Harmonien und ihre Wirkung

  • Es gibt ja immer mal Fragen, die ich mich nicht zu fragen getraue, so wie jene, ob Max Bruch und Straußens Alpensinfonie etwas gemeinsam haben. Und so wieder eine, auf die nicht einmal auf eine Antwort hoffen kann. Doch hier traue ich mich, mehr als gelöscht oder verschoben wird es nicht! Obwohl wahrscheinlich meine Frage eher in ein Musikforum oder so passen würde.


    Sie lautet ganz einfach: warum in harmonischer Hinsicht die Folge von Tonika-Dur-Dreiklang und parallelem Dominant-Moll-Dreiklang so intensiv / sentimental klingt? (Beispiel: C-Dur, e-moll) Interessanterweise wird diese Folge in der "klassischen Musik" wenig verwendet, dafür in der Pop-Musik umso häufiger. Beispiele? Etwa Saltwalter von Julian Lennon, ein absolut schmalziger Song. Und 1000000 mehr.


    Warum klingt diese Akkordfolge so zart, so süß, so schmalzig? Kann überhaupt jemand verstehen, was ich meine? Ich erinnere mich, einen Freund zu diesem Thema befragt zu haben, ist schon eine Weile her, der schüttelte nur den Kopf und meinte, diese Akkordfolge läge weit auseinander, was natürlich Unsinn ist.


    Es gibt weitere Akkordfolgen, die eine unglaubliche Wirkung haben. Die berühmteste ist die Folge Tonika-Dur und Tritonus-Akkord mit verminderter Terz, der auch als Teufels-Dreiklang bekannt ist. Den trifft man in der "klassischen Musik" schon häufiger an.

  • Sie lautet ganz einfach: warum in harmonischer Hinsicht die Folge von Tonika-Dur-Dreiklang und parallelem Dominant-Moll-Dreiklang so intensiv / sentimental klingt? (Beispiel: C-Dur, e-moll)


    Was ist ein "paralleler Dominant-Moll-Dreiklang". Nie gehört.


    Wenn wir von C-Dur ausgehen (Tonika), dann ist G -Dur die Dominante und F-Dur die Subdominante; a-moll ist die parallele Molltonart von C-Dur. Wie kommst du auf e-moll?


    Modulation von C-Dur über Leitton fis nach G-Dur. Dann ausgehend von G-Dur über den Leitton dis nach e-moll wäre die übliche Möglichkeit einer Modulation von C-Dur nach e-moll.


    Liebe Grüße
    mombour


  • Was ist ein "paralleler Dominant-Moll-Dreiklang". Nie gehört.


    Du warst kurz davor, mag allerdings sein, dass es das Wort so nicht gibt, vlt. nennt man ihn auch Dominant-Parallel-Moll-Akkord? Also: Richtig, die Dominante zu C ist G, davon ist die Mollparallele e-moll. Bingo :eis:


    Der Wechsel von Tonika zu Dominant dürfte wahrscheinlich der häufigste in der Musik sein, fast jedes Volkslied und pop. Song lebt davon, vor allem jeder Marsch. Er klingt recht flach, primitiv und hölzern (in meinen Ohren). Dagegen klingt die Mollparallele der Dominant süßlich, das ist es, was mich fasziniert. Sehr gerne wird verwendet: C, e, F, G oder C, e, d, G in Abwandlung des bekannten Schemas C, G, F, G.


    Der Wechsel von Tonika zu parallelem Moll (also C-Dur, a-moll) klingt dagegen üblicherweise etwas traurig, kommt auch recht häufig vor.


    Der Wechsel von Tonika zu paralleler Moll-Subdominant (wie immer der richtige Ausdruck dafür lautet), also C-Dur, d-moll (da d-moll = Mollparallele von F-Dur = Subdominant ist), klingt dagegen relativ flach und nichtssagend.


    Das sind natürlich subjektive Eindrücke. Es würde mich interessieren, ob andere Ähnliches fühlen. Und eben: worauf solche Eindrücke, falls sie allgemein sind, eigentlich beruhen?


  • Was ist ein "paralleler Dominant-Moll-Dreiklang". Nie gehört.


    Ich habe nun doch in der wikipedia nachgeschaut, da wird die res dubia als Moll-Parallele der Dur-Dominante bezeichnet. Na, bei 4 Wortbestandteilen gibt es immerhin 24 Möglichkeiten.^^ Aber Moll-Parallele der Dur-Dominante klingt wirklich nicht schlecht.


  • Ich habe mir die Modulation die du ansprichst noch mal bewusst vor Ohren geführt und muss sagen: Du hast recht. :zwinker:


    Eine tolle Stelle fällt mir gerade noch aus dem Stegreif ein: In Beethovens Streichquartett op.59,1 im 3. Satz(der tieftraurig und rührend ist), wird in der Durchführung einmal das Hauptthema von f-moll nach Des-Dur verändert. Ganz tolle Stelle, von der auch Adorno schwärmt("Charakter der aufgehenden Hoffnung").