Dann will ich mal mit ein paar einleitenden Worten den Anfang machen.
Es geht ja schon mal sehr interessant los. Genau wie in der "Ilias" beginnt die Odyssee mit einer Anrufung der Muse, die dem Sänger die Eingebung geben soll die Geschichte von Odysseus zu erzählen. Das revolutionäre daran ist, dass ein Großteil Handlung im Prinzip schon vorweggenommen wird. Die Einleitung, genannt Proömium, ist eine Zusammenfassung der Geschehnisse. Das legt den Schluss nahe, dass der Stoff den Zuhörern schon bekannt war und die Leistung des Sängers darin lag, wie er die Geschichte aufbereitet.
Wer waren aber die Zuhörer? Es waren Hoheiten, die abends nach dem Essen von Sängern(Dichtern) unterhalten werden wollten. Die Verse waren dabei improvisiert, nichts war aufgeschrieben, d.h. es war für den Dichter die Herausforderung gegeben, auf der Stelle passende Verse zu erfinden, die natürlich in den Hexameter passen mussten. Daraus erklärt sich auch der Sinn der "Formelverse", also der feststehenden Verse(so wie: "Da antwortete ihm hinwieder der Wolkensammler Zeus" oder ähnliches) und der Epitheta. Sie gaben dem Dichter Zeit sich auf die Ausgestaltung des nächsten Verses zu konzentrieren.
Näheres zur Textgeschichte findet sich ja in den Links aus den "Materialien", trotzdem ist es noch erwähnenswert zu sagen, dass "Homer" kaum eine Person gewesen sein kann und dass die "Ilias" und die "Odyssee" kaum vom selbem Menschen geschrieben worden sein können.
*************************************************
Interessant ist auch die Erzählstruktur. Nicht chronologisch wird das Ganze erzählt, sondern mit Vor- und Rückblenden. Der erste Gesang setzt kurz vor Odysseus' Heimkehr ein, nachdem das Meiste schon passiert ist. Athene setzt sich in der Götterversammlung dafür ein, dass Odysseus, den sie schon im trojanischen Krieg protegierte, nun endlich zuhause nach Ithaka gelassen wird.
Dort geht alles drunter und drüber, weil Penelope sich nicht entscheiden kann, einen neuen Mann zu ehelichen, der König werden könnte. Die Folge ist Chaos am königlichen Hof, der von den Freiern belagert wird, die nicht ohne Entscheidung von Penelope wieder gehen wollen und sich ungeniert an den fremden Gütern bedienen. Zwischen alldem wächst Telemachos, der Sohn von Odysseus, auf. Zu Beginn der Odyssee steht er am Rande des Erwachsenenalters, anstatt aber männlich zu handeln und die Freier zu vertreiben, sitzt er in der Ecke und wünscht sich seinen Vater herbei. Verständlich, schließlich weiß er ohne das männliche Vorbild in der Familie nichts darüber, wie ein Herrscher bzw. sein Sohn sich verhalten sollte.
Hier breche ich erstmal ab. Es gibt noch weit mehr über den ersten Gesang zu sagen, ich mache hier aber erstmal Schluss und werde mich später noch weiter dazu äußern.