Was lest ihr gerade?

  • Ich habe in letzter Zeit vor allem für die Schule gelesen - Absolute Friends (John leCarré), To Kill A Mockingbird, Der Fremde, Der Prozess, Woyzeck, Maria Stuart, Wilhelm Tell, Die Räuber... Bei so viel Klassik und Klassischem habe ich nebenher nur noch Nerven für Fanfiction gehabt.


    Jetzt will ich mich mal wieder meinem SUB zuwenden. Da wäre zum Beispiel:


    Die Jungfrau von Orleans (Schiller)
    Hier interessiert mich vor allem der Vergleich mit St. Joan (GBS) und L'Alouette (Anouilh).


    Eine persönliche Erfahrung (Kenzaburo Oe)


    Das andere Geschlecht (de Beauvoir)


    Ich habe noch mehr Ungelesenes im Regal stehen, z.B. Tristam Shandy, einige Dostojewskis, Tess of the D'Urbervilles und Fairy Tales von Kipling - aber obiges interessiert mich am meisten, die anderen stehen mit eher schlechten Noten auf der Warteliste.


    Total aktuell habe ich aber vorgestern "Narziss und Goldmund" mal wieder hervorgeholt. Es ist immer noch eines meiner liebsten Bücher, auch wenn ich inzwischen aufmerksamer lese.


    LG
    Nightfever

  • Hallo nightfever !


    Vor einigen Wochen habe ich Tess of the d'Urbervilles gelesen und du solltest das Buch unbedingt in der vorderen Reihe plazieren. Es fängt etwas verhalten an aber dann wird die Gestalt von Tess dermaßen intensiv, dass es mir richtig unter die Haut gegangen ist. Sie ist unheimlich kämpferisch und trotz aller wirdigen Umstände, für die sie im Grunde nichts kann, nimmt sie schließlich ihr Schicksal selbst in die Hand, da die gesellschaftlichen Strukturen keinen anderen Ausweg zulassen. Wirklich ein spannendes und fesselndes Buch - eines der drei besten, die ich dieses Jahr gelesen habe.


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi,


    Danke für den Hinweis! In nächster Zeit werde ich vermutlich trotzdem nicht dazu kommen, aber dein Lob lässt mich überlegen, ob ich es nächstes Jahr in der Entspannungsphase nach dem Abitur lese. :urlaub:


    Bald sind schon Weihnachtsferien... Dann lese ich mal wieder für die Schule: Das Silmarillion (auf Deutsch) und Auszüge aus "The Lord of the Rings" für eine Präsentation, sowie die Novelle "Die Taube" von Patrick Süskind, auf die ich schon sehr gespannt bin. Aber für die Jungfrau und die persönliche Erfahrung sollte trotzdem noch Zeit sein.


    LG
    Nightfever

  • Hi


    ich lese zur Zeit an zwei Büchern gleichzeitig:


    Der Zauberberg von Thomas Mann.


    und


    Die Klavierspielerin von Elfriede J.


    Obwohl beides Romane von deutschsprachigen LiteraturnobelpreisträgerInnen sind, könnte der Unterschied kaum größer sein.


    Ersteres ein Buch, bei dem ich nach jedem Absatz innehalte um über das Gelesene nachzudenken,


    zweiteres ein Buch, bei dem ich bei jedem Satz überlege, ob ich das Buch jetzt gleich in die Ecke werfe oder mich noch ein paar Sätze weiterquäle.


    Gruß


    Georg

  • Hallo zusammen!


    Da ich ja bekanntlich zwei- und mehrgleisig lese, habe ich ausser Dantes Commedia noch ein weiteres Buch 'am Köcheln':


    Benito Pérez Galdós: Fortunata und Jacinta


    Ein Spanier aus dem 19. Jahrhundert, den ich bisher gar nicht kannte. Ich bin zufällig über das Buch gestolpert, indem es in einer antiquarischen Wühlkiste für 25 ¢ zu haben war. Kennt jemand diesen Autor? Er scheint tatsächlich ziemlich bekannt zu sein - jedenfalls bin ich, seit ich ihn kenne, schon ein paar Mal drüber gestolpert. Ich habe gerade erst angefangen zu lesen. Scheint einer dieser typischen, breit angelegten realistisch-humoristischen Romane zu sein, wie ich sie (z.B. bei Dickens oder Thackerey) so liebe.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Nachdem ich Elfriedische Jelineksigkeiten (besonders die Beilage in LITERATUREN 1/2-2005) über Kafka und Schiller; wo Schiller kafkasiert wird und F.K. platt & phrasenhaft nicht mehr schillern darf) weggelegt habe -


    ':blume:'


    habe ich mir den neuen Erzählband von Franz Hohler erfreut Kerzen mit einigen Teechen einverleibt: "Die Torte und andere Erzählungen" (Luchterhand 2004).


    Die "letzte" Story heißt dort "Überraschung", drei Seiten nur, sie ist die frapanteste; den Schluss verrate ich teilweise, da er nichts verrät, von dem was hier als Begegnung zwischen Mann und Frau - auf den Stufen zu den Galerien der Notre-Dame verläuft, wo die skurillen Vogelmenschen zur Besichtigung anlockten:
    Da stolpert ungeschickt eine Frau, die hinter einem bodygard von oben herabkommt; sie wird von dem aufsteigenden Ich-Erzähler aufgefangen -


    und
    "ich spürte einen Moment lang ihren Körper an meinem, und es war eine angenehme Überraschung, auf die sogleich noch eine angenehmere folgte. Nicht nur, daß sie sich dem Druck meiner Arme überließ, sie drückte ihrerseits ihren Körper aufs heftigste an meinen, klammerte meinen Kopf von hinten, sagte leise zu mir "Thank you, dear" und drückte ihre leicht geöffneten Lippen auf meinen Mund, ließ mich für eine Sekunde ihre Zunge spüren, löste sich dann von mir und ging mit dem Ruf 'I'm o.k.!' ihrem Begleiter nach... - ("Die Torte". S. 205)
    **
    Dann kommen noch vier Sätze, die diese Frau als Frau der, mhm, der männlichen und weiblichen Sehnsucht des Jahrhunderts ... identifizieren.
    Nein, es ist nicht die Jelinek.
    Aber es "ist" eine Fortuna vor ihrem Abgang, nicht die weltbekannte Pop-Ikone. Nein, keine dieser Medien-Attrappen, wie Jelinek sich auch schon präsentieren lässt, sondern ein erzähltes Glückchen.
    Ja, Hohlers Literatur ist schöner, beglückender - traumhaft wahr - ehrlicher, realistischer als gutgeschmierte Prosa aus dem Schreibrechner der E.J.
    *
    Mich würd' interessieren, wer hier Franz Hohler liest - und ob jemand schon an der literarischen "Torte" genascht hat.

    Kafkas Maus kriegte a posteriori gesagt:<br />...&quot;&#039;Du mußt nur die Laufrichtung ändern&#039;, sagte die Katze und fraß sie.&quot;<br />*<br />Das kann also jede(r) wissen; jede(r) Leser(in) z&#039;mind&#039;st.

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Antonius EY"

    Mich würd' interessieren, wer hier Franz Hohler liest - und ob jemand schon an der "Torte" genascht hat.


    Ersteres: ja. Letzeres: Nein. Irgendwo habe ich noch einen Band mit Gedichten und Kurzgeschichten Hohlers herumstehen. Sein Der Rand von Ostermundigen hatte mich dann allerdings ein bisschen enttäuscht, so dass ich ihn höchstens noch bei seinen Auftritten (live und TV) verfolgt habe.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen!


    Monentan lese ich:


    Marcel Proust - Eine Liebe Swanns
    Joachim C. Fest - Die unwissenden Magier (Über Thomas & Heinrich Mann)
    Alexander Puschkin - Eugen Onegin

  • Zitat von "Thomas"

    Monentan lese ich:


    Joachim C. Fest - Die unwissenden Magier (Über Thomas & Heinrich Mann)


    Hallo Thomas
    berichte bitte. Mich würde das Buch sehr interessieren. Welche Aspekte der Mann's beleuchtet das Buch?


    und damit auch ich die Frage auch mal wieder beantworte:


    ich lese z.Zt. Barbara Belford: Oscar Wilde (eine Biographie)


    viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich habe heute endlich wieder Zeit gefunden, "Eine Persönliche Erfahrung" von Kenzaburo Oe weiterzulesen. Ein phantastisches Buch, trotzdem die Übersetzung manchmal etwas merkwürdig klingt. Ich kann nur noch nicht beschreiben, was daran so toll ist... Na, vielleicht wenn ich fertig bin.


    Hat jemand dieses Roman schon gelesen?


    LG
    Nightfever

  • Hallo zusammen,


    gerade lese ich ein äußerst interessantes Buch: "Allergnädigster Vater", Untertitel "Dokumente aus der Jugendzeit Friedrichs II". Für diejenigen, die die Romanbiographie "Der Vater" von Jochen Klepper kennen, eine schöne Ergänzung.
    Die Feiertage haben mir außerdem erlaubt, in Band 3 des dreibändigen Werkes "Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen" (1817 - 1832) zu blättern. Diese Lektüre eröffnet immer wieder neue Aspekte des Dichters. Es äußern sich Leute wie W. v. Humboldt, Heine, Johanna Schopenhauer, L. Tieck, Charlotte Schiller, Börne...


    @ Nightfever: Tristram Shandy lohnt, ihn aus dem Regal zu holen!


    Grüße,
    Gitta

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Gitta"

    Die Feiertage haben mir außerdem erlaubt, in Band 3 des dreibändigen Werkes "Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen" (1817 - 1832) zu blättern. Diese Lektüre eröffnet immer wieder neue Aspekte des Dichters. Es äußern sich Leute wie W. v. Humboldt, Heine, Johanna Schopenhauer, L. Tieck, Charlotte Schiller, Börne...


    In welcher Ausgabe liest Du denn? Und: Wieso nur Band 3? (Ich meine: Es lohnt sich z.B. nur schon, Schillers Aussagen über Goethe gegenüber Dritten zu lesen, v.a. gegenüber Körner.)


    Zitat von "Gitta"

    @ Nightfever: Tristram Shandy lohnt, ihn aus dem Regal zu holen!


    Oh, auch die andern ("Tristam Shandy, einige Dostojewskis, Tess of the D'Urbervilles und Fairy Tales von Kipling") lohnen sich! :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"


    In welcher Ausgabe liest Du denn? Und: Wieso nur Band 3? (Ich meine: Es lohnt sich z.B. nur schon, Schillers Aussagen über Goethe gegenüber Dritten zu lesen, v.a. gegenüber Körner.)


    Hallo Sandhofer,


    es handelt sich um die dreibändige Ausgabe vom Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, 1982.
    Die Bände 1 und 2 habe ich früher schon gelesen, und Zeugnisse über die mittleren Lebensjahre Goethes sind mindestens so spannend wie das, was ich gerade lese, natürlich.


    Zitat von "Gitta"

    @ Nightfever: Tristram Shandy lohnt, ihn aus dem Regal zu holen!


    Zitat

    Oh, auch die andern ("Tristam Shandy, einige Dostojewskis, Tess of the D'Urbervilles und Fairy Tales von Kipling") lohnen sich! :zwinker:


    Selbstverständlich! :zwinker:


    Gruß,
    Gitta

  • Ich lese gerade Dostojevskijs "Die Brüder Karamasoff"- eines der besten Bücher die ich bisher gelesen habe, spannend und doch auch psychologisch und philosophisch unheimlich interessant (danke schon mal an nightfever für den tipp!!), zusätzlich lese ich das zweite mal Döblins "Berlin Alexanderplatz" und außerdem Hebbels "Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes"

    &quot;Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg, was wir Weg nennen ist zögern&quot; (F. Kafka)

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "rezk"

    [...] zusätzlich lese ich [...] und außerdem Hebbels "Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes"


    Döblin mag ich nicht besonders, aber das Schatzkästlein gehört zu den Büchern, die ich alle 2-3 Jahre mal wieder hervorkrame. Der Autor ist allerdings nicht Friedrich Hebbel, sondern Johann Peter Hebel (mit einem B :zwinker: ). Wenn wir denn dasselbe Büchlein meinen ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe, der übrigens in Boston spielt und nicht, wie ich an anderer Stelle behauptet habe, in Salem (da wurde Hawthorne nur geboren). Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll: Ein bisschen zu gewissenswühlend in Dingen, deren Problematik für uns heute wohl nicht mehr so absolut ist.
    Sophokles: Aias Eine andere Dimension hat hier das Tragische als bei Aischylos: Muss mich noch darauf einstellen..


    Grüße
    finsbury

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "finsbury"

    Hawthorne: Der scharlachrote Buchstabe, [...] Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll: Ein bisschen zu gewissenswühlend in Dingen, deren Problematik für uns heute wohl nicht mehr so absolut ist.


    Ich kenne ein paar Kurzgeschichen von Hawthorne. Wenn The Scarlet Letter so ist, wie ein paar davon, kann ich Dein Statement nachvollziehen. Allerdings bin ich für mich zum Schluss gekommen, dass - imho - "für uns" und "heute" wohl nur für eine kleine Gruppe (ich nenne sie in Ermangelung eines besseren Namens mal:) Intellektueller gilt. Gerade und auch in den USA kenne ich einige Orte, in denen ein geistiges Klima herrscht, das von dem bei Hawthorne beschriebenen nur wenig abweicht ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"


    Ich kenne ein paar Kurzgeschichen von Hawthorne. Wenn The Scarlet Letter so ist, wie ein paar davon, kann ich Dein Statement nachvollziehen. Allerdings bin ich für mich zum Schluss gekommen, dass - imho - "für uns" und "heute" wohl nur für eine kleine Gruppe (ich nenne sie in Ermangelung eines besseren Namens mal:) Intellektueller gilt. Gerade und auch in den USA kenne ich einige Orte, in denen ein geistiges Klima herrscht, das von dem bei Hawthorne beschriebenen nur wenig abweicht ...


    Grüsse


    Sandhofer


    Hallo Sandhofer,


    dann können wir ja nur froh sein, dass wir nicht dort leben. Ich denke aber, dass in good old Europe nicht nur bei den "Intellektuellen" eine etwas freizügigere Geisteshaltung herrscht.


    HG
    finsbury

  • Hallo :winken:,


    habe heute das Buch von Alice Schmidt "Tagebuch aus dem Jahr 1954" erhalten und will morgen mit der Lektüre anfangen. Freue mich sehr auf das Buch. :smile: :smile:


    Grüße Leila

  • Aktuell lese ich Afred Döblins Berlin Alexanderplatz. Das hab ich schon mal so mit ~20 gelesen und kann mich an kaum etwas erinnern.


    Aber das schreib ich nur um das hier hier los zuwerden: Es gibt mindestens 1 Text von Hawthorne, der völlig zeitlos und absolut umwerfend ist und den man unbedingt lesen sollte: Wakefield. Ein makelloses Meisterwerk mit einem wirklich erschütternden Ende.