Was lest ihr gerade?

  • "Ardistan und Dschinnistan" wurde mir ja irgendwo hier mal empfohlen, ich habe es mir auch runtergeladen, aber ein Blick in das Eingangskapitel von "Mein Leben und Streben", wo Karl May "Sitara" erklärt, hat mich eher abgeschreckt.

    Lass dich nicht durch Karl May von Karl May abhalten. A&D ist, wie schon giesbert gesagt hat, seltsam. Es hat aber zwei oder drei Szenen drin versteckt, die schon fast High Fantasy sind. Man muss sich halt durchbuddeln.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich habe gestern den Roman von Ralf Rothmann "Der Gott jenes Sommers " beendet. Der zweite Teil seiner Trilogie über seine Eltern.


    Heute habe ich mit "Dunkelblum" von Eva Menasse begonnen. Der etwas flapsige Ton stört mich schon mal. Mal schauen, ob ich das zu Ende lese.


    Gruß, Lauterbach

  • "Dunkelblum" hat mir sehr gut gefallen, und der "flapsige Ton" ist ein meiner Meinung nach durchaus passendes Stilmittel. Ich würde mich freuen, wenn du weiterliest. Es lohnt sich!

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • "Dunkelblum" hat mir sehr gut gefallen, und der "flapsige Ton" ist ein meiner Meinung nach durchaus passendes Stilmittel. Ich würde mich freuen, wenn du weiterliest. Es lohnt sich!

    Flapsig ist vielleicht der falsche Ausdruck, ich denke spöttisch beschreibt das genauer.

    Aber ich bin noch dabei. Ich hatte eure kurze Diskussion verfolgt und genau deshalb das Buch angefangen, denn bei Perlentaucher waren die Kritiken der Zeitungen nicht so positiv.


    Gruß, Lauterbach

  • Diese Rezensionen habe ich auch gelesen und finde sie z.T. völlig unangemessen, weil sie der Autorin unterstellen, sie habe kein Interesse an der Aufklärung von Naziverbrechen, während es in ihrem Buch genau darum geht, warum diese Aufklärung oft nicht gelingt, weil die Menschen ihre Bequemlichkeit und ihren Ruf höher schätzen als die Menschlichkeit und Wahrheit.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Eva Menasse ist jüdischer Abstammung, und sie ist sehr wohl interessiert an einer Aufklärung. Das Problem ist, dass sich ein ganzer Ort zur Verschwiegenheit entschlossen hat. Mittlerweile sind die Zeitzeugen ja sehr rar geworden.


    Leute, die damals kurz nach dem Krieg auspacken wollten, wurden verfolgt und getötet, einer sogar in Südafrika. Da gab es noch starke Nazischergen, die im Untergrund arbeiteten.


    Neben dem Buch von Sacha Batthyany - Und was hat das mit mir zu tun

    und Jellineks Stück - Rechnitz


    gibt es dazu einen wirklich interessanten Dokumentarfilm - Totschweigen von Margareta Heinrich (sie hat sich ein paar Jahre danach das Leben genommen)


    Eva Menasse greift das Thema auf, und verknüpft es in ihrem Buch auch mit anderen Ortschaften in der Gegend. Der Südostwall wurde ja gebaut, um die nahenden sowjetischen Soldaten aufzuhalten. Dafür mussten unter anderem viele ungarische jüdische Gefangene herhalten.

  • Ich habe einen Klassiker aus Haiti gelesen: "Töchter Haitis" von Marie Vieux-Chauvet, erstmals 1954 erschienen. Es geht darin um den Umsturz unter Lescot in den Vierzigerjahren aus der Sicht einer mulattischen jungen Frau, die anfangs wegen ihrer hellen Hautfarbe privilegiert, später deklassiert wird.


    Wenn man sich mit der etwas nervigen, selbstbezogenen "Heldin" abfindet, ist es ein sehr interessantes Buch. Die Übersetzung (aus dem Französischen mit kreolischen Redewendungen) und die erklärenden Anmerkungen verdienen hohes Lob.


    [Blockierte Grafik: https://m.media-amazon.com/images/I/517xQ2bk7HL._SR600%2C315_PIWhiteStrip%2CBottomLeft%2C0%2C35_SCLZZZZZZZ_FMpng_BG255%2C255%2C255.jpg]

  • 2001 habe ich mal von Madison Smart Bell: Aufstand aller Seelen gelesen, da ging es um den großen Sklavenaufstand auf Haiti. Ein Buch voller Grausamkeiten, das schwer zu ertragen war, aber auch den Blick geschärft hat für die sklavenbasierte Plantagenwirtschaft.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • 2001 habe ich mal von Madison Smart Bell: Aufstand aller Seelen gelesen, da ging es um den großen Sklavenaufstand auf Haiti. Ein Buch voller Grausamkeiten, das schwer zu ertragen war, aber auch den Blick geschärft hat für die sklavenbasierte Plantagenwirtschaft.

    Ich habe einiges über das Buch gehört, auch dass es überaus grausam sein soll. Das werde ich mir ersparen. Aber angeblich handelt Greenes "Stunde der Komödianten" auch von Haiti. Vielleicht suche ich mir das mal heraus, es müsste irgendwo im Haushalt herumstehen ...

  • Willkommen im Klassikerforum, Tubai. Alte Abenteuerroman mag ich auch hin und wieder. Das von dir genannte Werk kenne ich nicht, habe aber von Cooper über die Lederstrumpfbände hinaus einen Roman namens "Der Spion" gelesen, der meiner Erinnerung nach recht spannend war, aber heute nicht mehr in meinem Besitz ist. Die Handlung spielt während des amerikanischen Bürgerkriegs.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Auch von mir willkommen Tubai.


    Von den Lederstrumpf Romanen und damit von Cooper kenne ich tatsächlich nur "Der letzte Mohikaner" und ich befürchte nur in einer Kinderausgabe. Es ist jedenfalls schon ewig her.


    Ich würde gerne nochmal zu Haiti kommen und zwei Bücher aus meinem Lesekreis empfehlen:

    Yanick Lahens - Sanfte Debakel

    James Noel - Was für ein Wunder


    Ersteres behandelt die gesellschaftlichen Themen der Zeit, zweiteres kreist um das schwere Erdbeben 2010. Ich fand beide an einzelnen Stellen erschütternd, aber nicht so grausam dass man sie nicht lesen konnte.


    Ich selbst bin aktuell immer noch bei den Effingers zugange.


    Viele Grüße

    Schokotimmi

  • Yanick Lahens wird im Nachwort zu "Töchter Haitis" erwähnt.
    Danke für die Tipps, ich werde mich hoffentlich bald damit beschäftigen können. Im Augenblick bin ich schon in der nächsten Leserunde, diesmal mit einem spanischen Roman.


    ps. Ich habe eben mal in der Onleihe nachgesehen, dort gibt es von Yanick Lahens ein Buch namens "Morgenröte", das so beschrieben wird:


    Als Angélique eines frühen Morgens ruhelos aufwacht, hat sich ihre Welt mit einem Schlag verändert: Das Bett ihres Bruders ist leer. Wo hat Fignolé die vergangene Nacht verbracht? Keine harmlose Frage in einem Land wie Haiti, das dem Teufel anheimgefallen ist, wie Angélique es ausdrückt. Seit Jahrhunderten ist es im Würgegriff diktatorischer Herrscher, von Gewalt geprägt, die sich auch in den letzten Winkeln der Gesellschaft eingenistet hat. (...)

    Ich habe es mir auf die Merkliste gesetzt. James Noel haben sie leider nicht da, aber wie gesagt, ich gehe dem gerne nach. Danke nochmal!