Deutscher Buchpreis

  • Der Deutscher Buchpreis geht dieses Jahr an Kathrin Schmidt.


    Was haltet ihr von diesem Buchpreis? Macht die sogenannte "shortlist" euch neugierig auf die ausgewählten Autor(inn)en?


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Ich muss gestehen, dass mich diese Listen, überhaupt das Feuilleton mit ihren Superlativen immer misstrauischer machen. Schlechte Erfahrungen halt. Allerdings, im letzten Jahr, habe ich "Der Turm" mit großem Interesse und Gewinn gelesen.


    Dieses Jahr hat mich die kindische Disskussion über die Frage, soll man Herta Müller beim Buchpreis zur Gewinnerin machen oder nicht, wieder ziemlich auf Distanz gebracht.

  • Morgen,


    also ich finde diese Listen ganz ok, gibt das doch einen Überblick
    über die hoffentlich lesenswerten Bücher des Jahres. Als Leser zeitgenössischer
    Literatur ist man doch ein wenig auf solche Listen angewiesen, bieten sie
    doch manchmal ein wenig Orientierung im Dschungel der Neuveröffentlichungen.
    Man sollte sie halt nicht überbewerten.


    Die neue Buchpreisträgerin kenne ich, wie wohl viele andere, nicht.
    Ob ich ihr Buch lesen werde, glaube ich aber eher nicht, es warten
    noch zuviele auf dem SUB, die mir interessanter erscheinen.


    Gruss, Lauterbach


  • Was haltet ihr von diesem Buchpreis? Macht die sogenannte "shortlist" euch neugierig auf die ausgewählten Autor(inn)en?


    Wieviele Buchpreise wollen wir eigentlich noch vergeben? Bis auch der letzte Gegenwartsautor sich in der Sonne der Feuilletons wärmen darf? Bücher wie Tellkamps "Der Turm" oder Kappachers "Der Fliegenpalast" fänden auch ohne Lorbeerkranz den Weg zu ihren Lesern. Dieses Marketinggebimmel und die sog. "shortlist" gehen mir persönlich jedenfalls mächtig auf den Wecker.


    Schöne Grüße


    Tom

  • Zitat von "Lauterbach"


    Die neue Buchpreisträgerin kenne ich, wie wohl viele andere, nicht.


    Das einzige Buch von Kathrin Schmidt, das ich besitze und gelesen habe, ist ihr Gedichtband Flußbild mit Engel.


    Zitat von "Friedrich-Arthur"


    Macht die sogenannte "shortlist" euch neugierig auf die ausgewählten Autor(inn)en?


    Die Listen haben keinen direkten Einfluß auf mein Leseverhalten, einen indirekten schon, weil solche Listen dazu führen, daß in Literaturforen häufiger über die entsprechenden Autoren und Bücher geschrieben wird, und die dort geposteten Leseeindrücke machen mich dann eventuell auf bestimmte Bücher neugierig. :-)


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo,


    ich kenne auch meist keinen einzigen der Autoren auf diesen Shortlists und Longlists. Ich habe gerade mal nachgeschaut, bei der Longlist des deutschen Buchpreises kenne ich nur Wolf Haas und Thomas Glavinic, sonst keinen. Ich muß aber dazu sagen, daß mich die deutschsprachige Gegenwartsliteratur nur wenig interessiert.


    Ein bißchen mehr interessiert mich noch die englische/englischsprachige Gegenwartsliteratur; da schaue ich mir zumindest die Booker Prize Long-/Shortlist an, ob mich da etwas vom Inhalt her anspricht. Aber auch da tauchen viele Autorennamen auf, die ich noch nie gehört habe.


    Viele Grüße
    thopas

  • Listen machen mich nicht neugierig, sie langweilen mich meist nur. Ausser - aber die gibt's im digitalen Zeitalter kaum noch - es handelte sich um eine Angebotsliste meiner Lieblingsantiquare ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Also, ich lese gern Gegenwartsliteratur, sogar sehr aktuelle Werke und habe dabei sehr beeindruckende Entdeckungen gemacht. Darüber hinaus lese ich immer lieber deutsche Gegenwartsautor(inn)en, je länger ich nicht mehr in Deutschland wohne, wohl eine Art Heimwehsyndrom. Da ich nicht mehr alle Diskussionen verfolgen kann und will, sind mir manchmal solche Listen lieb, da ich mir dann einige Namen rausfische und sie in die google-Unendlichkeiten werfe und mal schaue, was da an Antworten ans Ufer getrieben wird. Ohne solche googligen Gedankenstützen würde ich bei den Unmengen von Neuerscheinungen sicher die Hoffnung verlieren und vielleicht nur noch zu Klassikern greifen, die sich bewährt haben. Aber das möchte ich nicht, nicht, weil ich nicht gerne Klassiker lese, sondern weil ich ein Gleichgewicht zwischen Klassikern und Gegenwartsliteratur mag und vorziehe. Bei den Klassikern gibt es doch auch Bestrebungen, Listen aufzubauen und zu verwalten. Was natürlich auch helfen könnte, wäre die Beratung im Buchladen, obwohl ich da auch manchmal sehr eigensinnig bin und mich nicht immer ganz richtig geholfen fühle. Also als ersten Ansatz bei der Suche finde ich diese Listen ganz sinnvoll, nur nehme ich sie weniger ernst als es der Literaturbetrieb gerne hätte. Aber egal, manchmal macht man dabei eben einen Fehlkauf und manchmal entdeckt man tolle Werke... Ich sehe aber, dass die Wertung und der Nutzen von solchen Listen auf ein sehr verschiedenes Echo stößt...

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10


  • Moin, Moin!


    Christoph Schröder nimmt eine <a href="http://www.zeit.de/kultur/literatur/2009-09/contra-deutscher-buchpreis">kritische Position</a> zum Deutschen Buchpreis ein, weil Auswahl und Entscheidungen von einer verhängnisvollen Willkür bestimmt zu sein scheinen: "Die Shortlist liest sich wie eine Gegenliste zu dem, was die Kritikerkollegen und Verlage erwartet hätten. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei nicht um ein Versehen, sondern um eine planvolle und kalkulierte Machtdemonstration handelt, eine Geste gegen den Mainstream." Der Bücherpreis richte sich im Gegensatz zum Deutschen Buchpreis nicht an den Käufer, an den Markt, sondern nach innen, an den Literaturbetrieb.


    Zunächst ein Mal: Gute Besserung und hoffentlich hat das Bandscheibenproblem das Rückgrat nicht beschädigt ;-)


    Über den Preis in diesem Jahr kann ich nichts sagen, aber mit "Der Turm" hat die Jury 2008 m.E. einen sehr guten Roman prämiert.


  • Über den Preis in diesem Jahr kann ich nichts sagen, aber mit "Der Turm" hat die Jury 2008 m.E. einen sehr guten Roman prämiert.


    und ich muß sagen, seit dem "Turm" beobachte ich nun doch die Long- bzw. Shortlist des Deutschen Buchpreises. Hier das Resultat für 2010.... die Longlist:




    Die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):


    • Alina Bronsky, Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche (Kiepenheuer & Witsch, August 2010)


    • Jan Faktor, Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag (Kiepenheuer & Witsch, März 2010)


    • Nino Haratischwili, Juja (Verbrecher Verlag, März 2010)


    • Thomas Hettche, Die Liebe der Väter (Kiepenheuer & Witsch, August 2010)


    • Michael Kleeberg, Das amerikanische Hospital (DVA, August 2010)


    • Michael Köhlmeier, Madalyn (Carl Hanser Verlag, August 2010)


    • Thomas Lehr, September. Fata Morgana (Carl Hanser Verlag, August 2010)


    • Mariana Leky, Die Herrenausstatterin (DuMont Buchverlag, Februar 2010)


    • Nicol Ljubić, Meeresstille (Hoffmann und Campe, Februar 2010)


    • Kristof Magnusson, Das war ich nicht (Verlag Antje Kunstmann, Januar 2010)


    • Andreas Maier, Das Zimmer (Suhrkamp Verlag, September 2010)


    • Olga Martynova, Sogar Papageien überleben uns (Droschl Literaturverlag, Januar 2010)


    • Martin Mosebach, Was davor geschah (Carl Hanser Verlag, August 2010)


    • Melinda Nadj Abonji, Tauben fliegen auf (Jung und Jung Verlag, August 2010)


    • Doron Rabinovici, Andernorts (Suhrkamp Verlag, August 2010)


    • Hans Joachim Schädlich, Kokoschkins Reise (Rowohlt Verlag, März 2010)


    • Andreas Schäfer, Wir vier (DuMont Buchverlag, Februar 2010)


    • Peter Wawerzinek, Rabenliebe (Galiani Berlin, August 2010)


    • Judith Zander, Dinge, die wir heute sagten (Deutscher Taschenbuchverlag, September 2010)


    • Joachim Zelter, Der Ministerpräsident (Klöpfer & Meyer Verlag, August 2010)




    Die Shortlist wird am 08.09.10 veröffentlicht.


    http://www.deutscher-buchpreis…352565?meldungs_id=392494


    ich kenne keins der Bücher. Von Michael Köhlmeier möchte ich irgendwann mal etwas lesen, vielleicht "Abendland".


    Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    gelesen habe ich nur etwas von Andreas Maier, was gar nicht so übel war.
    Von Köhlmeier liegt noch Abendland und von Mosebach der Mond und das Mädchen
    bei mir rum und wollen gelesen werden.


    Ich tippe mal auf den kommenden Sieger.
    Ich denke das wird Peter Wawerzinek mit "Rabenliebe", nach allem was ich
    bisher gehört und gelesen habe.


    Gruß, Lauterbach

  • Hallo,


    die sechs Finalisten stehen fest:



    Shortlist - die nominierten Romane (in alphabetischer Reihenfolge):


    • Jan Faktor, Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag (Kiepenheuer & Witsch, März 2010)


    • Thomas Lehr, September. Fata Morgana (Carl Hanser Verlag, August 2010)


    • Melinda Nadj Abonji, Tauben fliegen auf (Jung und Jung Verlag, August 2010)


    • Doron Rabinovici, Andernorts (Suhrkamp Verlag, August 2010)


    • Peter Wawerzinek, Rabenliebe (Galiani Berlin, August 2010)


    • Judith Zander, Dinge, die wir heute sagten (Deutscher Taschenbuch Verlag, September 2010)



    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)



  • • Judith Zander, Dinge, die wir heute sagten (Deutscher Taschenbuch Verlag, September 2010)



    Der Deutschlandfunk spricht von einem "literarischen Johnson-Deutsch", das die Autorin in ihrem Roman spricht und nennt die Autorin eine "absolute Überraschung".


    Direktlink mp3 Dradio:
    http://ondemand-mp3.dradio.de/…0100903_1610_c09370d6.mp3


    Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    Melinda Nadj Abonji gewinnt den Deutschen Buchpreis mit ihrem Integrationsroman: "Tauben fliegen auf".
    NZZ.ch


    ob sie sich auch noch den Schweizer Buchpreis holt? Das wäre dann wohl einmalig.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo,


    was haltet ihr von der diesjährigen (2011) Shortlist:



    Jan Brandt, Gegen die Welt (DuMont, August 2011)

    Michael Buselmeier, Wunsiedel (Das Wunderhorn, März 2011)

    Angelika Klüssendorf, Das Mädchen (Kiepenheuer & Witsch, August 2011)

    Sibylle Lewitscharoff, Blumenberg (Suhrkamp, September 2011)

    Eugen Ruge, In Zeiten des abnehmenden Lichts (Rowohlt, September 2011)

    Marlene Streeruwitz, Die Schmerzmacherin (S. Fischer, September 2011)


    Ich kenne keins der Bücher, mag aber die frische Art von Sibylle Lewitscharoff letzten Roman.
    Thematisch hingezogen fühle ich mich zu Buselmeiers "Wunsiedel".


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • was haltet ihr von der diesjährigen (2011) Shortlist:


    Nichts, ich habe sie nicht mal beachtet, ehrlich gesagt. Nachdem mich die letztjährige Gewinnerin


    Melinda Nadj Abonji gewinnt den Deutschen Buchpreis mit ihrem Integrationsroman: "Tauben fliegen auf".
    NZZ.ch


    ob sie sich auch noch den Schweizer Buchpreis holt?


    die ja dann auch den Schweizer Buchpreis holte, doch sehr enttäuscht hat, kümmere ich mich nicht mehr um diese beiden Preise ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo



    Angelika Klüssendorf, Das Mädchen (Kiepenheuer & Witsch, August 2011)


    Hallo,


    Der Roman von Angelika Klüssendorf ist lohnende Lektüre. Die Autorin beherrscht die Kunst der Lakonie, was ich sehr schätze. Ich mag einfach Autoren, die mit wenig Worten viel ausdrücken können. Klüssendorf erzählt über Verwahrlosung innerhalb einer Familie in der DDR, einer Familie die völlig aus der sozialen Struktur herausgefallen ist. Innerfamilliäre Gewalt, die Kinder werden tagelang in der Wohnung eingeschlossen. Das Mädchen entwickelt Strategien, der Hölle zu entkommen. Ein grundehrliches Buch, weil es solche Zustände in der DDR u.a. auch gegeben hat, so etwas aber auch im Rest der Repulik gab und heuzutage auch noch gibt. Man denke auch an die Verwahrlosung von Kindern in rumänischen Kinderheimen, worüber vor Jahren Berichte durch unsere Fernseher liefen.


    Zur Lektüre braucht der Leser etwas Nervenstärke.


    Meiner literarischen Auffassung nach ein Stück guter deutscher Literatur, die man wahrlich heutzutage schon suchen muss. Möge sie den Preis gewinnden. Viel besser als damals Arno Geiger.


    Liebe Grüße mit wärmsten Empfehlungen
    mombour