Vermutlich kann keine Übersetzung je dem Original gerecht werden.
Ein vom Leser wahrscheinlich meist grenzenlos unterschätztes Drama. Sicher gibt es kongeniale Übersetzer und nicht nur die vielen anderen, aber man liest eben doch niemals den Autor sondern eine Transposition.
Ich hatte eine Tante, Vielleserin, gebürtige Russin, die, quasi muttersprachlich, fünfsprachig aufwuchs (mit Gouvernanten aus aller Herren Länder etc - wie das funktionieren kann ist mir schleierhaft, aber ersichtlich ging es) und diese Tante ließ an praktisch kaum einer Übersetzung auch nur ein gutes Haar, sie konnte es sich ja leisten.
Aber das Übersetzungsklagen gehört nicht hierher, fällt mir ein.
Stopfkuchen lebte anscheinend/scheinbar heiter, ja schon, aber.....dies auf der Basis tiefer, nie verziehener Verletzungen und einer totalen Abschottung von der Gesellschaft. Er hat das Temperament für die(auch mich als Leser teilweise quälende und möglicherweise positiv verkannte) Gelassenheit, seinen Coup - das ist es doch - von langer Hand vorzubereiten, zu genießen und punktgenau zu landen. Und Eduard ist nicht nur sein Referent, sondern auch sein Opfer, er läuft ihm ja dauernd direkt in's Messer, wenn auch bei Braten und Kaffee. Diese Grundmelodie kann ich so heiter nicht finden.
Und Sch. war ja auch ein zutiefst narzisstisch Gekränkter. Daß er durchaus giftig war und auch saugrob sein konnte, das kommt ihm doch aus allen Knopflöchern. Er war aber auch mitleidensfähig (außer es ging an sein Eingemachtes :breitgrins:, wer da ohne ist, der werfe den ersten...) und von Goethe z.B. hat er auch, allerdings mit kühler, selbstbewußter Haltung, Frustrationen eingesteckt ohne sich aus der Invektivenkiste zu bedienen. Seine generelle Menscheneinschätzung halte ich jedoch keineswegs für eine Rationalisierung saurer Trauben, sondern schlicht für sehr begründet .
Schopenhauers "Rote Schanze" war seine finanzielle Unabhängigkeit und, wie auch bei Stopfkuchen, sein Intellekt und, lebenserleichternd, sein Hedonismus. Und, gegen Ende seines Lebens hatte Sch., der sich in seiner Enttäuschung kompensatorisch an die Nachwelt wandte (bis jetzt ziemlich vergebens :zwinker: ), das Glück noch begeisterte Anerkennung zu finden, welchselbes Glück (auch) dann sogar sein Frauenbild begann aufzuweichen.
Und jetzt höre ich auf, mich als Schopenhauerkennerin aufzuspielen, die bin ich nämlich - leider - nicht.
Übrigens, von genialen Stopfkuchens und Schopenhauers, die dekompensierten, weil ohne die Fortune des Besitzes einer Roten Schanze, erfahren wir naturgemäß nie etwas.
Flaubert und Feydeau(noch dazu zwangsläufig auf deutsch) werden hinten an die lange Reihe angestellt :sauer:
Ich erinnere mich dumpf schon eine Lebens-und Liebensphase gehabt zu haben :breitgrins:, aber jammerlappige Männer, da hast Du recht, waren, zur Blütezeit meiner heutigen fossilen Existenz, nie meine Zielgruppe. Nur - so ganz ohne Gejammerlappe wäre ja auch nichts, nicht männlich-menschlich-echt. Die Anteile machen's halt. Und, komisch, Romantik im Leben, das kann ich bejahen. Aber in der Literatur hätte es sowas Voyeristisch-Peinliches für mich. Darüber muß ich aber noch nachdenken, vielleicht fallen mir im Moment nur keine selbst genossenen Gegenbeispiele dieser Empfindung ein.
Gruß
g.