<b>Inhalt:</b>
Montaigne hat seine Essays nicht thematisch geordnet; sie stehen vielmehr unverbunden hintereinander. Auch die Argumentation ist oft sprunghaft, da es Montaigne weniger auf Systematik als vielmehr auf eine universale Schau seiner Sicht auf die Welt und ihre Zusammenhänge ankommt. Montaigne schildert einen ganzen Kosmos von sittlichen Betrachtungen. Für die Beantwortung seiner oft moralischen Fragen kann er sich auf seine hervorragenden Kenntnisse literarischer und philosophischer Schriften stützen. Gleichzeitig finden sich zahlreiche Alltagsbeobachtungen und Skurrilitäten, die stets in übergeordnete Zusammenhänge seiner dem Skeptizismus nahe stehenden Weltanschauung eingebunden werden. Die Überschriften seiner Essays spiegeln bereits inhaltliche Programmpunkte: Von der Eitelkeit, Über das Gewissen oder Von der Eitelkeit der Worte. Nichts bleibt von seinen Beobachtungen ausgeschlossen; die Trunksucht wird ebenso erörtert wie die Möglichkeiten der Kindererziehung. Für Montaigne steht der ganze Mensch im Vordergrund. Erst durch die Betrachtung seines Inneren und die dafür nötige Aufnahmebereitschaft kann er sich von allen äusseren Widrigkeiten erholen und zu sich selbst finden. Gerade indem Montaigne auf moralische Belehrungen verzichtet und an ihre Stelle seine persönlichen Erfahrungen setzt, gewinnen seine Aussagen Überzeugungskraft und eine gleich bleibende Aktualität. Indem er etwa seinen unzureichenden Stil, seine fehlende Anmut der Darstellung beklagt, weist er auf die grundsätzliche Relativität von Aussagen hin. Zu seinem selbst gewählten und oft zitierten Wahlspruch wurde daher die Frage: >>Was weiss ich?<<
Zur weiteren Information über Montaigne vier Links:
1. Vita von Montaigne:
http://www.frankreich-experte.de/fr/6/lit/montaigne.html
2. Montaigne in Peter Möllers „philolex“:
http://www.philolex.de/montaign.htm
3. „Montaigne, ein mutiger Denker in wirrer Zeit“, Aufsatz aus „Monotheismen“ von Prof. Dr. Hans Schauer
http://www.laterne-online.de/monotheismus-kritik/michel.html
4. Hörbuchtip: „Otto Sander liest Montaigne“
http://www.buchkultur.de/tip/1999-12.htm
Michel de Montaigne war der vielleicht wichtigste Vertreter der französischen Renaissance. Mit seinem vom Humanismus beeinflussten Werk begründete er die Literaturgattung der Essays und leitete den neuzeitlichen Skeptizismus ein. Seine Überlegungen hatten weitreichende Wirkungen z.B. auf die Aufklärung und auf Nietzsche. Obwohl Flaubert empfahl: "lesen Sie ihn von Anfang bis Ende, und wenn Sie fertig sind, beginnen Sie von neuem" kann man Montaignes Aufzeichnungen auch auszugsweise lesen, da es sich um in sich abgeschlossene Themen handelt. Diese reichen von der Kindererziehung über das Gewissen bis zur Kunst des Sterbens und sind immer eine Fundgrube der Lebensphilosophie mit viel Diskussionsstoff.