Was lest ihr gerade?

  • Angeregt durch den von Madeleine begonnenen Thread zu Dramen lese ich zur Zeit - u.a. - Hebbels "Judith", das ich für ein sehr kraftvolles Stück halte.

    Das Universum, das andere die Bibliothek nennen [...] (J.L. Borges, Die Bibliothek von Babel)

  • Hallo thopas,


    Hallo finsbury,
    Ich habe heute übrigens mit The Wrong Box angefangen. Beginnt schon sehr amüsant und vielversprechend!


    Viele Grüße
    thopas


    Da wünsche ich dir ein unvergessliches Leserlebnis. Das ist keine hohe Literatur, aber das Sapßigste und dabei Menschenfreundlichste, was ich an englischem Humor kenne: Viel Spaß mit Tonne, Statue und Klavier! :clown:


    Hg
    finsbury


  • Es war ein sehr vergnügliches Leseerlebnis! Ich liebe solche rasanten Komödien, wo sich alle paar Seiten die Situation grundlegend ändert und man sich immer fragt, was kommt wohl noch alles? Nur schade, daß die unbekannte Leiche dann zum Schluß nicht mehr auftaucht. Das hätte vielleicht einen noch etwas runderen Schluß gegeben. Aber es war auch so sehr gut...


    :winken:
    thopas

  • Passt zwar nicht ganz hier hinein, aber fast:


    Gestern habe ich jemand an einem kleinen Bahnstation abholen müssen. Viel ist da eigentlich nicht: ein kleines Bauerndorf, ein Testgelände eines grossen Industriekonzerns, 2 Geleise. Neben mir auf der Bank des Bahnsteigs sass ein gepflegter älterer Herr, schweigend in seine Lektüre vertieft. Ich dachte zuerst, ich sehe nicht richtig, aber es war so:


    Völlig unbeeindruckt vom Geplapper dreier Bäuerinnen hinter uns und vom Fahrtwind durchfahrender Güterzüge las er - Diodors Weltgeschichte in der englischen Übersetzung der Loeb Classical Library. Leider konnte ich nicht sehen, in welchem Band er steckte.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Das war wirklich eine nette Beschreibung des Herrn am Bahnsteig mit seiner Lektüre, sandhofer, und noch dazu was für einer!
    Wenn ich jemanden mit einem Buch sehe, versuche ich auch immer herauszufinden, worum es sich da handelt. Das ist oft gar nicht einfach, wenn es nicht zu auffällig werden soll.


    Du hast mein aufrichtiges Mitgefühl, xenophanes! Es ist furchtbar, wenn man bedingt durch den Beruf oder wodurch sonst auch immer, nicht recht zum Lesen kommt. Aus dem Grunde freue ich mich schon sehr auf die Pension. Da wird mich nichts und niemand von meinen Büchern trennen.


    Heute habe ich mir ausgerechnet, dass man in einem 90 Jahre währenden Leben nicht viel mehr als 2000 Bücher lesen kann. Das ist ja schrecklich wenig!! Eigentlich so gut wie nichts. Da muss ich meine Lektüre noch viel sorgfältiger auswählen, um nicht kostbare Lese- und Lebenszeit mit Trivialem zu vergeuden.


    Ich lese "Leviathan" von Julien Green, von G. Grass "Beim Häuten der Zwiebel" und ein Buch über die Evolution "Im Anfang war das Wort".


    Schönes langes Wochenende mit einem Zusatzlesetag
    wünscht Euch Madeleine.

  • Hallo!



    Heute habe ich mir ausgerechnet, dass man in einem 90 Jahre währenden Leben nicht viel mehr als 2000 Bücher lesen kann. Das ist ja schrecklich wenig!! Eigentlich so gut wie nichts. Da muss ich meine Lektüre noch viel sorgfältiger auswählen, um nicht kostbare Lese- und Lebenszeit mit Trivialem zu vergeuden.


    Ich bedaure zwar auch die Tatsache, dass die Zahl der in einem Leben zu lesenden Bücher äußerst beschränkt ist (obschon Sandhofers Signatur einiges für sich hat), glaube aber, dass deine Rechnung ein wenig zu bescheiden ausfällt. Denn immerhin ließe sich daraus der Schluss ziehen, dass ich vor kurzem den 150. Geburtstag in - Erbschleicherdiktion - völliger geistiger und körperlicher Frische gefeiert habe. Und was immer mir mein Spiegelbild allenthalben zu enthüllen sich erfrecht: 150(!!) hat es noch nie gesagt.


    Grüße


    s.

  • Ich lese im Moment durch diverse Reisen und beruflichen Stress bedingt nichts "Richtiges" (nur Periodika), was naturgemäß eine Katastrophe ist ...


    Muss an der Jahreszeit oder am Monat Mai liegen: Ich habe gestern Abend nach rund 1 Woche Lesepause zum ersten Mal wieder - 10 Seiten Glauser gelesen ... :rollen:


    @Madeleine & scheichsbeutel^: Arno Schmidt hat mal so eine Rechnung aufgestellt. Ich weiss jetzt seine Zahl nicht mehr auswendig, vermute aber, dass sie irgendwo in den Tiefen dieses Forums noch zu finden ist. :zwinker:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Du hast in jugendlicher Frische schon über 2000 Bücher gelesen, scheichsbeutel? Ist ja beneidenswert!


    Von irgendwoher glaube ich zu wissen, dass Männer anders lesen als Frauen, indem Männer ganze Wortgruppen mit einem Blick erfassen können, wodurch sie eine Seite in viel kürzerer Zeit gelesen haben als Frauen, die eher ein Wort nach dem anderen lesen.
    Das hängt irgendwie mit den Gehirnhälften zusammen und vielleicht auch damit, dass Frauen immer etwas im Haushalt zu tun haben oder sich um den Ehemann, Kinder und Katzen kümmern müssen.


    Liebe Grüße, Madeleine.


  • Du hast in jugendlicher Frische schon über 2000 Bücher gelesen, scheichsbeutel? Ist ja beneidenswert!


    Von irgendwoher glaube ich zu wissen, dass Männer anders lesen als Frauen, indem Männer ganze Wortgruppen mit einem Blick erfassen können, wodurch sie eine Seite in viel kürzerer Zeit gelesen haben als Frauen, die eher ein Wort nach dem anderen lesen.
    Das hängt irgendwie mit den Gehirnhälften zusammen und vielleicht auch damit, dass Frauen immer etwas im Haushalt zu tun haben oder sich um den Ehemann, Kinder und Katzen kümmern müssen.


    Lesen dann Männer, die immer etwas im Haushalt zu tun haben oder sich um die Ehefrau, Kinder und Hunde kümmern müssen, wie Frauen? :zwinker:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Und solche Männer soll es geben, die sich um Haushalt, Ehefrauen, Kinder und Hunde kümmern??


    Das übersteigt mein Vorstellungsvermögen.

  • Von irgendwoher glaube ich zu wissen, dass Männer anders lesen als Frauen, indem Männer ganze Wortgruppen mit einem Blick erfassen können, wodurch sie eine Seite in viel kürzerer Zeit gelesen haben als Frauen, die eher ein Wort nach dem anderen lesen.
    Das hängt irgendwie mit den Gehirnhälften zusammen und vielleicht auch damit, dass Frauen immer etwas im Haushalt zu tun haben oder sich um den Ehemann, Kinder und Katzen kümmern müssen.


    Von solchen Theorien halte ich gar nichts. Meine Frau kann viel schneller lesen als ich.


    Gruß, Thomas

  • Thomas


    das liegt daran, dass m.W. die auf neurologischen Erkenntnissen beruhende Theorie andersrum läuft: es sind die Männer, die Wort für Wort lesen.


    Gruss


    Uhu

    Das Universum, das andere die Bibliothek nennen [...] (J.L. Borges, Die Bibliothek von Babel)

    Einmal editiert, zuletzt von uhu ()

  • Hallo!



    Du hast in jugendlicher Frische schon über 2000 Bücher gelesen, scheichsbeutel? Ist ja beneidenswert!


    Das mit der jugendlichen Frische sind Behauptungen, welche ich wegen möglicher Falsifizierungen besser im dunklen Keller (muss ja kein spezifisch österreichisches Verlies sein) aufstelle. - Die Lesetheorie kenn ich auch andersrum (ich bin ein begnadeter Langsamleser), aber dieselbe dürfte so grau sein wie mein Haupthaar. Im übrigen gibt es die BigBensche Fürsorge öfter, einzig der Hund muss auf die Katz kommen.


    Grüße


    s.

  • Hallo zusammen,


    ich habe vor kurzem durch Zufall folgendes Buch entdeckt: The Master (auf deutsch Porträt des Meisters in mittleren Jahren) von Colm Tóibín. Der Roman handelt von Henry James' Leben im Zeitraum von ca. 1895 - 99; er beginnt mit der eher mißglückten Uraufführung seines Theaterstückes Guy Domville im Januar 1895 und schildert hauptsächlich James' Gedanken und Gefühle, seine Wahrnehmung der Welt. Bisher gefällt mir das Buch sehr gut, es vermittelt eine wundervolle Stimmung, wie sie auch James' Romane vermitteln.


    Als Vergleich dazu werde ich dann auch noch Author, Author (auf deutsch Autor, Autor) von David Lodge lesen, das die Phase im Leben von Henry James beschreibt, bevor das Stück Guy Domville aufgeführt wurde und James' Zweifel schildert, ob das Stück ein Erfolg werden wird. Lodge hat dieses Buch interessanterweise im selben Jahr veröffentlicht, wie Tóibín seinen Roman über Henry James (2004). Ob sich beide Autoren rein zufällig mit demselben bzw. einem sehr ähnlichen Thema befaßt haben?


    Viele Grüße
    thopas

  • @Madeleine & scheichsbeutel^: Arno Schmidt hat mal so eine Rechnung aufgestellt. Ich weiss jetzt seine Zahl nicht mehr auswendig, vermute aber, dass sie irgendwo in den Tiefen dieses Forums noch zu finden ist. :zwinker:


    In den "Julianischen Tagen" kommt er bei einer angenommenen Lebensdauer von 20000 Tagen (und davon 15000 Lesetagen) auf 3000 Bücher, wenn man für ein Buch fünf Tage braucht und auf 5000, wenn man nur 3 Tage braucht.


    Ich verschwende meine Lesezeit gerade an Michael Chabons "The Yiddish Policemen's Union".