Was lest ihr gerade?

  • Ich beginne heute mit einer Leserunde mit diesem Buch:


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    "Doppelleben" von Alain C. Sulzer. Es geht darin um die Brüder Goncourt. Soweit ich sehen kann, wird der Beziehung zu der Haushälterin, die die beiden zu dem Roman "Germinie Lacerteux" inspiriert hat, breiter Raum gewidmet.
    Ich kenne "Germinie Lacerteux" gut, die Entstehungsgeschichte interessiert mich.

  • So, jetzt muss ich mich auch mal wieder melden, denn ich bin zuletzt wieder zum stillen Mitleser geworden…


    Ich schließe mal da an, wo ich wohl aufgehört habe: Jean Paul. Zum besseren Verständnis habe ich die Biographie „Jean Paul: Meister der zweiten Welt“ von Beatrix Langner begonnen. Mir sind dadurch schon viele Lichter aufgegangen, denn die geschichtlichen Aspekte und die Lebensabschnitte Pauls und alles was so dazugehört (Familienverhältnisse, Freundschaften usw.), helfen ungemein beim Verständnis seiner Schriften.

    Ausgelesen habe ich die Biographie noch nicht.


    Da ich nicht so viel zum Lesen gekommen bin, wie erhofft, aber dennoch meine literarische Dosis am Tag brauche, habe ich wieder vermehrt zur Lyrik gegriffen.


    Eine Entdeckung waren für mich Gedichte von Alexander Xaver Gwerder, auf die ich zufällig gestoßen bin und mir dann gleich den Schuber aus dem Limmat Verlag kaufte (fast für umsonst, 2€). Ich habe bisher erst an der Oberfläche gekratzt, aber einzelne Gedichte haben mich sehr berührt.


    Hier gefunden:

    http://www.planetlyrik.de/alex…-blauer-eisenhut/2016/04/


    Weiter habe ich William Wordsworth entdeckt (z.B. The Thorn), antiquarisch eine unvollständige Sammlung aus dem Moxon Verlag erworben, in der ich immer mal blättere und schmökere.


    Kürzlich habe ich mit „Troubles“ die Empire-Trilogie von James Gordon Farrell begonnen, die „in drei eigenständigen Erzählungen den Zerfall des britischen Empires schildert." Mit Band 1 ist man ab 1919 in Irland mit Major Brendan Archer in einem heruntergekommenen Hotel mit dem glanzvollen Namen "Majestic" unterwegs. Nicht ganz bei der Hälfte ist das bisher eine sehr süffige Angelegenheit, etwas schräg, humorvoll und am Horizont die sich zuspitzenden politischen Spannungen. Eine spannende Mischung.


    Von Perutz habe ich noch den "Meister des jüngsten Tages" gelesen und weiß nun auch was "Drommetenrot" ist. Wie immer sehr spannend und die Volten am Ende faszinieren auch hier.

  • Von Perutz habe ich noch den "Meister des jüngsten Tages" gelesen und weiß nun auch was "Drommetenrot" ist. Wie immer sehr spannend und die Volten am Ende faszinieren auch hier.

    Was Drommetenrot ist, daran kann ich mich erinnern, aber gesehen habe ich es (vermutlich zum Glück) noch nicht.
    Für Perutz kann ich mich immer wieder begeistern. Kürzlich las ich "Der Judas des Leonardo", wieder ein tolles, stimmungsvolles Stück.

  • Was Drommetenrot ist, daran kann ich mich erinnern, aber gesehen habe ich es (vermutlich zum Glück) noch nicht.
    Für Perutz kann ich mich immer wieder begeistern. Kürzlich las ich "Der Judas des Leonardo", wieder ein tolles, stimmungsvolles Stück.


    Ich glaube, ich habe mittlerweile fast alle Romane schon im Regal stehen. Immer wenn ich ein günstiges Angebot sehe, greife ich zu (ich habe versucht, die gebundenen Ausgaben aus dem Zsolnay Verlag in der einheitlichen Aufmachung - falls vorhanden - zu bekommen). Ich freue mich schon auf die nächsten Romane. "Bolibar" und "Der schwedische Reiter" sind noch recht frisch im Regal.

  • Für Perutz kann ich mich immer wieder begeistern. Kürzlich las ich "Der Judas des Leonardo", wieder ein tolles, stimmungsvolles Stück.

    Ich hab das Buch auch letztes Jahr gelesen. Ich mochte die Beschreibung der gesellschaftlichen Verkommenheit so sehr. Viel hat sich seit der Rennaissance ja nicht geändert, die Methoden schon, die Absichten dahinter nicht.


    Manchmal hab ich das Gefühl wir bräuchten eine Encorerenaissance, eine nochmalige geistige Wiedergeburt.

  • Trollopes "Türme von Barchester" kommen nach ca. 100 Seiten der Manesse-Ausgabe so richtig in Fahrt, in dem Moment, wo das Erzählen und Erklären aufhört und die Dialoge einsetzen. Da ist Trollope in seinem Element und das Lesen macht großen Spaß.

    Daneben lese ich Yuval Hararis "Eine kurze Geschichte der Zeit", eine sehr kluge, manchmal überspitzt formulierte Zusammenschau der Menschheitsgeschichte unter verschiedenen Ansätzen: u.a. aus dem Blickwinkel der Evolution, der Philosophie, der WIssenschaftsgeschichte und Ideologiekritik. Sehr interessantes und auch noch wirklich kurzweilig zu lesendes Buch!

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • David Diop entführte mich in den Senegal des 18. Jahrhunderts. Schön und brutal zugleich. Eine einzigartige Natur mit den Menschen und Königreichen dort tief verbunden stehen brutalem Sklavenhandel gegenüber.


    Es bleibt französisch bei mir, ich begebe mich ins 19. Jahrhundert.

    Da ich bald nach Korsika reise, eine kleine Geschichte von dort.


    Prosper Mériemée - Colomba


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  • Ach ja, Dickens müsste ich auch mal wieder lesen .... .

    Naja, meine letzten müssten so ein Vierteljahrhundert her sein. "Bleakhouse" und "Little Dorrit", beide auf Englisch.

    Und Jahre davor waren es "Martin Chuzzlewit" und "Our Mutual Friend".

    Im "Raritätenladen" war ich sofort wieder dabei, die Erinnerungen an die typisch skurrilen Dickens-Figuren ...

    und es lässt sich viel lernen dadurch, ich las gerade

    https://en.wikipedia.org/wiki/Astley%27s_Amphitheatre


    In seinen Vorzügen, wie auch Mängeln: Dickens hat Qualitäten, die ihn herausragen lassen.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Apropos Calvino: Ich habe mir endlich bei meiner letzten Medimops-Bestellung den "Reisenden in einer Winternacht" gegönnt und bin sehr gespannt. Meine Tochter ist begeistert davon. Bisher kenne ich von Calvino nur eine Erzählung über einen halbierten Baron.

    Hi Zefira, der Baron ist der auf den Bäumen. Der halbierte ist Visconte :-)

    So jedenfalls meine Ausgabe

    https://d-nb.info/910419108

    enthält außerdem noch: Der Ritter, den es nicht gab.

    Wiederlesenmöchte, nur wann .....

    ich fand diese drei Romane wunderbar, den "Reisenden" auch.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Den "Reisenden" habe ich auch vor ca. 20 Jahren gelesen. Ist das nicht eine Montage aus lauter Romananfängen? Ich erinnere mich nur, dass ich es ganz unterhaltsam zu lesen fand.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • In seinen Vorzügen, wie auch Mängeln: Dickens hat Qualitäten, die ihn herausragen lassen.

    So sehe ich das auch. Manchmal muss man sich durch dicke Kitschschichten kämpfen und bekommt dann wieder einen so köstlichen Dialog, eine so brillante satirische Schilderung, dass es sich dennoch gelohnt hat. Und er ist von allen großen Viktorianern am nächsten an den sozial Schwachen, legt den Finger gnadenlos auf so einige Wunden.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Den "Reisenden" habe ich auch vor ca. 20 Jahren gelesen. Ist das nicht eine Montage aus lauter Romananfängen? Ich erinnere mich nur, dass ich es ganz unterhaltsam zu lesen fand.

    Soweit ich weiß, ist es eine Montage aus Romananfängen auf unterschiedlichen Stilebenen.
    Ich habe es immer noch nicht angefangen, weil ich gerade in zwei Leserunden stecke.

  • Colomba war alles andere als eine Friedenstaube. Eher eine rachsüchtige junge Frau, die darin aufging ihren ermordeten Vater in der korsischen Vendetta zu rächen. Wunderbare Beschreibung von archaischen Landschaften Korsikas und der archaischen Bevölkerung mit ihren eigenen Vorstellungen von Sitte und Anstand.

    War eine lesenswerte Geschichte.


    Ich bleibe in Frankreich, allerdings viel aktueller


    David Diop - Nachts ist unser Blut schwarz


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  • Lauterbach das klingt gut, ich habe das Buch auch bei mir zu Hause. Es wartet noch geduldig :)


    David Diops gefeiertes Buch Nachts ist unser Blut schwarz ist fertig. Es ist ein sehr spezielles Buch, dass die "Schokosoldaten" (sic!) im ersten Weltkrieg würdigt. Vor allem die senegalesischen Protagonisten, die für Frankreich als Kanonenfutter in die Schützengräben des 1. Weltkrieges gezogen sind.

    Sehr interessant fand ich auch die Erinnerungen des Ich-Erzählers an sein Heimatdorf im Senegal, sein Leben dort, seine familiären Verhältnisse, seine Liebe.


    Als neues Buch beginne ich mit


    Aura Xilonen - Gringo Champ


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    Hier geht es um einen illegalen mexikanischen Einwanderer in den USA, der sich versucht durchzuschlagen.

  • Ich lese derzeit nur Krimis und Thriller. Im Sommer hab ich im Freibad an der Kassa gearbeitet. Da bin ich immer wieder zum Lesen gekommen, wurde aber natürlich immer wieder unterbrochen durch Gäste die gezahlt haben.

    Bücher, bei denen man sich voll konzentrieren musste, schieden daher aus. Auf diese Weise hab ich Lars Kepler für mich entdeckt und auch Andreas Gruber hat mich in seinen Bann gezogen.

    Jetzt, wo die kältere Jahreszeit beginnt, hoffe ich wieder auf anspruchsvollere Lektüre.

  • So sehe ich das auch. Manchmal muss man sich durch dicke Kitschschichten kämpfen und bekommt dann wieder einen so köstlichen Dialog, eine so brillante satirische Schilderung, dass es sich dennoch gelohnt hat. Und er ist von allen großen Viktorianern am nächsten an den sozial Schwachen, legt den Finger gnadenlos auf so einige Wunden.

    "Der Raritätenladen" ausgelesen. Und, ja, es hat mir sehr gefallen.

    Soweit ich mich erinnere, hab ich nie sonst in einem seiner Romane eine solche Sammlung von absonderlichen Figuren gefunden. Und viel mehr, als Charakterisierungen durch ein paar immer wiederkehrende Eigenschaften, Gewohnheiten, hat er eher nicht gekonnt. Die Guten gut, die Bösen böse. Nur einer, Mr. Dick Swiveller, anfangs ein Tunichtgut, offenbart dann bessere Anlagen. Und zu mehr als einen gelegentlichen Wechsel zwischen zwei Schauplätzen reicht es nicht. Am Anfang ein Erzähler, der sich dann selbst verschwinden lässt und nicht wieder auftaucht.

    Aber es wirkt bei mir. Ich hab gemerkt, dass ich es empfinde, wie Märchen von Andersen.

    Literaturwissenschaftlich unhaltbar, nehme ich an.

    Ich möchte in absehbarer Zeit "Große Erwartungen" und "Harte Zeiten" lesen, die eventuell etwas differenzierter zur Sache gehen, so meine ich, wo auch immer, mal mitgekriegt zu haben.


    Aber erstmal, rein ins auch dickleibige Lesevergnügen:

    Volter Kilpi, Im Saal von Alastalo.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Leibgeber: Den "Raritätenladen" kenne ich nicht. Es gibt einige Dickens, die ich nicht besonders mag, allen voran die Weihnachtserzählungen. Die finde ich nur kitschig. "Große Erwartungen" und "Harte Zeiten" habe ich auch gelesen, besonders gefallen hat mir der erstere Titel. Auf meinem Reader sind noch "Martin Chuzzlewit" und "Eine Geschichte aus zwei Städten", vielleicht im nächsten Jahr. Im Moment mag ich Trollope sehr gern und werde sicher noch mehr von ihm lesen. So tolle Dialoge und diese Ansehens- und Machtkämpfchen: Ich habe immer unsere (Lokal-) politiker und andere Größen vor Augen, wenn ich mir das Ranggeschachere der anglikanischen Kirchenkleinen -und -größen zu Gemüte führe. Trotz anderer Zeit und anderem Milieu, eigentlich ändert sich an menschlichen Eitelkeiten überhaupt nichts.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Leibgeber: Den "Raritätenladen" kenne ich nicht. Es gibt einige Dickens, die ich nicht besonders mag, allen voran die Weihnachtserzählungen. Die finde ich nur kitschig. "Große Erwartungen" und "Harte Zeiten" habe ich auch gelesen, besonders gefallen hat mir der erstere Titel. Auf meinem Reader sind noch "Martin Chuzzlewit" und "Eine Geschichte aus zwei Städten", vielleicht im nächsten Jahr. Im Moment mag ich Trollope sehr gern und werde sicher noch mehr von ihm lesen. So tolle Dialoge und diese Ansehens- und Machtkämpfchen: Ich habe immer unsere (Lokal-) politiker und andere Größen vor Augen, wenn ich mir das Ranggeschachere der anglikanischen Kirchenkleinen -und -größen zu Gemüte führe. Trotz anderer Zeit und anderem Milieu, eigentlich ändert sich an menschlichen Eitelkeiten überhaupt nichts.

    Hi finsbury, ja, "Die Türme von Barchester", Manesse, schlummert seit Jahren im Kleinformatregal. Und als es letztens hier so positiv erwähnt wurde, fiel es mir mal wieder ein. Und auf dem Kobo schlummert seit Jahren "Can You Forgive Her?" aus der Serie "The Pallisers". Weil ich nämlich irgendwann in der englischsprachigen Wikipedia nachgelesen und dann beschlossen hatte, beide Serien auf Englisch zu lesen. Think big, so bin ich eben. Anstatt mal, kleiner, mit einer Übersetzung anzufangen. Wo ich doch für einen Roman auf Englisch 3-4 mal so lange brauche.

    "Barchester" ist also auf der Agenda. Vor dem nächsten Dickens. Ich kann mich nicht erinnern, je was von Trollope gelesen zu habe. Das möchte ich ändern.


    Edit: betreffend die "Weihnachtserzählungen" gehe ich völlig conform. Wobei "Das Heimchen am Herde" wahrscheinlich eine meiner ersten Dickens-Lektüren überhaupt war. Das gab es als Reclam in den Regalen unserer Eltern. Heute ist es bei mir. 1952, schlechtes Papier, geklammert. Das ist Familien- und Verlagsgeschichte. Irgendwann, da war ich sehr jung, hatte ich mal eine Gesamtausgabe der Weihnachtserzählungen. Nachdruck bei Parkland, oder so. Ist längst weg. Ich werde die definitiv nicht wiederlesen.

    Wobei allerdings Kitsch as Kitsch can vor 200 Jahren auch sicherlich was anderes war.

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

    Einmal editiert, zuletzt von Leibgeber ()

  • Von den "Weihnachtserzählungen" ist mir eigentlich nur das Weihnachtslied in Erinnerung geblieben, und zwar in sehr lieber Erinnerung, weil untrennbar mit der Erinnerung an meinen Papa verbunden, der mir dieses Buch ans Herz legte, als ich so elf oder zwölf war. Ich lese es in Abständen immer wieder mal und staune über die großartige Erzählökonomie dieses Buches, es ist so kurz und enthält trotzdem so unglaublich viel Stoff. Was mich in den Diskussionen um dieses Buch immer wieder wundert, ist, wie wenig der Charakter von Scrooges "Wandlung" besprochen wird. Es geht ja nicht nur darum, dass er ein besserer Mensch wird, wohltätig und freundlich zu seinen Mitmenschen. Das erste, was mir immer wieder auffällt, sind seine Lachanfälle, und für die liefert das Buch eigentlich keine Erklärung. Warum lacht er stundenlang, nachdem er aufgewacht ist? Sich einfach nur freuen ist ja was anderes als zu lachen, als würde man gekitzelt. Es offenbart eine merkwürdige Seite in Scrooges Charakter, aber ich finde diese Wendung eigentlich sehr gut; es bewahrt die Geschichte davor, bloß moralinsauer daherzukommen.