Guten Morgen zusammen!
Ich war ein paar Tage verreist und habe gestern davon im Radio gehört. Ich finde den Vorgang schlicht skandalös. Ich habe den Literaturclub als Podcast abonniert und sehe die Sendungen - zeitversetzt - aber regelmäßig. Es wurde ja schon viel daran herumgemurkst (dümmliche Einspieler, das Stehen der Kritiker an bar-ähnlichen Tischen etc.). Vieles davon hat man zurückgenommen und mit der Wahl Stefan Zweifels als Moderator ist die Ruhe und Qualität der Sendung deutlich gestiegen. Sie ist mit Abstand die beste Literatursendung im deutschsprachigen Fernsehen.
Und nun das.
Seit geraumer Zeit empfand ich das Agieren von Elke Heidenreich als mal mehr, mal weniger problematisch. Sie redete nicht nur ständig laut dazwischen und fuhr den anderen über den Mund. Sie versuchte auch fortwährend, die Meinung der anderen Leser als 'zu elitär' hinzustellen, um sich dann als 'vox populi' zu gerieren. Besonders Stefan Zweifel mit seinen manchmal etwas abgehobenen, deshalb aber bereichernden Wertungen, hatte unter ihrem Geplapper zu leiden. Und natürlich die Zuschauer.
Was Elke Heidenreich sich in der Sendung zu Heidegger und Lewitscharoff erlaubte, war nicht mehr hinnehmbar. Ihre Aburteilung von Sibylle Lewitscharoff war unausgewogen, undifferenziert - und auch heuchlerisch, wie man jetzt weiß. Vor zwei Jahren noch hat sie die Autorin zur Mitwirkung an einer Anthologie eingeladen. Nun behauptete sie, sie habe S. Lewitscharoff schon immer unsäglich gefunden. Was für ein Theater.
Mein Fazit: Der Sender opfert Stefan Zweifel der (angenommenen) Popularität von Elke Heidenreich. Man hat keine Haltung, sondern giert nach der Quote. Und macht damit wahrscheinlich die Sendung ganz kaputt. Das ist nicht nur unfair gegenüber Stefan Zweifel und seinen Qualitäten, es ist beschämend.
In Großbritannien wurde jüngst eine irische Sängerin von den Kritikern verrissen, weil ihre Körpermaße nicht dem entsprachen, was man auf der Bühne gerne sehen wollte. Gesungen hat sie wunderbar, aber das war den Kritikern kaum eine Erwähnung wert. Stefan Zweifel hat gut argumentiert und Elke Heidenreich auf einen Irrtum hingewiesen. Deshalb muss er gehen. Die pöbelige Großkritikerin darf bleiben. Das ist dann wohl die Medienrealität von heute.