Eure Lesehighlights 2016

  • Hallo zusammen,


    letztes Jahr hat Lauterbach gefragt (und nur Gina und ich haben geantwortet ).
    Vielleicht zeigt sich in diesem Jahresrückblick mehr Leben :breitgrins:


    Was waren eure Highlights und Flops 2016?


    Und was ihr sonst noch in diesem Lesejahr erlebt habt, könnt ihr hier unterbringen!


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Für mich die Höhepunkte des Jahres waren:


    Romane:


    Matthias Nawrat, Die vielen Tode unseres Opas Jurek
    Michail Ossorgin, Eine Straße in Moskau
    Szczepan Twardoch, Drach
    Wlodzimierz Odojewski, Verdrehte Zeit
    Viktor Martinowitsch, Mova
    Jakob Wassermann, Faber oder Die verlorenen Jahre


    Sachbuch:
    Sven Hillenkamp, Negative Moderne
    Andreas Maier, Ich (Frankfurter Poetikvorlesungen)
    Tomas Halik, Ich will, dass du bist. Über den Gott der Liebe


    Mein persönliches Buch des Jahres:
    Guntram Vesper, Frohburg

  • Mein Buch des Jahres war:
    "Diese gottverdammten Träume" von Richard Russo


    Und die Entdeckung des Jahres ist Jean Paul (F. Richter), auch wenn ich erst zwei kleinere Werke las. Vielleicht klappt auch 2017 eine Leserunde.


    Höhepunkte waren außerdem:
    Bulgatow: Arztgeschichten
    John Banville: Die See
    Richard Ford: Wildlife
    Haruki Murakami: 1Q84 Band 1-3
    Juan Gabriel Vasquez: Das Geräusch der Dinge beim Fallen
    Erdrich, Louise: Das Haus des Windes
    Griesemer, John: Rausch (Signal and Noise)


    gut unterhalten fühlte ich mich bei der George Smiley Serie von John Le Carre. Band 1 und 2 (Schatten von gestern / Ein Mord erster Klasse)
    und auch "Katzentisch" von Michael Ondaatje hat mir gefallen.


    Sachbuch:
    Robert Macfarlane: Alte Wege
    Kermani, Navid: Ausnahmezustand




    JHNewman
    schön zu lesen, dass Michail Ossorgin, Eine Straße in Moskau zu deinen Höhepunkten gehört, das Buch subt bei mir noch.

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()

  • Meine Höhepunkte des Jahres:


    John Williams: Augustus
    Anthony Powell: Tendenz: steigend
    Anthony Powell: Die Welt des Wechsels


    Auch meine Entdeckung des Jahres ist Jean Paul. Für ein erstes Kennenlernen waren die beiden kürzeren Texte gerade richtig.


    Beeindruckt haben mich noch:


    Cormac McCarthy: Ein Kind Gottes
    Cormac McCarthy: Die Abendröte im Westen
    Truman Capote: Wo die Welt anfängt
    Ismail Kadare: Der zerrissene April
    Sherwood Anderson: Winesburg, Ohio


    Sachbuch:
    Dave Goulson: Und sie fliegt doch: Eine kurze Geschichte der Hummel

  • Ich finde es immer interessant, wie viele Highlights Ihr so in einem Jahr haben könnte. Ich lese kaum Schlechtes (ausser, wo ich für eine Veranstaltung, eine Bloggertour eingeladen bin oder sonst Gratis-Rezensionsexemplare kriege), und ich lese relativ viel in einem Jahr (80-90 Bücher), aber Highlights?


    Vielleicht zwei, die wirkliche Highlights waren, neben andern, die einfach ausgezeichnet waren:


    Karel Čapek: Der Krieg mit den Molchen


    und


    William Faulkner: The Sound and the Fury


    Beide, weil sie so ganz anders waren, als ich erwartet hatte. Vor allem mit Faulkner hatte ich bisher immer so meine Probleme. Beide, weil sie auch ein Gesamtpaket von Text und Buchgestaltung waren (Čapek bei der Büchergilde, Faulkner bei der Folio Society erschienen.)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Du bist schuld, sandhofer, dass Čapeks "Der Krieg mit den Molchen" bei meinem letzten Quartalskauf im Einkaufskorb gelandet ist. Ich hatte es schon ins Auge gefasst, war aber noch unschlüssig - nach Deiner Besprechung konnte ich nicht mehr widerstehen. :breitgrins:

  • Das muss ich wohl auch mal lesen. Bradbury hat sich davon für seine Mars-Chroniken inspirieren lassen.


    Dann sollte ich wohl die Mars-Chroniken lesen, um zu sehen, was Bradbury daraus gemacht hat. :zwinker: "Winesburg, Ohio" lohnt sich, BigBen.

  • Maria,


    "Rausch" von Grisemer las ich auch vor Jahren und war auch recht angetan.


    Ich habe dieses Jahr keinen absolut herausstechenden Liebling, aber einiges recht Gutes gelesen:
    Moderne Sachen: Pamuk: "Schnee" und Jäger: "Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod"
    Klassiker: Natürlich die beiden kleinen Jean Pauls, die wir hier zusammen gelesen haben und nun noch der Turgenjev: "Aufzeichnungen eines Jägers" zum Abschluss
    Dazu kommt sicher noch einiges, das ich aber im Moment nicht so im Kopf habe.


  • Ich finde es immer interessant, wie viele Highlights Ihr so in einem Jahr haben könnte. Ich lese kaum Schlechtes (ausser, wo ich für eine Veranstaltung, eine Bloggertour eingeladen bin oder sonst Gratis-Rezensionsexemplare kriege), und ich lese relativ viel in einem Jahr (80-90 Bücher), aber Highlights?


    Ich habe in diesem Jahr 148 Bücher auf meiner Liste der gelesenen/gehörten Titel.


    Auf meiner Top-Liste stehen insgesamt 10 Bücher. Das ist also im Schnitt rund jedes 15. Buch.


    Ich notiere mir, was ich gelesen habe, und markiere die Bücher, die ich bei der Lektüre als besonders herausragend empfunden habe. Allerdings nehme ich diese Markierung auch manchmal nach einigen Monaten heraus, wenn ich merke, dass der Eindruck schnell verblasst oder im Vergleich zu anderen Büchern aus dem Jahr dann doch nicht standhält.


    Natürlich sind auch immer mal Flops dabei, aber die habe ich in diesem Jahr weniger notiert.

  • Neu und beeindruckend war 2016 für mich Howard Jacobsons "J". Eine tja "satirische Dystopie/dystopische Satire". Ein böser, finsterer Roman mit einer abgefeimten Schlusspointe (die ich hier natürlich nicht verrate). Jacobson erzählt sehr ellipitsch, begnügt sich oft mit Andeutungen und auf den ersten 30, 40 Seiten ist man einigermaßen verloren. Dann nimmt der Text allmählich Fahrt auf, ab der Mitte (der Roman ist in zwei fast gleichlange Bücher aufgeteilt) überschlagen sich die Ereignisse dann fast.


    So nach und nach setzen sich die Andeutungen zu einem immer fürchterlicheren Bild zusammen. Was einem schon auf dem ersten Seiten auffällt sind die seltsamen Namen wie Ailinn Solomons oder Kevern Cohen. Viele Personen (fast alle) haben jüdisch klingende Nachnahmen, Wörter mit "J" soll man vermeiden (im Druck wird das J mitunter doppelt durchgestrichen, das Wort "Jude" taucht überhaupt nicht auf).


    Es muss in der Vergangenheit eine Katastrophe mit unglaublichen Gewaltexzessen gegeben haben, die aber totgeschwiegen werden und über die nur mit einer festen Floskel in Großbuchstaben gesprochen wird: "WAS GESCHEHEN WAR, FALLS ES GESCHEHEN WAR". Beschäftigung mit der Vergangenheit ist verpönt, nicht wirklich verboten, aber man macht so etwas einfach nicht. Kunst, Kultur & Technik sind auf einer Schrumpfstufe: Kitsch und sehr eingeschränkte Gerätschaften; es gibt zB nur noch Telefone für einfache Ortsgespräche, Computer überhaupt nicht mehr (früher muss es mal "soziale Medien" gegeben haben, aber die stehen im Verdacht, an dem schuld zu sein, was geschehen war, falls es geschehen war; eine Figur nennt das Geschehen in der Vergangenheit "Twitternacht" (wohl auch im Original so)). Dabei sind fast alle Leute von kaum zu bändigender Aggressivität, es kommt immer wieder zu Streitereien, bei denen man sich sofort entschuldigt und wieder zuschlägt oder jemanden beleidigt, um sich sofort danach zu entschuldigen. Es gehört zum guten Ton, sich permanent zu entschuldigen, Schuld auf sich zu nehmen (ohne dass die Protagonisten wissen, wofür sie sich eigentlich entschuldigen), aber es ist normal, dass Männer ihre Frauen verprügeln. Es gab ein "Projekt Ishmael" ("Nennt mich Ishmael …" - Moby Dick spielt eine gewisse Rolle), bei dem anscheinend alle Menschen umbenannt wurden. Und es scheint eine Art Geheimpolizei zu geben, die aufpasst. Mehr verrate ich jetzt aber nicht ;-).


    Ein ziemlich komplexer, vielschichtiger, verstörender Text. Unbedingt empfehlenswert.


  • Neu und beeindruckend war 2016 für mich Howard Jacobsons "J". Eine tja "satirische Dystopie/dystopische Satire". Ein böser, finsterer Roman mit einer abgefeimten Schlusspointe (die ich hier natürlich nicht verrate).
    ...
    Ein ziemlich komplexer, vielschichtiger, verstörender Text. Unbedingt empfehlenswert.


    Das klingt sehr interessant, aber auch so, als ob man danach nicht gut schlafen kann. Wenn ich das lese, dann in einer helleren Jahreszeit, jetzt wäre mir das zu bedrückend.

  • Das klingt sehr interessant, aber auch so, als ob man danach nicht gut schlafen kann. Wenn ich das lese, dann in einer helleren Jahreszeit, jetzt wäre mir das zu bedrückend.


    In der Tat. Der rumort ziemlich im Hinterkopf. Ein Teil von mir möchte das am liebsten vergessen (wie passend!), aber das geht natürlich nicht.


    Weshalb ich als nächstes Buch Wolf Hass "Brennerova" lesen werde. Steht seit einer kleinen Ewigkeit im Regal und will endlich gelesen werden.

  • Ich kenne die ersten beiden Bände der Brenner-Serie von Wolf Haas. Absolut schräg :breitgrins:

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • ...ich hab keine "Gelesen"-Liste (nehm ich mir jetzt aber für 2017 vor) und so kann ich nur noch aus der Erinnerung heraus erzählen...


    Ein echtes Herzensbuch und ein Highlight in diesem Jahr war aber auf jeden Fall


    "Ein Monat auf dem Land" von J.L. Carr - spielt nach dem 1. Weltkrieg, der vom Krieg und vom Leben schwer gebeutelte Restaurator Tom Birkin, zieht für einen Auftrag für eine Weile in eine kleine Kirche aufs nordenglische Land, in das Dörfchen Oxgodby. Dort will er eigentlich nur seine Ruhe haben, was sich trotz der geringen Bevölkerungszahl dann doch gar nicht als so einfach herausstellt. So nach und nach legt er das übermalte Fresko frei und nimmt auch nach und nach wieder mehr Anteil am Leben um sich herum.


    und als eins der letzten Bücher 2016 :


    "Der Tag an dem ein Wal durch London schwamm" , der erste Roman der finnischen Autorin Selja Ahava.
    Es fällt mir schwer den Inhalt in einem kurzen Satz zusammenzufassen, deshalb der Verweis auf meine [url=http://literaturschock.de/literaturforum/index.php/topic,43670.0.html]Rezi[/url] auf Literaturschock .


    sprachlich und stimmungsmäßig letztlich doch auch sehr beeindruckt hat mich mein erster Lovecraft "Cthulhu" , ich hatte mit ihm zwar auch meine Schwierigkeiten, aber die Stimmung und die Bilder die er heraufbeschwört sind wirklich bemerkenswert und wirken nach.
    Immer wieder erinnert werde ich durch Nachrichtenschlagzeilen und Berichte über wissenschaftliche Fortschritte an die MaddAddam-Trilogie von Margaret Atwood, auch sie wird mir definitiv längerfristig im Gedächtnis bleiben, insbesondere die beiden ersten Bände "Oryx und Crake" und "Das Jahr der Flut " .




    sandhofer
    "Der Krieg mit den Molchen" hab ich vor vielen Jahren mal gelesen, Anfang der 90er ungefähr. Ich weiß noch daß es mich damals sehr beindruckt hat... , wär evtl. mal Zeit für einen ReRead, denn inhaltlich kann ich mich nur noch in sehr groben Zügen erinnern.




    giesbert Damaschke


    Weshalb ich als nächstes Buch Wolf Hass "Brennerova" lesen werde. Steht seit einer kleinen Ewigkeit im Regal und will endlich gelesen werden.


    Oweih, das steht bei mir auch schon lange im Regal. Hab ich mal geschenkt bekommen und von der Reihe vorher noch nie was gelesen.




    JHNewman
    "Verdrehte Zeit" hab ich auch noch auf meinem SuB, das in einer Lesehighlight-Liste zu entdecken läßt hoffen :klatschen:




    JMaria
    Von Murakami hab ich dieses Jahr "Wilde Schafsjagd" (sehr skuril ^^) und "Naokos Lächeln" gelesen, beide auch gut, wobei ich Naokos Lächeln schon sehr schwer und bedrückend fand. Gut daß ich es im Sommer gelesen habe. Meine Murakami-Highlights bleiben immer noch "Mr. Aufziehvogel", "Hardboild Wonderland" und mein aller erster Murakami "Kafka am Strand" .
    Diese Jahr steht von ihm dann auf jeden Fall noch "Sputnik Sweethart" an, das hab ich schon hier im SuB. Ich les mich nach und nach durch alle seine Romane. Die IQ84 Bücher mochte ich auch, gehören aber nicht ganz zu meinen Favoriten.

    "Lesen stärkt die Seele" (Voltaire)


  • Oweih, das steht bei mir auch schon lange im Regal. Hab ich mal geschenkt bekommen und von der Reihe vorher noch nie was gelesen.


    da ist der (bisher) letzte Roman der Reihe vielleicht kein optimaler Einstieg - aber die Brenner-Romane von Haas sind durch die Bank empfehlenswert. Sein Nicht-Brenner-Roman "Das Wetter vor 15 Jahren" ist das übrigens auch.

  • JHNewman
    "Verdrehte Zeit" hab ich auch noch auf meinem SuB, das in einer Lesehighlight-Liste zu entdecken läßt hoffen :klatschen:


    Darauf kannst Du Dich freuen!


    Es ist ein kleines Buch, das sich vor allem mit der Frage beschäftigt, ob wir uns unserer Erinnerung sicher sein können und ob unsere bösen Taten uns irgendwann wieder einholen. Geschrieben in einem sehr eleganten Stil.


    Ich dachte beim Lesen, dass so in etwa Gaito Gasdanov schreiben müsste, wenn er so gut wäre, die der ganze Kritiker-Hype behauptete. Gasdanov finde ich maßlos überschätzt, aber Wlodzimierz Odojewski ist eine Entdeckung für mich gewesen.