Dankeschön,
das ist ein sehr interessanter Link!
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Moin, Moin!
Eine Lange Nacht über Anarchismus (mp3) im Deutschlandradio. Schnell laden. Diese Audiolinks sind ephemer.
Moin, Moin!
Unter dem Label "Audio-Sammelsurium" verlinke ich des öfteren für mich und unter Umständen auch für andere nennenswerte Radiobeiträge des DeutschlandRadios. Heutige Ausbeute:
Moin, Moin!
Wieder ein paar ausgewählte Links zum DLR:
Moin, Moin!
Die Benediktinerinnen der Abtei Notre-Dame de Fidélité von Jouques in der französischen Provence nehmen innerhalb von drei Jahren das gesamte liturgische Repertoire des Gregorianischen Chorals auf. 8760 einzelne Choräle = 7000 Stunden Musik für eine Datenbank. Das Projekt heißt Neumz (Neumen waren die historische Weise, Gregorianischen Choral zu notieren). Eine entsprechende App, dank derer man täglich das neu hinzukommende Material anhören kann, soll es bald auch für Android geben.
Bitte, kann mir jemand in ein paar knackigen Sätzen sagen, was Polyhistorismus ist? Wenn ich mit dem Suchwort google, finde ich nur wenige ellenlange Einträge über Literaturgeschichte, die Wissen voraussetzen, das ich nicht habe.
Ich hab auch nichts gefunden, es kam nur im Zusammenhang mit "Buntschriftstellerei" vor. Das sind, wie du selbst schon weißt, die vermischten Texte, zwischen Antike und Neuzeit, die gleichzeitig den Anspruch haben, in unterhaltsamer Weise die Bildung ihrer Leser zu fördern. Aber den Eintrag Polyhistorismus finde ich auch nicht allein. Wo hast du den Begriff denn her?
Ja, den Aufsatz "Polyhistorismus und Buntschriftstellerei" habe ich auch gefunden, aber darin ist nur der letztere Begriff erklärt.
Es geht um den Roman "Der unvollendete Satz", der mich zur Zeit sehr beschäftigt. Ich habe gestern danach gegoogelt und einen Artikel gefunden, in dem das Buch als "polyhistorischer Roman" bezeichnet wurde, ohne das irgendwie zu belegen (dann hätte ich es vielleicht aus dem Zusammenhang verstanden).
Ich komme nur sehr langsam vorwärts mit Lesen, zumal ich parallel noch in einer Leserunde "Morenga" von Uwe Timm lese, aber "Der unvollendete Satz" hat derzeit gute Chancen, das faszinierende Buch dieses Jahres zu werden. Und ich habe erst ein Drittel. Die Fülle an Stoff und die verwendeten Stilmittel erzwingen ein sehr konzentriertes Lesen, das tief in das Geschehen eintauchen lässt.
Bitte, kann mir jemand in ein paar knackigen Sätzen sagen, was Polyhistorismus ist?
Universalgelehrtheit. Deshalb der Zusammenhang zur Buntschriftstellerei (= Zusammenfassung von Werken mit dem Ziel, Wissenswertes aus unterschiedlichen Sachgebieten zu präsentieren)
Vielen Dank. Das kann ich tatsächlich auf den "Unvollendeten Satz" beziehen; ich nahm fälschlich an, dass ein "polyhistorischer Roman" ein spezieller Fall eines historischen Romans sei.
Hallo Zefira,
wenn auch Deine Frage weitgehend geklärt ist, könnte ich vielleicht noch hinzufügen, dass die Bezeichnung "Polyhistor" ursprünglich an eine bestimmte Zeit gebunden war: das ausgehende 17. Jahrhundert. Für eine bestimmte Art, Geschichtsschreibung zu betreiben, stand das Werk von Daniel Georg Morhof (1639-1691) unter dem Titel "Polyhistor" (1688), das dieser Richtung den Namen verlieh.
In Frankreich hatte zur gleichen Zeit der Hofgeistliche und Bischof Bossuet mit seiner Universalgeschichte (1687) das Ziel verfolgt, den gesamten Geschichtsverlauf als Umsetzung des göttlichen Heilsplanes zu betrachten und darzustellen, von der Erschaffung des Menschen, über die Geschichten des Alten und des Neuen Testaments bis zur Gegenwart, der Verherrlichung des Allerchristlichen Königs, des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Das war ein in sich geschlossener großartiger Entwurf, wobei der biblischen Geschichte der größte Platz eingeräumt wurde, der jüngsten Geschichte vergleichsweise nur wenig.
In Deutschland entwickelte sich die Geschichtsschreibung zur Zeit Morhofs aber anders, und das noch in den hunderten Territorien und Landschaften des bis 1806 bestehenden Heiligen Römischen Reiches, Fürstentümern, Grafschaften, Abteien, Freien Reichsstädten und Ritterschaften .... Emsig wurden von den Vertretern der verschiedensten Spezialdisziplinen Quellen zusammengetragen: Urkunden durch die Diplomatik, Münzen durch die Numismatik, Wappen durch die Heraldik, Siegel durch die Sphragistik, Wörter und Etymologien wurden durch Sprachforscher gesammelt, usw., bis am Schluss kaum noch jemand den Überblick darüber hatte, über welchen Wissensschatz man nun eigentlich verfügte.
Daniel Georg Morhof, der vorwiegend im norddeutschen Raum, an der 1665 gegründeten Universität Kiel tätig war, hat nun den vermutlich letzten Versuch unternommen, in seinem Werk "Polyhistor" diesen gesamten antiquarischen Wissensschatz zusammenzufassen. Nach heutigen Maßstäben war das sicher ein recht langweiliges Unterfangen. Es fehlte eine durchgängige Idee, mit deren Hilfe man Geschichtsschreibung betreiben konnte.
Voltaire stellte einen Gegenentwurf zur Universalgeschichte des Bischofs Bossuet mit ihrem göttlichen Heilsplan und zu den großen Heldengeschichten mit Königen und Feldherren als handelnden Akteuren vor: In seinem "Essay über die Sitten" führte er vor, wie man die Geschichte der Staaten und Völker in der Darstellung ihres Handels und Gewerbes, ihrer Sitten und Moral, ihrer Kultur und Literatur erfassen sollte, nicht nur lediglich in den Taten der "Großen Männer".
Und bei uns versuchte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), den man nicht ohne Grund als "Universalgelehrten" bezeichnet und nicht als "Polyhistor", der auch mit Morhof korrespondierte, eine Methode zu finden, um in der Geschichtsschreibung auf der Grundlage der Quellen zu wahren Aussagen zu gelangen. Da er zugleich Jurist war und verschiedene Monarchen und Regierungen mit hervorragenden Rechtsgutachten unterstützte, forderte er "Parallel-Belege" auch in der Geschichtsschreibung. Wenn die Nachrichten in zwei unabhängig voneinander entstandenen Quellen ein Ereignis bestätigten, womöglich noch in drei oder mehr Quellenbelegen, dann war die Wahrscheinlichkeit hoch und noch höher, dass sich ein Ereignis genau so abgespielt hat, wie es in den Quellen zu lesen ist. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Quellenkunde verfeinert, und man ging dazu über, Geschichtstheorien zu entwerfen. Das war dann nicht mehr die Entäußerung des göttlichen Heilsplanes, sondern die Betrachtung allein von Menschenwerk. Und die Spezialdisziplinen, derenVertretern der Begriff "Hilfswissenschaften" nicht gefällt, weil dieser sie zu bloßen Helfern degradiert, verselbständigten sich immer mehr: Diplomatik, Aktenkunde, Numismatik, Sphragistik, historische Namenkunde ...
Der Begriff von "Literatur" wandelte sich beim Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert: ursprünglich war Literatur alles, was zu einem bestimmten Thema geschrieben worden war und "Literaturgeschichtsschreibung" die Gewinnung eines bibliographischen Überblicks, später bedeutete Literaturgeschichte - nur noch - Geschichte der schönen Literatur, der Belletristik. Und der "Polyhistor", der ursprünglich wie Morhof die "Literatur" über die verschiedensten Spezialdisziplinen zusammentrug, was in seiner Zeit durchaus ein Verdienst war, wurde spätestens mit dem 19. Jahrhundert zur Bezeichnung für einen verstaubten, emsigen antiquarischen Sammler, so einer Art Spitzweg-Type und lächerlichen Figur, der keinen Sinne mehr für große und schöne Ideen und Theorien entwickeln konnte.
Wow, vielen Dank für diese tolle Erklärung, Karamzin. Wieder einmal was dazu gelernt...
Herzlichen Dank auch von mir.
Wenn man nur eine Art der Geschichtsschreibung kennt, wie ich aus der Schule, kommt man gar nicht dazu zu überlegen, wie dieses Konzept entstanden ist und wie auch andere möglich sind bzw. waren.
Was Lustiges: Heute abend haben meine Tochter (die noch ein paar Wochen hier ist, ehe sie wieder nach Riga abreist) und ich einander Goethe-Gedichte vorgelesen. Darunter auch "Wanderers Sturmlied" (sie liest gerade Safranskis Goethe-Buch und wir sprachen darüber, was der Anlass dieses Gedichts war).
Bei folgender Strophe
Den du nicht verlässest, Genius,
Wirst ihn heben übern Schlammpfad
Mit den Feuerflügeln.
Wandeln wird er
Wie mit Blumenfüßen
Über Deukalions Flutschlamm, ...
... konnte ich vor Lachen nicht weiterlesen. Ich habe nämlich das Wort "Flutschlamm" an der falschen Stelle getrennt. "Flutsch-Lamm".
Es war richtig schlimm. Ich habe mich fast nassgemacht vor Lachen.
Das kann man sich so richtig gut vorstellen: mit vorsichtigen Füßen über eine feuchte Blumenwiese mit liegendem Flutsch-Lamm!
Wir waren gerade an einem nassen Tag wandern und kamen an einem Wild- und Nutztiergehege vorbei, da hätte das passieren können!
... konnte ich vor Lachen nicht weiterlesen. Ich habe nämlich das Wort "Flutschlamm" an der falschen Stelle getrennt. "Flutsch-Lamm".
Es war richtig schlimm. Ich habe mich fast nassgemacht vor Lachen.
Ging mir genauso - ich habe auch zunächst Flutsch-Lamm gelesen...
Den gleichen Fehler habe ich neulich bei Altbaucharme gemacht. Da gab es bei mir erst Alt-Bauch-Arme, bevor ich auf Altbau-Charme gekommen bin.
Deutsche Komposita sind die reinsten Lesefallen...
Mein Liebling aus dieser Gruppe ist der Pharmaziegehilfe.
Gerade gestern habe ich mit meinem Sohn im Botanischen Garten Eichendorff-Gedichte gelesen, die er für seine Tätigkeit als Lehrer im Deutschunterricht braucht (da lesen sie Eichendorff in der 11. Klasse!), in einer Ausgabe, die mir meine Frau 1985 zum Geburtstag geschenkt hatte,
In diesen Gedichten geht es recht beschwingt zu, mit wandernden Gesellen, trötendem Posthorn, Nachtigallen, grünen teutschen Wäldern und antiken Statuen, Lauten (nicht mehr klassischen 'Leyern') und Mädchen am Fenster. Die Schüler einer zweisprachigen Schule werden angeregt, Assoziationen zu "Sehnsucht" herzustellen - übersetze mal solch ein Wort oder "Gemüt" und "Heimweh" in eine andere Sprache !
Jedenfalls sind da aber ganz gewaltige Unterschiede sowohl zu Hölderlin, dessen Jubiläum wir in diesem Jahr begingen, und dann wieder zu Goethe zu spüren, bei Eichendorffs "Sehnsucht" springe ich ja sofort wieder zu Goethes Mignon zurück. "Wanderers Sturmlied" liest sich so - tut mir leid - als hätte er enorm einen in der Krone gehabt, das Gedicht aber am Tag darauf dennoch für gut genug befunden hätte, um veröffentlicht zu werden.
Ja, ich habe beim Lesen auch an die heutigen Wetterkommentatoren gedacht, die bei jedem Platzregen von "sintflutartigen Regenfällen" sprechen.