Ein Klassikerforumswettbewerb für 2021 - Kommentare und Diskussionen
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Da hast du dir ja einiges vorgenommen.
Das täuscht. Ich geh ja davon aus, dass ich die meisten Stücke locker an einem Tag lesen werde. Einiges wird sicher länger dauern (Wallenstein, oder das Barock-Zeug), aber da sind viele ziemlich kurze Texte dabei, die gerade mal ein einfaches Reclam-Heft füllen. Die Liste sollte ich im Frühjahr durch kriegen (falls ich mich überhaupt daran halte, versteht sich …). Moliere ist (neben Shakespeare, Nestroy, Raimund, Sophokles, Grillparzer etc.) einer von den Autoren, die noch auf die Liste gehören, bei denen ich aber nicht so recht weiß, was ich da nehmen soll.
Achja, was ich jetzt schon empfehlen kann (weil ich die schon kenne): Tiecks "Gestiefelter Kater" und "Die verkehrte Welt". Aus dem Kater:
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Prinzessin: … Aber was man doch auf Reisen Neues sieht. Sagt mir doch einmal, guter Bauer, warum haut Ihr denn das Stroh so um?
Kunz lachend: Das ist ja die Ernte, Mamsell Königin, das Getreide.
König: Das Getreide? – Wozu braucht Ihr denn das?
Kunz lachend: Daraus wird ja das Brot gebacken.
König: Bitt ich dich ums Himmels willen, Tochter! – daraus wird Brot gebacken! – Wer sollte wohl auf solche Streiche kommen? – Die Natur ist doch etwas Wunderbares. Hier, guter Freund, habt Ihr ein klein Trinkgeld, es ist heute warm. –
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Der Auszug ist ja herrlich. Muss ich gleich bei Gutenberg schauen
Von Nestroy kenne ich nur "einen Jux will er sich machen". Von den anderen nur Auszüge aus den Stücken die wir in der Schule lesen mussten.
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Heute würde die Prinzessin sich wundern, dass die Kühe nicht lila sind.
Die Zeiten ändern sich nur wenig.
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Ja, der "Gestiefelte Kater" ist ein lustiges, satirisches Stück. Wurde mir in der Vorlesung seinerzeit als Beispiel für die Hinwendung der Romantiker zum Märchen verkauft. Aber da kannte ich das Stück schon und wusste, dass der Prof da groben Unfug erzählt.
Nestroy hab ich in Studienzeiten mehr oder weniger komplett gelesen, ich hab da die hübsche 6bändige Insel-Ausgabe, da werd ich zur Auswahl vielleicht einfach blind reinpieksen (Aber ich such noch eine ganz bestimmte Stelle bei Nestroy, wo es in einem Monolog um winken/gewunkt/gewinkt geht – vielleicht les ich doch mehr und find die Stelle mit etwas Glück wieder …
(Ach, ich hätte viel mehr Notizen machen sollen. Oder überhaupt mal welche. Als ich mal ein Referat zu Klingers "Zwillingen" geschrieben habe, hatte ich mir in der Uni-Bibliothek zeitgenössische Zeitungen mit Rezensionen rauslegen lassen. Da bin ich über eine großartige Anzeige gestolpert, in der ein Offizier a.D. oder dergleichen Leute suchte, die mit ihm zum Südpol fahren, um dort in das Innere der Erde einzusteigen. Seit Jahren ärgere ich mich, dass mir das seinerzeit zu viel zum Abschreiben war.)
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giesbert das mit den Notizen kenne ich nur zu gut. Ich hab ja Geschichte studiert und denke mir heute oft: Irgendwo hab ich das mal gelesen, aber keine Ahnung mehr wo das war.
Ich bin ja eigentlich der volle Prosa-Leser und versuche seit Jahren mit Theaterstücken warm zu werden. Bis gestern war ich überzeugt davon, dass das nie was wird. Aber der eingebildete Kranke war so lustig zu lesen, dass ich das Genre wohl jetzt für mich entdecken werde.
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Aber der eingebildete Kranke war so lustig zu lesen, dass ich das Genre wohl jetzt für mich entdecken werde.
Sehr schön, von wegen wir verderben den Leuten die Lektüre ;-).
Ich les normalerweise auch eher Prosa, Theater selten und fast nie Gedichte. Hm. Vielleicht sollte ich mal ein paar der umfangreicheren Balladen des 19. Jhrd. auf die Liste setzen, Herders "Cid" und dergleichen.
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Schöne Liste, giesbert. Danach bist du Drama-Fachmann!
Ich lese hin und wieder gerne Dramen und zwar viel lieber, als ich sie auf der Bühne sehe. Alles Interpretierte ist mir nicht so lieb und wird erst zur Kenntnis genommen, wenn ich den Text kenne. Das gilt auch für Verfilmungen und Hörbücher. Das nun verfließende Jahr habe ich ja den Wallenstein gelesen,den du, giesbert, auch auf der Liste hat. Das war durchaus ein Leserlebnis und er gefällt mir von den Schiller-Dramen mit am besten.
Jaqui, wenn du Molière magst, wirst du sicher auch gerne die Shakespeare-Komödien lesen. -
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Ich hatte in den Achtzigern eine Moliere-Phase und habe eine Vielzahl seiner Stücke gelesen. Am besten gefiel mir Tartuffe. Übrigens hatte ich damals ein Bibliotheksbuch. Ich erinnere mich, dass die Texte in Versen standen, aber ungereimt.
In den Neunzigern, nachdem ich umgezogen war, wollte ich zwei oder drei Stücke nochmal lesen und holte mir wieder ein Bibliotheksbuch, jetzt aus einer anderen Bibliothek (aus meinem neuen Wohnort). Das war aber eine andere Übersetzung, und ich hatte bei weitem nicht mehr soviel Spaß, irgendwie war es sprachlich nicht mehr so spritzig wie beim ersten Lesen - obwohl sich diesmal alles schön reimte, oder vielleicht auch gerade deshalb ... Leider habe ich mir damals keine Notizen zu den Übersetzungen gemacht.
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Als Ariane Mnouchkines "Moliere" in die Kinos kam hab ich ziemlich viel Moliere gelesen, aber praktisch keine Erinnerungen mehr daran. Anders als bei Shakespeare, den ich ungefähr zur gleichen Zeit gelesen habe (gerade mal in der IMDB nachgeschaut: "Moliere" kam 1978/79 in die Kinos, kommt hin: da war ich 17 und in der Theatergruppe an der Schule, da hab ich ziemlich viele Theaterstücke gelesen). Im Regal stehen 5 Taschenbücher (von 7, Diogenes) mit Stücken, aber die TBs sind leider auf recht hartem Papier gedruckt und schlecht geklebt – die meisten Bände sind durchgebrochen oder haben lose Seiten (immerhin – ich hab darin offensichtlich gelesen ;-)). Die müsste ich mal durch eine vernünftige Ausgabe ersetzen. Hm.
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Ich überlege noch eine Liste mit 5 Theaterstücken.
Was ist denn von Shakespeare zu empfehlen?
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Ich kenne die Königsdramen nicht, habe aber einige der leichteren Stücke (Was ihr wollt, Sommernachtstraum, Viel Lärm um nichts) mit Freude gelesen, ebenso den Hamlet, als im letzten Jahrtausend mehrere Kinofassungen im TV zu sehen waren.
Ich habe selbst noch (für irgendwann ...) den Sturm auf dem Zettel. Vielleicht würde sich dazu sogar eine Leserunde finden?
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So spontan: Lear, Macbeth, Richard III., Sommernachtstraum, Romeo & Julia. Die Bestseller halt ;-).
Problematisch wird's erst bei der Übersetzung. Klassiker ist ja Schlegel/Tieck, aber die sind halt auch etwas nunja ältlich. Frank Günther wird ja hoch gelobt, aber die kenne ich nicht. Thomas Brasch soll auch sehr gut sein.
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Zitat
Problematisch wird's erst bei der Übersetzung.
Da sagst du was ... Ich habe mir vor vielen Jahren mal eine TB-Gesamtausgabe gekauft. Als ich mich ans Lesen machte, stellte ich fest, dass ganze Szenen fehlten, und zwar sowohl im "Sommernachtstraum" als auch im "Sturm". Statt dessen eine kursiv gesetzte Anmerkung, diese Stellen seien so läppisch, dass der Übersetzer es für unter seiner Würde hielt, sie zu übertragen.
Welche Szenen das genau waren, weiß ich nicht mehr; vermutlich sog. Rüpelszenen. Ich war so verärgert, dass ich den kompletten Schuber wegpackte. Als ich dann in 2007 die Ausgabe meines Vaters erbte (Übersetzung von Tieck), habe ich die oben genannte mit Genuss in die Blaue Tonne geworfen.
Jaqui : Mache ich gerne, wenn es soweit ist.
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Statt dessen eine kursiv gesetzte Anmerkung, diese Stellen seien so läppisch, dass der Übersetzer es für unter seiner Würde hielt, sie zu übertragen.
Hihi, das hab ich ja noch nie gesehen*. – In der Wikipedia gibt's einen Artikel zu dt. Shakespeare-Übersetzungen, da ist auch die Rede davon, dass es Ausgaben gibt, die explizit für die Bühne übersetzt und bearbeitet sind, vielleicht war das ja eine derartige Ausgabe.
* dh - stimmt nicht ganz: In den Hilfetexten des dt. Turbo Pascals bin ich mal über eine Stelle gestolpert, bei der der Übersetzer meinte, er habe keine Ahnung "was sich die Amis dabei gedacht" hätten und die dann auch weder erläutert noch übersetzt war.
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Ich werd wohl zwei, drei Stücke auf die Leseliste setzen, die ich noch gar nicht kenne: Wintermärchen, Titus Andronicus (das muss ziemlich übel sein), Lustigen Weiber von Windsor. Und vielleicht doch noch mal den Lear und Richard III. Hm. Die Liste nimmt dann allerdings doch eher bedrohliche Ausmaße an …
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Wenn ich das nächste Mal an den Bücherkisten auf dem Speicher bin, werde ich mal nachsehen, ob das eine oder andere Bändchen meiner windigen Shakespeare-Ausgabe der Tonne entging.
Könnte ja immerhin sein - jetzt interessiert es mich, was das für eine Übersetzung war.
ps. Noch ein Nachtrag, wenn ich mal mit was ganz Trivialem um die Ecke kommen darf: Neugierig geworden, was du, giesbert , mit "ziemlich übel" meinst, habe ich einen Blick in den Wiki-Eintrag zu Titus Andronicus geworfen. Da steht: ""Titus beschließt, sich ebenfalls zu rächen. Er tötet die Brüder und bereitet aus ihren Leichen eine Pastete, die er dem Herrscherpaar (den Eltern) bei einem Fest vorsetzt." und überdies: "
"Als Saturninus die beiden (Brüder) holen lassen will, verkündet Titus, sie seien schon anwesend: in der Pastete, von der Tamora bereits gegessen hat."
Eine ziemlich genaue Kopie dieser Szene gab es in einer der letzten Folgen der Serie "Game of Thrones". Eine junge Frau kehrte verkleidet in das Haus ihres alten Widersachers zurück (der ihre Brüder und eine ganze Hochzeitsgesellschaft hatte ermorden lassen) und setzte ihm eine Pastete mit dem Fleisch seiner Söhne vor. Als er wissen wollte, warum seine Söhne nicht zum Essen kämen, zeigte sie auf die Pastete: "Sie sind schon da."Ich möchte wetten, das ganze Krimi- und Fantasy-Genre ist mit Shakespeare-Szenen reich versorgt.
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Solche Szenen gibt's aber auch schon in der griechischen Mythologie - vielleicht wortwörtlich, aber dass Söhne den Vätern als Vorspeise serviert werden und ähnliches.