Was lest ihr gerade?

  • Um der Chronistenpflicht zu genügen: Aktuell lese ich in den wenigen Leseminuten, die ich habe, (wieder einmal) Die falsche Kiste und amüsiere mich auch bei der schätzungsweise zehnten Lektüre. Danach liegt Fouqués Zauberring griffbereit, in den ich schon mal hineingelesen habe. Was für ein großartiger Blödsinn 8-)

  • Hallo,


    im Rahmen meiner China-Reihe lese ich gerade einen modernen Roman, der zunächst imn Internet erschienen war und dort bereits fünf Millionen mal aufgerufen wurde. Auf Deutsch hat ihn Zweitausendeins letztes Jahr veröffentlicht:


    Murong Xuecun: Chengdu - vergiss mich heute Nacht


    Eine Mischung aus Liebes- und Wirtschaftsroman, mit einer gewöhnungsbedürftigen harten Sprache, dann wieder durchmischt mit Poesie.
    Im Chinesische Literatur-Thread schreibe ich genauer dazu, wenn ich fertig bin.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich lese gerade von Thomas Mann: "Lotte in Weimar" Hatte ich mal angefangen zu lesen und dann beiseite gelegt und vergessen. :zwinker: :redface: Aber ich möchte alle seine Werke noch lesen. :winken:

    Richte nicht, damit du nicht gerichtet wirst...ja, wenn man aber einander nicht richten soll, haben die Menschen nichts, um sich zu unterhalten.
    <br /> Maxim Gorkij


  • begann ich "Neue Vahr Süd" vom Element-of-Crime-Sänger Sven Regener, das mit 630 Seiten doppelt so umfangreiche Prequel zum erfolgreichen Erstlingsroman "Herr Lehmann".


    Ist schon zwei Jahre her, hat mir damals aber gut gefallen. Lakonisch kommentierte Szenen aus dem Leben eines gerade Volljährigen, der zwischen seiner linken Studenten-WG und der Bundeswehr hin- und herpendelt. Und dabei die schrägsten Vögel aus beiden Milieus trifft.


    Erinnert mich daran, dass der dritte Roman, der zwischen Neue Vahr Süd und Herr Lehmann spielt, mittlerweile sicher auch als Paperback erschienen ist.

  • Da mich neben der Literatur auch die Theorie interessiert lese ich gerade die Biografie der Susan Sontag, die auf diesem Gebiet einige maßgebliche Essays geschrieben hat.

  • ... nein, es ist die von Daniel Schreiber im Aufbau-Verlag erschienene, ISBN 978-3-7466-2519-5...


  • Moin, Moin!


    Die Dialoge in "Neue Vahr Süd" sind an sich haarsträubend, genial. Aber speziell die, die Frank mit seinen Eltern durchzieht, hauen dem Faß den Boden aus. The Best I Read in this respect. Es ließe sich auch sagen: loriotgeschult.


    Schön, dass es dir auch gefällt! Insgesamt mag ich die "Neue Vahr" noch mehr als "Herrn Lehmann", weil das hier Geschilderte aufs Amüsanteste Jugenderinnerungen weckt und einfach haarsträubend komisch ist. Höhepunkte sind für mich die "Sponti"-WG und die die öffentliche Vereidigung im Weser-Stadion. Aber die gesamten Bundeswehr-Kapitel sind wohl auch sehr authentisch, wie mir Betroffene versicherten.


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Die Bundeswehrgeschichten empfand ich auch als realistisch. Wobei man da schwer übertreiben kann. Eine Parallelwelt, in der der frustriert wird, der einfach seinen Job machen will. Und man Tricks kennen muss, damit es läuft und irgendwie auch nach Vorschrift geschieht. - Man es andererseits aber auch nicht wirklich versauen kann. Außer natürlich, man folgt seinem Gewissen und haut ab.
    Auch die Wendung mit den Militärpolizisten ist realistisch. Das Dümmste, das man machen kann, ist mit dieser grünen Kluft die Kaserne zu verlassen. Dann wird man von eben diesen Irgendwiepolizisten vollgequatscht, wegen Kopfbedeckung, Ärmel hochgekrempelt, Hose nicht korrekt über den Stiefeln uswusf. Kann man auf jedem Bahnhof beobachten, an dem Wehrdienstgenötigte in Wochenendurlaub fahren. Menschen in Zivil werden auf Verdacht nicht belästigt, selbst wenn sie einen Bundeswehrrucksack dabei haben.

  • Nach Thomas Mann (Der Erwählte) habe ich mich durch hymnische Rezensionen zu etwas Zeitgenössischem verleiten lassen: Walter Kappacher, Der Fliegenpalast. Geschildert wird ein Urlaubsaufenthalt Hugo von Hofmannsthals im Salzburger Land im Jahr 1924. Im Mittelpunkt steht eine Schreib- und Lebenskrise des mittlerweile 50jährigen Autors, verbunden mit viel Wehmut und Trauer über den Untergang der österreichischen Monarchie. Diese Novelle ist ein unaufgeregtes und melancholisches Kleinod, der aber vermutlich nicht allzuviele Leser beschieden sein werden.


    Schöne Grüße


    Tom

  • Ich lese gerade Kehlmanns Essays über Bücher und Literatur "Wo ist Carlos Montúfar?". Die gefallen mir bisher deutlich besser als "Die Vermessung der Welt".

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • [url=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,626808,00.html]Buechnerpreis fuer Walter Kappacher[/url]: Der Autor war mir bisher unbekannt. "Der Fliegenpalast" ist vorgemerkt.


    - Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.


  • Ich lese gerade Kehlmanns Essays über Bücher und Literatur "Wo ist Carlos Montúfar?". Die gefallen mir bisher deutlich besser als "Die Vermessung der Welt".


    Ich werde - nach der Vermessung - meine Zeit an keinen weiteren Kehlmann verschleudern ... :eis:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus