Herman Bang

  • Hallo zusammen,


    kennt jemand von euch Herman Bang bzw. hat schon etwas von ihm gelesen.


    Ich lese gerade "Am Weg" und mich vereinnahmen die leisen, melancholischen Töne, die die Geschichte hergibt. Dieses "Bild" der kommenden und wegfahrenden Züge am Bahnhof dieser Kleinstadt und die Frau des Bahnwärters, die den Zügen hinterher blickt, prägt sich dem Leser ein.


    Mich erinnert der Erzählstil etwas an Eduard von Keyserling und russischen Erzählern. Bei den russischen Erzählern kann ich nicht genau bestimmen, an wen es mich erinnert, vielleicht etwas an Tschechow. Im Wikipedia heißt es, dass Turgenew als Vorbild zu nennen ist. Doch von ihm habe ich bisher noch nichts gelesen.


    http://www.perlentaucher.de/buch/25182.html


    Es scheint, ich habe bereits meine erste Neuentdeckung für 2007.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    Ich habe nun ein weiteres Buch von ihm gelesen: "Ein weißes Haus".


    Der Titel vermittelt den Eindruck, dass es eine helle, eine heitere Atmosphäre in diesem Haus geben wird. Für eine Kindheit ist das "weiße Haus" ein Stück gute Erinnerung. Es dreht sich alles um die Pastorengattin, die ihren Kindern eine unbeschwerte Kindheit ermöglicht. Der gestrenge Vater in seinem Studierzimmer ist im Hintergrund präsent. Die Frau wirkt glücklich mit ihren Kindern und in der Tätigkeit als die Frau eines Pastors, sie lacht und ist umtriebig wie ein Kind. Doch dann sind da noch die Tiefen, das Dunkle in ihr. Diese Gefühle bringt sie zum Ausdruck, wenn sie Klavier spielt und singt oder Gedichte rezitiert. Wie in "Am Weg" sind es die "Bilder" die dem Leser Gefühle übermitteln. Dieser impressionistische Erzählstil gefällt mir sehr gut.


    Das nächste Buch, das ich von H. Bang beginnen werde, ist "Das graue Haus".


    Anbei noch zwei Links:


    Im ersten Artikel in der "Zeit" geht es um den Maler Hammershoi, dessen Motive (Zimmer) gut zu Herman Bangs Romane passen:


    http://www.zeit.de/2003/16/Hammershoi
    Auszug:
    Und dann sind es natürlich die Räume, in denen die Romane und Geschichten des dänischen Schriftstellers Hermann Bang spielen könnten, auch wenn es dort gelegentlich etwas herrschaftlich zugeht. "Das weiße Haus" und "Das graue Haus", zwei Titel von Bang, zwei Hauptfarben von Hammershøi. Bang war ein Lieblingsautor des jungen Thomas Mann, hoch geschätzt auch von Hermann Hesse, dann wurde er vergessen. „Jeder Mensch bereitet uns auf irgendeine Art Vergnügen“, lesen wir bei ihm. „Der eine, wenn er ein Zimmer betritt, der andere, wenn er es verlässt.“ Hammershøis schönste Bilder verdanken sich dem zweiten Vergnügen.
    Auszug_Ende


    dann noch dieser Artikel über Herman Bang in der NZZ:


    http://www.nzz.ch/2005/11/08/fe/articleDAX16.html


    Auszug:
    Herman Bang (1857-1912) war, anders als Thomas Mann, kein Grossbürger; nicht einmal, wie Theodor Fontane, ein Bürger. Vielmehr ein getriebener Reisender in Sachen Literatur, ansässig zwischen Prag und Paris und Berlin, zuletzt gar im fernen Amerika. Ein Journalist, als solcher früh begabt - berühmt wurde sogleich seine Reportage des Brands des Schlosses Christiansborg vom 3. Oktober 1884 -, dazu Novellenschreiber und Romancier, Redner und Vorleser aus der eigenen Produktion.
    Auszug_Ende


    Vielleicht wird im Forum ja jemand neugierig auf diesen Schriftsteller.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

    Einmal editiert, zuletzt von JMaria ()


  • Vielleicht wird im Forum ja jemand neugierig auf diesen Schriftsteller.


    Hallo Maria,


    Leider muss ich gestehen, dass ich Herman Bang bisher noch nicht einmal dem Namen nach kannte. Aber immer wenn jemand den ich schätze, so begeistert von einem Autor spricht, werde ich hellwach. Es ist Dir also gelungen mich neugierig zu machen.


    Liebe Grüße


    Hubert


  • Hallooooo Hubert


    :klatschen:


    wie schön, dass du wieder da bist. Ich habe dich im Forum sehr vermißt.
    Wie geht es dir?


    Steffi hat mir "Am Weg" von Herman Bang zu Weihnachten geschenkt und da hat sie genau richtig gelegen.
    Berichte bitte, wie er dir liegt, solltest du etwas von ihm lesen.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo !


    Hubert: Ich freue mich sehr, wieder etwas von dir zu hören ! :winken:


    Ja, Maria schafft es wunderbar, Hermann Bang anzupreisen. Obwohl ich ja quasi der Verursacher war, habe ich noch nichts von ihm gelesen und ich sehe schon, dass ich das schleunigst nachholen muss. Hört sich ja fabelhaft an.


    Gruß von Steffi

  • Hallo ihr Lieben


    "Das graue Haus" :


    Ich habe Probleme in die Geschichte reinzukommen. Es spielt sich in einem Konsulat(?) ab und mich verwirrt der Sprachstil. Ich glaube man nennt es "Pluralis Majestatis". Manchmal weiß ich nicht, welche Person nun spricht oder gemeint ist. Ich glaube, dieses Buch ist doch eher eine Ausnahme vom Bang'schen Sprachstil. "Am Weg" und "Das weiße Haus" fand ich einprägsamer.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria und Steffi,


    vielen Dank für die nette Begrüßung. Ich werde wohl zuerst den Roman "Am Weg" lesen und dann natürlich berichten wie es mir gefallen hat, aber es kann noch etwas dauern.


    Liebe Grüße


    Hubert

  • Moin, Moin!


    Die Neuauflage eines seiner Bücher wurde im DLR rezensiert: "<a href="http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/616790/">Hilfe, Touristen!</a> (<a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/04/20/dkultur_200704201433.mp3">mp3</a>): Die Titelerzählung <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3717521268/leipzigerbuch-21">Sommerfreuden</a> spielt in einem etwas heruntergekommenen Hotel. Als die lang erhofften Gäste endlich kommen, bricht Stress und Hektik aus, die auch den Leser schwindlig macht. Mit leichter Hand zeichnet der 1912 verstorbene dänische Autor Herman Bang, der mit diesem Band wieder entdeckt werden kann, seine karikaturhaften Figuren." - Ah, ich sehe gerade den Anlaß. <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Herman_Bang">Bang</a> wurde vorgestern 150, was dem Kalenderblatt des DLF Grund genug war, <a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/04/20/dlf_200704200905.mp3">ihn zu würdigen</a>. BTW: Gar nicht so einfach, beim Tippen dem 'Herman' kein zweites 'n' anzudichten...


    "Was für ein seltsames Missverständnis ist es doch, einem Dichter vorzuwerfen, dass seine Bücher Bekenntnisse sind. Als könnten seine Werke etwas anderes sein, und als müsste nicht jede Zeile, die er schreibt, Teil von einem Geständnis, Fragment von einem Bekenntnis werden." (Herman Bang)

  • Liebes Forum,


    ich gestatte mir, als Neuling einen weiteren Tipp zu Herman Bang abzugeben. 2005 erschien bei Manesse der Roman "Stuck" (http://www.perlentaucher.de/buch/22629.html). Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Thomas Mann angeblich schwer beeindruckt war von H. Bang. Manns Vorliebe für einen anderen Dänen (H.C. Andersen) ist hinlänglich bekannt, aber dass er auch Bang gekannt und geschätzt haben soll, war mir persönlich neu.


    Die Anspielungen an den impressionistischen Stil des E.v. Keyserling finde ich richtig und nachvollziehbar.


    Viele liebe Grüße


    Sir Thomas


  • Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass Thomas Mann angeblich schwer beeindruckt war von H. Bang. Manns Vorliebe für einen anderen Dänen (H.C. Andersen) ist hinlänglich bekannt, aber dass er auch Bang gekannt und geschätzt haben soll, war mir persönlich neu.


    Thomas Mann hat jeden gelobt, von dem er auch nur den Verdacht hatte, das Lob könne ihm irgendwie nützlich sein. Das hieß nicht mal, dass er das Buch oder den Autor auch gelesen hatte. Dafür hat er im Gegenzug dann Lektüren bestritten, die man ihm später nachweisen konnte (z. B. Fontanes »Effi Briest«, aus der er den Namen Buddenbrook hat). Das Lob allein heißt also bei Thomas Mann gar nichts, solange man nicht durch Briefe oder die Tagebücher auch eine tatsächliche Lektüre nachweisen kann.


    Gruß, Marius


  • Lieber Marius,


    es freut mich, dass Du Dich zu uns verirrt hast: Ich hoffe, Du bleibst uns dauerhaft erhalten und machst auch mal eine Leserunde mit.


    CK


    Hallo Christian!


    Ich überlege, ob ich mich der »Hyperion«-Runde anschließe, bin aber noch zu keiner Entscheidung gekommen.

  • Moin, Moin!


    <a href="http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/624026/">Wiederentdeckung eines dänischen Dichters</a> (<a href="http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/05/11/dkultur_200705111433.mp3">mp3</a>): Zwei Roman von Herman Bang sind neu aufgelegt worden: <a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3458349561/">Das weiße Haus. Das graue Haus</a>. "Beide autobiographisch geprägt. In einem erzählt Herman Bang vom Elternhaus auf dem Land, in dem anderen von der großelterlichen Villa in der Stadt. Die Titel sind Programm." Der Preis von 10 Euro für den Doppelband ist IMHO sehr ansprechend!

  • Hallo zusammen,


    Manesse Verlag verwöhnt mich in diesem Jahr, neben der Neuerscheinung und Erstübersetzung von Edith Whartons ""Hudson River Bracketed" - Ein altes Haus am Hudson River" erscheint auch ein neuer Roman von Herman Bang:


    Herman Bang: Tine


    Tine, die Tochter des Küsters auf einer malerischen dänischen Ostseeinsel, ist bei dem jungen Ehepaar Berg ein gern und häufi g gesehener Gast. Vor allem mit Frau Berg verbindet sie eine innige Freundschaft. Doch dann bricht jäh der Krieg in die Idylle ein: Tines friedliches Heimatdorf liegt plötzlich am Rand eines Schlachtfelds, Flüchtlinge und Verwundete werden einquartiert, während der Kanonendonner immer näher rückt. Inmitten der spannungsgeladenen Atmosphäre wird sich Tine ihrer lange verdrängten Gefühle für Berg bewusst …


    Vor dem Hintergrund des deutsch-dänischen Krieges 1864 entfaltet sich eine leise, melancholische Liebesgeschichte, in verhaltenen Gesten und zaghaften Blicken zunächst nur angedeutet. Eindringlich und mit großer stilistischer Feinheit schildert Herman Bang die schmerzhafte Sehnsucht und stumme Verlorenheit seiner Protagonistin.


    erscheint September 2011.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)