Beiträge von Sir Thomas


    Welches anderen und auch guten Filme gibt es dann wohl?


    Hallo, Friedrich-Arthur,


    da fällt mir nicht viel ein, außer vielleicht ein Film über Vincent van Gogh mit Kirk Douglas in der Hauptrolle (wenn ich mich richtig erinnere). Den Titel des Films weiß ich nicht mehr, es dürfte aber kein Problem sein, dies herauszufinden. Ganz drollig fand ich auch die Figur des Toulouse-Lautrec in dem Musicalfilm "Moulin Rouge" (mit Nicole Kidman), obwohl man diesen Film nicht allzu ernst nehmen sollte.


    Viele Grüße


    Sirh Thomas

    Hallo, Friedrich-Arthur,


    ich sag es wirklich nicht gern, weil ich den Maler Klimt sehr schätze und den Schauspieler John Malkovich auch. Aber: "Klimt - der Film" ist eine Katastrophe, ein Offenbarungseid! Völlig unstrukturiertes Drehbuch, miserable Tonqualität, Thema (Wiener Secession und Fin de siècle) total verschenkt: Schlimmer geht es wirklich nimmer.


    Tut mir leid, aber mit einer besseren Kritik kann ich nicht dienen.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Zu Ernst Lubitsch fällt mir nur ein Stoßseufzer ein: "Ninotschka" mit der göttlichen Greta! Unbedingt mal anschauen, wenn die Möglichkeit besteht!


    Ansonsten muss ich passen in Sachen Lubitsch ...


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Hallo Annika,


    in Eduard von Keyserlings Kurzroman "Wellen" geht es um die Trennung einer adeligen Dame von ihrem ebenfalls adeligen Ehemann. Das Pikante daran: Sie geht eine neue Liaison unterhalb ihres Standes ein, wendet sich aber nicht einem "normalen" Bürgerlichen zu, sondern einem Künstler, was dem damaligen Verständnis (der Roman erschien vor dem 1. Weltkrieg) von einer gesicherten weiblichen Existenz sicherlich nicht entsprach.


    Viele Grüße


    Sir Thomas


    Immerhin: da weiß ich mich einig mit dem zeitgenössischen Rezensenten in der "Weltbühne" (dessen Rezension ich bei Gelegenheit mal raussuchen kann).


    Hallo Giesbert,


    das wäre ganz entzückend, im voraus "bedankt"!


    Sir Thomas

    Hallo, Ihr Lieben,


    ich habe noch einmal über "Metropolis" nachgedacht. Friedrich-Arthur: Von einem glatten "Fehlkauf" würde ich nicht sprechen, denn immerhin handelt es sich um einen Film von großer visionärer Kraft und um einen Meilenstein der Filmhistorie. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es nicht der Beste Lang-Film ist und dass man ihn mit einiger Vorsicht genießen sollte.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    "M" ist der einzige Lang-Film, den ich neben "Metropolis" und dem wesenlich späteren "Tiger von Eschnapur" gesehen habe. Ich gebe meinem "Vorredner" Giesbert Recht, würde allerdings noch weiter gehen und "Metropolis" nicht nur als "reaktionär", sondern nahezu als faschistisch bezeichnen. Allerdings entbehrt der Streifen nicht einer gewissen Faszination, was ihn letztlich sehr zwiespältig macht. Mit "M" ist man allerdings auf der sicheren Seite. Dieser Film ist meiner Meinung nach zusammen mit Murnaus rund 10 Jahre älteren "Nosferatu" das Beste, was das deutsche Kino vor 1945 zustande gebracht hat.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Hallo Sir Thomas, Einspruch!


    Liebe gantenbeinin,


    ich habe mir Deinen Einspruch zu Herzen genommen und noch einmal zur alten dtv-Ausgabe gegriffen, um selektiv ein wenig zu lesen (die kompletten 900 Seiten werde ich nicht noch einmal schaffen ... :zwinker:). Nun ja, um es kurz zu machen: Die "Strudlhoftiege" ist tatsächlich so etwas wie die Lindenstraße auf höchstem Niveau, Soap at it´s best sozusagen und alles in allem natürlich ganz ganz großes Tennis! Der historisch-politische Interpretationsansatz ist deshalb wirklich einigermassen an den Haaren herbeigezogen, oder wie Du es formuliert hast: Es geht um ausschließlich private Schicksale relativ privilegierter Menschen.


    Schön, sich darüber mal ausgetauscht zu haben. Es dankt und grüßt


    Sir Thomas

    Nicht sehr empfehlenswert, aber trotzdem einer Erwähnung würdig ist "Opiumraucher" von Jules Boissière aus dem Jahr 1895. Es geht um die Kriegs- und Drogenerlebnisse französischer Kolonialsoldaten in Indochina. Boissière war dort ebenfalls stationiert - Drogenmissbrauch inklusive. Seine Beschreibungen und Opiumphantasien gelten als ziemlich authentisch.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Heimito von Doderer war Historiker, und ein Anliegen der "Strudlhofstiege" ist (lt. Sekundärliteratur) die Darstellung des politischen Umbruchs nach 1918 bzw. die Folgen des Umbruchs für eine bestimmte Bevölkerungsschicht. Seine (implizit formulierte) These lautet: Für große Teile des sich unpolitisch gebenden Bürgertums war der Umbruch fast nicht spürbar. Mit dem Untergang des Kaiserreichs änderte sich nichts an den Besitzverhältnissen. Es wurde nach 1918 gelebt, als sei (fast) nichts geschehen. Politik spielt keine große Rolle in den Gesprächen und Gedanken der Handelnden in der "Strudlhofstiege". Die Bürgerlichen gehen weiter ihren Beschäftigungen nach, leiden an unglücklichen Liebschaften und Verbindungen und sind in keinster Weise abgestürzt - und wenn doch, dann von einem sanften Hügel dicker Schlagsahne (pardon: Schlagobers).


    Schicksalsgläubigkeit scheint ebenfalls eine wichige Rolle im Denken Doderers zu spielen, denn keine Figur der "Strudlhofstiege" unternimmt eine wesentliche Anstrengung, um den Verstrickungen, von denen sie umgeben ist, zu entrinnen.


    Ein anderes Thema (oder Anliegen) Doderers war das Konzept der "Menschwerdung", besonders schön geschildert in "Die erleuchteten Fenster oder Die Menschwerdung des Amtsrats Zihal". Auch der Major Melzer aus der "Strudlhofstiege" passt in dieses Thema gut hinein.


    Vielleicht reichen diese Gedanken aus, um kurz anzudeuten, dass H.v. Doderer zwar kein Gesinnungsschreiber, aber sehr wohl ein Autor mit tief verwurzelten Konzepten und Hypothesen war.


    Soviel zu der Frage "Was will der Autor uns eigentlich sagen?"


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Doch spontan gefragt, ist Per Olov Enquist meine Nr.1, weil er immer bis an die Schmerzgrenze geht und dann noch ein Stück darüber hinaus, auch wenn man längst "Halt!" gerufen hat.


    Liebe Leserin,


    ich stimme Dir vollkommen zu! Sollen wir uns zu einem Enquist-Ordner verabreden? Wird ihm zwar auch nichts nützen (im Hinblick auf den Nobelpreis 2008), aber was soll´s ... :zwinker:


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Hallo Dostoevskij,


    Köstlich! Vielen Dank dafür an einem derart bescheidenen Tag!


    Hier kommt mein Liebling:


    "Ich bin der treuste Freund der deutschen Sprache [...] Ich würde nur einige Änderungen anstreben. Ich würde boß die Sprachmethode - die üppige, weitschweifige Konstruktion - zusammendrücken; die ewige Parenthese unterdrücken, abschaffen, vernichten; die Einführung von mehr als dreizehn Subjekten in einem Satz verbieten; das Zeitwort so weit nach vorn rücken, bis man es ohne Fernrohr entdecken kann. Mit einem Wort, meine Herren, ich möchte Ihre geliebte Sprache vereinfachen, auf daß, meine Herren, wenn Sie sie zum Gebet brauchen, man Sie dort oben versteht."


    Mark Twain, Die Schrecken der deutschen Sprache. Eine an den Wiener Presseclub auf deutsch gehaltene Ansprache vom 21.11.1897


    Es grüßt


    Sir Thomas


    Ich würde es sehr spannend finden, zu erfahren, wer euer Favorit für dieses Jahr gewesen wäre? Könnte man nicht eine Umfrage starten und abwarten, ob einer von den genannten nächstes Jahr dabei ist?


    Meine Lieblingsnobelkandidaten für das nächste Jahr sind Per O. Enquist und Antonio Tabucchi. Auch der britische Dramatiker Peter Shaffer (u.a bekannt durch "Amadeus", die Vorlage für den Oskar-prämierten Hollywood-Film von Milos Forman) hätte es verdient, aber nach Doris Lessing und Harold Pinter (2005) wird England für mindestens ein Jahrzehnt aus dem Blickwinkel verschwinden.


    Es grüßt


    Sir Thomas


    meine spezielle Galerie persönlicher literarischer Lieblingsfeinde: Günther Grass (Meister der ungepflegten Langeweile), Martin Walser (Meister der sprachlichen Ungereimtheiten und Ausrutscher), Bernhard Schlink (unverzeihlicher Fehler der jüngsten Literaturgeschichte) und Paulo Coelho (Gipfel des Grauens).


    Allesamt Volltreffer!!! :klatschen:
    Hätt ich mich niemals getraut ... :breitgrins: Als Ergänzung zu Walser (Martin) vielleicht noch: Gestammelte Altherrenprosa oder sowas in der Art ...


    Ganz entspannt grüßt


    Sir Thomas

    Liebe Leserinnen und Leser,


    was haltet Ihr von der aktuellen Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing? Ich kenne nichts von ihr, habe also (noch) keine Meinung. Ein wenig gewundert hat es mich schon, wer da mal wieder unerwarteterweise aus dem Hut gezogen wurde. Naja, immer wieder eine Überraschung - das scheint seit geraumer Zeit das Motto der Juroren zu sein.


    Es grüßt


    Sir Thomas

    Folgender Auszug stammt aus einer Rezension, die ich in den Tiefen meines elektronischen Archivs gefunden habe (ohne Quellenangabe):


    “Doderers Figuren sind weder heiß noch kalt. [...]Doderers Menschen sind amoralisch, wohlgemerkt amoralisch, nicht unmoralisch. Es kommt ihnen gar nicht in den Sinn, an ihr Leben jemals einen sittlichen Maßstab anzulegen. Nächstenliebe, Mitleid mit der leidenden Kreatur, sittliche Fragen im gesellschaftlichen und im wirtschaftlichen Leben gibt es nicht. Es herrscht eine beinahe unbeschränkte sexuelle Promiskuität. Sie wird aber nicht einmal als Problem empfunden. Daß es hier um Fluch und Sünde gehen könnte, steht gar nicht zur Erwägung. [...] Die Leute der "Strudlhofstiege" haben keinen Gott und keine Götter. Sie haben weder Religion noch trösten sie sich mit einer der Ersatzreligionen des Jahrhunderts. Sie sind keine Sportfanatiker, keine Nationalisten, keine Kommunisten. Sie sind auch keine Erotiker. Die Liebesabenteuer absolvieren sie ohne Freude und ohne Leid, mit animalischer Selbstverständlichkeit. Sie sind nicht eifersüchtig, sie sind nicht gejagt von einer Leidenschaft. Sie haben überhaupt keine Leidenschaften.“


    Keine Möglichkeit der Identifikation - nirgends.


    Noch einmal viele Güße


    Sir Thomas