November 2009: Eugène Sue - Die Geheimnisse von Paris

  • "Statt sich gewaltsam auf ihre Beute zu stürzen und, wie sonst die Frauen ihrer Art, nur daran zu denken, möglichst rasch ein Leben und ein Vermögen zu zerrütten und zu vernichten, begann Cecily damit, daß sie ihren magnetischen Blick auf ihre Opfer richtete und sie dann allmählich in den glühenden Wirbel zog, der von ihr auszuströmen schien, und erst wenn sie sah, daß sie sich wanden und unter den Qualen einer unerfüllten Begierde stöhnten, gefiel sie sich darin, ihren glühenden Wahn durch die raffiniertesten Betörungskünste bis zum Äußersten zu treiben, bevor sie zu ihrem ursprünglichen Instinkt zurückkehrte und sie in ihren mörderischen Umarmungen verschlang." [XI,10]


    Jeder soll wissen, worauf er sich einlässt wenn er weiterliest. :winken:


    Ist das in der Originalsprache auf so ein langer Satz?

  • Hallo!


    Ich bin jetzt bei V,5 angelangt und kann die "politische" Diskussion oben gut nach vollziehen. Tiefpunkt des Romans waren für mich bisher die Jugendepisoden Rudolfs in Geroldstein (III, 3ff). Nimmt man das Interessanteste des Buches weg, nämlich die Schilderung des "Gossenmilieus", bleibt kaum mehr Substanz übrig. Rudolf wächst im Sinne eines populistischen Rousseauismus auf und Polemiken gegen "Verstandesmenschen" les ich prinzipiell nicht gerne:


    Zitat

    Falsche, kalte Verstandesmenschen nehmen überraschend schnell auch die ihrem Wesen am wenigsten entsprechende Sprache und Manieren an, denn bei ihnen ist alles äußerlich, oberflächlich, Schein, Firnis und Rinde. (S. 328)


    Was die Charakterzeichnung angeht, bin ich mit mir noch nicht im Reinen. Ohne Zweifel ist viel schablonenhaft und binär gezeichnet. Man kann aber nicht sagen, dass der Text durchgehend psychologisch platt ist. Die Beziehung zwischen Eule/Hinkebein etwa fand ich durchaus interessant oder die ziemlich überzeugende Schilderung der Mobstimmung im Kapitel "Die Milchfrau" (IV, 13).


    Überrascht hat mich auch, dass Rudolf nun doch ab und an zu kritischer (?) Selbstreflexion neigt, etwa wenn er der Madame Harville schildern, dass sich seine Wohltaten nicht zuletzt auch durch deren Unterhaltungswert motiviert sind (V,5).


    Die Spannungsdramaturgie finde ich nach wie vor beachtlich. Das Buch liest sich für mich wie ein Pageturner. Mit allen Vor- und Nachteilen des Genres.


    CK

  • Ist das dies hier?



    Das ist nach französischer Zählung im zweiten Teil. Nix Beginn des dritten ... Warum muss Insel anders zählen? :grmpf:


    Ja, das ist es wohl. Das die Zählung der Teile unterschiedlich ist, wundert mich. Ein Eingriff des Übersetzers oder des Verlages?


    Zitat


    Gutzkow? Hm ... Inwiefern denn? Denkst Du an jene Mietskaserne, deren Beschreibung ihm Arno Schmidt so zu Gute gehalten hat, als erste Beschreibung einer Mietskaserne fürs einfache Volk in der deutschen Literatur?


    Ja, ich bezog mich genau auf die Beschreibung der Mietskasernen. Soweit ich mich erinnere, gab es da auch so ein Portierspärchen.



    Tiefpunkt des Romans waren für mich bisher die Jugendepisoden Rudolfs in Geroldstein (III, 3ff).


    Das habe ich gestern Abend hinter mich gebracht. Grauenhaft! :entsetzt: Hatte was von einem Nackenbeißer. Ich war drauf und dran, die Lektüre für etwas Substanzielleres auszusetzen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Den Messerstecher habe ich, im Gegensatz zu anderen Teilnehmern an der Leserunde, nie als ein Werkzeug Rudolfs gesehen. Cecily allerdings, macht Sue zu einem reinen "Gebrauchsgegenstand", wenn auch in der aufregenden Rolle der femme fatale. Mir erscheint überhaupt, dass Sue bei den Frauen seine Charakterstudien in der extremsten Form betreibt.

  • Wollte ich heute früh eigentlich noch in die Runde werfen. Wieso hat Sue einen Deutschen als den großen Superhelden verwendet? Hatte er Probleme mit seinen Landsleuten?

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Wollte ich heute früh eigentlich noch in die Runde werfen. Wieso hat Sue einen Deutschen als den großen Superhelden verwendet? Hatte er Probleme mit seinen Landsleuten?


    Die Frage treibt mich auch um, zusammen mit dem englischen Hintergrund (Tom,Sarah)

  • Ich habe ein paar Karten gefunden, die Paris und seine Umgebung zur Zeit der Romanhandlung zeigen.


    Paris environs. by Society for the Diffusion of Useful Knowledge (Great Britain) from 1832
    http://www.davidrumsey.com/det…0006&name=Paris+environs+


    Paris, Western division. by Society for the Diffusion of Useful Knowledge (Great Britain) from 1834
    http://www.davidrumsey.com/det…=Paris++Western+division+


    Paris, Eastern division. by Society for the Diffusion of Useful Knowledge (Great Britain) from 1834
    http://www.davidrumsey.com/det…=Paris++Eastern+division+

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Wollte ich heute früh eigentlich noch in die Runde werfen. Wieso hat Sue einen Deutschen als den großen Superhelden verwendet? Hatte er Probleme mit seinen Landsleuten?


    Rudolf ist die künstlichste und unwirklichste Figur des ganzen Romans. Er hat zwar auch eine Geschichte und ist durch Marie in die Romanhandlung involviert, das ist aber ein Feigenblatt. Seine eigentliche Funktion, hinter der er als Mensch verschwindet, ist die, die Türen zu den "Geheimnissen von Paris" zu öffnen und diese zur Genugtuung seiner Leser zu lösen.
    Eigentlich ist er eine Märchenfigur mit märchenhaften Fähigkeiten und märchenhaftem Reichtum.
    Er darf daher keine für den französischen Leser nachvollziehbare , lokalisierbare Herkunft haben.
    Es bieten sich die östlichen unübersichtlichen Kleinstaaten an. Das Bild Deutschlands ist damals zudem durch Mme de Staels De l'Allemagne geprägt: idyllisch, romantisch, philantropisch...


    Rudolf aus dem nebulösen fiktiven Gerolstein ( der Ortsname Oldenzaal klingt eher afrikaans als deutsch) lässt mich auch an Voltaires Candide denken. Ein Held, der dem Autor dazu dient den Lauf der Welt zu demonstrieren. Auch er kommt aus einem nebulösen Deutschland , einem Ort in "Westphalie" namens Thunder- ten tronckh!
    Schtonk! :breitgrins:

  • Bisher halte ich zwar den Leserhythmus, den ich mir vorgab (einen Abschnitt der franz. Ausgabe pro Wochenende), aber dann klappt es irgendwie nicht mit dem mitschreiben :sauer: das Mitlesen der Diskussion hier lasse ich mir nicht nehmen und freue mich, wie animiert sie ist.


    Ich mag den Roman mit ca. 14, 15 Jahren zum 1. Mal gelesen haben, ein oder zwei Jahre später wurde er dann in der Schule breitgetreten :zwinker: Letzteres führt heute bei mir zu Aha-Effekten. An Hand der Beschreibung des Wohnhauses der Rue du Temple wurde uns kleinen Franzosen z. B. erklärt wie die Pariser Gesellschaft der unteren und mittleren Schichten vor der Erfindung des Fahrstuhls lebte, nicht nebeneinander in verschiedenen Stadtvierteln, sondern übereinander im gleichen Haus.


    @ LOST
    Leider sind die Unterteilungen zwischen der franz. Ausgabe und der dt. Übersetzung unterschiedlich, daher kann ich den Beispielsatz aus [XI, 10] nicht gleich finden, habe es aber dank Kommissar Zufall doch getan:



    "Statt sich gewaltsam auf ihre Beute zu stürzen und, wie sonst die Frauen ihrer Art, nur daran zu denken, möglichst rasch ein Leben und ein Vermögen zu zerrütten und zu vernichten, begann Cecily damit, daß sie ihren magnetischen Blick auf ihre Opfer richtete und sie dann allmählich in den glühenden Wirbel zog, der von ihr auszuströmen schien, und erst wenn sie sah, daß sie sich wanden und unter den Qualen einer unerfüllten Begierde stöhnten, gefiel sie sich darin, ihren glühenden Wahn durch die raffiniertesten Betörungskünste bis zum Äußersten zu treiben, bevor sie zu ihrem ursprünglichen Instinkt zurückkehrte und sie in ihren mörderischen Umarmungen verschlang." [XI,10]


    Jeder soll wissen, worauf er sich einlässt wenn er weiterliest. :winken:


    Ist das in der Originalsprache auf so ein langer Satz?


    « Au lieu de se jeter violemment sur sa proie, et de ne songer, comme ses pareilles, qu’à anéantir une vie et une fortune de plus, Cecily, attachant sur ses victimes son regard magnétique, commençait par les attirer peu à peu dans le tourbillon embrasé qui semblai émaner d’elle ; puis, les voyant alors pantelantes, éperdues, souffrant les tortures d’un désir inassouvi, elle se plaisait, par un raffinement de coquetterie féroce, à prolonger leur délire ardent ; puis, en revenant à son premier instinct, elle les dévorait dans ses 4embrasements homicides. » [VII, 13]


    Das ist im Französischen auch ein ganzer Satz mit 2 x Semikolon, sowie ein ganzer Paragraph, und, ja, er ist ‚indigeste‘ (total unverdaulich).

  • Hallo,


    bin nun im siebten Teil gelandet. Der schon oft involvierte, aber bisher nicht im Mittelpunkt stehenden verbrecherische Notar Jacques Ferrand beherrscht durch seine Taten an Louise und schließlich durch den direkten Wechsel der erzählerischen Darstellung in sein eigenes Haus das sechste Buch. Spannend ist es ja sowieso immer, im Moment auch interessant durch das Portrait Jacques Ferrands, das ja durchaus komplex ist.
    Die Sozialkritik ist im sechsten Teil sicherlich auf ihrem bisherigen Höhepunkt: Nachdem vorher bereits drastisch das Schicksal des Steinschneiders dargestellt wurde, wird hier die ökonomische und sexuelle Ausbeutung der Frauen, insbesondere in den Dienstleistungsberufen, am Beispiel Louisens, aber auch verallgemeinernd, sehr drastisch geschildert. Das war schon eine heftige Anklage gegenüber der herrschenden Mentalität der männlichen Adels- und Bürgerschicht, die sicherlich nicht in der teuflischen Art, aber sehr gewissenlos Zehntausende von Frauen ins Elend schickten. Ähnliche literarische Anklagen gibt es ja auch in unserer Literatur seit dem Sturm und Drang, aber mir nicht bekannt in dieser scharfen Form, wie Sue es tut.


    sandhofer: Dieses Vorsichher- oder Hinterhertragen eines Schildes: :belehr: "Achtung, hier war eine Metapher oder da habe ich einen Kontrast verwendet", finde ich, ob geschulte Leser oder nicht, immer noch nervig, aber ich sehe es nun als die Kehrseite der sozialen Anklage, die den Roman zu einem Stück Agitationsliteratur im guten Sinne machte. Wenn man sich nicht an Rudolf stört, sondern aus dem Roman ableitet, dass sich die Verhältnisse insgesamt ändern mussten - und das ist ja lt. Literaturgeschichte teilweise geschehen - lese ich duldsamer über solche Schwächen hinweg.


    Mich erinnert dieser Roman nur zum Teil an Gutzkow, die Bezüge zu den London-Romanen Dickens' scheinen mir näher zu liegen. Gutzkow erscheint mir gegenüber Sue biedermeierlicher: Seine Armen sind niemals so ganz und hoffnungslos im Elend wie die Sues, sondern eher vom Kaliber einer Lachtaube, die sicherlich ihre Entsprechung in der Franziska Heunisch in "Die Ritter vom Geiste hat", die ja auch den gleichen Beruf hat, und wenn ich mich recht erinnere,ebenfalls ihr Leben mit Kanarienvögeln und Blumen verschönt. Nur die leichte, pariserische Art der Grisette hat sie natürlich nicht. Das heißt aber nicht, dass Gutzkow nicht ganz viel von Sue übernommen hat, bis hin zu den Namen: Die Luise Eisold aus der Brandgasse ist natürlich schon das Gegenstück zu der Louise Morel, aber, trotz allen Mühsals, nicht so abgrundtief im Elend wie die letztere.


    Nun, schauen wir mal, wie's weitergeht.


    finsbury


    PS: Als musikalische Begleitung zu dieser Lektüre habe ich mir die Violinkonzerte von Charles-Louis Bériot herausgesucht, die auch Dramatik mit Pomp und leisen Stellen verbinden. Bériot ist ein Zeitgenosse Sues und ein französischer Komponist der zweiten Reihe, aber durchaus hörenswert, übrigens der Mann der berühmten Sängerin Maria Malibran, die vor kurzem durch Cecilia Bartolis Wiederentdeckung ein Auferstehen feierte.

  • « Au lieu de se jeter violemment sur sa proie, et de ne songer, comme ses pareilles, qu’à anéantir une vie et une fortune de plus, Cecily, attachant sur ses victimes son regard magnétique, commençait par les attirer peu à peu dans le tourbillon embrasé qui semblai émaner d’elle ; puis, les voyant alors pantelantes, éperdues, souffrant les tortures d’un désir inassouvi, elle se plaisait, par un raffinement de coquetterie féroce, à prolonger leur délire ardent ; puis, en revenant à son premier instinct, elle les dévorait dans ses 4embrasements homicides. » [VII, 13]


    Das ist im Französischen auch ein ganzer Satz mit 2 x Semikolon, sowie ein ganzer Paragraph, und, ja, er ist ‚indigeste‘ (total unverdaulich).


    Danke für deine Mühe. :winken:


    Es ist ganz nett einen Roman zu lesen, der ohne Chiffren auskommt, aber nach nun fast 1500 Seiten merke ich, dass ich etwas müde werde und den Text mehr und mehr abarbeite. Die Geschichte nimmt ab und zu Fahrt auf, Sue bleibt aber auch oft in belehrenden Betrachtungen hängen. Für das Publikum im Paris seiner Zeit war es bestimmt eine Menge politischer Diskussionsstoff, aus der Gegenwart heraus wirken Sues Konzepte jedoch abgedroschen, und ich muss mir viel Mühe geben, um der inneren Logik zu folgen.

  • Das Buch liest sich für mich wie ein Pageturner. Mit allen Vor- und Nachteilen des Genres.


    Das ist mit mein Problem ... Pageturner langweilen mich ... :sauer:
    [hr]
    Warum mit Rodolphe einen Deutschen als Helden? Neben den bereits genannten Gründen sicher auch die Tatsache, dass ein deutscher Fürst im Grunde genommen in Frankreich tun und lassen kann, was er will. Er kann von der französischen Justiz nicht belangt werden.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Was immerhin impliziert, dass es eine innere Logik gibt :breitgrins:


    CK



    Es mag naiv sein, aber ich verneige mich vor diesem Schriftsteller, der seine ausufernde Menagerie so gut zusammenhält, ohne die Möglichkeit zu haben seine Zettelkästen in Ruhe zu sortieren. Sein Steuerberater hatte es bestimmt leicht mit ihm. :zwinker:


    Ausnahmen!?:


    Sandhofer wies schon auf Murph hin. Diesen Hatschi Alef Omar, oder Dr. Watson, oder Sam Hawkins, wenn ich mich nicht irre, vernachlässigt er leider, so wie er David zwar dramatisch einführt, dann aber nur seine Wunder ganz nebenbei vollbringen lässt.
    Xenophanes fiel Hinkebein auf. Diese Figur erinnert mich an ein ausgegrenztes, verwahrlostes Mädchen (Name vergessen) im Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh" von Franz Werfel. Dieses arme Ding hat mir bei der Lektüre schwer zugesetzt, und an dem Vergleich mit Sues Schilderung von Hinkebein lässt sich der Unterschied zwischen literarischer Kunst und Handwerk gut erkennen.


    Was ich befürchtet habe ist eingetreten. Die Phrenologie muss auch dazu herhalten Verbrecher von Bankdirektoren zu unterscheiden :zwinker: (Bevor ich zurechtgewiesen werde, der Vergleich ist auf einen Spruch von Brecht bezogen)


  • Die Spannungsdramaturgie finde ich nach wie vor beachtlich. Das Buch liest sich für mich wie ein Pageturner.


    Mir geht es genauso. Die Lektüre flutscht. Es ist wie bei Nahrungsmitteln mit Geschmacksverstärkern. Man kann nicht aufhören. Und fühlt sich nachher schlecht.



    Ausnahmen!?:


    Du nennst keine Frauen. Ich glaube, einige der Sue'schen Frauengestalten sind, worauf auch du an anderer Stelle hingewiesen hast, durchaus der näheren Betrachtung wert. Meine Favoritinnen: Mme de Lucenay und la Louve (die Wölfin).


    Ich bin jetzt bis S.1504 (Insel) / 934 (Gallimard) vorgedrungen, bin dann die nächsten fünf Tage mal weg ohne Geheimnisse und hoffe, dass der eine oder andere vielleicht aufgeschlossen hat. :winken:

  • Ihr seid zu schnell für mich, ich bin halt Parallelleser. Heute morgen in der Bahn habe ich endlich den ersten Teil beendet (also bis zur Abreise des Tschurimanns nach Algier).


    Besonders übel aufgestoßen ist mir bisher die Bestrafung des Schulmeisters. Hier stellt sich Rudolf außerhalb jeglicher Gesetzlichkeit, was vielleicht höchstens noch dadurch erklärlich (aber nicht verzeihlich) wird, dass er im absolutistischen Sinne als Fürst erzogen worden ist (was aber der Leser zu der Zeit eigentlich noch nicht weiß). Auch bin ich nicht wirklich davon überzeugt, dass die läuternde Absicht der ganzen fürchterlichen Strafaktion wirklich von Erfolg gekrönt ist, ich vermute eher, man wird im weiteren Verlauf noch vom Schulmeister und seiner Rache lesen. Ich empfand die Bestrafung des Schulmeisters auch im Vergleich zu ähnlichen Stellen bei Karl May als sehr drastisch und unangemessen. Karl May hat sich immerhin oft bemüht, solch fürchterliche Strafen als Unfälle im direkten Zusammenhang mit der Ausübung eines Verbrechens darzustellen (Stichwort "Gottesurteil").


    Dem entgegen steht Rudolf als Wohltäter, der hier beispielsweise für Karl Mays "Fürst des Elends" im "Verlorenen Sohn" Pate stand (der andere Pate war wohl der "Graf von Monte Cristo").


    Für mich als alten Karl-May-Leser ist es jedenfalls interessant, in Sues Roman eine maßgebliche Quelle für Mays Konstruktionen zu erkennen.


  • Ihr seid zu schnell für mich, ich bin halt Parallelleser. Heute morgen in der Bahn habe ich endlich den ersten Teil beendet (also bis zur Abreise des Tschurimanns nach Algier).


    Dort um den Dreh bin ich auch gerade. Ich komme so schon nicht zum Lesen und das andere Buch (historischer Roman) fesselt mich derzeit einfach mehr als Sue. Obwohl der Roman nicht schlecht ist, im Gegenteil. Ich finde die Figuren nach wie vor sehr lebendig, aber in diesem Jahr werde ich die Geheimnisse wohl nicht mehr ganz ergründen.


    Katrin