Was lest ihr gerade?

  • Mein vorletzter Roman von Barbara Pym, der auf Deutsch erschienen ist:
    Das Täubchen

    SIe hat ihn als letzten 1978 veröffentlicht. Der TItel resultiert aus einem Gedichtvers von Keats: "The sweet dove died", wie auch der Originaltitel lautet.

    Leonora Eyre, eine elegante und unabhängige Endvierzigerin, lernt einen älteren Herrn und seinen jungen Neffen James, beide Gentleman-Antiquare, kennen und verguckt sich in den letzteren. Sie führen eine Art platonische Liebesbeziehung, die von Leonora aus zwanghafter wird, als sie entdeckt, dass James ein Verhältnis mit einem jungen Mädchen und später ein noch deutlich emotionaleres zu einem jungen Amerikaner hat. Sie versucht ihn an Fesseln zu legen, wie Keats das Täubchen im Gedicht, wodurch die Beziehung ihre Leichtigkeit und Unschuld verliert und scheitern muss. Selbst als James' amerikanischer Lover abgereist ist, gelingt es den beiden nicht mehr, das vorherige Verhältnis wieder aufzunehmen.

    Mir hat dieser Roman nicht ganz so gut gefallen wie die anderen, weil mir die Charaktere fremder blieben als in den sonstigen Pym-Romanen. Aber dieses Beherrschte, Melancholische macht auch in diesem kleinen Werk einen besonderen Reiz aus.

  • Ich nutze die Feiertage, um mal einen von Karl Mays Kolportageromanen zu lesen - "Der verlorene Sohn". Erinnert mich von Seite zu Seite mehr an Eugene Sues "Die Geheimnisse von Paris".

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Karl Mays Kolportageromanen zu lesen - "Der verlorene Sohn"

    Ist das der, in dem u.a. auch das Weberelend in seiner Heimat geschildert wird? Das waren sehr eindrückliche Passagen, aber ich weiss beim besten Willen nicht mehr, in welchem seiner Schinken das war.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Also bisher hatten wir nur Förster und Schmiede. Und 'ne ganze Menge adliges Gesindel. Die Story beginnt mit einem Doppelmord, der vom Baron dem Förstersohn angehängt wird.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Ja, kommt im zweiten Teil, "Sclaven der Arbeit"

    "Die Sklaven der Arbeit" hab ich mal gelesen, so Mitte der 70er.

    Diese Ausgabe

    https://d-nb.info/740378171


    ( Ist letztens, mit ein paar anderen Büchern der Reihe, in einem öffentlichen Bücherschrank gelandet.

    Ich muss Platz schaffen, bzw. wie ich es gerne sage:

    ich hab das Privileg, ab und an die Bestände entmehren zu dürfen. )


    Also, der Bösewicht heißt Seidelmann.

    mag es ein angemessen schlimmes Ende mit ihm nehmen ....

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Ich nutze die Feiertage, um mal einen von Karl Mays Kolportageromanen zu lesen - "Der verlorene Sohn". Erinnert mich von Seite zu Seite mehr an Eugene Sues "Die Geheimnisse von Paris".

    Welche Ausgabe liest du?

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Also, der Bösewicht heißt Seidelmann.

    mag es ein angemessen schlimmes Ende mit ihm nehmen

    Der ganze Romanteil nimmt, wenn ich mich da richtig erinnere, ein denkbar schlimmes Ende für viele Beteiligte, da wird am Schluss nichts geschönt. Findet man bei May eher selten. Am Schluss wird eine junge Frau, die vom Schurken verführt und geschwängert wurde und eine Totgeburt erleidet, für Kindsmord verurteilt und versucht, sich umzubringen, sie wird aber rechtzeitig gefunden – nicht "gerettet". So endet der 2. Teil:

    Zitat

    Bereits am Nachmittage zog sie als Kindesmörderin wieder in das Untersuchungsgefängniß ein, welches sie gestern verlassen hatte. Die Aerzte hatten begutachtet, daß sie transportabel sei, wenn man die nöthige Vorsicht anwende. Sie sagte kein Wort und sie weinte auch nicht. Warum auch weinen? Es war nun doch Alles aus! –

    Der 2. Teil ist für Mays Verhältnisse ziemlich realistisch, da konnte er auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Eigentlich erzwingt der ganze Roman die "Systemfrage", aber natürlich wird sie nicht gestellt: das System ist gottgegeben und gut, es sind einzelne Schurken, die schuld sind. Naja.

  • Diesmal klappt's, auf Neujahr einen neuen Roman anzufangen.

    Dominique von Eugène Fromentin. Winkler

    https://d-nb.info/870989812

    Angeregt übrigens durch den Kommentar in James', Die Gesandten. Wo Autor und Roman erwähnt werden.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Vor Jahren hat Zefira hier den Monteverdi-Roman "Divino Claudio" von Lazlo Passuth vorgestellt. Den habe ich mir deshalb damals antiqarisch angeschafft (eine schöne alte Leinenausgabe aus dem VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig) und lese ihn nun. Den Anfang fand ich ein bisschen zäh, da das Buch keinerlei Anmerkungen hat und vieles an musiktheoretischem Wissen sowie spezieller Renaissancegeschichte voraussetzt, was mir bisher unbekannt war, aber das Lesen lohnt sich. Man lernt auf unterhaltsame Weise sehr viel über das kulturelle Leben an einem Renaissance-Hof (Mantua unter VIncenco I. Gonzaga) und eben über den Übergang von der Renaissance zum Barock in der Musik. Es geht für mich langsam weiter, mittlerweile habe ich zwei Drittel des Buches bewältigt, weil ich zwischendrin ganz viel Musik dazu höre und Geschichtliches sowie Musiktheoretisches recherchiere. Im Nachhinein vielen Dank für den Lesetipp, Zefira.

  • Oh, das freut mich, finsbury . Ich schätze Monteverdis Musik sehr und habe das Buch damals mit viel Freude gelesen - eine "Romanbiografie" im besten Sinn. Einige Stellen sind mir noch im Gedächtnis, aber ich will dir hier nicht vorgreifen ... 2019, sehe ich gerade, habe ich auf Facebook von dem Buch erzählt und dazu vermerkt: "Ich bin gewiss nicht rührselig beim Lesen, war aber ein paarmal den Tränen nah."

  • Saramagos Steinernes Floß hat mich länger als gedacht beschäftigt. nebenher hatte ich noch den Briefwechsel von Bachmann und Frisch gelesen.

    Saramago, so wie er ist, eine dystopische Idee, entweder sieht keiner was oder alle sehen, oder keiner stirbt, in diesem Fall sind die Pyrenäen auseinandergebrochen und die iberische Halbinsel ist zur Insel geworden. Mit welchen Feinheiten und auch wie gewählt er erzählt war schon sehr gut. Die Geschichte an sich hat mich irgendwie nicht so reingezogen, dass ich schneller gelesen hätte. Es gab immer viel zu überlegen.


    Bachmann vs. Frisch war interessant. Etwas voyeuristisch, dennoch spannend. Es könnte fast wie ein Briefroman gelesen werden. Spannend fand ich auch, wie vor allem Frisch Ingeborg Bachmanns Ideen zu seinen Büchern umgesetzt hat.


    Derzeit lese ich Thomas Hürlimann - Der rote Diamant, da geht es um das Kloster in Einsiedeln und den fehlenden Diamanten der Habsburger Kronjuwelen.

  • Diesmal klappt's, auf Neujahr einen neuen Roman anzufangen.

    Dominique von Eugène Fromentin. Winkler

    https://d-nb.info/870989812

    Angeregt übrigens durch den Kommentar in James', Die Gesandten. Wo Autor und Roman erwähnt werden.

    Das ist ein eher kleiner, und, meine ich, psychologisch geschickter Roman. Junger Mann, 17, verliebt sich in junge Frau, 18. (In dem Alter sind das, bekannterweise, Äonen. 37-38 oder 57-58 dagegen kein Problem.) Und sie auch, wie immer mehr durchscheint, in ihn. Junge Frau heiratet, wie die Konvention es will, einen anderen, Älteren ....


    Die schwierige Entscheidung: welcher Roman jetzt ? entschieden für:

    Charlotte Brontë, Villette. (Manesse.)

    Nach der Wiederlektüre von "Jane Eyre" (Charlotte) und "Sturmhöhe" (Emily) letztes Jahr dieser zum ersten Male.


    Vor etwa fünf Jahren "The Tenant of Wildfell Hall" von Anne.


    Also fehlt ja von den berühmten Schwestern gar nicht mehr so viel. Außer, meines Wissens, zigtausend Seiten Angria und Gondal ;)

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Leibgeber, die Romane der Brontes habe ich in den Neunzigern alle gelesen. "Villette" fand ich von der Thematik un dem Setting her recht spannend.


    Den Monteverdi-Roman habe ich heute zu Ende gelesen und habe im Nachhinein, auch wenn zwischendrin die Opern-Beschreibungen in meinen Augen sehr langatmig waren ( im Gegensatz zu sinfonischer und Chormusik mache ich mir aus Opern recht wenig), großen Gewinn aus dem Buch gezogen, weil es eine mir bisher nicht so bekannte Epoche (Spätrenaissance und Frühbarock) mit dem politischen und kulturellen Leben sehr nahebrachte. Da werde ich später Weiteres zu lesen.