Verführt durch eine enthusiastische Spiegel-Rezension habe ich den " Igel " schon im vorigen Sommer/ Herbst gelesen und war so was von enttäuscht!
    Die hochintelligente Göre ist ein französisches Klischee (Zazie .. , Victor ..) Auch sonst wimmelt es in dem Roman nur so von pseudointellektuellen Gemeinplätzen. Die Handlung ist unglaublich dämlich und flach. Mach Dich auf pretty woman und andere Märchenmotive gefasst.
    Zudem eine grauenvolle Übersetzung voller Gallizismen ("..was ich davon denke.."). Dabei geht es in dem Buch um Feinheiten der Sprache! Wieder einmal hat sich mein Eindruck bestätigt, dass Rezensenten die Bücher oft gar nicht richtig lesen.
    Schön , wenn man hier Bestätigung findet!


    Gruß
    Gontscharow

  • Hallo Gontscharow,


    nun das freut mich, man fühlt sich dann nicht "allein gegen die Literatur-Mafia": Warum fällt man nur so gerne - gerade auch hierzulande - auf intellektuelles Geschwafel herein?
    Dennoch werde ich das "Werk" zu Ende lesen. Ich breche nur sehr selten selbst schlechte Bücher ab. Sie liegen mir dann immer auf der Seele mit der Frage, ob nicht doch noch was Lohnendes gekommen wäre.


    HG
    finsbury