Beiträge von montaigne

    Die Frage habe ich mir gestern auch gestellt, als ich auf den Thread gestoßen bin. Und noch etwas ist mir eingefallen, nämlich Elfriede Jelineks "O Wildnis, o Schutz vor ihr", das ich letztes Jahr gelesen habe. Ich bilde mir aber ein, bei letzterem steht sogar der Begriff Anti-Heimat-Roman im Klappentext ... "kritisch" wäre hier doch etwas untertrieben. :zwinker:


    In Vorbereitung auf ein Handke-Seminar im kommenden Wintersemester lese ich gerade mal wieder Handkes Erzählung „Wunschloses Unglück“. In den Anmerkungen fand ich nun folgendes:


    „Wunschloses Unglück“ wäre auch im Kontext der spezifisch österreichischen Gattung des Anti-Heimatromans zu sehen. Zu nennen sind hier z.B. Gert Jonkes „Geometrischer Heimatroman“, Franz Innerhofers „Schöne Tage“, Elfriede Jelineks „Die Liebhaberinnen“ und Michael Scharangs „Der Sohn eines Landarbeiters“.



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    Was aber genau ist nun ein Anti-Heimatroman? Die Steigerung eines kritischen Heimatromans? Bei Bernhard und Jelinek für mich nachvollziehbar, aber bei Handke eigentlich nicht, oder?


    "Sie wollen sicher zu meiner Schwester" - diesen Ausruf Stines würde ich nicht so interpretieren, als sei Prostitution im Spiel. Waldemar ist ihr ja nicht unbekannt, sein erster Besuch bei Stine ist eine Fortsetzung seiner Teilnahme an dem feuchtfröhlichen Abend bei Pauline.


    Gerade weil Waldemar für Stine kein Unbekannter ist, verwundert es, dass sie nicht in Erwägung zieht, er könne sie besuchen.




    Dass Fontane Probleme mit den Sittenrichtern in der Presse bekam, liegt m. E. eher in der Behandlung gesellschaftlich relevanter Themen. .


    Ist Prostitution kein gesellschaftlich relevantes Thema?




    Wenn es auch entsprechende Indizien geben mag, wäre ich vorsichtiger bei einer Interpretation, die Prostitution bei weiblichen Gestalten des Romans nahelegt, bei Pauline und auch Wanda, die nicht der Vorstellung von einer "gefallenen Frau" entsprechen.


    Ich bin ja nur froh, dass ich nicht der Einzige bin, der zu dieser Interpretation kommt. Auch Prof. Dr. Andreas Degen, der sich möglicherweise mit dem Roman „Stine“ mehr beschäftigt hat, als wir beide zusammen, spricht ja in seinem von mir verlinkten Aufsatz von der „koketten Gelegenheitsprostituierten Wanda“. Und was verstehst du unter einer „gefallenen Frau“, - ich dachte das Mittelalter wäre vorbei?




    Waldemar wirkt wie eine preußische Variante dieses Adelstyps eines "überflüssigen Menschen".


    Ich halte die Bezeichnung „überflüssiger Mensch“ für gefährlich und möchte sie schon überhaupt nicht auf Waldemar anwenden.

    Der Literaturnobelpreisträger Sir Vidiadhar Surajprasad Naipaul hat einen doppelten Migrationshintergrund. Seine indischen Vorfahren kamen als Vertragsarbeiter in die Karibik wo Naipaul 1932 auf Trinidad geboren wurde. Sein Geburtshaus steht auch heute noch und ist das „Lion House“ in Naipauls Roman „Ein Haus für Mr. Biswas“ in dem Naipaul die Geschichte seiner Kindheit verarbeitet:


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    Mit 18 Jahren zog Naipaul nach England, wo er auch heute noch lebt. Nach Reisen durch Afrika, Asien und Südamerika verarbeitete er seine Reisen in mehreren Romanen: „An der Biegung des großen Flusses“ beschreibt das Chaos in den unabhängig gewordenen Staaten Afrikas, in „Eine islamische Reise“ wird er zum Islamkritiker und in „Das Rätsel der Ankunft“ erzählt er sein eigenes Leben zwischen den Kontinenten.


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    Als er 2001 den Literaturnobelpreis erhielt, erklärte er, der Preis sei „Eine große Anerkennung für England, meine Heimat und für Indien, die Heimat meiner Vorfahren“. Trinidad hat er nicht erwähnt. Sein letztes Buch „Afrikanisches Maskenspiel“ handelt von afrikanischen Religionen. Am Freitag ist Naipaul 80. Jahre alt geworden.


    Bei den wenigen Postings hier ist das doch keine Option. Man lechzt förmlich nach Inhalten. Und es passiert hier so gar nix. Also liest man wenigstens das Wenige, das hier erscheint.


    Falls dir mal jemand erzählt hat, die Leserunden im Klassikerforum werden zu deiner Unterhaltung veranstaltet – er hat dich angelogen.



    Warum inhaltslos? Das nennt man Lesestatistik.


    Erzähl das mal denen, die hier nach Inhalten lechzten.



    Das KF besteht ja nicht nur wegen der Leserunden,


    Falls du das nicht weißt, das Klassikerforum wurde mal auf Anregung von Ikarus vom Literaturschockforum abgespaltet, damit die Leserunden nicht in Endlosthreads wie „Was lest ihr gerade“ oder „Was lest ihr am Wochenende“ untergehen. Frag dich mal warum Ikarus sich seit langem nicht mehr hier meldet.



    Es finden hier z.Zt. zwei hochinteressante Leserunden statt. Sowohl bei der Dämonen-Leserunde als auch bei der Fontane-Leserunde wird auf hohem Niveau diskutiert. Die Teilnehmer erwarten dafür von dir kein Lob, aber auch nichts anderes.


    Jeder kann hier seine Meinung ausdrücken, aber bitte in einem dem Forum angepassten Ton. Ausdrücke wie „Kotzt mich an“ gehören in die Gosse, aber nicht in ein Klassikerforum.


    Der allgemeine Fontanethread enthält 174 Postings. Selbst wenn es im Klassikerforum nicht Usus wäre, Biographien in einem eigenen Thread zu diskutieren, wäre es in diesem speziellen Falle angebracht um eine Übersichtlichkeit zu wahren.



    Ich frage mich z.B. warum du unter „Klassische Autoren“ im Januar d.J. einen neuen Kafkathread angefangen hast
    http://www.klassikerforum.de/i…10.msg49060.html#msg49060


    obwohl es seit 8 Jahren in „Klassische Autoren“ einen Kafkatheard mit bisher einem einzigen Posting gibt.
    http://www.klassikerforum.de/i…43.msg12146.html#msg12146


    Wenn du nur einigermaßen glaubhaft bleiben willst dann bitte Sandhofer, dass er die beiden Threads zusammen legt.


    Hallo Montaigne,


    da erwartest Du zu viel von mir oder vielleicht habe ich auch den Mund etwas zu voll genommen, aber eine eigene "Klassiker"-Definition werde ich hier nicht vornehmen (können).


    Hallo Klaus,


    obwohl ich eigentlich keiner sachlichen Diskussion aus dem Wege gehe, bin ich froh, dass wir diese Diskussion nicht neu aufrollen, meine berufliche Beanspruchung ist i.M. einfach zu hoch.




    Ich stelle nur fest, dass meine "intuitive" Vorstellung von einem "Klassiker" der "Gemeinfreiheits"-Definition widerspricht. Als Beispiele für diesen Widerspruch nannte ich die Autoren Kafka und Hesse. Ich könnte auch Fontane und Thomas Mann nennen: die Entstehungszeiten von "Stechlin" und "Buddenbrooks" überschnitten sich, der eine ein Klassiker, der andere nicht? Nur weil der eine ein sehr alter und der andere ein sehr junger Mann war? Leuchtet mir einfach nicht ein.


    Deine intuitiven Bedenken kann ich sehr gut nachvollziehen. Aber ich will noch mal zwei Gedanken anführen, die zeigen, dass bei näherem Nachdenken doch das Sterbedatum und nicht das Geburtsdatum des Autors oder das Erscheinungsdatum des Buches entscheidend ist.


    Bei Hesse oder Mann ist das zwar nicht zu befürchtet, bei Kafka Gott sei dank nicht mehr möglich, aber solange jemand z.B. die Familie Rechte an einem Buch hat, kann sie ja den Druck dieses Buches untersagen. Dann hätten wir einen Klassiker, der nicht gedruckt werden dürfte. Vorstellbar?


    Wir unterscheiden ja in Klassiker und Zeitgenössische Autoren! Jeder der heute 57 Jahre oder älter ist, kann sagen, als ich geboren wurde hat Thomas Mann noch gelebt. Wir waren mal Zeitgenossen. Das ist ein großer Anteil der deutschen Bevölkerung. Um sich als Zeitgenosse Fontanes zu brüsten, müsste einer heute älter als 114 Jahre sein, das wird also schon schwieriger. Fazit: Fontane = Klassiker; Thomas Mann = Zeitgenosse!


    Gruß


    montaigne


    Hallo Montaigne,
    in der dtv-Ausgabe (liest du diese nicht auch?)


    Das war der Plan, aber noch bevor ich zu lesen begonnen hatte, habe ich das Buch verlegt und bis heute nicht wieder gefunden.



    des Romans findet man im Anhang ebenfalls den Verweis auf den Exerzierplatz. Erst dachte ich du würdest mit deiner Vermutung zu den Freiern vielleicht etwas weit gehen, es heißt aber weiter in den Anmerkungen Wanda sei dem Berliner Witz „Ist denn kein Mann da/ Für meine Wanda?“ entlehnt. Deine Vermutung mag also gar nicht so falsch sein. Wanda ist schließlich auch der Liebling des Direktors und spielt alles was vorkommt


    Unser Neumitglied vita activa hat ja weiter oben bereits darauf hingewiesen, dass Fontane wegen der Nutten in „Irrungen, Wirrungen“ die Zeitgenossen empörte:



    Wenn es sexuell anstößige Passagen in dem Werk des Berliner Schriftstellers gibt (wie etwa in Irrungen, Wirrungen), dann ist die Empörung bei den Zeitgenossen dementsprechend groß. ;)


    In Stine musste Fontane also entsprechend vorsichtiger sein. Trotzdem gibt es viele Anspielungen, z.B. auch als der junge Graf das erste Mal Stine besucht, meint diese „Sie wollen sicher zu meiner Schwester“, warum frage ich mich, soll er zu Pauline wollen, na ja denke ich mir weil Stine ihn für einen Freier hält. Letztendlich liegt es im Auge des Betrachters welches Bild sich der Leser durch Fontanes Hinweise und Andeutungen von Wanda (für mich eine Sacher-Masoch-Wanda) und Pauline macht. Mein Bild ist folgendes:


    Da gibt es zwei Nutten, keine Edelprostituierten wie ich zuerst gedacht hatte, sondern ganz gewöhnliche Nutten, die sich den Markt aufgeteilt haben, während Wanda, mit Domina-Studio für die härteren Kerle (Soldaten) zuständig ist, versorgt Pauline eher den Adel. Bei größeren Orgien schließt man sich aber auch gerne mal zusammen.




    Zu Wanda heißt es weiter, dass der Name theatralisch vorbelastet sei durch die Sarmatenkönigin aus der Sage. Der Dramatiker Zacharias Werner hat ihr eine Tragödie gewidmet („Wanda. Königin der Sarmaten“). Darin hat sich Wanda verpflichtet nur ihrem Volk zu gehören und versagt sich ihrem Geliebten, tötet ihn auf Verlangen und wählt selbst den Tod in der Weichsel


    Der Germanist Prof. Dr. Andreas Degen von der Uni Potsdam beschäftigt sich in einem Aufsatz mit der Rezeption der Krakauer Fürstin Wanda bei Schiller, Hauff, Sacher-Masoch, Karl May, Fontane u.a.:


    http://www.staff.amu.edu.pl/~m…007_pdf/2007_06_degen.pdf


    Im Gegensatz zu mir, sieht Degen Fontanes Wanda allerdings nur als Gelegenheitsprostituierte.




    In frühen Gedichten Fontanes spielt eine nicht weiter bekannte Vanda ebenfalls eine Rolle. Sie erscheint als verlorene Geliebte und spiegelt eventuell Fontanes Jugendliebe Minna Kraus wider.


    Mir ist leider nur ein Fontane-Gedicht bekannt, bei der eine Vanda erwähnt wird, ich habe es im Gedicht-Thread hinterlegt:


    http://www.klassikerforum.de/i…22.msg51367.html#msg51367


    Es ist ja schon vieles geschrieben worden, vielleicht noch ein paar Worte zum jungen Grafen Waldemar. Er steckt schon seit Jahren in einer tiefen Einsamkeit. In seiner Familie ein Fremder, lernt er Herz und Liebe nicht kennen. Der Vater könnte sich für ihn einsetzen, doch der eheliche Frieden ist diesem wichtiger. Waldemars Zustand verschlechtert sich, als auch noch die physischen Leiden nach seiner Verletzung hinzukommen und er lange zwischen Leben und Tod schwebt. Unglücklich ist er auch während seines langen Italienaufenthaltes. Man erfährt nichts darüber, ob er außerhalb der Familie Anschluss hat. Regelmäßig besucht er ein Sommerlokal, spaziert an den Spreeufern und besucht Stine. Es scheint untypisch, dass er seinen Onkel überhaupt zu einem lustigen Abend begleitet.
    Mit Stine hat er dann endlich einen „Freund“ an seiner Seite, mit dem er reden kann. Ein Hoffnungsschimmer. Endlich hat er ein Ziel vor Augen, ein einfaches Leben mit Stine wäre sein Glück.
    Als daraus nichts wird, bricht die Welt des jungen Grafen gänzlich zusammen. Das schon lange parate Schlafpulver lässt tief in seine Seele blicken. Es ist ihm sicher nicht bewusst, aber er reißt Stine mit. Wie soll sie das denn machen, sich nicht anklagen?


    Ja danke, Eni, du hast das Drama um den jungen Grafen sehr gut zusammen gefasst und du hast Recht, natürlich reißt er Stine mit herunter, wenn auch nicht absichtlich.


    ich bin auch durch mit dem Roman (?), der Novelle (?), oder was immer es auch ist. Ich will hier nicht wieder eine "Schubladen"-Diskussion entfachen, stelle aber fest, dass Fontane in der Erstausgabe keine Bezeichnung wählte.


    Wenn Fontane bei der Erstausgabe keine Bezeichnung wählte, bei der zweiten sich aber für Roman entschied, dann müssen wir bei „Stine“ von einem Roman und nicht von einer Novelle sprechen.



    Man sollte nach dem letzten Satz zum ersten Satz zurückkehren ("In der Invalidenstraße sah es aus wie gewöhnlich"), dann wird einem das Entlarvende dieses Werkes erst richtig bewußt. Die gesellschaftlichen Mißstände und Widersprüche, die wir erfahren haben, sind ganz "gewöhnlich" und normal für die Zeit. Im Gegensatz zu "Irrungen, Wirrungen" fand ich das Ende nicht versöhnlich. Ähnliches ist ja auch in den beiden Ehebruch-Romanen festzustellen, L'Adultera und Effi Briest. Der spätere Roman endet auch hier härter und unversöhnlicher.


    Dass Fontane immer unversöhnlicher wurde, vor allem dem Adel gegenüber, das entspricht auch meiner Feststellung


    ich bin mittlerweile bei Kapitel 10 angelangt. Das Gespräch zwischen den beiden Schwestern zeigt ihre unterschiedlichen Lebenseinstellungen. Während Stine schwärmerisch und empfindsam ist, tritt Pauline eher als nüchtern und realistisch.


    Ob Stine schwärmerisch ist, weiß ich nicht, empfindsamer als Pauline ist sie ganz sicher.



    Leider habe ich es nicht selbst entdeckt, aber die dramatische Entwicklung von Fontanes Roman „Stine“ zwischen dem 10. und 14. Kapitel entspricht genau dem Aufbau eines klassischen Dramas in 5 Akten:


    Kapitel 10: Exposition
    Im Gespräch zwischen den Schwestern Pauline Pittelkow und Ernestine (Stine) Rehbein kündigt sich der dramatische Konflikt an.


    Kapitel 11: Komplikation
    Im Gespräch zwischen dem jungen Grafen und dem Baron steigert sich die Handlung


    Kapitel 12: Peripetie
    Im Gespräch zwischen dem jungen und dem alten Grafen kehren sich die Glücksumstände des jungen Grafen um. Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt


    Kapitel 13: Retardation
    Im Gespräch zwischen dem alten Grafen und Pauline verlangsamt sich die Handlung. Ist die Katastrophe noch abzuwenden?


    Kapitel 14: Katastrophe
    Im Gespräch zwischen dem jungen Grafen und Stine wird der Konflikt nicht gelöst, alles läuft auf die Katastrophe zu..

    Trauriges Erwachen
    von Theodor Fontane
    1838



    Der Mond, der alte Lauscher,
    Steht vor dem Fensterlein;
    Er horcht und schaut wie neidisch
    In Liebchens Kämmerlein.


    Ich lag zu ihren Füßen,
    - O welch ein Götterlos! -
    Und wiegte wonnetrunken
    Mein Haupt in ihrem Schoß.


    Sie spielte mit den Händchen
    In meinem dunklen Haar
    Und strich es zärtlich kosend; -
    Wie schön das Mädchen war!


    Mit ihrem lieben Auge,
    Wie Demant rein und klar.
    Versprach sie ewge Treue; -
    Wie schön das Mädchen war!


    Aus ihren süßen Küssen
    Da fühlte ich fürwahr
    Schon Seligkeit entsprießen; -
    Wie schön das Mädchen war!


    Die purpurfarbnen Lippen,
    Die sagten endlich gar,
    Daß sie mich herzlich liebe; -
    Wie schön das Mädchen war!


    Da, all die Lust zu fassen,
    Hat meine Brust nicht Raum
    Und selig rufend: Vanda!
    Erwach' ich aus dem Traum.


    Da war die Lust entflohen
    Und bitterböser Schmerz,
    Der Gram um ewge Trennung
    Erfüllte nun mein Herz.


    Zwar stand der Mond, der Lauscher,
    Vor meinem Fensterlein;
    Doch war er bald verschwunden,
    Denn ich - war ganz allein.

    Im Rahmen der noch bis 9. Sept. 2012 dauernden Ausstellung „Hüter der Erde – Die Indianer Nordamerikas“ im Pflanzenschauhaus des Luisenparks gab es am vorletzten Wochenende eine Erzähl- und Leseperformance mit Ernie LaPointe, der ein Buch über seinen Urgroßvater Thathanka Iyotake, dem großen Führer und Medizinmann der Hunkpapa-Lakota geschrieben hat. Die Lakota bilden zusammen mit den Dakota die Sioux-Sprachfamilie. Thathanka Iyotake wurde 1831 in South-Dakota geboren und 1890, also 3 Jahre bevor Karl May seine berühmte Winnetou-Trilogie schrieb, in North-Dakota erschossen.


    Als die Sonne stimmungsvoll hinter der Seebühne unterging standen dort neben LaPointe und seiner Frau, eine Übersetzerin und der Schauspieler Michael Timmermann der später aus der deutschen Übersetzung von LaPointes Buch las. Vier Menschen also und so viele müssen es sein, bevor die Sioux singen, Vier ist für sie eine heilige Zahl, ihr Universum wird von vier Mächten beherrscht. Und so begann die Performance mit dumpfem Trommeln und Siouxgesängen bevor Ernie LaPointe, der nach den sieben Riten der Heiligen Pfeife, zu denen der Sonnentanz und die Schwitzhütte gehören, lebt, vor über 500 Zuhörern von seinem Urgroßvater erzählte und las..


    Thathanka Iyotake heißt übersetzt übrigens „sich setzender Bulle“, die weißen Amerikaner haben daraus vereinfacht aber falsch „sitzender Bulle“ gemacht, also Sitting Bull.


    Wer im 100. Todesjahr von Karl May, das 2012 ansteht, sein von diesem verfälschtes Indianerbild etwas zurecht rücken will, dem sei das folgende Buch empfohlen:


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    Ein Buch ÜBER Fontane gehört in den Fontane-Ordner.


    Da du dich bei den folgenden beispielhaften Beiträgen aus „Rund ums Buch“ nicht zu Wort gemeldet hast, ist deine Absicht ja wohl klar:


    http://www.klassikerforum.de/i…06.msg45088.html#msg45088


    http://www.klassikerforum.de/i…03.msg42618.html#msg42618


    http://www.klassikerforum.de/i…77.msg42129.html#msg42129


    http://www.klassikerforum.de/i…56.msg41683.html#msg41683


    http://www.klassikerforum.de/i…03.msg16745.html#msg16745


    http://www.klassikerforum.de/i…60.msg46416.html#msg46416


    http://www.klassikerforum.de/i…40.msg36192.html#msg36192



    Bei den wenigen Postings hier ist das doch keine Option. Man lechzt förmlich nach Inhalten. Und es passiert hier so gar nix. Also liest man wenigstens das Wenige, das hier erscheint.


    Wer solche inhaltslosen Beiträge in Masse produziert wie du darf sich ja wohl nicht über fehlende Inhalte bei anderen mokieren:


    http://www.klassikerforum.de/i…70.msg50975.html#msg50975


    http://www.klassikerforum.de/i…70.msg50998.html#msg50998


    http://www.klassikerforum.de/i…70.msg50791.html#msg50791


    http://www.klassikerforum.de/i…70.msg50652.html#msg50652


    Außerdem sollte, wer 144 Threads gestartet hat, obwohl er eigentlich keine Leserunden initiiert, nicht mit Steinen werfen.


    Moin, Moin!



    Diese fröhliche Thread-Eröffnerei kotzt mich an. Wieso kann es nicht nicht pro Autor 1 Thread geben, in den dann alles hinein kommt.


    Es gibt zu dem Autor Bernd W. Seiler hier genau einen Thread, das gleiche gilt für den Autor Helmuth Nürnberger. Beide Autoren haben nicht nur über Fontane geschrieben. Davon abgesehen ist es im Klassikerforum vorgesehen und wird schon seit 10 Jahren so gepflegt, dass über Biographien in "Rund ums Buch" geschrieben wird. Wenn dich das ankotzt, brauchst du den entsprechenden Thread ja nicht zu lesen. Ich mache das bei einigen Threads, die mich ankotzen übrigens auch.

    Im 9. Kapitel erzählt Stine dem jungen Grafen von den Landpartien die ihr Arbeitgeber im Sommer zum Vergnügen der Belegschaft organisierte. Und einmal


    [i]Da wär' ein Dampfschiff gemietet worden, und die ganze Spree hinauf, an Treptow und Stralow und dann an Schloß Köpenick und Grünau vorüber, wären sie bis in die Einsamkeit gefahren, bis an eine Stelle, wo nur ein einziges Haus mit einem hohen Schilfdach dicht am Ufer gestanden habe. Da wären sie gelandet und hätten Reifen gespielt. Ihr aber sei das Herz so zum Zerspringen voll gewesen, daß sie nicht habe mitspielen können, wenigstens nicht gleich, weshalb sie sich unter eine neben dem Hause stehende Buche gesetzt und durch die herabhängenden Zweige wohl eine Stunde lang auf den Fluß und eine drüben ganz in Ampfer und Ranunkeln stehende Wiese geblickt habe, mit einem schwarzen Waldstreifen dahinter. Und es sei so still und einsam gewesen, wie sie gar nicht gedacht, daß Gottes Erde sein könne. Nur ein Fisch sei mitunter aufgesprungen und ein Reiher über die Wasserfläche hingeflogen. Und als sie sich satt gesehen an der Einsamkeit, habe sie die andern wieder aufgesucht und mit ihnen gespielt; und sie höre noch das Lachen und sähe noch, wie die Reifen in der Sonne geblitzt hätten.


    Der Ort wird hier zwar nur beschrieben und nicht benannt aber ich denke doch, dass die Teilnehmer der Leserunde „Irrungen, Wirrungen“ hier sofort Henkels Ablage erkannt haben. Fontane geht also anscheinend davon aus, dass wer „Stine“ liest, auch seine „Irrungen, Wirrungen“ gelesen hat.


    Ich wusste, dass du das fragen würdest. :breitgrins:



    Sehr informativ zu diesem Thema: [url=http://www.xlibris.de/Aufsatz/Autor/Fontane/Berolinismen%20in%20Fontanes%20Roman%20Irrungen,%20Wirrungen]Berolinismen in Fontanes Roman Irrungen und Wirrungen[/url]


    Hallo Gontscharow,


    vielen Dank für den Link, zugegeben du hattest mich auch vorher schon überzeugt, aber da ich mir gedacht habe, dass du auf die eine Frage noch wartest, wollte ich dich nicht enttäuschen. :breitgrins:


    Grüße
    montaigne

    „Fontanes Welt: Eine Biographie des Schriftstellers“ von Helmuth Nürnberger habe ich mir inzwischen besorgt und nach dem ich gestern darin geblättert und gelesen habe kann ich diese Biographie uneingeschränkt empfehlen.


    Diese Passage, die ich zum Zeitpunkt meines kleinen Ausfluges in den Bereich der Polen-Motive noch nicht kannte, überzeugt mich jedoch nicht so recht.
    Zum einen ist der Hinweis auf die sächsisch-polnische Personalunion 1697-1763 unter den beiden August aus dem Hause Wettin (und der Regentschaft König Friedrich Augusts I. von 1807 bis 1812 im Großherzogtum Warschau, könnte man hinzufügen) im Zusammenhang mit dem Dresdener Wohnort der möglichen Kindesmutter zu weit hergeholt.


    Ich teile deine Bedenken. Überhaupt finde ich die Polenfrage sehr interessant und wir sollten die noch nicht aus den Augen verlieren.


    Das Erscheinen Waldemars beunruhigt Stine. Zunächst versucht sie ihm klarzumachen, dass sie sich entsprechend den Moralvorstellungen ihrer Zeit "gut hält":


    "... aber ich bin ein ordentliches Mädchen".


    (Vielleicht kommt auch jemandem Goethes Gedicht "Vor Gericht" in den Sinn, in dem die Angeklagte betont, dass sie dennoch "ein anständiges Mädchen" sei.)


    Im Zusammenhang mit Stine hab’ ich nicht daran gedacht, aber in der Art wie Stine ihre Schwester Pauline verteidigt drängt sich das Gedicht gerade zu auf und natürlich noch mehr mit Paulines Vorbild.


    http://www.textlog.de/18464.html