@bonaventura
Nachtwachen sind ja Deine Domäne und bei mir leider nicht sonderlich produktiv.
Aber, Kapitel 18, aus dem Dein Zitat stammt und Kapitel 30 haben mich, wenigstens in meinen eigenen Irrungen und Wirrungen, wieder etwas Land sehen lassen. Natürlich! - zwei Ebenen: Vorstellung und Wille.
Sch. verwendet seine gesamte Sprachgewalt und ungeheuer viel Raum darauf (weshalb mir, bei dieser Problematik, herausgebrochene Zitate wenig hilfreich erscheinen, eher im Gegentum), um im Kontext immer wieder akribisch zu trennen. Dennoch kann der Trigger eines multipotenten Begriffes zu einem, gänzlich unbemerkten, Wechsel der Ebenen führen.
So bei mir, die ich, weil auf die falsche Spur geraten, das "unmittelbar" meinte attackieren zu müssen. Und so (erkühne ich mich zu spekulieren) vielleicht bei v.Hartmann, der seine Kritik möglicherweise u.a. daran festmachte, daß ein "Bewußtwerden" des Ding an sich scheinbar gleich mit "Erkenntnis" ist und damit dieses in den Objektbereich verschieben würde.
Das unmittelbare Bewußtwerden des Willen ist aber etwas qualitativ ganz anderes, als das Bewußtwerden der Vorstellung. Unsere Sprache leiht sich dem dazu eigentlich notwendigem, ganz anderen Begriff nicht. Alles natürlich "m.E.", so, wie ich Sch. "verstehe".
Ich halte das, in der irritierenden Problematik, für einen ähnlichen Fall, wie den Versuch, sich bei der Lösung der Frage: Willensfreiheit vs kausale Determiniertheit, klar und logisch jemals auf eine Seite schlagen zu können. Denken und Sprache sträuben sich gegen die, in beiden Fällen, einfach nicht zu gewinnende Präzision. Hier jetzt: sobald es um das Ding an sich geht, nolens volens nur ausgestattet mit dem Werkzeug eines Sprachschatzes der ausschließlich aus der Welt der Vorstellung stammt, ist die Verwirrung programmiert. Und das abendländische Hirn ist nicht für veritable Koans strukturiert (meines jedenfalls sicher nicht ), die die Untauglichkeit sprachlicher Logik für derlei Klärungsversuche wohl demonstrieren können/sollen. Schopenhauer versucht mit unermüdlich, repetitiver Präzision das Nichtformulierbare zu formulieren. Weshalb ich ihn, nach vielen Jahren, endlich wieder genau und langsam lesen muß.
In der Diskussion insgesamt (deren eigentliches Thema mir nächtens immer wieder abhanden kam
:breitgrins:) habe ich nicht viel gewonnen :sauer: - aber wenigstens sind mir meine persönlich- speziellen, sowie die grundsätzlichen Unklarheiten wieder etwas deutlicher geworden - ein Akt also der Selbstbefriedigung. Besten Dank für die Gelegenheit!
Liebe Grüße
g.