Beiträge von Sir Thomas

    Hallo JMaria,


    Golo Manns "Wallenstein" kenne ich nur vom Hörensagen. Wenn Du Dir das Buch gekauft hast, dann hoffentlich nicht in der SPIEGEL-Ausgabe, die sehr schlampig und fehlerhaft editiert sein soll (behaupten jedenfalls einige Amazon-Rezensenten). Inhaltlich wird Manns "Wallenstein" aber sehr gelobt als fundierte und lesenswerte Darstellung des Feldherrn und seiner Zeit. Mal sehen, erst will der Döblin "bezwungen" sein, dann vielleicht noch einmal der Schiller ...


    Viele liebe Grüße


    Sir Thomas

    Liebe Döblin-Freunde/-Adepten/-Jünger und -Abhängige,


    ich habe mittlerweile das erste Buch des "Wallenstein" gelesen. Darin geht es hauptsächlich um die politischen Sorgen und Nöte des Kaisers Ferdinand aus dem Hause Habsburg. Der fanatische Gegenreformator sieht sich, kurz nach dem Sieg über die protestantischen Stände Böhmens, von Intriganten und Ränkeschmieden in der Wiener Hofburg umgeben. Ausdrücklich gewarnt seien vor der Lektüre all diejenigen, die sich mit der Geschichte des 30jährigen Krieges im Besonderen sowie der Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Allgemeinen nicht auskennen. Ein gründliches Studium dieser Themen vorab ist unumgänglich, man kann sonst der Handlung nicht folgen. Ein Tipp: Die Darstellung des 30jährigen Krieges auf wikipedia ist ein brauchbarer Einstieg.


    Leicht zu lesen ist der "Wallenstein" nicht. Es ist kein historischer Roman im klassischen Sinne (so die Meinung Walter Muschgs im Nachwort meiner Ausgabe), sondern ein gewagtes literarisches Experiment, ein durch und durch expressionistisches Werk: sprachlich sehr gewagt, manchmal fast schon ein wenig atemlos-schludrig geschrieben, vor allem aber die Erzählweise des "Berlin Alexanderplatz" deutlich antizipierend. Fazit: Nicht nebenbei zu lesen - eben ein echter Döblin!


    Den gewünschten Vergleich mit Schillers Drama kann ich derzeit nicht leisten. Dazu bin ich
    a) noch nicht weit genug in der Lektüre des Döblin-Romans
    b) nicht mehr sauber orientiert, was das Schiller-Werk anbelangt (Neulektüre notwendig).


    Soviel für den Augenblick. Ich glaube, dass ich den "Wallenstein" für einen Moment zugunsten anderer Bücher zur Seite legen muss. Ich werde ihn aber nicht vom Nachttisch entfernen, denn beenden möchte ich dieses Werk auf jeden Fall.


    Über Eure Eindrücke und Erinnerungen an diesen Döblin-Roman würde ich mich an dieser Stelle sehr freuen.


    Es grüßt ganz herzlich in die Runde


    Sir Thomas

    Zitat

    Sir Thomas: Hast du Schillers Wallenstein schon gelesen? Wenn ja, wäre es nett, wenn du einige Vergleiche zwischen den beiden Büchern hier reinschreiben könntest. Wenn nein: Es lohnt sich, Schillers Trilogie zu lesen. Sie ist zwar sehr lang, aber wirklich spannend und interessant.


    Hallo Klabund,


    Schillers Wallenstein ist mir nur in Auszügen bekannt (Lektüre irgendwann in der Schule vor vielen, vielen Jahren :redface:). Über einen Vergleich mit Döblins Werk habe ich auch schon einmal nachgedacht. Leider ist der Döblinsche Wallenstein noch nicht bei mir eingetroffen, und ob ich ihn sofort lesen werde, weiß ich im Augenblick noch nicht (ist aber sehr wahrscheinlich). Das Schiller-Drama müsste ich aus irgendeiner Umzugskiste herauswühlen (eine von denen, die man seit Jahren mit sich herumschleppt, aber nicht auspackt). Im Bücherregal befinden sich die Reclam-Hefte nämlich nicht.


    Du siehst: Der Geist ist willig, aber der Alltag voller Tücken ... :breitgrins:


    Trotzdem: Wenn ich Deinem Wunsch entsprechen kann, wirst Du es in diesem Forum zu lesen bekommen.


    Viele liebe Grüße


    Sir Thomas

    Weiss jemand, ob er sich auch in der Lyrik versucht hat?


    Lieber Imrahil,


    obwohl Du der weitaus größere Experte in Sachen Döblin zu sein scheinst, erlaube ich mir die Bemerkung, dass mir keinerlei lyrische Versuche bekannt sind. Sollte ich etwas finden, werde ich es hier kundtun.


    Viele Grüße


    Sir Thomas

    Liebes Forum,


    zu Somerset Maugham kann ich nur einen kleinen Beitrag leisten in Form seines Romans "Der Magier" (aus der ersten Staffel der SZ-Bibliothek). Es geht um einen dämonischen Menschen, der mit Hilfe von allerlei Hokuspokus seine Umwelt manipuliert und dabei sogar recht erfolgreich ist - zumindest bis zum nicht sehr überraschenden Ende. Ganz nett, ganz ordentlich geschrieben, mit viel Atmosphäre - aber nichts, was lang im Gedächtnis bleibt. :zwinker:


    Wer WSM liebt, wird aber wahrscheinlich auch den "Magier" mögen. Bevor ich noch einmal zu diesem Autor greife, wird wohl ein wenig Zeit vergehen. "Der Menschen Hörigkeit" klingt ja nicht schlecht. Naja, kommt Zeit, kommt Rat ...


    Viele liebe Grüße :winken:


    Sir Thomas

    Hallo, Friedrich-Arthur,


    Berlin Alexanderplatz ist wirklich ein großartiger Roman, und leider bislang der einzige Döblin, den ich kenne. Abhilfe naht in Form von "Wallenstein", ein Roman, den Döblin im ersten Weltkrieg geschrieben hat und der sehr gelobt wird. Ich erwarte den Schmöker Anfang nächster Woche und freue mich schon riesig auf meinen zweiten Döblin, den ich für einen sehr begnadeten Schreiber halte. :klatschen:


    Die Verfilmung von "Berlin Alexanderplatz" kenne ich nur teilweise. Vor vielen Jahren lief ein Mehrteiler mit Günther Lamprecht in der Titelrolle im Fernsehen. Mich hat es nicht umgehauen, wobei ich gestehen muss, Literaturverfilmungen ohnehin sehr skeptisch gegenüber zu stehen. Nur der "Leorpard" von Visconti hat mich bislang restlos überzeugt.


    Berlin Alexanderplatz ist sicherlich schwer verfilmbar, weil das Buch eben sehr viel mehr enthält, als im Film gezeigt werden kann. Ich werde jedenfalls weiterhin kritisch bleiben in Bezug auf mögliche Verfilmungen dieses gigantischen Buches. :rollen:


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Au weia, ein Gang zum Bücherregal zwingt mich zur Revision einiger zuvor genannter Titel:


    Ich streiche "Der Tod in Venedig" und ersetze ihn durch "Jakob von Gunten" (Robert Walser).
    Ich streiche "Professor Unrat" und ersetze das Buch durch "Berlin Alexanderplatz" (Alfred Döblin).
    Last but not least: Auch Schnitzlers "Traumnovelle" gehört unbedingt dazu. Dafür bleibt "Sturmhöhe" leider auf der Strecke.


    Ja, so gefällt mir meine Liste schon wesentlich besser. Man sollte derartige Fragen nie aus dem Gedächtnis heraus beantworten ... :zwinker:


    Liebe Grüße


    Sir Thomas

    Dann will ich mich auch mal einmischen.


    Meine Applaus-Liste: :klatschen:


    Thomas Mann: Der Zauberberg
    Thomas Mann: Der Tod in Venedig
    Heinrich Mann: Professor Unrat
    Franz Kafka: Das Schloß
    Leo Tolstoi: Krieg und Frieden
    Lampedusa: Der Leopard
    Herman Melville: Moby Dick
    Umberto Eco: Das Foucaultsche Pendel
    Emily Bronte: Sturmhöhe
    Wolfgang Koeppen: Der Tod in Rom


    Viele liebe Grüße


    Sir Thomas

    Liebes Forum,


    ich gestatte mir, als Neuling einen weiteren Tipp zu Herman Bang abzugeben. 2005 erschien bei Manesse der Roman "Stuck" (http://www.perlentaucher.de/buch/22629.html). Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Thomas Mann angeblich schwer beeindruckt war von H. Bang. Manns Vorliebe für einen anderen Dänen (H.C. Andersen) ist hinlänglich bekannt, aber dass er auch Bang gekannt und geschätzt haben soll, war mir persönlich neu.


    Die Anspielungen an den impressionistischen Stil des E.v. Keyserling finde ich richtig und nachvollziehbar.


    Viele liebe Grüße


    Sir Thomas