Was lest ihr gerade?


  • Doch nun habe ich 2666 durch und abschließend war es für mich ein Top-Buch 2010. Ein Erlebnis. Es gibt Autoren bei denen merkt man auf den ersten Seiten bereits, dass sie einem liegen, und so war es bei Roberto Bolanos Buch. Da das Buch über 5 Teile geht und man kaum einen sichtbaren Zusammenhang erfährt, ist es vielleicht etwas schwierig der Handlung zu folgen. Steffi, mit der ich das Buch zusammen las, wollte zwischen durch schon mal aufhören, doch hat sie sich doch entschlossen weiterzulesen, vielleicht ist es auch zwingend weiterzulesen, denn das Buch hat so eine ganz seltsame Atmosphäre.


    (Das ist keine persönlich gemeinte Kritik, es interessiert mich einfach.)


    "2666" einige Bekannte von mir haben den Roman begonnen, und ihn meist wieder beiseite gelegt. Erst vor kurzem habe ich "2666", obwohl ich das Buch noch nie in den Händen gehalten habe, in die Kategorie einsortiert, was soll ich mit so einem Quatsch :zwinker: Bei mir fällt Bolaño in die gleiche Sparte wie Pynchon, Danielewski und vielleicht auch Mulisch (Die Entdeckung des Himmels ist ziemlich ähnlich aufgebaut). Sie alle kommen sehr klug daher, klatschen ein Buch sogar mit Wissen was die Welt nicht braucht (was will der Autor damit erreichen? Mir aufzeigen wie dumm ich bin?) voll, es gibt keinen Plot, keinen roten Faden, nur Verwirrung für den Leser. Wofür soll ich so was lesen?
    Und dann sind die Dinger lang, lang ohne Ende ...


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Hallo Anita,


    die von dir aufgeführten Autoren kenne ich nicht bzw. habe noch nichts von ihnen gelesen. Ich kann deinen Unmut verstehen. Wenn etwas pseudo-literarische, -philosophisch, -intellektuel, daher kommt, ärgere ich mich auch meist, meist lese ich es garnicht.


    Bolano zähle ich nicht dazu. Er folgt seiner Intention, wie er ein Buch schreiben möchte, konsequent, darin ist nichts gestelltes oder aufgesetztes. Ich glaube, das war ein Vollblutschriftsteller. dem sein Buch über sein Leben ging. Was am Ende auch so war, wenn man seine Lebens- und Leidensgeschichte liest.


    Wegen der Handlung:
    ich schrieb weiter oben .... kaum einen sichtbaren Zusammenhang ..... somit habe ich mich sehr vorsichtig ausgedrückt, denn für mich gab es schon ein Thema dem ich folgen konnte, aber das ist vielleicht nicht so leicht zu entdecken.


    Viele Grüße
    Maria




    (Das ist keine persönlich gemeinte Kritik, es interessiert mich einfach.)


    "2666" einige Bekannte von mir haben den Roman begonnen, und ihn meist wieder beiseite gelegt. Erst vor kurzem habe ich "2666", obwohl ich das Buch noch nie in den Händen gehalten habe, in die Kategorie einsortiert, was soll ich mit so einem Quatsch :zwinker: Bei mir fällt Bolaño in die gleiche Sparte wie Pynchon, Danielewski und vielleicht auch Mulisch (Die Entdeckung des Himmels ist ziemlich ähnlich aufgebaut). Sie alle kommen sehr klug daher, klatschen ein Buch sogar mit Wissen was die Welt nicht braucht (was will der Autor damit erreichen? Mir aufzeigen wie dumm ich bin?) voll, es gibt keinen Plot, keinen roten Faden, nur Verwirrung für den Leser. Wofür soll ich so was lesen?
    Und dann sind die Dinger lang, lang ohne Ende ...


    LG
    Anita

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich in der PM-History einen ausführlichen Bericht gelesen habe, griff ich heute im Buchladen nach Ken Follets neuem Buch "Sturz der Titanen". Ich bin mal gespannt ob das Buch hält, was es verspricht. Demnach soll es unterhaltsam die Geschichte des 20. Jahrhunderts darstellen. Die "Säulen der Erde" und die "Tore der Welt" haben mir von Follett sehr gut gefallen, ich hoffe das ich nicht enttäuscht werde.


    Gruß André

    Miguel de Cervantes Saavedra:&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; &quot;Don Quixote von la Mancha&quot;&nbsp; <br />- Tieck Übersetzung -

  • Gut, dann sage ich auch was über Bolaño's 2666 :zwinker:


    Mich hat die Begeisterung jetzt nicht so hingerissen wie JMaria, aber in gewisser Weise hat der Roman schon was. Konzeptionell ist es auf jeden Fall etwas, das den Leser herausfordert, denn manchmal geraten die Hinweise oder auch die Gedanken des Lesers (zumindest meine) auf Fährten, die im Nirgendwo enden, einfach, weil solche Fragen gar nicht beantwortbar sind und auch von Bolaño gar nicht beantwortet werden wollen. Lösungen will er jedenfalls nicht aufzeigen, aber das Leben, sofern es "das Leben" überhaupt gibt, aufzeigen.


    Zwischendrin aufhören wollte ich beim "Teil der Verbrechen", endlose Seiten schonungslos über die Morde der Frauen zu lesen, auch für hartgesottene Leser sicher nicht einfach. Ich schwankte zwischen Abscheu, Neugier, Gleichgültigkeit und Erschrecken über meine Gleichgültigkeit. Ich könnte mir vorstellen, dass Bolaño das durchaus so geplant hat.


    Der letzte Teil gefiel mir am besten, eine erkennbare Handlung (okay, auch die anderen Teile sind nicht gerade handlungsarm), ich sollte wohl besser schreiben, eine Handlung, die in eine erkennbare Richtung führte oder vielleicht lags auch an den gut gezeichneten Charakteren und dann auch noch eine nette Verbindung zu den anderen Teilen des Buches, die einem eine zweite Lektüre gleich wieder empfahl.


    Ingesamt ein durchaus empfehlenswertes Buch, der dem Leser ein bißchen abverlangt, aber auch viel zu bieten hat, keinesfalls pseudo- ..., denn Bolaño gibt überhaupt nicht an. Und über viele Personen hätte ich gerne mehr erfahren, aber tja, die Wünsche des Lesers zählten sicher nicht.


    Gruß von Steffi

  • Danke Steffi für deine Erklärung, Äußerung und Schilderung :smile:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in &quot;Also sprach Zarathustra&quot;

  • Hilfe, ich muss mich entscheiden!
    Ich lese momentan parallel:


    Gustav Schwab - Sagen des klassischen Altertums
    --> sollte eigentlich Lexikoncharakter haben und dient nun doch als Lesebuch


    Das Nibelungenlied (zweisprachig)
    --> wollte ich mir eigentlich für später aufheben, weil ich dachte, das ist mir im Augenblick zu anstrengend, aber aus dem "Nur kurz schnuppern" wurde dann eher ein ":geil: ist das denn"


    Thomas Bernhard - Erzählungen
    --> akuter Ausbruch von Bernhardfieber, und die Erzählungen sind einfach so gut!


    B. Traven - Das Totenschiff
    --> als Kontrastprogramm zu allem, was ich in letzter Zeit gelesen habe


    Irgendwas muss vorläufig wieder ins Regal wandern, in meinem Kopf gehts zu wie am kalt-warmen Buffet ...

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;


  • Das hätte ich schon vor 40 Jahren lesen sollen.


    Wieso? *neugier*

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Zu Hilsenraths "Nacht"


    Nach den ersten 80 Seiten vermute ich, dass nicht viele das Buch, so schonungslos wie es daher kommt, wirklich gerne lesen werden. Dazu ist es wohl auch nicht geschrieben worden und von Lesevergnügen kann keine Rede sein.


    Vor ca. 40 Jahren las ich ziemlich viel über die Vernichtungsaktionen, Aufstände, die Lager und Gettos gelesen, die im Zuge der Nazizeit Europa überzogen haben. Meistens waren es Sachbücher- mit einer Neuausgabe von Kogons "SS-Staat" hatte ich begonnen- und Ende der sechziger Jahre, vielleicht in Folge des Auschwitz-Prozesses und der Studentenbewegung, ist einiges über diese Themen erschienen.
    Meistens standen, bei der Beschreibung von Opferschicksalen, eher Beispiele im Mittelpunkt, in denen Auflehnung und Altruismus aufgezeigt wurden. Hilsenrath beschreibt ganz anders. Der Überlebenswille, die Überlebensreflexe sind vollkommen egoistisch, das Leben so erbarmungslos wie unter Tieren. Die Darstellung erinnert mich an Art, wie zum Beispiel Bukowski geschrieben hat, nichts an Elend und Ekelhaftem wird ausgelassen. Das kommt mir sehr realistisch und klar vor, und es ist eine Schande, dass das Erscheinen des Romans zunächst unterdrückt wurde.
    Das sind natürlich erst die Eindrücke, die ich nach weniger als 20% des Textes habe.


    Ich war nie ein richtig ernsthafter Leser, leider, habe mich zu viel mit Unterhaltungsliteratur befasst. Die Literatur pauschal nehme ich noch immer nicht ernst, aber bei so einem Buch bedauere ich, dass ich nicht so ca. 20 Jahre meines Lebens noch ein Mal neu und anders durchlesen kann.