Hallo Sandhofer,
Zitat von "sandhofer"Latein war aber sicher nicht drin.
danke für die Bestätigung. Es hätte mich auch ziemlich gewundert.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Sandhofer,
Zitat von "sandhofer"Latein war aber sicher nicht drin.
danke für die Bestätigung. Es hätte mich auch ziemlich gewundert.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Dietrich,
die von Erika erwähnte Gute-Nachricht-Bibel (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Gute_Nachricht">Wikipedia-Artikel dazu</a>) könntest Du Dir auch einmal anschauen. Die ist leicht verständlich und flott zu lesen. Viele Bibelübersetzungen gibt's auch im Netz, hier z.B. die <a href="http://www.dbg.de/channel.php?channel=36">Gute-Nachricht-Bibel</a>. Da kannst Du ja mal selbst vergleichen.
Als leichtverständlichen Einstieg in die Philosophie würde ich die "Kleine Weltgeschichte der Philosophie" von Hans Joachim Störig empfehlen. Darin wird übrigens auch die östliche Philosophie behandelt. Das Buch ist im wesentlichen chronologisch aufgebaut, darin werden alle wichtigen Philosophen mehr oder weniger ausführlich behandelt. Bei buecher.de kann man sich das Inhaltsverzeichnis ansehen.
Schöne Grüße,
Wolf
Zitat von "xenophanes"
Offenbar ist hier überhaupt Sommerpause :grmpf:
Sieht ganz so aus. Bis die anderen wieder aus der Versenkung auftauchen, hätte ich noch mal eine Zwischenfrage. Ich habe gerade <a href="http://www.literaturblatt.de/sixcms/detail.php?id=179652&template=literaturblatt_heftarchiv_artikel_detail">hier</a> folgendes gelesen:
<i>Littmann [...] verzichtete nur bisweilen auf die Wiedergabe freizügiger Liebesgedichte und Passagen erotischen Inhalts oder übertrug sie ins Lateinische – vielleicht liefert ja die Neuausgabe unzensierte Erotik auch für Leserinnen und Leser ohne Großes Latinum.</i>
Stimmt das? Ich habe zwar die Littmannübersetzung, habe sie aber nur abschnittsweise gelesen, mir sind da keine lateinischen Stellen aufgefallen. Gelegentlich hat Littmann heikle arabische Wörter unübersetzt gelassen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Sandhofer diese Übersetzung komplett gelesen. Gibt's da tatsächlich lateinische Passagen? Oder gab's die vielleicht nur in der Erstfassung der Übersetzung aus den 1920er Jahren?
Schöne Grüße,
Wolf
Zitat von "xenophanes"wer wäre jetzt dabei, wenn wir in den nächsten Tagen starten?
Von mir aus können wir jederzeit loslegen, ich bin bereit.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo zusammen, hallo Gitta,
Zitat von "Gitta"das ist dann ein Anlaß, mich nochmal unvoreingenommen mit mittelalterlicher Lektüre zu beschäftigen. auch wenn mir viele Handlungsweisen der damaligen Menschen aus heutiger Sicht unverständlich oder nicht mehr nachvollziehbar erscheinen.
mir hat die Lesung des Tristan von Peter Wapnewski sehr gut gefallen; das waren insgesamt 9 CDs, die ich mir seinerzeit in der Bibliothek ausgeliehen hatte, weil sie mir zum Kaufen zu teuer waren. 115 Euro kostet dieses Hörbuch, wie ich gerade nachgesehen habe: <i>Der Tristan des Gottfried von Straßburg, gelesen und kommentiert von Peter Wapnewski</i>. Er liest die neuhochdeutsche Versübertragung von Hermann Kurz, wobei er zwischendurch immer wieder mal wichtige Stellen auch auf Mittelhochdeutsch vorträgt. Das ist zwar keine vollständige Lesung (den Inhalt der übersprungenen Stellen erfährt man natürlich jeweils in einer Zusammenfassung), aber mir hat sie trotzdem sehr gut gefallen, weil es Wapnewski durch seine Kommentierung und durch seinen schönen Vortrag der klangvollen Übersetzung von Hermann Kurz gelingt, diese Dichtung im Zuhörer lebendig werden zu lassen. Ich konnte mich da sehr gut hineinversetzen, und das Stück wurde ja ursprünglich nicht verfaßt, damit man es liest, sondern es war für den Vortrag gedacht. Man sollte diese Dichtung nicht mit dem Auge erfassen, sondern mit dem Ohr. Man hat mit diesen 9 CDs über 10 Stunden Hörgenuß, der einzige Wermutstropfen ist, wie gesagt, der happige Preis, aber zum Glück gibt es ja Bibliotheken.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Leila,
Zitat von "Leila Parker"
die Bezeichnung "Autor" verwende ich im täglichen Umgang und habe eigentlich keine Probleme damit, ob ich nun Günther Grass, Thomas Mann oder die von mir sehr geschätze Fernseh-Autorin Christiane Sadlo meine.
und ich habe keine Probleme damit, Grass, Th. Mann oder Goethe als "Schriftsteller" oder "Autor" zu bezeichnen.
Ich sehe keinerlei Herabsetzung darin, Droste-Hülshoff als eine Schriftstellerin zu bezeichnen. Man kann sie natürlich auch "Dichterin" nennen, aber diese Bezeichnung kann man ja ebenso wie "Schriftstellerin" ganz neutral verwenden. "Dichterin" kann man jede Frau nennen, die einen oder mehrere Gedichtbände veröffentlicht hat; über die Qualität sagt das nichts aus. Vielleicht könnten wir uns bei Annette von Droste-Hülshoff auf die Bezeichnung <i>geniale Schriftstellerin</i> einigen.
Was mir in ihrer Lyrik auffällt, ist, daß dort das Akustische so eine große Rolle spielt. In sehr vielen ihrer Gedichte werden Höreindrücke geschildert, auf die nicht jeder achten würde. Vielleicht hängt das auch mit Droste-Hülshoffs Kurzsichtigkeit zusammen, dazu würde auch die mikroskopische Genauigkeit passen, die ihr oft zugesprochen wird. Ihr Zoomblick aufs Detail (Fuß einer Wespe usw.) ist ja wirklich der typische Blick eines Kurzsichtigen, aber vielleicht überinterpretiere ich das etwas. Im Rüschhaus habe ich einmal Handschriften von ihr gesehen, die dort ausgestellt sind. Da muß man aufpassen, daß man mit seiner Nase nicht an das Glas der Vitrine stößt, wenn man sich bückt, um diese Winzschrift zu entziffern.
Schöne Grüße,
Wolf
Zitat von "xenophanes"
würde den Start der Runde gerne auf Mitte Juli verschieben. Hätte damit jemand ein Problem?
Kein Problem, ich wäre auch Mitte Juli mit dabei.
Schöne Grüße,
Wolf
Zitat von "Evelyne Marti"Aus diesem Grund habe ich eine Novelle von einer Frau auf meine Site gesetzt
Ja, das ist die »in ihrer vorwegnehmenden Modernität nach wie vor unterschätzte Annette von Droste-Hülshoff« (Thomas Kling).
Daß die Judenbuche auch in der Schule gelesen wird, kann man übrigens daran erkennen, daß es dafür bei Reclam ein passendes Büchlein aus der Reihe Lektüreschlüssel für Schüler gibt. Anscheinend ist das aber auch das einzige Werk einer Frau, für das ein solcher Reclam-Lektüreschlüssel erschienen ist.
Und wenn wir schon bei Homepages sind: die titelgebende Erzählung für die weiter oben erwähnte Anthologie expressionistischer Dichterinnen, nämlich <a href="http://flitternikel.onlinehome.de/holzer.html">Die rote Perücke</a> von Marie Holzer, habe ich vor einiger Zeit mal ins Netz gestellt. Hingewiesen sei auch auf <a href="http://flitternikel.onlinehome.de/elhor1.html">El Hor</a>, die einige Prosaskizzen geschrieben hat, die mir sehr gut gefallen, darunter auch eine mit dem Titel Das Glück, die mit diesem Satz beginnt:
»Wenn er ausging, um Liebe zu erleben, nahm er immer ein Päckchen mit sich.«
und die nach anderthalb Seiten mit diesem Satz aufhört, der für jeden, der sie nicht gelesen hat, vermutlich ziemlich seltsam klingt:
»Was aber wäre aus dem Mann geworden, wenn ihm kein Mädchen die neun Schnecken zertreten hätte?«
Ein kurioses und weniger bekanntes <a href="http://flitternikel.onlinehome.de/droste1.html">Droste-Hülshoff-Gedicht</a> ist da übrigens auch noch zu finden, und hier gibt's noch einige Gedichte mehr: http://www.wortblume.de/dichterinnen/
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Nightfever,
Zitat von "Nightfever"Und zwar habe ich das Gefühl, dass Autorinnen in unserer Schullektüre ganz schön unterrepräsentiert gewesen sind [...]
Nun frage ich euch: Kennt ihr Literatur von Frauen, die man 16-20-Jährigen zumuten könnte?
»Zumuten« klingt irgendwie so negativ. Das Hauptproblem dürfte wohl sein, die Schüler dazu anzuregen, sich mit einem bestimmten Text genauer auseinanderzusetzen, so daß sie dann daraus etwas lernen. Dafür sind natürlich auch Texte geeignet, die von Frauen geschrieben wurden, es wäre ja auch seltsam, wenn es anders wäre.
Auf der Seite http://www.awg.musin.de/comenius/8_6_d_gedanken.html haben sich Schüler und Schülerinnen einer elften Klasse Gedanken über das Sonett »Ist Lieb ein Feur« von Sibylla Schwarz gemacht. Das besondere ist, daß sich die Schüler hier mit einem Text beschäftigen, den jemand geschrieben hat, der im gleichen Alter war wie die Schüler selbst (S. Schwarz wurde nur 17 Jahre alt). Ein paar Seiten weiter kann man sich sogar eine weitergedichtete Hiphop-Version herunterladen:
ZitatBarock goes hiphop
Als ich im Unterricht das Gedicht von Sibylla Schwarz gelesen habe, fiel mir bei den Stilmitteln eine Ähnlichkeit zum heutigen deutschen Hiphop auf. Also dichtete ich das Gedicht weiter, bloß mit der neudeutschen Hiphop-Sprache und rappte die Lyrics auf einen Instrumental.
Das ist nur ein Beispiel für eine Unterrichtsseite im Netz, auf der es um Literatur geht, die von einer Frau stammt, man findet da noch etliche mehr.
Zitat von "Nightfever"So, wie wir in der Schule erzogen wurden, könnte man meinen, von Frauen gäbe es nur "Frauenliteratur" *würg* und das stört mich irgendwie...
Wenn ich nur meine Schullektüre kennen würde, dann wüßte ich nicht einmal, daß es auch spanische, russische oder japanische Literatur gibt. Im Unterricht begegnet man ohnehin nur einem winzigen Bruchteil der Gesamtliteratur, da klaffen immer große Lücken, egal, nach welchen Gesichtspunkten die Lektüre ausgewählt wird. Ich habe in meiner Schulzeit auch verhältnismäßig wenig Literatur von Frauen gelesen (z. B. im Englischunterricht den Krimi Murder must advertise von Dorothy L. Sayers), was mich aber trotzdem nicht davon abhalten konnte, später auch Bücher von Frauen zu lesen.
In den letzten zwei, drei Monaten waren das u. a.:
- Zwei Novellen von Sophie Junghans aus ihrem 1883 erschienenem Band »Neue Novellen«
- Zwei Bücher von Catharina Godwin: »Das nackte Herz« und »Begegnungen mit mir« (auf diese Schriftstellerin wurde ich aufmerksam durch die von Hartmut Vollmer hrsg. Sammlung »Die rote Perücke. Prosa expressionistischer Dichterinnen«, die ich kürzlich wieder mal zur Hand genommen habe)
- »Nixchen. Ein Beitrag zur Psychologie der höheren Töchter« von Hans von Kahlenberg, d.i. ein Pseudonym von Helene Keßler (1899 erstmals erschienen, wegen der erotischen Thematik hat das Buch damals einiges Aufsehen und Interesse erregt)
- Zwei Romane von Alma Johanna Koenig: »Der heilige Palast« und »Die Geschichte von Half dem Weibe« (diese Autorin hat sogar einen kurzen Artikel in Wilperts Lexikon der Weltliteratur)
- Etliche Erzählungen von Silvina Ocampo aus dem bei Suhrkamp erschienenen Band »Die Furie und andere Geschichten« (»Silvina Ocampo ist eine der größten Dichterinnen spanischer Sprache« hat laut Klappentext Jorge Luis Borges gesagt)
- Eine (relativ) neue Übersetzung von Gertrude Steins »Tender Buttons«: »Zarte knöpft« in der Übertragung von Barbara Köhler
- Marguerite Duras: »Der Liebhaber« (weil es hier im Forum erwähnt wurde)
- Karin Michaëlis: »Das gefährliche Alter« (wurde hier ebenfalls erwähnt ;-))
- Katarina Frostenson: »Die in den Landschaften verschwunden sind.« (eine bemerkenswerte schwedische Lyrikerin, über die ich mehr oder weniger zufällig beim Herumsuchen in Kindlers Literaturlexikon gestolpert bin)
Ob davon etwas für die Schule geeignet ist, weiß ich zwar nicht, aber zum Glück muß ich das auch nicht wissen, weil ich kein gestreßter Lehrer, sondern entspannter Leser bin.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo miteinander,
Zitat von "xenophanes"Wer ist dabei?
Ich wäre dabei. Diese Übersetzung wollte ich mir ohnehin irgendwann einmal kaufen.
Zitat von "Sandhofer"Ist das die, wo nur die "echten" Geschichten drin sind?
Welche Geschichten "echt" und "unecht" sind, kann man schwer sagen, weil es sich um Volksliteratur handelt. Die Erzählungen aus 1001 Nacht sind in verschiedenen (oft unvollständigen) Handschriften überliefert, die von ganz unterschiedlichen Schreibern und aus verschiedenen Jahrhunderten stammen. Claudia Ott hat eine Handschrift aus dem 15. Jh. übersetzt, die wohl die älteste überlieferte arabische Handschrift ist, wenn man von einigen noch älteren Fragmenten absieht. Diese Handschrift enthält allerdings nur die ersten 282 Nächte. Wenn ich das richtig im Kopf habe, hat auch schon Galland diesen arabischen Text für seine Übersetzung benutzt.
Das Problem bei den Erzählungen aus 1001 Nacht ist eben, daß es nicht den arabischen Text gibt, sondern viele unterschiedliche, aus denen man dann unterschiedliche Versionen (re)konstruieren kann.
In der Handschrift aus dem Besitz der Lady Wortley Montague sind beispielsweise viele derb-obszöne Geschichten enthalten, die in anderen Handschriften fehlen. Auf deutsch kann man sie in der Übersetzung von Felix Tauer lesen (in zwei Bänden bei Insel erschienen).
Die letzten 117 Nächte aus der erstmals 1825 erschienenen deutschen Übersetzung von Habicht/v. d. Hagen/Schall hat Habicht (er war der einzige Orientalist unter den drei Übersetzern) aus einem tunesischen Manuskript übersetzt, von dem er dann auch eine arabische Edition veröffentlicht hat. Die anderen Nächte dieser deutschen Übersetzung beruhen allerdings auf älteren europäischen Übersetzungen (hauptsächlich auf Gauttier).
Empfehlenswert ist, sich die englische Burton-Übersetzung aus dem Web herunterzuladen (Project Gutenberg), die enthält nämlich auch viele interessante Anmerkungen, u. a. eine Tabelle, in der aufgelistet ist, welche Erzählungen in welchen (damals bekannten) Handschriften und Übersetzungen (darunter auch deutschen) vorkommen.
Auch die deutsche Übersetzung von Habicht/v. d. Hagen/Schall gibt's im Netz (URL habe ich gerade nicht parat), leider in neue Rechtschreibung umgewandelt, was nicht sehr sorgfältig geschehen ist, aber zum Vergleichen und für eine Volltextsuche trotzdem sehr hilfreich. Im Druck ist diese Ausgabe meines Wissens zuletzt 1926 in einer zwölfbändigen Ausgabe im Hendel-Verlag erschienen, elf Bände dieser Ausgabe habe ich vor einiger Zeit für gut 25 Euro bei Ebay ersteigert und dann noch den fehlenden Band günstig via ZVAB dazugekauft.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo,
Zitat von "Steffi"Sollte z.B. "Der Tod in Venedig" schon langweilig sein, weil man weiß, dass der Protagonist am Ende stirbt [...]
Bei dem Buchtitel ist das freilich nicht völlig überraschend.
Mich persönlich stört es zwar auch nicht besonders, wenn ich vor der Lektüre eines Buches schon einiges über die Handlung weiß, aber manche Leute sind da eben empfindlicher.
In der Vorrede zum Hesperus richtet Jean Paul an die »Kunstrichter« folgende Bitte:
Zitat[...] mir in ihren fliegenden Blättern, die sie Rezensionen nennen, mit keiner Publikazion meiner Hauptbegebenheiten vorzugreifen, sondern dem Leser einige Ueberraschungen, die er doch nur Einmal hat, zu lassen.
Jean Paul hätte also wohl nichts gegen Spoilermarkierungen gehabt.
Schöne Grüße,
Wolf
Zitat von "xenophanes"Bei dieser Gelegenheit kann ich aber nicht verschweigen, dass ich gestern nach mehreren Jahren wieder eine aktuelle Liste mit meinen Bücher online gestellt habe, inzwischen 5017 Titel.
Sehr schön, danke! Prima Service für neugierige Leute wie mich, die anderen gerne in die Bücherregale gucken.
Was ich gerade eben noch gefunden habe: Unter http://www.adk.de/archiv/bibliothek/nachlaesse.html kann man sich ein paar Verzeichnisse von Nachlaßbibliotheken herunterladen, darunter die von Anna Seghers (sie besaß etwa 6400 Bücher, wenn ich das richtig sehe).
Heine besaß zuletzt offenbar (nur) 323 Bücher:
ZitatHeine-Nachlassbibliothek
Die Nachlassbibliothek enthält die Bücher, die Heine zum Zeitpunkt seines Todes als persönlichen Besitz aufbewahrte. Der Bestand umfasst 323 Nummern und hat den Charakter einer Arbeitsbibliothek. Teilweise tragen die Bücher Anstreichungen oder andere Zeichen von Heines Hand.
dazu: Eberhard Galley: Heinrich Heines Privatbibliothek. - In: Heine-Jahrbuch 1962, S. 96-116
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Sandhofer,
Zitat von "sandhofer"Tieck soll an die 16'000 Bücher besessen haben (was für seine Zeit eine immense Menge wäre!), diese dann (aus Geldmangel?) verkauft, innert kürzester Frist aber wieder um die 11'000 Bände nachgekauft haben. So berichtet Arno Schmidt in seinem Radio-Essay über Tieck.
Im 12. Band der Tieck-Werkausgabe des Deutschen-Klassiker-Verlages ist sogar noch von einer deutlich höheren Zahl die Rede. In der dort im Anhang abgedruckten Zeittafel heißt es unter der Jahreszahl 1849: »Teilweise Veräußerung seiner 36000 Bände umfassenden Bibliothek auf einer Auktion durch Adolf Asher (der Katalog umfaßt ca. 9500 Nummern)«.
Ähnlich umfangreiche Privatbibliotheken gab es offenbar schon im 17. und 18. Jh. (Hervorhebungen von mir):
ZitatPrivatbibliotheken von mehreren tausend Bänden, namentlich in größern Städten, voran Hamburg, besonders Universitäts- und Residenzstädten, wie Leipzig, Nürnberg, Dresden, Wien, Berlin, sind gerade in unserm Zeitraume häufig. J. J. Enzmiller in Leipzig, Jurist, reich und angesehen, in den Grafenstand erhoben, besaß 1656 eine Bibliothek von 22000, der Leipziger Advokat Huldreich Groß († 1677) - er wird uns in der Geschichte der kursächsischen Bücherkommission wieder begegnen - eine solche von 7-8000 Bänden, ebenso 1669 der Nürnberger Prediger I. M. Dilherr. Der Altdorfer Professor Rinck besaß, Anfang 18. Jahrhunderts, ca. 20000, der Hamburger Professor J. A. Fabricius († 1736) ca. 32000 Bände, die Bibliothek des Hamburger Bürgermeisters Matfeld († 1720) zählte ca. 24000 Nummern, darunter zahlreiche Sammelbestände, diejenige der Hamburger Brüder Wolf um 1720 24-25000 Bände nebst 700 Sammelbänden mit Dissertationen, die des Kriegsrats und Dichters Joh. v. Besser († 1729) 17000 Bände. Gottscheds Bibliothek zählte bei seinem Tode (1766) 5000, die des Rektors Bötticher in Wolgast gegen 4000 Bände.
[Johann Goldfriedrich: Geschichte des Deutschen Buchhandels, 2. Bd. (1648-1740). Geschichte des deutschen Buchwesens, S. 1657 (vgl. Kapp/Goldfr. Bd. 2, S. 14-15)]
Das Bücherverzeichnis der Bibliothek von Arno Schmidt habe ich mir mal aus dem Netz heruntergeladen. Vielleicht gibt es für andere Schriftsteller irgendwo in den Weiten des WWW ähnliche Verzeichnisse, da müßte man mal in einer Mußestunde ein bißchen rumgoogeln.
Schöne Grüße,
Wolf
ZitatFrüher jedoch war es die Angst, die Highlights der Gegenwartsliteratur zu versäumen. Nun wächst die Befürchtung, die Zeit werde für die grossen Alten nicht mehr reichen.
Falls das heißen soll, daß man in jüngeren Jahren eher Gegenwartsliteratur liest, in älteren dagegen mehr Klassiker, kann ich das nicht so ganz nachvollziehen. In der »Höhenkammliteratur« der Gegenwart wird ja nicht selten auch auf Klassiker angespielt. »Ohne Kenntnis der Sprache, der Sprach- und Literaturgeschichte ist nichts machen« lautet ein Thomas-Kling-Zitat, das auf der Rückseite seines Essaybandes »Botenstoffe« abgedruckt ist. Diese Kenntnisse sind natürlich nicht nur für den Dichter/Schriftsteller hilfreich, sondern auch für den Leser. Ein Leser, der sich ernsthaft mit der Gegenwartsliteratur auseinandersetzen will, kommt eigentlich gar nicht darum herum, immer wieder auch zu den Klassikern zu greifen. Bei Klassikern hat man als Leser außerdem den Vorteil, daß es häufig auch kommentierte Ausgaben gibt, die den Zugang zum Text erleichtern. Das ist gerade für die Leser, die noch nicht so alt und weise sind, sehr praktisch.
ZitatBringt es heute jemand fertig, auf einer Geburtstagsparty eine Schiller-Ballade zu rezitieren, stehen die Gäste mit offenem Mund da
Immerhin hören sie noch zu. Wenn man ein ähnlich langes Gedicht aus der Gegenwartslyrik vortrüge, dann geschähe vermutlich dies: »Alles rennet, rettet, flüchtet«.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Papagena,
Zitat von "Papagena"Yoko Tawada wohnt in Hamburg und schreibt auf Deutsch. Ich weiß nicht, ob ihre Werke für alle sind, aber habe ich einige Bücher auf Deutsch und Japanisch gekauft (noch nicht gelesen).
o ja, Yoko Tawada kann ich auch empfehlen, ich habe bislang fünf Bücher von ihr gelesen, und im Laufe der Zeit werden wahrscheinlich noch weitere hinzukommen. Manche ihrer Geschichten sind recht seltsam - Traum und Wirklichkeit vermischen sich. Sehr gut gefallen hat mir ihr Essayband »Talisman«. Das war auch das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Ein Text in diesem Buch trägt übrigens den Titel »Lektüre in einer S-Bahn«; darin werden Menschen beschrieben, die in der S-Bahn lesen und die das auf ganz unterschiedliche Weise tun. Das paßt sehr gut zu einer anderen Diskussion hier im Forum.
So fängt »Lektüre in einer S-Bahn« an:
ZitatIn Tokyo lesen die Menschen weder zu Hause noch in einer Bibliothek, sondern immer in einer S-Bahn. Dort hat man genug Zeit, weil man anonym ist.
Die Lesenden in der S-Bahn haben seltsame Gewohnheiten.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo,
Zitat von "Zola"Das Buch, über das sich Fosca beschwert, kostete laut Buchhandelspreis 148 Euro.
Die Leinenausgabe kostet 78 Euro.
Zitat von "Zola"Eine ältere Lizenzausgabe eines DDR-Verlags, fehlerhaftes einscannen, kein Korrekturlesen,...
was sonst noch für diesen Preis ?
Ledereinband und Goldschnitt.
Daß das eine Lizenzausgabe ist, kann man aus den Online-Bibliothekskatalogen erfahren; wenn es einem also hauptsächlich um den Text geht, bekommt man das Buch antiquarisch sicherlich in einer deutlich billigeren Ausgabe.
Ob nun durchschnittlich ein Druckfehler alle 100 Seiten wirklich so schlimm ist, glaube ich eigentlich nicht, obwohl ich mich wahrscheinlich auch über jede Kleinigkeit ärgern würde, wenn ich soviel Geld für ein Buch ausgegeben hätte. Aber man sollte eben nur Geld für solche Bücher ausgeben, über die man sich hinterher nicht ärgern muß.
Ich habe gerade die ersten 42 Seiten des Hesperus von Jean Paul gelesen, den ich kürzlich in einem Antiquariat bestellt habe und der hier gestern mit der Post angekommen ist. Einen Druckfehler habe ich da schon entdeckt: »Selbstbiopraphien«. Auf den nächsten gut 750 Seiten werden wahrscheinlich noch weitere folgen. Stört mich aber nicht besonders. Das sind zwei Doppelbände der Jean-Paul-Werkausgabe von 1861, freilich nicht in Leder gebunden, sondern in Leinen (aber mit üppiger Goldprägung), und auch nicht mit Goldschnitt, sondern mit marmoriertem Schnitt. Inklusive Versand habe ich dafür insgesamt 21 Euro bezahlt. Schöne Bücher bekommt man also auch für deutlich weniger als 148 Euro.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Friedrich-Arthur,
Zitat von "Friedrich-Arthur"noch immer habe ich keinen japanischen Klassiker gelesen.
die Zahl der japanischen Klassiker, die ich gelesen habe, ist zwar äußerst übersichtlich, aber ein Klassiker, der mich sehr beeindruckt hat, ist das »Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon«, das vor ungefähr 1000 Jahren geschrieben wurde. Das ist eine Art Notizbuch oder Skizzenheft, in dem die Verfasserin ihre Beobachtungen, Einfälle, Abneigungen, Vorlieben usw. festgehalten hat. Sie schreibt beispielsweise über Zahnschmerzen, Störenfriede, schlechte Manieren, ihre Lieblingsfarbe oder über ein ungezogenes Kind; sie listet verschiedenen Dinge auf: »peinliche Situationen«, »was Lärm macht«, »was verwirrend und befremdend wirkt« oder »was gut ist, wenn es kurz ist«. Man erfährt auch einiges über das Hofleben in dieser Zeit. Ich finde es erstaunlich, daß jemand schon vor 1000 Jahren mit einer solchen Leichtigkeit und Eleganz schreiben konnte. Das mag natürlich auch zu einem guten Teil an der deutschen Übersetzung liegen, die ja zeitgenössisch ist und deshalb zwangsläufig moderner klingt. Aber hätte in Deutschland vor 1000 Jahren jemand so etwas schreiben können? Wohl kaum.
Ich habe eine Taschenbuchausgabe (dtv) der bei Manesse erschienenen Übersetzung von Mamoru Watanabé, die außerdem wunderhübsch illustriert ist.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo Sandhofer,
ZitatAber wer zu wenig Geld hat, einen Text neu setzen zu lassen, hat meist auch nicht das Geld für einen anständigen und mit entsprechenden Deutsch-Kenntnissen versehenen Korrektor.
»Die Entwicklung des Verlagswesens und letztlich der Siegeszug der Elektronik haben dazu geführt, dass in deutschen Buchverlagen kaum noch fest angestellte Korrektoren arbeiten. Es werden keine Korrektoren mehr ausgebildet; in den Tarifverträgen sind sie nicht mehr gesondert berücksichtigt.«
(Duden - Satz und Korrektur, hrsg. von Brigitte Witzer, Mannheim, 2003; S. 143)
Eingesetzt werden Korrektoren natürlich trotzdem noch, aber die Verlage bedienen sich heutzutage wohl meist externer Dienstleister, weil sie billiger als festangestellte Korrektoren sind. Die Elektronik macht natürlich vieles einfacher, aber selbst wenn das digitale Manuskript fehlerfrei ist, können bei der Übernahme des Textes ins Layout-Programm neue Fehler produziert werden. Da gibt es womöglich Ärger mit der automatischen Silbentrennung oder statt Umlauten erscheinen irgendwelche anderen Zeichen. Solche Probleme hatte man beim Bleisatz nicht. Allerdings waren früher die handgesetzten Bücher auch nicht fehlerfrei. Vielleicht ist ja heutzutage die Fehlerquote trotzdem noch geringer als früher.
ZitatZu meiner Zeit sprach man bei Büchern, Zeitschriften und Zeitungen noch von Setzfehlern [...] Tippfehler beging allenfalls ich auf meiner Schreibmaschine.
Von »Setzfehlern« bzw. »Satzfehlern« spricht man auch heute noch, aber das ist wohl eher Fachsprache, umgangssprachlich nennt man das einen »Druckfehler«, unabhängig davon, ob der Fehler beim Satz passiert ist oder beim Druck. In manchen (älteren) Büchern findet man ja auch ein sog. »Druckfehlerverzeichnis«. Ein »Satzfehlerverzeichnis« habe ich dagegen noch nie gesehen. Ein »Tippfehlerverzeichnis« könnte es vielleicht in irgendwelchen faksimilierten Typoskripten geben.
Schöne Grüße,
Wolf
Hallo,
Zitat von "sandhofer"OCR = Open Character Recognition.
»Optical Character Recognition«, um genau zu sein.
Zitat- und dann hat keiner die automatische Rechtschreibeprüfung in Gang gesetzt
Ohne Rechtschreibprüfung werden die Fehler wenigstens nicht verschlimmbessert. Da können ja die merkwürdigsten Wörter herauskommen. In einer E-Text-Fassung von Seumes Spaziergang nach Syrakus (auf einer CD-ROM der Digitalen Bibliothek) steht beispielsweise zwei- oder dreimal »täuscht« statt »deucht«, was ja wohl kaum im entsprechenden Buch stand - hoffe ich wenigstens. Bei Gutenberg-DE liest man in »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht« von Willibald Alexis:
»Sollen Wagen und Proviant hinaus, die Flüchtlinge einzuholen? Soll ihnen ein Lager abgesteckt werden? Soll junge Mannschaft geworben werden? Sollen wir Pullover holen, Kugeln gießen, abkochen für die Ankömmlinge?«
Erstaunlich, daß es seinerzeit schon »Pullover« gab.
Schöne Grüße,
Wolf