Bücher über Tod und Sterben?

  • Hallo, ich suche Bücher zum Thema Tod und Sterben.
    Da dies grade mein Thema im Philosophiekurs ist und ich aus persönlichen Gründen nicht an der Exkursion zum Bestattungshaus mitgehen möchte, soll ich in dieser Zeit ein Buch zu diesem Thema lesen. Leider weiss ich nicht was ich lesen soll.
    Ich habe früher mal "Der Tod in Venedig" von Mann gelesen und fand es sehr gut. Gibt es noch andere Bücher in diese Richtung? Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jeman ein paar Bücher vorschlagen könnte.

  • literarische Werke wären mir lieber, aber philosophische im Stil von "Sofies Welt" wäre auch im Ordnung. Bei so ganz "hochphilosophischen" Sachen sehe ich leider selten durch... :redface:

  • Hallo Aki_Kadei,


    folgende Bücher fallen mir auf Anhieb ein:


    Hermann Hesse, "Klingsors letzter Sommer" - ein alternder schwerkranker Maler stemmt sich gegen den Tod und will die letzten Monate noch einmal voll ausleben, ein Meisterwerk des literarischen Expressionismus, recht schnell und wiederholt lesbar, mit philosophischen Anspielungen, eines meiner Lieblingsbücher


    Rainer Maria Rilke, "Worpswede" - es geht um eine Künstlerkolonie, aber auch darum, wie Leben, Arbeiten, Geburt und Tod die Menschen und Maler bestimmten, sehr eindrucksvoll geschrieben und für uns heutigen, lebens-, sozial-, medizinisch und sonstwie Versicherten kaum mehr vorstellbar, Geburt, Leben und Tod werden zur Grundessenz zurückgeführt, Rilke schrieb sehr bewegende Künstlerporträts


    Ich denke noch einmal nach, was ich noch vorschlagen könnte. Bis später,


    FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Aki_Kadai"

    literarische Werke wären mir lieber, aber philosophische im Stil von "Sofies Welt" wäre auch im Ordnung.


    Ich habe mich schon in Zusammenhang mit diesem Abiturthema in Philosophie sehr darüber gewundert, dass bestallte Philosophieprofessoren offenbar literarische Themen ebenso akzeptieren wie philosophische. Um ehrlich zu sein, ist mir diese Vermischung der Fächer suspekt. Es steckt doch immer der Hintergedanke drin, dass Philosophie und Literatur beide ja nur Gefasel über Gott und die Welt sind.


    Zum Thema: [list]Fontane: Der Stechlin
    Viele Gedichte Celans, Trakls, Benns.
    Camus: L'étranger [Der Fremde]
    Das tibetanische Totenbuch - um auch die Religion (hier: den Buddhismus) einzubeziehen
    Henry James: The Wings of the Dove
    Sartre: Les jeux sont faits [Das Spiel ist aus]
    Hemingway: The Snows of Kilimanjaro
    ...[/list:u]Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Zitat von "sandhofer"


    Um ehrlich zu sein, ist mir diese Vermischung der Fächer suspekt. Es steckt doch immer der Hintergedanke drin, dass Philosophie und Literatur beide ja nur Gefasel über Gott und die Welt sind.
    Zum Thema:
    Sartre: Les jeux sont faits [Das Spiel ist aus]


    Das erinnert mich an Sartre's "Huis clos". Theaterstück aus dem Himmel...


    Was die Vermischung von Philosophie und Literatur anbelangt, so verstehe ich beide Auffassungen sehr gut. Gegen die Vermischung spricht die reine Philosophie, die eigentlich völlig abstrakt ist (für mich jedenfalls) und in dem Sinne fern von jeglicher Praxis. Dagegen findet sich in der Literatur bisweilen ein, man könnte sagen, "angewandte" Philosophie, Schopenhauer war Philosoph, anerkanntermassen, sein Werk hinterliess Spuren in Thomas Mann und wurde in den Buddenbrooks zum Beispiel in der "Praxis" wirksam. Wenn man die Philosophie studieren will, ist es dann nicht auch legitim zu studieren, was aus ihr im Leben und in literarischen Werken geworden ist und wie sie in der Literatur reflektiert wurde. Die Ergebnisse von "offiziellen" Philosophen und Literaten zu vergleichen, scheint mir sehr interessant und wichtig. Natürlich muss gekennzeichnet sein, was woher stammt.


    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Wie wäre es mit


    Arthur Schnitzler: "Sterben"


    Der Titel ist Programm: der Protagonist Felix erfährt, dass er höchstens noch ein Jahr zu leben hat. die ganze Novelle dreht sich darum, wie er dieses letzte Jahr mit seiner Lebensgefährtin zubringt und sich auf den Tod vorbereitet. Mehr will ich nicht verraten...


    Gruß,
    G.F.

    [size=9px]&quot;Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!&quot;[/size]
    <br />kettcar

  • Wie konnte ich "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal vergessen. Also, dieses Buch ist doch nahe am Thema. Aber mehr verrate ich nicht... Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "alpha"

    Schopenhauer war Philosoph, anerkanntermassen, sein Werk hinterliess Spuren in Thomas Mann und wurde in den Buddenbrooks zum Beispiel in der "Praxis" wirksam.


    Diese Spuren suchen zu wollen, ist ja auch legitim. Aber imho primär Literaturwissenschaft, nicht Philosophie.


    Und Themen wie "Adam oder Prometheus" sind m.M. definitiv literarisch, keineswegs philosophisch. Auch wenn das Thema des Menschenbildes natürlich auch philosophisch abgehandelt werden kann. Und Goethes philosophisches Denken erforscht werden kann. Aber dazu müssen auch seine theoretischen Schriften gelesen werden.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Sterben - und leben als Vorbereitung zum Ableben - fast in jedem Roman und jeder Erzählung bei Eduard von Keyserling, den wir hier im Forum in einem eigenen Thema haben. Z.B. "Abendliche Häuser".
    *
    Oder, anders, Gerhart Hauptmanns eigenartige, "unartige" Erzählung "Der Schuss im Park" (zuerst 1939 in der Zeitschrift "Die Dame"; dann als Buch bei S. Fischer 1941).
    *
    G.H. in "Polemisches": "Es gibt Männer, die sind ihre eigenen Schulmeister, Pfaffen und Henkersknechte."
    Heute würde er vielleicht als drittes (statt "Henkersknechte") ergänzen: "ihre eigenen TV-Showmaster."

    Goethe: „...wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervortue; weder Gehalt noch Form braucht überliefert zu werden, überall, wo die Sonne hinscheint, ist ihre Entwicklung gewiß.“

  • Hallo Aki_Kadai,


    Sandhofer hat die ja "Das Spiel ist aus" von Sartre empfohlen - das ist auf jedenfall sehr leicht lesbar. Sinnvoll im Zusammenhang mit einem Phillosophiekurs ist es aber wohl nur, wenn du ein bisschen Ahnung von Sartres Existentialismus hast.


    Nicht literarisch, sondern sehr praktisch (also mehr Richtung "angewandte Philosophie" oder Soziologie) sind die Bücher aus der Hospizbewegung, z.B. von Elisabeth Kuebler-Ross, die sich mit Sterben, Tod und Trauer befassen.


    Liebe Grüße
    Nightfever

  • In Daemmrich, Horst S. und Ingrid G.: Themen und Motive in der Literatur (UTB) findest Du zum Stichwort Tod einen langen Eintrag über die verschiedenen Aspekte, mit denen sich Werke zum Tod befassen, gefolgt von einer langen Liste von Werken.


    Ich weiss nicht, wie alt Du bist. Ich erinnere mich vage an ein Buch, das mich in jüngeren Jahren stark beeindruckt hat. Ich glaube, es war Annas Tod von Gagelmann. Es stand in der Bibliothek, wo ich arbeitete bei den Sachbüchern, dürfte also eher philosophisch sein.


    Herzliche Grüsse,
    Maja

  • Hallo Aki_Kadai,


    Zitat von "Nightfever"


    Nicht literarisch, sondern sehr praktisch (also mehr Richtung "angewandte Philosophie" oder Soziologie) sind die Bücher aus der Hospizbewegung, z.B. von Elisabeth Kuebler-Ross, die sich mit Sterben, Tod und Trauer befassen.


    Diese Bücher sind sehr zu empfehlen. In eine andere, mehr körperlich- medizinische Richtung geht das informative Buch von Sherwin B. Nuland, Wie wir sterben, Ein Ende in Würde.


    Grüße,
    Gitta

  • Moin, Moin!


    [kaufen='3868736344'][/kaufen]


    "Solange ich lebe, kriegt mich der Tod nicht. Friedhofsgänge mit Schriftstellern" <a href="http://d-nb.info/1034509608">(DNB)</a> von Tobias Wenzel, der um die Welt gereist ist, "um <a href="http://www.deutschlandradiokultur.de/friedhofsbesuche-mit-schriftstellern.1853.de.html">Schriftsteller auf Friedhöfen zu treffen</a>, die für sie eine besondere Bedeutung haben." Darin fand ich diesen bemerkenswerten und tröstlichen Satz:


    Zitat

    Der Tod ist die äußerste Form der Demokratie. (Neil Geiman)

  • Simone de Beauvoir wurde ja schon genannt, insofern wundert es mich ein wenig, dass noch nicht "Ein schöner Tod" erwähnt wurde. Macht aber auch nichts, da das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurückblieb. Sie schildert das langsame Dahinscheiden ihrer Mutter im Krankenhaus und das hilflose Ausgeliefertsein an die "Götter in weiß". Der Titel greift den grässlichen Euphemismus auf den eine Nachtschwester in Bezug auf ihre Mutter verwendet. Leider nur recht kurzweilig auch wenn mir eine Passage länger im Kopf geblieben ist in der Beauvoir das schwierige Verhältnis zur Verstorbenen aufarbeitet durch eine Gratwanderung zwischen Muttertrauer und Matriarchentrauma - oder so. Ist etwas länger her. 112 Seiten


    Absolute Empfehlung an alle die Lust auf großes Leid-Kino haben und es gar nicht erwarten können zu wissen wie es letztlich ist absolut unmittelbare Existenzangst zu fühlen: "Der Tod des Iwan Iljitsch" von Leo Tolstoi. Kurzgeschichte über einen Mann der im Sterben liegt und... stirbt. Dabei überdenkt er nochmal sein ganzes Leben und kommt zu keinem guten Fazit. Absolut nicht ironisch gemeint und vollste Kaufempfehlung meinerseits.


    Die beiden Bücher sind "wenig philosophisch" aber das Thema an sich ist es ja sowieso.


    P.S.: Merke grad, dass ich mich selbst als Totengräber verdinge und dieses alte Thema ausbuddle. Oh, welch Ironie. Der Beitrag ist mir aber dann doch zu schade um ihn abzubrechen und das Thema ist sehr interessant.

  • "Der Tod des Iwan Iljitsch" ist ein immens wichtiges Buch, das ich immer nenne, wenn ich nach meinem Vorschlag für ein Buch gefragt werde, das jede/r lesen sollte.

    Ein kleines Buch von Selma Lagerlöf fällt mir noch ein: Der Fuhrmann des Todes. Es ist eher eine Langerzählung und stark geprägt von Glaubens- und Moralvorstellungen, aber ich möchte es gern anführen, weil ich es als Teenager sehr geliebt und mehrfach gelesen habe. Die Titelfigur ist der letzte Mensch, der im laufenden Jahr stirbt (also Schlag Mitternacht oder Sekunden früher). Er muss das Totenfuhrwerk übernehmen und das kommende Jahr lang die gerade Verstorbenen ins Totenreich fahren, und zwar jeden einzelnen - was bedeutet, dass unsere "Echtzeit" für ihn nicht gilt. Er ist ein gefühltes Leben lang unterwegs und kann den Totenkarren erst wieder abgeben, wenn er in der Silvesternacht kurz vor zwölf den letzten Toten des Jahres fährt; der muss dann die Zügel des Fuhrwerks übernehmen.
    Eine traurige und sehr poetische Geschichte, die ein wenig an Dickens' Weihnachtsgeschichte erinnert; allerdings ohne Dickens' Optimismus.