Liebe Döblin-Freunde/-Adepten/-Jünger und -Abhängige,
ich habe mittlerweile das erste Buch des "Wallenstein" gelesen. Darin geht es hauptsächlich um die politischen Sorgen und Nöte des Kaisers Ferdinand aus dem Hause Habsburg. Der fanatische Gegenreformator sieht sich, kurz nach dem Sieg über die protestantischen Stände Böhmens, von Intriganten und Ränkeschmieden in der Wiener Hofburg umgeben. Ausdrücklich gewarnt seien vor der Lektüre all diejenigen, die sich mit der Geschichte des 30jährigen Krieges im Besonderen sowie der Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Allgemeinen nicht auskennen. Ein gründliches Studium dieser Themen vorab ist unumgänglich, man kann sonst der Handlung nicht folgen. Ein Tipp: Die Darstellung des 30jährigen Krieges auf wikipedia ist ein brauchbarer Einstieg.
Leicht zu lesen ist der "Wallenstein" nicht. Es ist kein historischer Roman im klassischen Sinne (so die Meinung Walter Muschgs im Nachwort meiner Ausgabe), sondern ein gewagtes literarisches Experiment, ein durch und durch expressionistisches Werk: sprachlich sehr gewagt, manchmal fast schon ein wenig atemlos-schludrig geschrieben, vor allem aber die Erzählweise des "Berlin Alexanderplatz" deutlich antizipierend. Fazit: Nicht nebenbei zu lesen - eben ein echter Döblin!
Den gewünschten Vergleich mit Schillers Drama kann ich derzeit nicht leisten. Dazu bin ich
a) noch nicht weit genug in der Lektüre des Döblin-Romans
b) nicht mehr sauber orientiert, was das Schiller-Werk anbelangt (Neulektüre notwendig).
Soviel für den Augenblick. Ich glaube, dass ich den "Wallenstein" für einen Moment zugunsten anderer Bücher zur Seite legen muss. Ich werde ihn aber nicht vom Nachttisch entfernen, denn beenden möchte ich dieses Werk auf jeden Fall.
Über Eure Eindrücke und Erinnerungen an diesen Döblin-Roman würde ich mich an dieser Stelle sehr freuen.
Es grüßt ganz herzlich in die Runde
Sir Thomas