Was lest ihr gerade?

  • Heute angefangen:


    Richard Powers - Plowing in the Dark
    Uwe Johnson - Der Turm


    Wird beides bisserl parallel zueinander gelesen, je nach Zeit, Lust und Laune. Wobei Johnsons Anfang mich zumindest um diese Tageszeit erst mal zum Stoppen gebracht hat. Für das Lesen dieser Sprache bin ich wohl grade nicht mehr wach genug.

  • Wielands Aristipp steht auch noch auf meiner Wunschliste, setzt aber noch ein gewisses Platon-Vorstudium voraus - es wäre zu schade, wenn mir inhaltlich zu vieles dunkeln bliebe. Also vorgemerkt für 2010!


    Aktuell ist - mit großem Vergnügen - Yoricks empfindsame Reise von L. Sterne ausgelesen, Zeit also für Moritzens Andreas Hartknopf.

  • Als Lyrikleser muss ich mal wieder einen Zwischenruf loslassen: Habe gerade gelesen (und weitgehend für mich übertragen): Rutger Kopland, Toen ik dit zag (Als ich das sah), Amsterdam 2008, den neuesten Gedichtband dieses Niederländers, der in diesem Jahre 75 wird und in seiner Heimat ein Star ist mit weit über einer Viertelmillion Gesamtauflage an Gedichtbänden...

  • Gelesen / Gehört im Februar:


    Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten. Roman (Carl Hanser)
    Edwars Larson: Evolution. The Remarkable History of a Scientific Theory (Hörbuch)
    William E. Wallace: Genius of Michelangelo (TTC Video Lectures; 18h)
    Steven L. Goldman: Science Wars: What Scientists Know and How They Know It (TTC Audio Lectures; 12h)
    Calderon: Das Leben ist ein Traum (Reclam UB)


    CK

  • Hallo,



    Henry James: Bildnis einer Dame (Leserunde auf literaturschock)


    Xin Ping Me


    Monaldi & Sorti: Imprimatur


    Chinesische Lyrik


    Shuyang Su: China - ein Lesebuch (Vorsicht, sehr affirmativ!)


    Hatte fast noch nie soviel parallel laufen. Wird zwar länger dauern, aber wohl gut gehen!



    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • ...gerade gelesen: Gerbrand Bakker, Oben ist es still...


    ...und nun Rückkehr zur Philosophie (das dauert halt eben etwas länger :zwinker:):
    G. E. Moore, Principia Ethica


    ...und als Lyrikleser habe ich auch immer den ein oder anderen Gedichtband neben mir liegen, die immer alle zu erwähnen, würde doch zu weit führen...

  • Ich widme mich zur Zeit einem leider zu Unrecht vergessenem Klassiker: Peter Altenberg "Wie ich es sehe".



    (ich lese derzeit ürigens Guy Deutschers sehr empfehlenswerte Geschichte der Sprache)


    Nach Deiner Werbung überall, habe ich es nun auch bestellt. :zwinker:



    Ganz im Gegenteil: wer schreibt, liest nicht. Wer liest, schreibt nicht.


    Ortheil hat in seinem Buch "Lesehunger" aber was ganz anderes behauptet. :zwinker:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Moin, Moin!



    Nach dem letzten Literaturclub konnte ich nicht anders, als das Buch auf die Wunsch/Kaufliste zu setzen. Ist deiner Meinung nach das Lob gerechtfertigt?


    Ja, aber ich bin eine voreingenommene Stimme, denn ich liebe die niederländische Literatur ohnehin...


    http://www.suhrkamp.de/_downlo…insbuch/9783518420133.pdf


    Ich hoffe, der Link zur Leseprobe klappt; wenn nicht: Suhrkamp>Bakker>Oben ist es still>Leseprobe...

  • Hallo zusammen,


    ich lese gerade (in deutscher Übersetzung) einen 1803 in Frankreich erschienenen Roman, über den es in Wilperts Lexikon der Weltliteratur heißt:


    Zitat


    »Insbesondere die ersten Teile, von denen 1785 ein Vorabdruck erschien, gehören zum Besten, was die französische Prosa im 18. Jh. zu bieten hat.«


    Die Rede ist von einem eher unbekannten und abseitigen Klassiker: dem sotadischen (erotisch-obszönen) Roman Den Teufel im Leibe (Le diable au corps) von Andréa de Nerciat (1739-1800). Da der Roman in seiner vollständigen Form erst nach Nerciats Tod erschien, ist die Autorschaft umstritten, womöglich stammt nur der 1785 erschienene Teilabdruck von Nerciat selbst.


    Der Roman ist weitgehend in Dialogform verfaßt und ganz so wie ein Theaterstück gedruckt: Rollennamen mit zugehörigem Sprechertext und eingestreuten Regieanweisungen, es gibt sogar ein Figurenverzeichnis am Anfang. Es ist eine schonungslose Darstellung der sexuellen Ausschweifungen und des Zynismus der französischen Aristokratie, aber alles durch die satirisch-komische Brille gesehen, deshalb trotz aller Drastik eine eher witzige als bedrückende Lektüre. Hauptsächlich führen Frauen das Wort, eine Marquise und ihre Freundin Gräfin von Mottenfeu sind die beiden Hauptfiguren. Die Frauen sind den Männern ebenbürtig, was Leidenschaft, Durchsetzungsfähigkeit, Verruchtheit und Klugheit angeht. Ironischerweise ist ja ausgerechnet in vielen libertinen Romanen des 18. Jh.s die Gleichberechtigung weiter fortgeschritten als in den "normalen" Romanen dieser Zeit. Auch die Standesschranken werden in Nerciats Roman bedenkenlos überschritten, wenn es um das Liebesvergnügen geht. Geburt, Stand und Vermögen sind zweitrangig, entscheidend sind die Fähigkeiten als Liebhaber(in).


    Besonders reizvoll finde ich die Dialogform, die Charakterzeichnung der Figuren entsteht allein aus ihrer Rede, das ist sehr gut gelungen, zumindest in den ersten beiden Teilen, die ich bislang gelesen habe. Insgesamt hat der Roman acht Teile oder Abschnitte, die aber nur locker zusammenhängen, einen durchgehenden Spannungsbogen gibt es eigentlich nicht, weshalb ich befürchte, daß sich das ganze im weiteren Verlauf etwas erschöpfen wird, weil dann nichts wirklich Neues mehr kommen kann, sondern nur noch Variationen des bereits Geschriebenen; aber mal sehen, wie sich das entwickelt.


    Zum Autor Andréa de Nerciat noch ein Zitat aus dem Bilderlexikon der Erotik, einem Nachschlagewerk aus den 1930er Jahren:


    Zitat


    »Nur wenige haben es so wie er verstanden, Erotik durch Witz, Stil, glänzende Erfindungsgabe, psychologische Erfassung der Charaktere und geistreichen Dialog zu meistern. Seine köstliche Ironie bringt die Leser als Lacher über die großen und ewigen Schwächen der menschlichen Liebestragikomödie auf seine Seite. Er ist ein Groteskkünstler der Erotik wie etwa Rowlandson in seinen Karikaturen.«


    Dies finde ich bei der Lektüre seines Romans Den Teufel im Leibe bestätigt, der freilich einem Genre angehört, das nicht nach jedermanns Geschmack ist. Die Handlung und stellenweise auch das verwendete Vokabular sind genretypisch recht drastisch und obszön.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Die Rede ist von einem eher unbekannten und abseitigen Klassiker: dem sotadischen (erotisch-obszönen) Roman Den Teufel im Leibe (Le diable au corps) von Andréa de Nerciat (1739-1800).


    Ich habe deine Ausführungen über den Roman sehr gerne gelesen. Bemerkenswerterweíse habe ich zufällig gerade den anderen Roman gleichen Titels gelesen, also "Den Teufel im Leib" des Franzosen Raymond Radiguet, der im Alter von 20 Jahren an Typhus starb, von Jean Cocteau entdeckt wurde. Radiguet geht in seinem Roman mit Erotik allerdings äüßerst bescheiden um. Es geht um eine Beziehung, die jeglich gesallschaftliche Konvention ignoriert. Ein fünfzehnjähriger liebt eine etwas ältere Frau die erst verlobt ist, dann aber heiratet. Diese Beziehung geht nur eine gewisse Zeit gut, weil der Ehemann der Dame als Soldat im ersten Weltkrieg kämpft. Zwar weniger erotisch, dafür aber lesen wir von unbändigen Gefühlen einer Jugend.


    Z.Zt. lese ich "Das Verbrechen des Paters Amaro" des Portugiesen José Maria Eça de Queiroz Auch hier geht es um eine Liebe, die mit den Konventionen einer Gesellschaft nicht konform ist. Pater Amaro lässt seinen erotischen Fantasien freien Lauf. Bemerkenswert fand ich, das der Pater beim Anblick einer Marienstatue erotisiert wurde. Kein Wunder, dass der Roman 1875 ein einen Skandal hervorrief. Ein Roman gegen Kleinstadtbigotterie. Herrlich zu lesen dies.


    Liebe Grüße
    mombour