Hallo
Dies ist ein Zitat aus einem Artikel von Heinz Schlaffer in der neuesten Literarischen Welt. Sehr lesenswert und - leider - sehr wahr.
http://www.welt.de/data/2003/03/15/52297.html?s=1
Viele Grüße
ikarus
Hallo
Dies ist ein Zitat aus einem Artikel von Heinz Schlaffer in der neuesten Literarischen Welt. Sehr lesenswert und - leider - sehr wahr.
http://www.welt.de/data/2003/03/15/52297.html?s=1
Viele Grüße
ikarus
Hallo ikarus !
Diesmal muß ich dir widersprechen - dieser Artikel ist mir viel zu pessimistisch !!!
Dass solche Kanons mit Vorsicht zu genießen sind, ist ja wohl klar. Sie sind ja doch nur Ausdruck derjenigen Person, die ihn zusammengestellt hat. Insofern ist ja Literatur auch etwas ganz persönliches, und gerade das macht sie ja auch so unwiderstehlich.
Warum sollen nun alle Menschen plötzlich Klassiker lesen ? Jeder muß doch seine eigenen Erfahrungen machen, den einen treibts dann zum Sport, den anderen zur Musik, in den Garten ... Auch wenn ich ein Bild anschaue, werde ich erst durch Beschäftigung mit dem Künstler,dessen Biographie und historische Hintergründe zur wahren Aussage des Bildes kommen: einfach nur gefällt mir oder gefällt mir nicht, ist eben oberflächlich.
ZitatWelch eine Askese verlangt dagegen das Lesen: Stillsitzen, Einsamkeit, Ausdauer, Konzentration auf ein enges Blickfeld, nur um reizlose kleine, schwarze Zeichen in eine undeutliche Vorstellung im Hirn zu verwandeln!
Und genießen wir es nicht, uns intensiv mit einem Buch zu beschäftigen, es zu untersuchen und uns Gedanken zu machen ? Für mich ist das aber nicht Arbeit oder Askese, sondern Vergnügen, manchmal eine Art Meditation. Und steht am Ende nicht auch ein bißchen Stolz darauf, es wieder geschafft zu haben, eine wertvolle Erfahrugn gemacht zu haben ? Und gegen die Einsamkeit gibts ja auch ein Mittel ...
Zitat
Für heutige Leser ist vor allem die klassische Form der Dichtung eine Zumutung: der Vers.
Das widerlegt ja gerade unsere Erfahrung mit der Odysee !
Also, raus in die Sonne, ein Buch lesen und die Winterdepression verschwindet ! :smile:
Gruß von Steffi
Hallo zusammen!
Auch ich müsste dem Herrn Schlaffer widersprechen. Persönlich glaube ich, dass Kanon-Bildung eine Krankheit von (verhinderten) Schulmeistern ist. Dieses Phänomen bleibt aber nicht auf die Literatur beschränkt: Lange lief z.B. im Fernsehen eine Reihe "100 Meisterwerke der Malerei" (oder so ähnlich), aus der dann bald 1000 wurden... Viele Leute lassen sich gerne durch Kanons (ver)führen.
Was das Lesen betrifft: Die sog. "Lesewut" ist eine relativ junge Erscheinung. Sie trat ungefähr in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts so richtig auf. Und zuerst war es ein durchaus intensives Lesen, nicht ein extensives - d.h. es wurden immer wieder die gleichen Bücher gelesen, nicht ständig neue wie heute. Der Grund war in den meisten Fällen ganz einfach, dass Bücher und selbst Leihbibliotheken teuer waren und / oder Mangelware darstellten.
Last but not least: Dass Lesen keine sinnliche Erfahrung sein soll, ist schlicht nicht wahr. Offenbar ist Herr Schlaffer nicht wirklich bibliophil. Sonst wüsste er, dass Auge, Fingerspitzen und Nase durchaus ihre Rolle haben bei der Lektüre eines Buches. So fallen bei mir jedenfalls nicht nur e-, Hör- und andere solche komischen Books ausser Rand und Traktanden, sondern selbst Taschenbücher eliminiere ich zusehends aus meiner (bescheidenen!) Sammlung.
Grüsse
Sandhofer
Hallo Steffi, hallo sandhofer
Alles richtig was ihr schreibt und ich stimme voll zu. Aber in diesem Sinne habe ich Schlaffers Artikel auch gelesen. Ich finde ihn auch nicht mal pessimistisch, sondern er beschreibt lediglich den aktuellen Zustand des Literaturbetriebes. Er kritisiert meines Erachtens auch nicht mal so sehr die um sich greifende Kanonitis, sondern vielmehr, daß sich die heutige Leserschaft viel zu sehr nach den Bestsellerlisten richtet, so nach dem Motto: "Was auf der Bestsellerliste steht muß gut sein, sonst würden es nicht so viele Leute kaufen." Und die sogenannte klassische Literatur fällt dabei hinten runter, was zu bedauern ist. Hört euch doch mal um. Wer liest den heutzutage noch Klassiker? Unser kleiner (aber feiner :smile: ) Haufen hier ist eine absolute Ausnahme. Es findet sich wahrscheinlich sehr schnell jemand, mit dem man sich über Dieter Bohlens "Buch" oder über Harry Potter unterhalten kann - beim "Zauberberg" wird´s aber sehr schwer werden einen Diskussionspartner zu finden.
Das hast Du sehr schön geschrieben Steffi:
ZitatUnd genießen wir es nicht, uns intensiv mit einem Buch zu beschäftigen, es zu untersuchen und uns Gedanken zu machen ? Für mich ist das aber nicht Arbeit oder Askese, sondern Vergnügen, manchmal eine Art Meditation. Und steht am Ende nicht auch ein bißchen Stolz darauf, es wieder geschafft zu haben, eine wertvolle Erfahrung gemacht zu haben ?
Aber wie viele sehen das noch so? Kaum jemand. Und wenn Schlaffer schreibt:
ZitatWelch eine Askese verlangt dagegen das Lesen: Stillsitzen, Einsamkeit, Ausdauer, Konzentration auf ein enges Blickfeld, nur um reizlose kleine, schwarze Zeichen in eine undeutliche Vorstellung im Hirn zu verwandeln!
so ist das natürlich ironisch gemeint. Aber viele (wenn nicht die meisten) Menschen sehen das wirklich so. Ich kenne jedenfalls genügend deren einzige Lektüre die Fernsehzeitung ist. Bücherlesen? Viiiiel zu anstrengend!!
Schlaffer bedauert aber auch den Leser, der nur die Bestsellerlisten rauf und runter liest. Er weiß nämlich gar nicht was ihm entgeht, wenn er die Klassiker ausblendet.
Aber das wissen wir zum Glück besser :smile:
Viele Grüße
ikarus
Mische mich jetzt doch einmal ein.
Irgendwie kann ich das ganze Gejammere über die Leserei, Kanons, Klassiker, Untergang der Literatur, des Abendlandes, der Kultur nicht mehr hören, denn ich höre/lese sie immer wieder seit meiner Schulzeit Angang der 60er.
Und die gleiche Debatte gab es schon vor 200 Jahren
Wenn das einfache Volk Bücher verschlingt - Die Lesedebatte vor 200 Jahren
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-merkmal/43.html
Statt dass wir froh sind, das wir uns mit den Medien beschäftigen dürfen, die unsere persönlichen Interessen am ehesten entgegenkommen, wird nur nach den anderen geschaut, die nicht das gleiche wie wir tun.
Hat sich eigentlich schon jemand einmal gefragt, ob Shakespeare, Goethe oder Schiller ihre Werke geschrieben hätten, wenn sie die Möglichkeiten des Films, Fernsehens, Radios. CDs oder gar des Internets gehabt hätten?
Shakespeare hätte möglicherweise die effektivsten Thriller gedreht, Schiller Rap geschrieben und Goethe wäre wissensdurstig im Internet verschollen.
Wir haben nun einmal viel mehr Möglichkeiten, als unsere Altvorderen vor 50, 100, 150 Jahren. Ob und was man liest oder nicht hat doch nichts mit Intelligenz oder höherer Kultur zu tun, oder?
Viele der klassischen Autoren wären vermutlich bei einem Nürnberger "Poetry-Slam" ausgebuht worden. Sind sie deswegen schlechter oder besser, als Hans Sachs??
Freuen wir uns einfach, dass wir die Qual der Wahl haben und wer möchte darf sich doch auf ein Regal mit 5 Büchern beschränken oder sich seine Wohnung mit Bücher zupflastern.
Und wenn Herr Schlaffer meint er müßte mich bedauern, weil ich auch Thriller, Krimis, SF und sonstige "Bücher" lese, kann ich nur sagen, Oh Mann, hast du überhaupt eine Ahnung was dir entgeht??
Kaviar und Champagner kann ja ab und zu einmal schmecken, aber auch ein frisches Butterbrot hat einen unbeschreiblichen Reiz.
Nix für ungut. Mußt mal sein
LG
Dyke
Hallo Dyke !
Da muß ich dir zustimmen - auch Nicht-Klassiker haben ihren Reiz und vielleicht wird aus dem einen oder anderen auch ein Klassiker. Aber irgendwie sind die Bücher aus den Bestsellerlisten auch nicht so meine Sache :zwinker: Und die Buchhandlungen, die nur solche Bücher führen, auch nicht !
Natürlich ist es auch so, daß es wirklich wenig Menschen gibt, die sich so intensiv auf ein Buch einlassen wollen, wie es bei den sog. Klassikern ja oft der Fall ist. Auch wenn man nachher bei dem einen oder anderen Buch persönlich feststellt, dass das wohl doch nicht so toll war. Deshalb fällt es mir auch so schwer, so ein Buch allein zu lesen - viele Gedanken lassen sich eben nicht so leicht fassen oder erklären. Und wenn ich an meine fast "klassikerlose"Zeit zwischen Schule und Forum denke, dann bedauere ich, soviel Zeit mit Büchern verschwendet zu haben, die eben "nur" Zeitvertreib waren - was nicht heißt, daß ich das jetzt nicht hin und wieder tue.
Außerdem stellt sich doch die Frage, wie würden sich die Klassiker ändern, wenn sie mehr promoted würden - neue, angepasste Übersetzungen, modernes outfit, Lesungen im Techno-Stil ?
Das verstaubte elitäre introvertierte Einsiedler-Image gefällt mir viel besser !!!
Aber eigentlich sollten wir Bücherfreaks uns doch freuen, wenn überhaupt das Interesse an Büchern geweckt wird, oder !?
Als letztes Jahr eine Bekannte, die so gut wie keine Bücher liest und kein einziges im Wohnzimmer hat, mir begeistert erzählte, sie habe jetzt auch ein Buch gekauft :breitgrins: - da dachte ich, es geht doch aufwärts und wähnte mich als gutes Beispiel - leider war es das "Buch" von Bohlen !!!
Gruß von Steffi
Hallo zusammen!
On second thought: Kanons haben einen Vorteil - sie halten die sog. Klassiker im Gedächtnis der Leser und somit in dem der Buchhändler und Verleger. Das macht sie statt zu Bestsellern eben zu Longsellern; und die Chance, dass ich in einer Buchhandlung einen Goethe kriege oder doch zumindest bestellen kann, ist doch ziemlich gross...
Grüsse
Sandhofer
Hallo alle zusammen,
ich habe Eure spannende Diskussion eben erst entdeckt und den Zeitungsartikel gelesen.
Ich schiele gern mal auf Bestsellerlisten. Ich finde, was viele mögen, muss nicht zwangsläufig schlecht sein. Ich sehe die als Anreiz und Vorschlag, keinesfalls als verpflichtend. Ich kaufe ohnehin selten etwas, versuche es auszuleihen, da auf den Listen gewöhnlich nur HCs stehen. Ich wüsste übrigens gern, wie viele der Bestseller auch tatsächlich von den Käufern gelesen werden.
Die verschiedenen Kanones sehe ich ählich. Es kommt immer darauf an, wer sie warum erstellt. Und vor allem, wie man damit umgeht. Sicherlich gibt es Leute, die sich sklavisch daran halten möchten, um sich gebildet fühlen zu können. Aber ist das die Mehrheit? Und kann man einen Kanon wirklich "abarbeiten"? Ich wage das zu bezweifeln. Ich muss gestehen, dass ich gern ankreuze, was ich kenne, aber damit hat sich der sportliche Ehrgeiz auch schon erledigt. :zwinker: Neulich habe ich die Leseempfehlungen eines Germanisten ausgedruckt, den ich in guter Erinnerung habe. Er zählt zu den wenigen Profs, die wirklich Lust machen können auf Bücher. In der Rubrik "englische Literatur" war bei ihm u.a. Agatha Christie zu finden und unter "amerikanischer" sogar Donald Duck.
Der Aspekt des "Mitredens", fällt bei mir völlig weg. Die "Vereinsamung" (etwas übertrieben formuliert, aber im Kern wahr) kenne ich nämlich nur zu gut. Aber das bezieht sich nicht nur auf Klassiker, sondern z.B. auch auf meine Krimi-Leidenschaft. Ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht, dass mein Hobby von Nicht-Lesern entweder als purer Luxus beurteilt wird oder ich ehrfürchtig in die Intelektuellenecke gestellt werde.
Denn oft höre ich z.B. den Satz "Ich hätte dafür aber keine Zeit" oder "Wie kann man nur so viele Bücher besitzen?!" (Nebenbei: Es sind gar nicht übermäßig viele, und die Hälfte davon brauche ich beruflich.) Würde ich jedes WE Berge besteigen oder stundenlang heimwerken, bekäme ich das nicht zu hören. Das wäre ja nach außen hin als Aktivität erkennbar. Ich habe nie mit meinem Bücherbestand angegeben oder mich abfällig über die Lieblingsbeschäftigungen anderer geäußert, ich hetze nicht gegen das Fernsehen oder das Internetsurfen (mache beides gern), und doch kommt es immer wieder zu solchen Reaktionen. Was glaubt Ihr: Warum haben LeserInnen immer noch ein solches Image?
Schon lange, bevor der Begriff "Literatur-Kanon" durch die Medien geisterte, fragte mich mein Schwager, der nur ganz selten ein Buch liest, was ich ihm empfehlen könne, was man denn gelesen haben sollte? Das kam von ihm ganz allein. Manche Menschen haben offenbar das Bedürfnis, in der Hinsicht ein bisschen an die Hand genommen zu werden. Aber: Was soll man antworten, wenn unvermutet an den eigenen missionarischen Eifer appelliert wird? Ich habe spontan gesagt: Homer, die Bibel, Shakespeare.
Gruß, Fevvers
@ Steffi: Kann es sein, dass die Schule Dir die Klassiker verleidet hat? Bei mir war es so. Es hat Jahre gedauert, bis ich gern Schiller oder Frisch gelesen habe. Auch ich mag am liebsten Buchhandlungen, in denen nicht nur die Autoren mit hohen Verkaufszahlen ausliegen. In der Mayer'schen Buchhandlung in Köln bspw. stand das Klassikerregal neben den TB-Neuerscheinungen, die Klassiker-Bestseller neben den TB-Bestsellern.
hallo fevvers,
die leseempfehlung, die du erwähnt hast, interessiert mich, kannst du mir viellciht sagen, wo ich sie im netz finde, bzw. könntest du sie mir zukommen lassen? das wär supernett.
zum thema als solches kann ich nur sagen, dass lektürelisten an dem Seminar, an dem ich studiere (neuere anglistik, neuere germanistik, kunstgeschichte) schon lange abgeschafft wurden. bei manchen profs geistern sie noch in den unterlagen rum, und ich habe auch so eine zuhause liegen und lese sogar manchmal ein werk daraus, aber speziell diese liste ist sehr unvollständig und geht auch mit meiner vorstellung davon, 'was ein anglist gelesen haben muss' nicht konform. meine angst ist halt, dass jemand tatsächlich denken könnte,. wenn er diese werke gelesen hat, kennt er sich aus in der englischen literatur. das ist ja eigentlich die gefahr aller kanones.
echt unter aller kanone. :breitgrins:
sorry. nicht jedermanns humor.
fevvers, wenn dieser mensch, von dem du sprachst, nicht viel liest, wundert es mich aber schon, dass du werke aufzählst, die ja doch einiges an durchhaltevermögen verlangen. klar sind das wichtige werke. aber wenn man mit sowas anfängt und das dann 3 jahre auf dem nachttisch liegen hat, liest man bestimmt nie wieder ein buch.
adia
Hallo adia,
die Liste findest Du hier: Leseempf. für Germanistik-Stud.
Sie beginnt übrigens auch mit der Bibel bzw. gibt Hinweise auf wichtige Kapitel. Dein Einwand, dass es sich bei den genannten Werken um schwere Kost handelt, ist berechtigt. Ich habe das damals genannt, weil viele Autoren auf Motive aus der Antike und der Bibel zurückgreifen, und viele LeserInnen sich damit nicht mehr gut auskennen. Ich sehe das als eine Art Rüstzeug, das nicht schaden kann. Shakespeare ist mein persönlicher Klassiker-Favorit, und da denke ich, wer sich auf die Dramenform einlässt, der kann auch als "Leseanfänger" z.B. an "Macbeth" großen Spaß haben.
Gelesen hat mein Schwager davon sowieso nichts, da er nur deutsche Literatur lesen wollte. Ich kann mich nicht mehr erinnern, welche Titel ich ihm genannt habe, er hatte bei jedem Vorschlag irgend einen Einwand. Abgesehen davon, ist mir die Sichtweise, Klassiker ja, aber bitte nur deutsche, viel zu eng.
Wie hättest Du die Frage beantwortet?
Liebe Grüße, Fevvers
hallo fevvers,
hm, keine ahnung, wie ich in der situation reagieren würde. nicht, dass mich noch nie jemand nach leseempfehlungen gefragt hätte, aber das waren allesamt leute, die viel und gerne lesen, und von denen ich wusste, dass ich sie mit einem schweren werk mehr herausfordern denn entmutigen würde.
wahrscheinlich ist dein ansatz aber schon richtig, schwere werke vorzuschlagen, die man auch wirklich als klassiker einschätzen würde. letztendlich ist es das problem eines jeden selbst, ob man durchkommt oder nich (wie im Leben). man darf sich wohl nicht zu viele gedanken machen, ob die vorschläge pädagogisch sinnvoll sind (' bist du sicher, dass es dostojewski sein muss? willst du nicht erst mal noch ein paar leon - krimis lesen?' - auch eher unverschämt), ein gängelband hat noch niemandem gut getan.
ach, vielleicht mach ich mir auch zuviele gedanekn. aber der gedanke, ein von mir empfohlenes buch könnte in der ecke landen, hat mir noch nie gefallen.
adia
Hallo fevvers!
Nein, gerade die Schule hat mir die Klassiker sehr nahegebracht - ich hatte einen Superdeutschlehrer, der auch abweichende Meinungen gelten ließ, er hatte die Bücher eben auch verstanden und hielt sich nicht eng an irgendwelche Interpretationen. Es war so ähnlich wie hier im Forum :breitgrins:
Ich meinte eigentlich die Zeit, die ich mehr oder weniger solche Bücher allein gelesen habe. Da hat es mir irgendwie an den Impulsen gefehlt.
Gruß von Steffi
Ein Artikel von Heinz Schlaffer in der Literarischen Welt. Sehr lesenswert und - leider - sehr wahr.
Netter Text, durchaus wahr - und durchaus zumindest in Hinblick auf die "Gültigkeit" des Kanon der bewunderten Kunst- und Bauwerke auch wieder zu bezweifeln. Bewundert wird von Seiten der in Scharen hinströmenden Besucher, Touristen und "Bildungshungrigen" nämlich nur die Tatsache, daß jene Werke überregional berühmt sind. VERSTANDEN werden die Werke nicht und die Muße, sich bei Betrachtung in ihre Entstehungsgeschichte einzufühlen, fehlt auch.
Der Bekanntheitsgrad Alter Meister der Kunst rührt meist daher, daß diese einen mächtigen Gönner hatten; wie ständen Michelangelo und da Vinci in unseren Augen da, wenn sie NICHT Päpste als Auftraggeber gehabt hätten? Diese "Kanonbildung" ist also durchaus nicht blindlings zu bewundern. Und von "Kennerschaft" kündet sie erst recht nicht. Ich erinnere mich an einen 1993 erfolgten Besuch im Rijksmuseum Amsterdam, wo ich mich den großformatigen Werken Rembrandts nicht recht nähern konnte, weil busladungsweise eifrig fotographierende Japaner den Bildbetrachterstandpunkt davor lebhaft eingenommen hatten...
In der stillen Ecke, verdeckt gelegen im Schwenkbereich eines geöffneten Türflügels entdeckte ich ein kleinformatiges Gemälde Karel Dujardins, der erstens vom agrarisch geprägten Leben seiner Zeit kündete und zugleich halbverborgen auch als "Fabel" interpretierbar die Menschlichen Schwächen und Eitelkeiten der durchzufütternden Höflinge in eben dieser Hofhaltung eines Kleinbauern karikiert erkennen ließ...
Unbehelligt durch weitere in Richtung des Rembrandtsaales strömende Besuchergruppen konnte ich gut eine ganze Stunde lang Dujardins scheinbares Leinwandidyll vom Abrackern für einen kargen Ertrag bewundern. Und im selben Jahr, wenn auch erst Monate später, in der städtischen Kunstsammlung im südbelgischen Tournai, gelang mir noch so eine Entdeckung. Da hatte Rémy Cogghe etwa um die Jahrhundertwende (1900) sehr lebhaft im Bilde festgehalten, wie in einer Runde kartenspielender Gasthausbesucher einer der Spieler sich betrogen sah, und in seiner ohnmächtigen Wut unbedacht sich durch eine im Affekt ausgeübte Handgreiflichkeit ins Unglück stürzte, wohl der Justiz ausgeliefert zu werden, wogegen der Betrüger...
Mittlerweile weiß ich, daß Rémy Cogghe eine ganze Serie von der Geschichte dieser Tat und ihres Nachspiels hergestellt hat.
Übrigens: Meine Vorliebe für die Lektüre wenig bekannter Autoren früherer Zeiten und auch mein Faible für Kunst betrachte ich nicht als hinderlich, auch Freundschaften zu pflegen. Allerdings lasse ich mich nur selten überreden, zu Veranstaltungen oder Amüsements zu gehen. Daran mögen andere ihren Spaß haben, den ich auch niemandem verderben will.