hallo zusammen!
ich muss in den kommenden wochen noch ein buch vorstellen. ja, jeder aus dem deutsch-kurs soll ein buch vorstellen und es auch empfehlen oder doch eher davon abraten.
ich hab vor ein paar tagen "tod in venedig" von thomas mann gelesen und denke, dass ich dieses buch vorstellen werde.
trotzdem wollte ich vorher mal wissen wie ihr das buch so findet und ob ihr das buch empfehlen würdet oder eher nicht.
ich kann mich nämlich echt nicht entscheiden....
ich weiß nicht so recht was ich von der handlung halten soll.
darum wollte ich einfach mal etwas darüber diskutieren.
vielleicht hat hier ja jemand interesse.
die puma :winken:
Thomas Mann: "Der Tod in Venedig"
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Hallo Puma,
na warum sollst du den Tod in Venedig nicht vorschlagen? Notier dir doch das, was dir auffällt, womit du nicht zurande kommst, das stellst du dann als Aufforderung zur Diskussion in den Raum. Der Tod in Venedig hat viele Ansatzpunkte. Aber auf die musst du glaube ich schon selbst kommen.
Was würdest du denn sonst vorstellen wollen? Thomas Mann ist immer noch einer, bei dem kann man ins Buch reingreifen und hat sofort Ansatzpunkte, das geht bei vielen anderen überhaupt nicht.
Holger.
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Hallo Puma,
das sehe ich genauso wie Holger ! Der Tod in Venedig bietet sehr viele interessante Gesichtspunkte und bestimmt findest du ein paar Dinge, die dir besonders aufgefallen sind. Ob du es nun weiterempfehlen sollst, mußt du selbst entscheiden, je nachdem, ob es dir gefallen hat.
Ich würde alles von Thomas Mann empfehlen. :breitgrins:
Gruß von Steffi
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Hallo Puma!
Hmm, das geht mir nahe: Du weist nicht, ob du „Tod in Venedig“ weiterempfehlen könnest? – Aber ich bitte dich! Dieses Buch kann man alljenen weiterempfehlen, die den Geist der Literatur etwas ehren! – Wer nichts mit „anständiger“ Literatur anfangen kann, der brauch auch keine Empfehlungen durch Vorträge und jeder Deutschkurs ist verlorene Zeit für sie. – Schwachsinn (oder auch gehobenes Geschwätz oder gute Unterhaltung) lässt sich an jedem Kiosk und jeder noch so schäbigen Buchhandlung erstehen und empfiehlt sich durch den Klappentext meist in den höchsten Tönen. Niemand soll dies als persönlichen Angriff verstehen. Ich mag es nur nicht, wenn sich Ignoranten an Literatur vergreiffen zu müssen meinen, von der sie n i c h t s verstehen. Sobald sie auch nur ein klein bisschen verstehen, hat alles seine Ordnung.Es ist zwar eine Weile her, seit ich die Novelle selbst gelesen habe, aber ich lese da gerade einen Band „Nachträge“, aus welchem ich mir die Mühe mache, dir einige Zitate abzuschreiben:
„ „Der Tod in Venedig“ ist in der Tat eine Kirstallisation im wahren Sinn des Wortes; er ist eine Struktur und ein Abbild, das von so vielen Facetten Licht ausstrahlt und seinem Wesen nach von so unerschöpflichem Beziehungsreichtum, dass es druchaus sogar die Augen seines Schöpfers selbst, indes es Gestalt annahm, zu blenden und zu verwirren vermochte. [...] Trotz ihres geringen Umfangs bin ich geneigt, dieses Buch ebenso wie „Tonio Kröger“ nicht zu meinen kleineren, sondern zu meinen wichtigeren Arbeiten zu zählen.“ Zitat aus dem 1936 geschriebenen Vorwort zu „Stories of Three Decades“
Zur Handlung: „Alles stimmte auf eine besondere Weise, und wie im jugendlichen „Tonio Kröger“ ist auch im „Tod in Venedig“ kein Zug erfunden: der verdächtige Gondolier, der Knabe Tadizio und die Seinen, die duch Gepäckverwechslung missglückte Abreise, die Cholera, der ehrliche Clerk im Reisebüro, der bösartige Bänkelsänger – alles war durch die Wirklichkeit gegeben, war nur einzusetzen. Streckenweise hatte ich während dieser Arbeit das Gefühl einer souveränen Getragenheit, wie ich sie sonst nicht gekannt. „On Myself“ aus dem Jahre 1940
Und dann gibt es noch eine Eigenheit:
„Als ich vor dem Kriege, im „Tod in Venedig“, solche nationale Grösse eines Prosaisten antizipierend beschrieb, bedeutete man mir, das sei unglaubwürdig; nie könne der Romanschreiber, „der Halbbruder des Dichters“, wie Schiller sagt, in Deutschland eines solchen Ehrenstandes teilhaftig werden wie dieser Gustav von Aschbach.“ Aus dem „Sechsten Brief aus Deutschland“, geschrieben anno1925So, ich hoffe, ich habe dir auf die Sprünge geholfen. Es sind keine Interpretationen, es sind lediglich drei Hinweise. Eigentlich soll ja jeder selber denken und urteilen, aber manchmal muss man den Leuten auf die Sprünge helfen. Und etwas Hilfe ist insofern gerechtfertige, als du dich immerhin bemühtest, hier im Klassikerforum nachzurfragen. (Dein Glück, dass du im „Allgemeinen Diskussionsforum“ gepostet hast, statt im „Schüler und Pflichtlektüre“, wo du hingehörtest, dort hätte ich nämlich nicht vorbeigeschaut)
Gruss Alpha
p. S.
Ich pflichte Steffi bei: Thomas Mann i s t empfehlenswert. Bis zu den Essays und den Tagebüchern. -
Hallo Puma,
Zitatja, jeder aus dem deutsch-kurs soll ein buch vorstellen und es auch empfehlen oder doch eher davon abraten.
Stell den 'Tod in Venedig' vor und dann rate davon ab.
Keine Frage, der Text lebt von einer schön formulierten und strukturierten Sprache und von einer durchaus beachtlichen Atmosphäre... und ist dabei leider doch so zäh wie Gummi...Gruß
Berch -
Zitat von "Berch"
Stell den 'Tod in Venedig' vor und dann rate davon ab.
Keine Frage, der Text lebt von einer schön formulierten und strukturierten Sprache und von einer durchaus beachtlichen Atmosphäre... und ist dabei leider doch so zäh wie Gummi...Hallo Berch,
bei Deinem ersten Satz hast Du meine volle Zustimmung, weil es sich lohnt über das Buch zu sprechen, weil es aber m.M.n. kein Buch für die Schule ist.
Deinem zweiten Satz kann ich allerdings nur bis zur Hälfte zustimmen, tatsächlich ist der Text schön formuliert und gut strukturiert :zwinker: und die Atmosphäre die Thomas Mann schafft: alle Achtung. Aber dass die Novelle zäh wie Gummi sein soll, kann ich nun absolut nicht finden.
Gruß von Hubert
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Hallo hallo
Ich finde auch nicht, dass Tod in Venedig hart wie Gummi ist, ein seltsamer Vergleich, warum gerade Gummi? :breitgrins:
Thomas Mann gelang bei seiner Novelle Tod in Venedig eine ganz besondere Atmosphäre, geprägt von einer todhaften Jenseitigkeit und schicksalhaften Fügung.
Wie wir Menschen alle dem Tod entgegensehen, so auch der Protagonist in dieser Novelle: Entsprechend den alten Jenseits-Mythen fährt er mit dem Schiff in das seinen Tod ankündigende Venedig über, wobei der Junge Tadzio das Motiv des göttlichen Kindes, des Engelführers verkörpert, ein schönes tiefes Sinnbild und die mythischen Motive gut umgesetzt.
Ich finde, diese Novelle wird noch weitgehend verkannt in seiner wahren Bedeutung und Intension. Das liegt nur an Tadzio und die m.M.n. falschen Spekulationen um diese Kunstfigur. Literarisch gesehen musste es dem unschuldig-göttlichen-Kind-Motiv entsprechend ein Junge sein, in Wirklichkeit jedoch übertrug Th. Mann seine Vernarrtheit in einen bereits volljährigen Schweizer Kellner auf ihn, ist also alles halb so wild.
Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass Th.Mann tatsächlich in Venedig einen dermassen faszinierend schönen Jungen beobachtet hatte und so entstanden die Stoff-Übertragungsverschmelzungen, wie so oft bei Th.Mann.
Bye, Ivy
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Hallo zusammen,
@evelyne: Hart wie Gummi wäre wirklich ein merkwürdiger Vergleich, aber ich schrieb zäh und das trifft auf Gummi wohl zu :zwinker:
Was ich damit ausdrücken wollte: Rein stilistisch (oder auch 'handwerklich') ist das Buch wirklich beachtlich und eine gewisse Zeit lang, habe ich mich an der Sprache auch wirklich erfreut, aber andererseits bin ich kein so ausgeprägter Sprachästhet, daß mir das ausreichen würde (was nicht unterstellt, daß dies bei Euch so ist). Mir kommt schlicht der Inhalt zu kurz, bzw. er weckt nicht mein Interesse und damit wurde das Buch dann für mich schon recht schnell langweilig und zog sich.
Hubert: Ich persönlich denke auch nicht, daß es ein Buch ist, das sich für die Schullektüre eignet. Einerseits, weil es recht schwer sein dürfte, einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Schüler herzustellen, andererseits, weil das Buch eher einen geringen Exemplaritätscharakter besitzt (an Eichendorffs Taugenichts beispielsweise läßt sich hervorragend die Symbolik der Romantik auch über das Werk hinaus erklären).
Gruß
Berch -
Hallo zusammen!
Zitat von "Puma"ich weiß nicht so recht was ich von der handlung halten soll.
darum wollte ich einfach mal etwas darüber diskutieren.
Nebenbei und halb off topic: Ist Euch schon aufgefallen, dass die Diskussion ohne Puma stattfindet? - So riesig scheint sein / ihr Interesse nicht gewesen zu sein ...Grüsse
Sandhofer
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Hallo sandhofer,
da haben wir wohl wieder eines dieser "One-Post-Wonder"... [Blockierte Grafik: http://smilies.jeeptalk.org/contrib/ruinkai/screama.gif]
Vielleicht waren unsere Antworten ja nicht so ganz nach seinem Geschmack
Gruß
Berch -
Hallo zusammen,
bitte schimpft mich nun nicht als besserwisserisch oder Erbsenzählerin, aber ich möchte doch noch mal darauf aufmerksam machen, daß die Erzählung "Der Tod in Venedig" heißt". Ich meine schon, daß sich Mann mit der Voranstellung des Artikels etwas gedacht hat. Mit Artikel ist es sozus. die Allegorie des Todes in Venedig, der sich dort gerade aufhält, ohne Artikel das Ereignis, welches den Protagonisten in Venedig trifft. Das sind zwei Bedeutungsebenen im Werk, meine ich. Oder stehe ich allein mit meiner "Weisheit"? Oder spielt das alles keine Rolle?
Grüße,
Gitta -
Hallo Gitta,
mit den Bedeutungsebenen hast Du sicherlich nicht unrecht.
Generell habe ich es aber zumindest so gelernt, daß ein Artikel bei der Nennung von Buchtiteln wegfällt. Zumindest für Hausarbeiten gilt dies an 'meiner' Uni...
Gruß
Berch -
Abdruck aus meinem Laptop - Bibliothekskatalog:
Die „Tragödie einer Entwürdigung“ hatte Thomas Mann den“ Tod in Venedig“ im „Lebensabriss“ genannt. Sprachlich erreichen Entschiedenheit und persönliche Prägnanz des Tonfalls hier eine Vollendung, die von Th. Mann nicht wieder überboten worden ist. Die mythologische Tiefenperspektive, die Unterteilung in 5 Kapitel analog den 5 Akten der griechischen Tragödie, der zeitweilig antikisierende Sprachrhythmus (eingangs des 4. Kapitels) geben der Novelle das Gepräge von Klassizität. Es dürfte sich hier um die beste deutsche Prosa handeln, die im 20ten Jahrhundert geschrieben worden ist.
Mit Entdeckung des Internets, entdeckt als älterer Herr, kann ich früher Geschriebenes an die Öffentlichkeit bringen. Ich hoffe, meine Bemerkungen haben Unterhaltungswert und langweilen nicht. Als Mediziner habe ich keine Chance, von Herausgebern literarischer Periodica als Autor akzeptiert zu werden. Aufrichtigen Dank den Gündern des Klassikerforums!
H.-P.Haack
http://www.haack-leipzig.de -
Wie kommen Sie darauf, man könnte sich langweilen beim Lesen Ihrer Beiträge? - Das Gegenteil davon ist der Fall!
Es ist immer wieder schön, an gute Literatur erinnert zu werden und man erhält so auch Anreize, bereits gelesenes wiederzulesen. - Zum Beispiel erinnere ich mich nur dunkel an den Tod in Venedig und war bei der Erstlektüre nicht so begeistert, wahrscheinlich konnte ich die Novelle nicht genügend würdigen, da ich ein grosser Liebhaber der vielen Worte bin: Buddenbrooks, Der Zauberberg, Joseph und seine Brüder, das sind Werke, die mir viel mehr zusagten. "Klein aber fein" pflegt man zu sagen - und deshalb werde ich die Novelle demnächst wiedermal hervornehmen, denn verdient hat sie es bestimmt!
Grüsse
alpha -
Hallo alpha,
danke und herzliche Grüße!
H.-P.Haack
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was den tod in venedig angeht-ich finde die erzählung zäh wie kaugummi- so würde ich gerne wissen, wie ihr die romanstelle findet, als die hauptfigur wieder zurück ins hotel fährt, weil das gepäck falsch verladen wurde. ich dachte mir, ist dem thomas mann nichts besseres eingefallen?
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was den tod in venedig angeht-ich finde die erzählung zäh wie kaugummi- so würde ich gerne wissen, wie ihr die romanstelle findet, als die hauptfigur wieder zurück ins hotel fährt, weil das gepäck falsch verladen wurde. ich dachte mir, ist dem thomas mann nichts besseres eingefallen?Hallo venus
ich empfand die Novelle sehr gut durchkomponiert. Die Gedankengänge zwischen Vernunft (Venedig hat Aschenbach schon öfters krank gemacht) der Abreise und dem verzehrenden Wunsch zu bleiben, den Aschenbach sich nicht einzugestehen vermochte ist doch gut dargestellt. Das ganze kam ja nicht plötzlich. Aschenbach machte noch einen Gang durch die Stadt usw ... In ihn schlummerte die Besessenheit, dass eine Abreise ein Zugeständnis seines Alterns wäre. usw..... Ich will ja jetzt nicht die ganze Geschichte erzählen, sondern nur anführen, dass eine Menge Gedankengut Aschenbachs in diesen Szenen stecken bis er letztendlich wieder im Hotel landet und dann gehts ja wirklich schnell bergab.... So eine Art "Pause" vor dem letzten (Todes)Akt.
und wenn es dir nur um das Gepäck geht. Es liegt in einer solchen Situation nahe zu packen und abzureisen. Das tat Aschenbach. Das Gepäck ging verloren. Kommt auch heutzutage noch vor :breitgrins: Ich habe mir sagen lassen, sogar ziemlich oft. Aschenbach ging zum Hotel zurück, hier entschied er sich zu bleiben. Für mich ganz schlüssig.
Viele Grüße
Maria -
Meiner ganz und gar unmaßgeblichen Meinung nach gehört "Der Tod in Venedig" zusammen mit dem "Zauberberg" in die Champions League der deutschsprachigen Literatur! Ich kann die Diskussion über die Qualität der Venedig-Novelle deshalb nicht nachvollziehen. :zwinker:
Es grüßt
Sir Thomas (mit Nachnamen nicht Mann)
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Meiner ganz und gar unmaßgeblichen Meinung nach gehört "Der Tod in Venedig" zusammen mit dem "Zauberberg" in die Champions League der deutschsprachigen Literatur! Ich kann die Diskussion über die Qualität der Venedig-Novelle deshalb nicht nachvollziehen. :zwinker:Volle Zustimmung. Eines der besten deutschen Sprachkunstwerke auch für mich.
CK
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Meiner ganz und gar unmaßgeblichen Meinung nach gehört "Der Tod in Venedig" zusammen mit dem "Zauberberg" in die Champions League der deutschsprachigen Literatur! Ich kann die Diskussion über die Qualität der Venedig-Novelle deshalb nicht nachvollziehen. :zwinker:Es grüßt
Sir Thomas (mit Nachnamen nicht Mann)
Hallo Sir Thomas
damit hast du natürlich absolut recht. Obwohl ich das jetzt keine Diskussion nennen würde, sondern eine Antwort auf die Frage eines Forumsneulings. Ich bin halt ein höflicher Mensch :breitgrins:Gruß
Maria