Hallo zusammen!
Auch ich müsste dem Herrn Schlaffer widersprechen. Persönlich glaube ich, dass Kanon-Bildung eine Krankheit von (verhinderten) Schulmeistern ist. Dieses Phänomen bleibt aber nicht auf die Literatur beschränkt: Lange lief z.B. im Fernsehen eine Reihe "100 Meisterwerke der Malerei" (oder so ähnlich), aus der dann bald 1000 wurden... Viele Leute lassen sich gerne durch Kanons (ver)führen.
Was das Lesen betrifft: Die sog. "Lesewut" ist eine relativ junge Erscheinung. Sie trat ungefähr in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts so richtig auf. Und zuerst war es ein durchaus intensives Lesen, nicht ein extensives - d.h. es wurden immer wieder die gleichen Bücher gelesen, nicht ständig neue wie heute. Der Grund war in den meisten Fällen ganz einfach, dass Bücher und selbst Leihbibliotheken teuer waren und / oder Mangelware darstellten.
Last but not least: Dass Lesen keine sinnliche Erfahrung sein soll, ist schlicht nicht wahr. Offenbar ist Herr Schlaffer nicht wirklich bibliophil. Sonst wüsste er, dass Auge, Fingerspitzen und Nase durchaus ihre Rolle haben bei der Lektüre eines Buches. So fallen bei mir jedenfalls nicht nur e-, Hör- und andere solche komischen Books ausser Rand und Traktanden, sondern selbst Taschenbücher eliminiere ich zusehends aus meiner (bescheidenen!) Sammlung.
Grüsse
Sandhofer