Beiträge von Leserin

    Lebensbücher sind Lebensbegleiter, auf die ich immer wieder zurückkomme, die mich bestürzt, be-und entgeistert haben, niedergeschmettert und wieder emporgehoben, aufregende und erschütternde Zeugnisse der menschlichen Fähigkeit etwas zur Sprache zu bringen, das unsagbar scheint. Mein Leben ist bevölkert von Büchern, die sich in mir eingenistet und mich bereichert haben, aus deren Quelle ich unausgesetzt schöpfe.
    Da sind zunächst die Werke meiner 4 Säulenheiligen:


    Samuel Beckett
    Paul Celan
    Friedrich Hölderlin
    Franz Kafka


    Und gleich danach kommen die großen Unverzichtbaren: Thomas Bernhard, Proust, Musil, Rilke, Dostojewskij, Shakespeare, Homer, Camus, Joseph Roth, Kleist, Büchner, Melville, Emmanuel Lévinas und Imre Kertész.
    Erst dann kommen die vielen anderen, die ich auch brauche...


    Die Leserin

    Nachdem ich mich längere Zeit nicht im Forum umgeschaut habe, stelle ich nun mit Entsetzen fest, wie leichtfertig und dumm hier über den "Mann ohne Eigenschaften" geurteilt wird, ein Buch, das ich etwa seit meinem 14. Lebensjahr immer wieder lese, wie die Bücher von Kafka, wie Proust, es gehört also zu meinen Lebensbüchern. Es ist von unerschöpflicher Geisteskraft, ein nie versiegender Quell von Intelligenz und Inspiration, von ungeheurer Sprachintensität, zeugend von einer "taghellen Mystik", wie Musil es nennt. Ohne jemanden belehren zu wollen, bitte ich darum, euch zu besinnen. Dieses Forum hat doch sicher für viele junge Leser eine Vorbildfunktion. Ich appelliere an euch, genauer zu lesen und zu denken, bevor ihr etwas schreibt. Ihr kennt ja alle das Lichtenberg-Zitat, von dem Buch und dem Kopf. In diesem Sinne.
    Eine ziemlich verzweifelte Leserin

    Vielen Dank, Lost und Kaspar, ihr habt mir sehr geholfen. Die genauen Quellen konnte ich zwar noch nicht ermitteln (es soll auch eine Version geben, die in Damaskus spielt), aber die Geschichte ist genau die von meiner Freundin gesuchte.
    Viele Grüße von der
    Leserin

    Liebe Forenmitglieder,


    eine Freundin ist auf der Suche nach dem Ursprung folgender Geschichte/Parabel, die etwa so lautet:


    Ein Herr schickt seinen Sklaven auf den Markt und der Sklave kommt total verschreckt zurück. Er erklärt, auf dem Markt dem Tod begegnet zu sein, der ihm gesagt habe, er wolle seinen Herrn holen. Darauf packt der Herr alle seine Sachen und will in eine andere Stadt ziehen. Als er aber an das Stadttor kommt, steht dort der Tod und sagt zu ihm: „Da bist Du ja endlich, ich warte schon die ganze Zeit auf Dich!“.


    Könnt ihr mir sagen, woher sie stammt? Vielen Dank im Voraus.


    Die Leserin

    Hallo Maria und Steffi,
    wie schön, dass ihr euch mit dem gelungensten, komplexesten und spannendsten Buch von Orhan Pamuk beschäftigt. Ein Bildungs - und Schlüsselroman, der auf höchstem Niveau Tradition und Moderne verknüpft. Außerdem gibt er erstaunliche Einblicke in die versunkene Welt der islamischen Illustrationsmalerei. Orhan Pamuk hat einmal irgendwo geäußert, große Literatur solle nicht in erster Linie an das Urteilsvermögen, sonder an das Einfühlungsvermögen der Leser appellieren. In "Rot ist mein Name" führt er vor, wie dies funktioniert. Er ist ein Kulturvermittler zwischen Orient und Okzident, und ein lebender Beweis für die Kraft und die Bedeutung der Gegenwartsliteratur als Wegweiser für die Zukunft. Natürlich sind auch seine anderen Bücher lesenswert, besonders, wie ich finde, "Das schwarze Buch" und "Schnee".
    Ich wünsche euch noch viel Vergnügen beim Eintauchen in Pamuks Welt.
    Viele Grüße von der Leserin

    Hallo liebe Laxness-Freunde und solche, die es noch werden wollen,
    ich habe bisher noch gar nichts von Laxness gelesen und eure Beschreibungen machen mich neugierig, außerdem habe ich schon länger "Am Gletscher" ungelesen bei mir zu stehen. Hätte nicht jemand Lust auf eine Leserunde?
    Grüße von der Leserin

    Na bitte, lieber Sir Thomas, ich dachte mir doch, das Universum als Bibliothek, diese Vorstellung müßte dir gefallen.
    Viele Grüße von der beharrlichen Leserin

    Hallo lieber Sir Thomas,
    bist du sicher, dass wir von derselben Kurzgeschichte sprechen, in der es heißt : "Ich behaupte, daß die Bibliothek kein Ende hat."? Wenn ja, kannst du dein Scheitern näher erklären?
    Grüße von der Leserin

    Hallo Sir Thomas,
    das mit dem Zugang wird schon noch klappen. "Das Handwerk des Dichters" ist 2002 bei Hanser erschienen und ein kleines Meisterwerk. Es weist Borges als liebenden Leser aus, dem das Gelesene näher steht, als das von ihm selbst Geschriebene. Es handelt unter anderem von seiner Liebe zu Homer und Shakespeare. Seine wunderbaren Gedichte solltest du auch lesen, und natürlich alles andere von ihm, besonders "Die Bibliothek von Babel" ist für einen Bücherliebhaber Pflicht, denn ihm ist das Universum sowieso eine Bibliothek.
    Grüße von der Leserin

    Ich verstehe Nobels Statut, dass der Nobelpreis für Literatur an denjenigen gehen solle, der „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“, so, dass man das Vorzüglichste nicht getrennt vom Idealistischen beurteilen soll; was nicht vorzüglich ist, ist auch nicht idealistisch und umgekehrt. Rechenexempel: vorzüglich - idealistisch = nicht vorzüglich
    idealistisch - vorzüglich = nicht idealistisch
    ergo: vorzüglich + idealistisch = literaturnobelpreiswürdig.
    Da erscheinen dann schon einige Entscheidungen des Komitees fragwürdig (Grass, Dario Fo, Doris Lessing etc.), aber eben durchaus nicht alle.


    Gruß von der Leserin

    Mit Esoterik und mit Paulo Coelho hat Borges so viel zu tun, wie Dieter Bohlen mit Johann Sebastian Bach, nämlich gar nichts. Leider oder glücklicherweise kann sich aber kein Schriftsteller, Dichter oder Philosoph seine Leser, Rezipienten und Jünger aussuchen, sonst würden vermutlich weltweit viele, sehr viele Bücherregale leerstehen.
    Grüße von der Leserin

    Hallo Gronauer,
    den Unmut über Doris Lessing kann ich zwar gut verstehen, aber erklär mir doch mal bitte, was es literarisch gegen I.B. Singer, William Golding, Joseph Brodsky, Derek Walcott, Seamus Heaney, José Saramago, Imre Kertész, J.M. Coetzee, Elfriede Jelinek und Orhan Pamuk, um nur die letzten drei Jahrzehnte zu berücksichtigen, einzuwenden gibt?
    Grüße von der Leserin

    Hallo Sir Thomas,
    wie schön, dass du dich von deiner "Geheimagenten"- Lektüre meldest. Weißt du übrigens, dass er zu den Lieblingsbüchern von Thomas Mann gehörte? Sicher nicht deshalb, weil er sich für Kriminalgeschichten und Agentenromane interessiert hat. Und "Der Geheimagent" ist auch gar kein Agentenroman. Wenn er das wäre, würde er mich zumindest nicht interessieren. Auch Agentenfilme langweilen mich immer furchtbar, weil sie mich verwirren und ich nie so richtig verstehe, um was es eigentlich geht. Vielmehr stehen gerade die "tragisch-menschlichen Auswirkungen" (Thomas Mann über den "Geheimagenten") für den Verlocschen Haushalt, wie du es nennst, im Mittelpunkt. Doch meine Lektüre dieses Romans liegt sehr lange zurück; ich muss meine Erinnerung durch erneutes Lesen auffrischen, will überprüfen, ob er mich noch immer so erschüttert. Zur Zeit stecke ich tief in der Beschäftigung mit dem Werk von Milan Kundera, sobald diese Arbeit abgeschlossen ist, stürze ich mich in den "Geheimagenten", und werde dir dann berichten. Kennst du übrigens die Hitchcock - Verfilmung? An den Roman reicht sie nicht heran, ist aber trotzdem sehr gelungen.
    Bestimmt weißt du auch, das Conrad sich ein Edward Spenser- Zitat als Epitaph gewählt hat, das er auch dem "Freibeuter" vorangestellt hat: "Sleep after toyle, port after stormie seas, Ease after warre, death after life, does greatly please."
    Viele Grüße und bis bald
    Die Leserin

    Das ist wirklich kein gutes Jahr für die Literatur. Viel zu viele Verluste!
    Gerhard Meier pflegte einen ruhigen, angenehmen, völlig unaufgeregten Erzählfluss, einen sympathisch unzeitgemäßen Stil, am ehesten mit Hermann Lenz zu vergleichen, der leider fast in Vergessenheit geraten ist, und wie dieser gehörte auch Meier zu den abseitigen Autoren, den behutsamen Beobachtern und liebevollen Schilderern kleiner, doch lebensnotwendiger Dinge, immer etwas wehmütig, aber von unsentimentaler Klarheit. Sie sind beide etwas aus der Zeit gefallen, stehengeblieben, haben sich umgeschaut und gestaunt.
    Wer so eine Literatur mag, der lese "Der schnurgerade Kanal" von Gerhard Meier und auch gleich "Der Kutscher und der Wappenmaler" von Hermann Lenz.
    Mit traurigen Grüßen
    Die Leserin

    Hallo Sir Thomas,
    Hallo Vult,
    da bin ich aber froh, Sir Thomas, dass meine Empfehlungen aufgegriffen, weitergegeben wurden und auf fruchtbaren Boden gestossen sind. Ich erinnere mich an deine anfängliche Skepsis Conrad gegenüber, nach einer Lektüre von "Lord Jim", wie schön dass du jetzt zu ihm gefunden hast und auch andere für ihn begeistern konntest. Berichte doch mehr von deiner Erfahrung mit dem "Geheimagenten", den ich dir doch einmal empfohlen habe.
    Auf diese Weise gleich zwei neue Conrad-Leser gewonnen zu haben, einem der wertvollsten Moralisten der Weltliteratur, dafür lohnt sich der Aufenthalt, wenn auch oft gescholten, in diesem Forum schon. Jetzt noch viel Freude euch beiden. Dir Sir Thomas mit dem grandiosen "Geheimagenten" und dir Vult beim Verweilen im "Conrad- Kosmos." Macht weiter mit "Die Schattenlinie", "Lord Jim", "Almayers Wahn", "Der Verdammte der Inseln" usw. Und dann nichts wie auf zu den Ufern Faulkners.
    Herzliche Grüße von der Leserin

    Josef Winkler ist ein Autor, der es immer schwer hatte, und der es darum sich selbst und seinen Lesern nicht leicht machen kann. Seine Bücher gehen unter die Haut, greifen an. Er will nicht erzählen, nicht mitteilen, sondern ihm ist die Sprache, sein Vermögen sich schreibend zu artikulieren, ein Überlebensmittel. Hervorheben möchte ich sein Buch "Domra", in dem es um die Verbrennungsstätten am Ganges geht. Dieser Text ist nichts für Zartbesaitete, man sollte ihn nur dann lesen, wenn man sich stark genug fühlt, um Winkler dahin zu folgen, wohin er bereit ist zu gehen.
    Grüße von der Leserin

    "Einige glauben an das Schicksal. Einige glauben an nichts. Manche glauben an alles. Manche glauben. Keiner weiß. Keiner."
    (Stig Dagerman, Der Hund und das Schicksal)

    Hallo finsbury,
    wie schön auch einmal auf Gleichgesinnte zu treffen. Meistens stosse ich auf geballten Widerstand oder höfliches Schweigen, ist aber nicht so schlimm.


    Hallo Dostojewskij,
    Kiepert am Ernst-Reuter- Platz, eine der vielen legendären Buchhandlungen des alten West-Berlins, die es heute nicht mehr gibt, war wirklich umwerfend. Wie schön, dass sie wenigstens im Gedächtnis weiterlebt. Aitmatow und Heinrich Böll hätten sich über deine Geschichte bestimmt gefreut und geehrt gefühlt.
    Viele Grüße von der Leserin aus dem ehemaligen West-Berlin.

    Auch ich bin sehr traurig, denn wir haben einen der ganz Großen verloren.
    Seine früheren Bücher sind zwar deutlich besser als die späten. Bei manchen muss man auch vorsichtig sein, denn sie sind von einer für uns heute befremdlichen, mitunter stalinistisch anmutenden, Auffassung eines Lebens in einer sozialistischen Gesellschaft geprägt.
    Dafür hat er uns aber mit dem "Abschied von Gülsary", mit "Der weiße Dampfer" und vor allem mit " Ein Tag länger als ein Leben", der im Westen erschienenen erweiterten Ausgabe des Romans, der in der DDR unter dem Titel "Der Tag zieht den Jahrhundertweg" herausgegeben worden ist, beschenkt.
    Grüße von der traurigen Leserin

    Lieber Sir Thomas,


    die Gedanken von Pater Pirrone finden sich auf der letzten Seite des 5. Kapitels.
    Noch einige Überlegungen zu der Rolle des Hundes: Von Lampedusa wird überliefert, dass er Hunde über alles liebte. Der Fürst ist ja doch ein Selbstporträt Lampedusas. Da er über den historischen Don Fabrizio, seinen Urgroßvater, nur sehr wenig wusste, stattete er ihn, bis hin zu seiner äußerlichen Erscheinung, mit seinen eigenen Eigenschaften aus. Der wirkliche Don Fabrizio war Lampedusa lediglich eine willkommene Figur, die er sich anverwandeln konnte. Ob sein Urgroßvater, sich auch als einen lebenden Anachronismus empfunden hat, wie Lampedusa das tat, ist ungewiß.
    Wenn es am Ende heißt, "man hätte meinen können, in der Luft tanze ein Vierfüßler mit langem Schnurrbart - die rechte Vordertatze drohend erhoben", dann sehen wir ja nicht so sehr den liebenswürdigen Hund Benedicò vor uns, als vielmehr den "Leoparden" (oder die Pardelkatze, den Ozelot) selbst.
    Eigentlich schade, dass die Leserunde schon vorbei ist. Über das Buch ließe sich noch viel sagen. Es hat Spaß gemacht mit euch.
    Danke und (vielleicht) bis bald,
    sagt die Leserin