Was lest ihr gerade?

  • Hallo,


    ich habe eine Weltbild-Ausgabe der Wanderungen aus den 90ern in fünf Bänden, die auf der dreibändigen Hanser-Ausgabe von 1966-1968, besorgt von Walter Keitel und Helmut Nürnberger, beruht.
    Mitte Juli fahre ich in den Norden der Grafschaft Ruppin, daher ich diesen Band mitnehmen werde.


    HG
    finsbury

  • Fing vielversprechend an, war dann aber doch sehr enttäuschend. Diesen Schreibstil, Handlungsablauf und die platte Darstellung der Charaktere erwartet man eigentlich nicht von einem Nobelpreisträger. Das erinnert mich eher an Schreibversuche aus meiner Jugendzeit.


    Gerade fertiggelesen: Doris Lessing, "Die Geschichte von General Dann und Maras Tochter...". Unterirdisch. So stelle ich mir Romanentwürfe vor, die wenig talentierte Jungautoren an Verlage schicken.


    Aktuell: Antonio Lobo Antunes, "Das Handbuch der Inquisitoren". So schreiben Nobelpreisträger :zwinker:

  • Hallo,


    ich habe nun De Bruyns - Vierzig Jahre - hinter mir und bin enttäuscht. Man muss sich nicht rund dreihundert Seiten lang dafür entschuldigen, das man in der DDR zu den Bevorzugten gehörte, viele Fehler machte, einiges tat was man besser nicht getan hätte und nebenbei dann noch so seltsame Leutchen anschwärzen die ja nun einmal A...löcher waren, denn De Bruyn als Steherkatholik hätte es doch eigentlich wissen müssen - richte nicht, damit...
    Nun denn, wenn ich mir heute das "Parteigefüge" und dessen Geschwätz, dessen steriles Gedöhns und die wissentlich und täglich zelebrierte Lüge so anhöre, dann haben eigentlich nur die Farben und die Schlagwörter gewechselt, aber - es gibt nichts neues unter der Sonne, steht jedenfalls im Buche Kohelet, und so ist es dann wohl auch.


    Ach so, ein "neuer" Faust kam in's Haus, eine zweibändige Ausgabe, ein Band Texte, nebst den sehr ausführlichen Paralipomena und der Entstehungsgeschichte. Dann ein Band mit Kommentaren, Kommentaren, Kommentaren. Dieser Band allein hat über 1100 Seiten. Herrlich, das sind dann so die Kopfkissenbücher für's Leben, denn meine bisheringen Faustbände (also drei dann, ein Band für den Urlaub, ein Band für die langen Wartezeiten während eventueller "Arztbesuche" und ein Band für die "abnutzenden" Strandnächte, oder so) waren mir "kommentatorisch" zu mager. Und überhaupt.


    Liebe Grüße


    Peter


    Abe

  • Gerade fertiggelesen: Doris Lessing, "Die Geschichte von General Dann und Maras Tochter...". Unterirdisch. So stelle ich mir Romanentwürfe vor, die wenig talentierte Jungautoren an Verlage schicken.


    Aktuell: Antonio Lobo Antunes, "Das Handbuch der Inquisitoren". So schreiben Nobelpreisträger :zwinker:

  • Aktuell: Antonio Lobo Antunes, "Das Handbuch der Inquisitoren". So schreiben Nobelpreisträger :zwinker:
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    Widerspruch, Zola,


    Nobelpreisträger schreiben eben nicht SO. Täten sie es, wäre der Preis mehr wert als das Preisgeld.


    Gronauer

  • Hallo Gronauer,
    den Unmut über Doris Lessing kann ich zwar gut verstehen, aber erklär mir doch mal bitte, was es literarisch gegen I.B. Singer, William Golding, Joseph Brodsky, Derek Walcott, Seamus Heaney, José Saramago, Imre Kertész, J.M. Coetzee, Elfriede Jelinek und Orhan Pamuk, um nur die letzten drei Jahrzehnte zu berücksichtigen, einzuwenden gibt?
    Grüße von der Leserin

  • Ich verstehe Nobels Statut, dass der Nobelpreis für Literatur an denjenigen gehen solle, der „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen hat“, so, dass man das Vorzüglichste nicht getrennt vom Idealistischen beurteilen soll; was nicht vorzüglich ist, ist auch nicht idealistisch und umgekehrt. Rechenexempel: vorzüglich - idealistisch = nicht vorzüglich
    idealistisch - vorzüglich = nicht idealistisch
    ergo: vorzüglich + idealistisch = literaturnobelpreiswürdig.
    Da erscheinen dann schon einige Entscheidungen des Komitees fragwürdig (Grass, Dario Fo, Doris Lessing etc.), aber eben durchaus nicht alle.


    Gruß von der Leserin

  • Hallo zusammen,


    nach enttäuschender Lektüre von Julien Greens Leviathan genieße ich jetzt Raabes Stopfkuchen. :smile:


    liebe Grüße
    donna

  • Goethe - Briefe aus dem Elternhaus. Die Briefe von Vater, Mutter und Schwester Goethe. Mit sehr interessanten einführenden Essays von Ernst Beutler. (Um ehrlich zu sein: Ich stecke zur Zeit auf S. 200 - im zweiten Essay Beutlers, dem über Cornelia. Der über Papa Goethe war aber schon sehr interessant. Ich hoffe, die Briefe selber sind dann auch so interessant.)


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    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Hallo beisammen,


    gerade habe ich "Die Vogelscheuche" von Ludwig Tieck aus der Hand gelegt. Eine turbulente Satire auf den Literaturbetrieb zu Tiecks Zeiten, die sehr schön zeigt, wie die Phantastik der Romantiker gerade auch diesem Genre ganz neue Möglichkeiten schuf.


    Ein schönes Kabinettstückchen dabei sind die Plädoyers der Advokaten im Prozess um den mysteriösen Herrn Ledebrinna: die Anklage vertritt den übermütig-phantastischen, aber in der Historie der Geschichte wahren Standpunkt, dieser Patron sei eine durch den Einschlag einer Sternschnuppe (und eines darin sitzenden Elfenkindes) zum Leben erweckte Vogelscheuche; während die Verteidigung mit rationalistisch-aufgeklärten Argumenten dagegen hält und den Prozess gewinnt - obwohl sie damit falsch liegt.


    Völlig ernst nehmen muss man das alles nicht, Spaß macht es trotzdem. Leider hat die Geschichte aber auch einen drögen Durchhänger, und zwar eine längere literaturtheoretische Debatte unter einigen der Personen der Geschichte, die an die etwas langatmigen Gesprächsnovellen von Tieck erinnert.


    Mein Exemplar stammt übrigens aus der Reihe der "Haidnischen Alterthümer" und ist, damals beim 2001-Versand erschienen, wirklich hübsch ediert, aber leider ohne Anmerkungsapparat.


    Grüße,


    Gronauer

  • Ach ja, noch ein Nachtrag:


    unmittelbar davor habe ich die Jean-Paul-Biografie von Günter deBruyn verschlungen ("Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter"). Für J.P.-Leser, die nicht gerade im inneren Kreis der Germanistik sitzen, sollte das Pflichtlektüre sein. Leider ist das Buch im Handel kaum noch zu bekommen, die letzte Auflage datiert von 1991. Bei Amazon gibt es aber noch einige Stücke.


    Grüße,


    Gronauer

  • [...] die Jean-Paul-Biografie von Günter deBruyn verschlungen ("Das Leben des Jean Paul Friedrich Richter"). Für J.P.-Leser, die nicht gerade im inneren Kreis der Germanistik sitzen, sollte das Pflichtlektüre sein.


    Wenn ich mich recht erinnere, ist sie schon sehr um Linientreue bemüht und stellt Jean Paul in eine vorrevolutionäre vor-vormärzliche Ecke, in die er m.M.n. nur bedingt gehört ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Wenn ich mich recht erinnere, ist sie schon sehr um Linientreue bemüht und stellt Jean Paul in eine vorrevolutionäre vor-vormärzliche Ecke, in die er m.M.n. nur bedingt gehört ...


    Hallo Sandhofer,


    ich habe diese Biographie nun schon - ich weiß nicht wie oft gelesen und möchte sagen, das gerade Günter de Bruyn dem Ausnahmegenie Jean Paul sehr nahe kommt, und das in all seinen Facetten dieser Persönlichkeit.
    Und - Linientreue war es nun überhaupt nicht, im Gegenteil, man bewunderte damals den Mut und die Courage dieses Günter de Bruyn, den Mut dafür - das er diese teils abartigen teils schon pervertierten "Zensurgebahren" dieses totalitären Systems mehr als deutlich beim Namen nannte.
    Und das dann auch noch mit den typisch "Jeanpaulischen Mitteln", mehr noch, diese Biographie ist auch eine (indirekte) Anklage gegen den sozialistischen Kollektivismus, der dem Einzelnen keine Entfaltungsmöglichkeiten ließ, wenn er dann nicht ab einem bestimmten "ideologischen Dienstgrad" Parteimitglied wurde, zum Beispiel.


    Und so wurde das Buch dann auch verstanden, in der ehemaligen DDR nur durch "Beziehungen" zu bekommen und in der BRD mehr als gut aufgenommen. De Bruyn leistete damals wertvolle Aufklärungsarbeit und das nicht nur in diesem Buch, vielleich waren auch aus diesem Grund gleich mehrere Spitzel und Informanten auf ihn angesetzt, beredtes Zeugnis aus diesen Zeiten gibt sein Buch - "Vierzig Jahre" (was dann auch gleich jedem Bibliomanen/In an das Herz gelegt sein soll, die sich für den alltäglichen Wahn aus dieser Zeit interessieren und weil wir dann gerade dabei sind und weil es so schön ist, so empfehle ich unbedingt seine "Zwischenbilanz", das ist für mich, nach seiner J. P. - Biographie, eines der besten Bücher die in der ehemaligen* DDR verlegt wurden).


    Ach ja, ich lese zur Zeit - Jurek Becker "Jakob der Lügner", eines von diesen "sehr nachhaltig wirkenden Büchern", die mir dann noch viele Tage durch den Kopf schwirren und über die ich mir sehr viele Gedanken mache. Geplant ist weiterhin eine "Neulesung" des stillen Dons und eine (für mich) neue Übersetzung des Tristram Shandy steht auch noch in's Häuschen, auf die ich mich dann ganz besonders freue.


    *ehemalig mag seltsam klingen, ist mir aber aus weltanschaulichen Gründen nicht anders möglich


    Liebe Grüße


    Peter

  • Von Linientreue habe ich auch nichts bemerkt, will aber nicht ausschließen, dass Vorauflagen womöglich noch anders aussahen. Mein Exemplar beruht auf der Auflage von 1991, also aus der Nachwendezeit. Wenn ich mich recht entsinne, stammt die erste Auflage noch tief aus den Siebzigern. Auffallend war eigentlich nur an der einen oder anderen Stelle, dass Vergleiche mit der DDR gezogen wurden.


    Grüße,


    Gronauer

  • Wenn ich mich recht entsinne, stammt die erste Auflage noch tief aus den Siebzigern.


    Auf die beziehe ich mich; ich weiss nicht, ob er später überarbeitet hat, aber ich weiss, dass ich mit dem dort entworfenen Jean-Paul-Bild so gar nicht einverstanden war.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Joh. Jak. Wilhelm Heinses "Ardinghello" muss ich leider nach 150 Seiten abbrechen. Es sagt mir einfach gar nichts. Von seinen Kunstbeschreibungen hatte ich viel erwartet, aber eigentlich tut Heinse nun eben doch nichts als einige wenige Werke der Renaissance zu beschreiben, und es geht nicht darüber hinaus, es bleibt an der Oberfläche haften. Es handeln keine Personen, sondern Typen. Und pathetische Liebeständeleien sind mir fremd.


    Hrm - ich bin aber mit mir sehr unzufrieden, es ist schon das zweite Buch in diesem Monat, das ich nicht fertig lese. Das erste war Clemens Brentanos "Godwi", aber der war mir ein zu unverständlicher Wirrwarr.




    Gruß
    Knabe

  • Nach der erfreulichen Wiederentdeckung der Dostojewski-Novelle "Weiße Nächte" habe ich "Der Spieler" angefangen. Dieser Roman gehört nicht zu den Großwerken des Meisters, liest sich aber ganz hervorragend und macht Mut, anschließend einen erneuten Versuch mit "Schuld und Sühne" zu risikieren.


    Ganz im Dostojewski-Fieber grüßt


    Sir Thomas