• Auf der Kultur-Internetseite der ARD fand ich folgende Meldung:


    "Ein virtuelles Museum möchte vergessenen Wörtern eine Plattform bieten. Und es möchte eine "verbose", eine wortreiche Sammlung beherbergen. Bisher sind es 27 "Objekte". Das zunächst auf ein Jahr angelegte Projekt stellt jede Woche eine neue Vokabel vor. Laut "Museumsdirektor" Kay-Uwe Rohn sei das Projekt "hervorragend angenommen" worden. In den ersten sechs Monaten zählte das Museum bereits mehr als 3500 Besucher.


    "Mär", "Pli" und "blümerant"


    Zu besichtigen sind derzeit Begriffe wie "Mär" (Kunde, Botschaft), "Pli" (Gewandtheit, Schliff) und "blümerant" (schwindelig, flau). In der angelegten Sammlung finden sich noch weitere "altertümliche" Begriffe der deutschen Sprache. Auch "karessieren" (liebkosen) gehört dazu."


    http://www.wortmuseum.com



    Gruß
    Erika

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hall Erika,


    hieß es nicht immer "plümerant"? Also ich benutze manche dieser Worte noch normalerweise... (Die Mär hör ich gern...)


    LG Holger. Nota bene: sowas machte sich besser innerhalb des Wiktionarys. Aber jeder braucht halt sein eigenes Projekt. ;)

  • Hallo nochmals,


    also: aktiv benutze ich durchaus (schriftlich) Worte wie (aus der Liste)


    -anheischig (nur bei guten Gegenübern)
    -weiland
    -sintemal (normales Wort)
    -kolportieren (total normales Wort! bin ich denn nur so altmodisch?)
    -mäandern (was fast jeder Fluß macht... auch ein normales Wort)


    -greinen, würde ich eher zu einer regionalen Variante machen, aber nun ja.


    Holger.
    (In meinem Geburtsjahr war Elvis übrigens schon tot)

  • Hallo Erika,


    vielen Dank für den Link.
    Etwas erschrocken war ich allerdings, als ich feststellte, daß einige dieser Worte durchaus noch zu meinem aktiven Wortschatz zählen (z.B. greinen, kolportieren, kommod, blümerant - auch wenn man es bei uns meist eher plümerant ausspricht - und Gewese). Ob ich selbst jetzt wohl auch ins Wortmuseum muß? :zwinker:


    Gruß
    Berch

  • Hallo Holger, hallo Berch,


    mir ging es ebenso. Die Worte sind mir noch recht vertraut. Blümerant kenne ich auch eher als Plümerant. Sintemal war in der Revision der Lutherübersetzung von 1912 das Anfangswort des Lukasevangeliums ....


    Holger:
    Hat das Wiktionary etwas zu tun mit Wikepedia?


    Gruß
    Erika

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Erika"

    Die Worte sind mir noch recht vertraut. Blümerant kenne ich auch eher als Plümerant. Sintemal war in der Revision der Lutherübersetzung von 1912 das Anfangswort des Lukasevangeliums ....
    Holger:
    Hat das Wiktionary etwas zu tun mit Wikepedia?


    Nun ja, mit regelmässigem Lesen klassischer Literatur hält man seinen Wortschatz fit! :breitgrins:


    Und auch wenn ich nicht Holger bin: Ja, das Wiktionary ist ein "Sister Project" vom Wikipedia. Allerdings scheint mir der Hintergrund bzw. das Ziel vom Wiktionary nicht mit dem des Wortmuseum übereinzustimmen. Wobei mir die Sammlung von letzterem - nun ja: - arg mager erscheint. Dazu kommt die schlechte Auswahl: Mit ein bisschen Französich- und Latein-Kenntnissen versteht man praktisch alles. Z.B. "ridikül" als Adjektiv ist ja nun wirklich kein Problem. Aber was ist "das Ridikül" (als Substantiv)?


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    puh, bin ich doch noch nicht so veraltet...


    Ja. Das Wiktionary ist sowas wie die Wikipedia, nur als Wörterbuch. Die deutsche Ausgabe ist bei 500 Worten oder so, die norwegische, an der ich mit werkle (aber selten) gerade mal bei 9. Wer eine Fremdsprache auch im schriftlichen Formulieren verbessern möchte, dem sei sowas wie die Mitarbeit an der Wikipedia empfohlen. Man kann erstmal seine Infos schreiben, die ja im Grunde richtig sind. Wird man dann grammatisch korrigiert, ist es ok, man lernt was dazu (wie man was zu formulieren hat). Wenn man nicht korrigiert wird, dann kann man sich nur auf die Schulter klopfen und sagen, gut, so kann man das also schreiben... (Ich schreibe in der norwegischen Wikipedia, der dänischen z.T. und der englischen, natürlich auch in der deutschen).



    LG Holger.

  • Hallo zusammen,


    "richtig" tote Wörter findet man in folgendem Lexikon:


    Nabil Osman: Kleines Lexikon untergegangener Wörter


    Ich habe es in der 9. Auflage von 1997 vorliegen. Dort findet man Ausdrücke wie diese:


    - Afterkind
    - Ammern
    - Beute
    - bidmen
    - Durst
    - Quarre
    - Warthe


    Wisst Ihr, was diese Wörter bedeuten??


    Rätselhafte Grüße
    Erika


    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo Erika,


    Durst? Durst halt. ;) Vermutlich aber gibt es da eine Dublette, die einen komplett anderen Bedeutungszusammenhang hat. =) LG Holger

  • Hallo zusammen,


    Durst und Beute könnte ich zumindest in ihrer heutigen Bedeutung verstehen.
    Bei Afterkind könnte ich Mutmaßungen anstellen, aber das lasse ich lieber :zwinker:


    Gruß
    Berch

  • Hallo!


    Beute: Bienenstock


    Durst: Kühnheit, es kommt vom mhd. durren = wagen



    .... und das Afterkind ist ein uneheliches Kind




    Gruß
    Erika



    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Erika"

    .... und das Afterkind ist ein uneheliches Kind


    Ich gebe zu, ich musste nachgucken, mir war auf die Schnelle nur der Aftermieter bekannt. (Das sind keine Hämorrhoiden, sondern ganz normale Untermieter :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins: ). Von daher musste ein "Afterkind" ein "Unterkind" sein. Für die unehelichen Kinder kannte ich allerdings nur den Ausdruck "Kegel" (genau: wie in "mit Kind und Kegel"!). Das Deutsche Rechtswörterbuch gibt denn auch für Afterkind alles, was irgendwie ein 'nachgeborenes' Kind sein kann: Enkel, Grossneffe (-nichte), Kind aus zweiter Ehe u.ä. - kein uneheliches Kind ...


    Ammern kenne ich nur als Vögel. Grimms Deutsches Wörterbuch kennt Ammer als einen Funken Glut in der Asche, so bei Luther: wir aber sind überblieben, wie die kolen und ammern. Das war mir ehrlich gesagt unbekannt.


    bidmen verwendet Ganghofer für zittern, glaube ich.


    Die Quarre habe ich zuerst für eine Art von Ungeziefer gehalten; mein Duden hat das bestätigt. Na ja, fast ... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


    Was die Warthe ausser einem Fluss sein könnte, kommt mir auch nicht in den Sinn. Ausser, das h nach dem t sei Teil einer alten Orthographie, dann wäre eine Warte ein Ort der Ausschau oder Pflege, ein männlicher Wart(e) ein niederdeutscher Erpel.


    Meist erschliesst sich der Sinn solcher Wörter aus dem Zusammenhang eines Textes.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Erika,


    ach das geliebte Mittelhochdeutsch... ;) Durren klingt schon wieder so gut.


    Eric durrte sîn ze wege ins ouge vors hus. Mal sinnlos daher gemittelhochdeutscht...


    LG Holger.

  • Hallo Sandhofer,


    Quarre ist nach meinen Informationen ein Schreihals und Plagegeist. Es gibt da ein nettes Sprichwort aus meinem Berufsgebiet: "Erst die Pfarre, dann die Quarre." Auf neuhochdeutsch: Erst die gesicherte Arbeitsstelle, dann die Familienplanung.


    Die Warthe ist ein Zugnetz zum Fischen.


    Gruß
    Erika



    :blume:

    Wer Klugheit erwirbt, liebt das Leben und der Verständige findet Gutes.
    <br />Sprüche Salomo 19,8

  • Hallo zusammen!
    Hallo Erika!


    Zitat von "Erika"

    Quarre ist nach meinen Informationen ein Schreihals und Plagegeist. Es gibt da ein nettes Sprichwort aus meinem Berufsgebiet: "Erst die Pfarre, dann die Quarre." Auf neuhochdeutsch: Erst die gesicherte Arbeitsstelle, dann die Familienplanung.
    Die Warthe ist ein Zugnetz zum Fischen.


    Letzeres wusste ich nicht. Aber ich bin kein Fischer und dazu - was die deutsche Sprache angeht - Binnenländer.


    Zur Quarre: Das Sprichwort kannte ich auch - es kam mir aber natürlich nicht in den Sinn :sauer: . Da der Pfarrer früher eigentlich immer ein Mann war, ist die Quarre (natürlich :breitgrins: ) eine Frau. Die den denkenden Mann durch ihr Geschrei und ihre Zänkerei störende Gattin war ja schon den alten Griechen bekannt ... :breitgrins:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo Erika,


    Zu "durren": Niederländisch durven (sprich dürwen) = wagen.
    Vielleicht gibt es sogar eine Verbindung zu dürfen (mit Bedeutungsverschiebung)??


    Herzlichen Gruß, Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.

  • Hallo !



    Das Ridikül müsste eine Handtasche sein, glaube ich. Ansosnten mag ich diese angestaubten Wörter auch so gerne und benutze sie auch ab und zu.


    Natürlich gibt es dann ja auch noch die regionalen Wortschöpfungen, die sind immer sehr interessant und manchmal ändert sich das immerhalb weniger Kilometer. Wenn man das dann noch im Originaldialekt hört ... :klatschen:


    Schade, dass heute niemand mehr Plafond, Breschtling oder Broggala sagt.


    Gruß von Steffi

  • Zitat von "Steffi"

    Das Ridikül müsste eine Handtasche sein, glaube ich.


    Hallo Steffi,


    Das ist lustig! Im Französischen heißt "ridicule" (ausgesprochen ridikül) "lächerlich", bzw. Lächerlichkeit. Bezieht sich wohl auf den Inhalt mancher Handtasche! :zwinker:

    Zitat

    Schade, dass heute niemand mehr Plafond, Breschtling oder Broggala sagt.


    Oder Trottwa, Berblee, Bottschamber. Ob' s jemand weiß? Kommt alles aus dem Französischen u. wird in meinem Heimatdialekt noch manchmal benutzt.


    Grüße,
    Gitta

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Steffi"

    Das Ridikül müsste eine Handtasche sein, glaube ich.


    Der Kandidat hat 100 Punkte!

    Zitat von "Gitta"


    Oder Trottwa, Berblee, Bottschamber. Ob' s jemand weiß?


    "Breschtling" oder "Broggala" sagen mir so nichts. Die andern Ausdrücke ... ich bin zweisprachig ...


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo zusammen,


    ein schöner Link, Danke :-)


    mir gefällt auch das Wort (nicht im Wortmuseum zu finden):
    Aperçu, heute würde man es eher ein 'treffender Slogan' nennen.
    Wieviel schöner klingt doch Aperçu.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)