Was lest ihr gerade?

  • Nicht weit gekommen im Januar.


    Etwas über die Hälfte des ersten Bandes der Essais von M. de Montaigne, dazu Omu von Herman Melville und den Agathodämon von C.M.Wieland.


    Mit dem neuen Monat stehen die "Anweisungen an die Krokodile" von António Lobo Antunes an.

    Einmal editiert, zuletzt von Gronauer ()

  • Ich habe lange nicht so geschmunzelt wie über meine derzeitige Lektüre einiger Kurzgeschichten Tschechows. Lesespaß pur! Sollte ich es in nächster Zeit einmal wieder in eine Buchhandlung schaffen, werde ich mir möglicherweise neben Ratgeberliteratur gleich noch etwas diesem Autor zulegen. Was könntet ihr beispielsweise vorschlagen? Verlockend klingt beispielsweise "Die Dame mit dem Hündchen". Auch die "Insel Sachallin", welche sogar bei Tolstoi eine Rolle spielte, wurde hier schon erwähnt. Ich denke, in jedem Falle ein empfehlenswerter Autor.


    mfg


    Freund Hermann

  • Aktuelle Lektüre: Kurt Drawert: Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte. - Ich bin erst auf S. 100 und komme nur sehr langsam voran. Das ist ein absatzloser Erinnerungsstrom, der nur durch die einzelnen Kapitel unterbrochen wird, ein sich in immer neuen Anläufen abarbeitendes Denken, das (vergeblich?) zu beschreiben versucht, wie es sich gelebt hat in der DDR. Mitunter grotesk komisch, häufiger aber ein ohnmächtig wütender Versuch, die Dinge auf den Begriff zu bringen.

  • Hallo,


    aufgrund beurflicher Lektüre musste ich Saša Stanišićs (copy sandhofer and paste :winken:) Wie der Soldat das Grammofon repariert leider unterbrechen und werde es dann ab morgen abwechselnd mit Manns Jpseph lesen. Der Roman gefällt mir aber immer noch gut, auch schön, wie sich wie ein basso continuo der drohende Krieg abzeichnet.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Hallo Giesbert,


    die Rezension des CH. Beck Verlages macht neugierig. Wie gefällt es dir bisher? Gibt es dort auch Kernaussagen? Ich stelle die Rezi mal on:


    Zitat

    „Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte“ ist der erste umfangreiche Roman des vor allem als Lyriker und Essayisten bekanntgewordenen Autors. In Anverwandlung an den spektakulären Kriminalfall des Kaspar Hauser im 19. Jahrhundert nimmt Kurt Drawerts Roman das Motiv des verwahrlosten Findlings auf, um vom Untergang der DDR und dem Übergang in eine neue Zeit zu erzählen. Dieser verunstaltete „Kaspar der Revolution“ erinnert sich mit schonungsloser Sprachgewalt, so ernst wie komisch, so realistisch wie surreal, an sein Leben als bestürzende Höllenfahrt durch die neun „Schuldbezirke“ der „Deutschen D. Republik“. Er ist ein Zeuge jener Nichtwelt unter der Erde, in der sich die Proletarier aller Länder einst im Sumpf vereinigt haben. In seinen Merk- und Beobachtungsheften notiert dieser „ostdeutsche Erdling“ die Zeit in der Zelle mit Holzpferd und Abfallkübel bis er Titelaufschreiber, Magazinläufer und Nachtwächter in der „Nationalen Bücheranstalt“ wird, ehe er nach dem Ende der Höhlenrepublik an die Grenze zum feindlichen Ausland nach oben gelangt. „Hier und da sahen wir noch Betonmauerreste, aus den Erdfugen gesprengte Stahlwände und Schachteinlässe, Zollbaracken und Kontrollpostentürme, aber alles nur noch in der eher albtraumhaften Verweisung darauf, einmal existiert zu haben, wie letzte, locker herumliegende Knochenrückstände, die an ein Schlachtfest erinnern.“ Seine phantasiereichen Erzählmonologe sind ein Antrag auf „Anwesenheitsberechtigung“ in einem sich selbst unselbstverständlichen Dasein: Ich hielt meinen Schatten für einen anderen und grüßte. Kurt Drawerts Existenzbilder vom „Verbrechen am Seelenleben des Menschen“ sind unabweislicher denn je und eine Metapher auf unsere moderne innere Obdachlosigkeit.


    „Was Kurt Drawert zu erzählen weiß, gehört zum Riskantesten, Verstörendsten und – man muss es in einem Atemzug sagen – zum ästhetisch Herausragendsten, was unsere derzeitige Prosa zu bieten hat.“ Iris Denneler, Neue Zürcher Zeitung


    freundliche Grüße
    F. Hermann


  • die Rezension des CH. Beck Verlages macht neugierig. Wie gefällt es dir bisher? Gibt es dort auch Kernaussagen? Ich stelle die Rezi mal on


    das ist keine Rezension, das ist der Klappentext, also: Werbung ;-)


    Es gefällt mir sehr gut, ist aber eine echte Herausforderung. Zumindest dann, wenn man immer nur zwischendurch zum lesen kommt. Kernaussagen (?) gibt es imho keine, der Text wird aus der Perspektive eines offensichtlich ge- oder genauer: zerstörten Bewußtseins geschrieben, das im Dreck lebt, im untersten Müll (wortwörtlich: zehn Stockwerke unter der Erde in einer Kloake), in einer Art Strafkolonie, das seinen Zustand aber bejaht und richtig findet (die Partei, die Partei hat immer recht ...), sich an seiner grotesken Situation abarbeitet etc. Sehr anspruchsvolle Prosa, eine "Handlung" gibt es nicht, nur Beschreibungen verschiedener Situationen eines absurd-repressiven Systems und was es mit den Individuen anstellt.


    Aber wie gesagt: Anstrengend. Wozu das Druckbild beiträgt, es gibt keine Absätze, die einzige Einschnitte sind die Kapitel, die auch nicht zwingend aufeinander aufbauen, die zeitliche Abfolge ist mir nicht ganz klar, die räumliche auch nicht. Es gibt immer wieder Fußnoten mit Erläuterungen zum Text, bei denen nicht klar ist, von wem sie stammen. Vielleicht klärt sich das noch im Verlauf des Romans. Vielleicht auch nicht.


    Weshalb ich jetzt erstmal Robert Louis Stevenson eingeschoben habe: "Der Junker von Ballantrae".

  • Zitat

    das ist keine Rezension, das ist der Klappentext, also: Werbung ;-)


    Nagut. Ich lese jetzt meine Cécile und schweige.


    :herz:


    freundliche Grüße


    F. Hermann

  • Hallo zusammen,


    ich versuche mich gerade an "Apostoloff" von Sibylle Lewitscharoff. Rabenschwarze, rasante 'Roadnovel', ungewohnt, aber nicht uninteressant, angeblich mit autobiographischen Zügen (Vater litt an Depressionen).


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich stecke momentan in "Austerlitz" von Sebald, guter Stoff, den man aber scheibchenweise genießen sollte, obwohl ich nicht ganz frei von Kritik bin: Inwieweit verträgt Kunst Kunst? Ich schwanke noch :zwinker:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Habe nun doch keine Lust auf einen Roman, der eine faschistische Diktatur vorstellt. Deswegen lieber Philip Roth: Empörung.


    mfG


    F. Hermann

  • Nach der Mühsal mit den ersten beiden Bänden von "Joseph und seine Brüder" habe ich gestern Abend spontan zu dem Unterhaltungsroman "Ghost" von Robert Harris gegriffen und über 200 Seiten lesen. Er ist lange nicht so gut wie "Enigma" ist jedoch wieder spannend erzählt. Leider ist sich Harris nicht zu schade für die vulgäre Form des "Creative Writing" und legt die Frau der einen Hauptfigur ins Bett der anderen, was bei dieser Geschichte völlig unangebracht ist. Zum Glück erst dann, wenn sich das Bedürfniss ,den Schluss der Geschichte kennen zu wollen, nicht mehr unterdrücken lässt.

  • Martin Walser: Ein liebender Mann Ist das Buch jemandem bekannt? Spannend macht ein Zitat auf dem Klappentext:


    Es gibt das Paradies:
    Zwei füreinander.
    Es gibt die Hölle:
    einer fehlt.


    Ich berichte später.


    MfG
    F. Hermann

  • Habe meine Nebenlektüre, die sich sehr gelohnt hat, beendet:


    [url=http://www.literaturschock.de/literaturforum/index.php/topic,9690.0.html]Saša Stanišić: Wie der Soldat das Grammofon repariert [/url]


    und lese nun intensiver (hoffentlich gönnt man mir die Zeit) weiter in der Joseph-Leserunde.


    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)


  • Hallo Freund Hermann,


    an das Zitat kann ich mich garnicht mehr erinnern. Danke fürs Zitieren. Ich mochte diesen lockeren, heiteren Walser sehr gerne. Es ist in dieser Woche ein neues Buch von ihm rausgekommen. Im Walser-Thread habe ich das erwähnt. In der FAZ gibt es Leseproben. Reizt mich sehr.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    ich muss sagen, bisher gefällt es mir noch nicht besonders. Achtung Feuilleton! Auch das Thema finde ich naja, ziemlich heikel. Erinnert mich an Kunderas: Die Unsterblichkeit


    Allerdings habe ich Walser gerade einmal wieder aufgrund deiner vorgestellten Leseprobe, die mir ausgesprochen gut gefiel, herausgesucht. Nunja. Ich lasse mich überraschen, was mir dieser Walser erzählen will. Es scheint sich auch stlistisch von den mir bisher bekannten Büchern zu unterscheiden. Ich halte dich jedenfalls auf dem Laufenden...


    Nun, da ich ein Stück weiter gelesen habe, finde ich das Buch gar nicht einmal so schlecht (besser als Kunderas Goethe-Altersanekdoten) und bin gespannt wie es endet. Ausführlicher Bericht folgt.


    Freundliche Grüße
    F. Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von Freund Hermann ()


  • Hallo Freund Hermann,


    vielleicht wirds ja noch. Mir gefiel wie gesagt, der Humor sehr gut und dass er sich, wie soll ich sagen, sich eher nicht walser_mäßig verhielt, bis auf den letzten Satz *g*. Ich habe festgestellt, dass mir ein Alterswerk oft besser gefällt, als ein Hauptwerk, ich komme damit besser zurecht. (Bei "Empörung" von Philip Roth gings mir ähnlich, gefiel mir sehr gut).


    Kundera kenne ich noch nicht.


    Viele Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Martin Walser: Ein liebender Mann Ist das Buch jemandem bekannt?


    Ich mochte es überhaupt nicht :zwinker: Warum muss man den "Altmeister" so tölpelhaft durch den Kakao ziehen?


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"