Was lest ihr gerade?

  • Hallo,


    angeregt durch die Charles Dickens Lektüre und den Hinweisen hier bin ich auf Stevenson gestoßen.
    Bei amazon habe ich folgendes gefunden: Stevenson-Kassette; 12 Bde.; Diogenes.
    Folgender Text wurde vom Anbieter eingestellt:


    Zitat:


    "ungelesen, 12 bändige Ausgabe, broschiert, im Schmuckchuber, Diogenes, Umschlaggestaltung Tomi Ungerer, diese Ausgabe geht zurück auf die Ausgabe "Gesammelte Werke" herausgegeben von Marguerite und Curt Thesing, München 1924- 1927, Buchrücken bei allen etwas verschmutzt, ansonsten sehr guter Zustand! Titel: Dr. Jekyll/Der Pavillon; Der Junker; Die Herren von Hermiston; Schatzinsel; Die Entführung; Die tollen Männer; Flaschenteufel, Leichenräuber, Catriona, In der Südsee 1 u. 2.; Selbstmörderclub/Diamant des Rajahs"


    Jetzt meine Frage an die Experten, lohnt sich die Anschaffung?


    Gruß
    josmar

  • Rober Shea und Robert Anton Wilson, "Illuminatus!"-Triologie, Übersetzung Udo Berger.


    Der Roman um die Religion Diskordianismus, von der böse Zungen behaupten, sie sei ein Witz als Religion getarnt. Andere wiederum meinen, es sei eine Religion als Witz getarnt. Darüber ist man sich nicht einig.


    Das Buch begreift sich wohl selbst als Teil der Operation Mindfuck, die es beschreibt. (Mittels Paradoxien und um viele Ecken letztendlich den Blick für die Wirklichkeit schärfen.) Es hat alles. Verschwörungstheorien, Pornographie, Drogen, Verhaltenspsychologie, Philosophie, Zen, Spieltheorie, Matriarchat, US-amerikanische Literatur, Ökonomie, Politik und Anarchismus, Tarot, US-amerikanische Gegenwarts- sowie Gegenkultur der 1960er Jahre und sicher noch einiges mehr.


    Leicht zu lesen ist dieser Roman nicht. Es gibt nicht nur zeitliche Rück- sondern auch Vorblenden. Ein Bekannter erzählte mir unlängst, nicht ohne Stolz, dass er die Triologie fast durchgelesen, vielmehr sich durchgequält hat. Zehn Wechsel des Ich-Erzählers hat er auf einer Seite gezählt. Einfacher wird das Buch auch dadurch nicht, dass etwa die drogenaffizierte Manie einer Protagonistin durch wirres Geschreibsel dargestellt wird. Ohne Punkt und Komma.
    Wenn man sich davon aber nicht abschrecken lässt, ist es wirklich amüsant. Den Autoren ist nichts heilig, sie haben vor nichts unnötigen Respekt und sie nehmen auch angenehmer Weise sich selbst und ihr Buch nicht zu ernst.


    Das SNAFU[1]-Prinzip etwa, der Grund, warum autoritäre Vereine so ineffizient sind, hat dank diesem Buch auch einen Namen.


    1: http://intranet.cs.man.ac.uk/s…ml/S/SNAFU-principle.html

  • Joseph Andrews von Henry Fielding.


    Das ist so etwa die Vorschule des Tom Jones. Wer Tom Jones kennt, findet hier dessen Merkmale in einer frühen, noch nicht ganz so ausgereiften Form: Charaktere, die poetischen Reflexionen in einzelnen Kapiteln, die Auflösung angefangener Handlungsstränge während der Erzählung der zentralen abenteuerlichen road-story, und deren Rekonstruktion gegen Ende, wenn alle Hauptpersonen wieder zusammentreffen. Die zahlreichen, nur zeitgeschichtlich verständlichen satirischen Seitenhiebe sind allerdings ohne einen ausführlichen Anmerkungsapparat nur schwer zu durchschauen.


    Grüße,


    Gronauer

  • Hallo !


    Na dann, viel Durchhaltevermögen, Dostoevskij !


    Ich lese momentan von Balzac "Ein Junggesellenheim" - ein bißchen auch, um eine Parallele zu Proust herauszufinden.


    Gruß von Steffi

  • Heinrich Albert Oppermann "Hundert Jahre. 1770–1870. Zeit- und Lebensbilder aus drei Generationen"

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo Bigben,


    Heinrich Albert Oppermann "Hundert Jahre. 1770–1870. Zeit- und Lebensbilder aus drei Generationen"


    ach, da hätte ich gerne mitgelesen, das steht bei mir schon lange rum. Berichte bitte, wie es so ist. Ich hab's bisher in keiner Literaturgeschichte gefunden!


    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Sibylle Berg: Sex 2


    24 Stunden im Leben der Protagonistin, die eingangs folgendermaßen beschrieben wird: "Ich, 33. Normal schlechte Kindheit, normal aussehend, normal alleine. normal übersättigt. Ein ganz normales Arschloch.'
    Das besondere an den beschriebenen 24 Stunden ist, dass die Protagonisten auf einmal durch Häuserwände der Großstadt sehen kann, in der sie lebt. Oder es sich einbildet und dem Wahnsinn verfallen ist. Darüber ist sich anfangs noch nicht sicher. Was sie mit ihren neuen Fähigkeiten sieht, sind nichts als Grausamkeiten, Perversitäten, Unheimlichkeiten und geplatzte Träume. "Immer widerlicher, was wir sehen, unmenschlicher, aber ist menschlich nicht schon das Schlimmste." Alles in schönen, kurzen Sätzen, nahezu ohne schwere Wörter. Wer Houllebecq mag, wird Berg sicher auch mögen. Wer die Idee von Kindern, die Tiere und Kleinkinder in die Mikrowelle stecken, nicht erschütternd oder so findet, sondern dämlich, der wird dieses Buch wohl nicht mögen.

  • Also doch nicht SO intuitiv :zwinker:


    doch, doch, aber wenn ich mir schon mal die PDF-Datei runterlade ...


    an gedruckten Büchern herrscht bei mir seit Jahresanfang eher Flaute. "Masante" zieht und zieht und zieht sich und wird nur aus Respekt vor Hildesheimer ... ach pfeif drauf, die letzten 100 Seiten kann er sich sonswo --- das ist wirklich ein blödes Buch. Besonders, wenn man "Tynset" kennt, das ein wirklich überragendes Werk ist. Aber Masante -- ne. Naja. Vielleicht geb ich ihm später in der Badewanne noch eine letzte Chance.


    Zwischendurch hab ich mal wieder einen Stephen-King-Schmöker weglesen wollen, aber das war ein Griff ins Klo: Duddits ist ein ganz fürchterlicher, kreuzlangweilger Quatsch.


    Dann griff ich zu Ross McDonalds "Der blaue Hammer". Aber ein Krimi, der es auch nach 50 Seiten nicht geschafft hat, mein Interesse zu wecken, hat keine guten Chancen, weiter gelesen zu werden.


    Derzeit weil 80. Geburtstag: Peter Hacks, Ascher gegen Jahn.


    Und als Dauerlektüre im Hintergrund: Gutzkows Zauberer von Rom (nach dem 1. Buch für King & McDonalds zur Seite gelegt).


  • Hallo Bigben,


    ach, da hätte ich gerne mitgelesen, das steht bei mir schon lange rum. Berichte bitte, wie es so ist.


    Werde ich machen. Aber Du kannst ja gerne noch mit einsteigen. :winken:



    Ich hab's bisher in keiner Literaturgeschichte gefunden!


    Es gibt von Arno Schmidt einen recht langen Essay dazu.



    Und als Dauerlektüre im Hintergrund: Gutzkows Zauberer von Rom (nach dem 1. Buch für King & McDonalds zur Seite gelegt).


    Der wartet auch noch auf mich. Aber sollte es nicht BurgerKing und McDonalds heißen. :wegrenn:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Hallo BigBen,



    [Werde ich machen. Aber Du kannst ja gerne noch mit einsteigen. :winken:


    danke, würde ich gerne. Habe aber noch ca. 700 Seiten derzeitige Lektüre vor der Brust.
    Worin ist der Essay von Arno Schmidt denn veröffentlicht?



    HG
    finsbury

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich quäle mich gerade Doderers Strudlhofstiege hoch, keuch:-(
    Ich glaube, alle Österreicher fliegen zum Fenster raus, oder könnt ihr mir einen Lesbaren empfehlen ;-)

  • Hallo Lost,



    Ich quäle mich gerade Doderers Strudlhofstiege hoch, keuch:-(
    Ich glaube, alle Österreicher fliegen zum Fenster raus, oder könnt ihr mir einen Lesbaren empfehlen ;-)


    Die Stiege ist so eine Qual gar nicht, wenigstens nicht wenn du den ersten Drittel hinter dir hast.
    Bevor du alle Österreicher zum Fenster raus wirfst, kann ich dir Joseph Roth (mein fast-Lieblings-Kakanier) empfehlen: Radetzkymarsch, Hotel Savoy und dann all die anderen...


    liebe Grüße
    donna

  • [quote='donna','http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/&postID=30158#post30158']
    Hallo Lost,


    Die Stiege ist so eine Qual gar nicht, wenigstens nicht wenn du den ersten Drittel hinter dir hast.
    Bevor du alle Österreicher zum Fenster raus wirfst, kann ich dir Joseph Roth (mein fast-Lieblings-Kakanier) empfehlen: Radetzkymarsch, Hotel Savoy und dann all die anderen...


    Danke donna,


    der Beitrag kommt genau im richtigen Moment. Eben habe ich den 2. Teil fertig, fix und fertig ;-) Meine Zweitleküre "Understanding Variable Stars" ist da schon angenehmer zu lesen :-(


    Der Radetzkymarsch ist auf der Leseliste. Schon das Fernsehspiel hat mich beeindruckt :-)
    Leutnant Gustl von Schnitzler war ja auch anregend zu lesen, sehr lebendig, und die Jellinek werfe ich auch nicht raus. So gibts doch ein paar durchaus brauchbare Österreicher ;-)
    Aber die Dämonen von Doderer, ob ich da noch Mal dran wage ?

  • Hallo,


    ich lese gerade "Gottes Werk und Teufels Beitrag" von John Irving, bzw. werde ich es gleich glesen haben. Denn es liegen nur noch 12 Seiten vor mir. 12 Seiten, die zu beginnen ich mich ein wenig scheue. Ich will nicht, dass das Buch schon endet. Es hat mir so gut gefallen, dass ich gerne noch ein bisschen Zeit in St. Cloud's und Ocean View und mit den liebgewonnenen Figuren verbringen würde. Na ja, aber gleich ist es vorbei...


    Nachher beginne ich dann entweder "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" von Milan Kundera oder "Salz auf unserer Haut" von Benoite Groult. Oder eben beide :smile:. Nachdem ich vor Kurzem mal wieder eine längere, und sehr blutige, Psychothrillerphase hatte, verlangt es mich im Moment sehr nach "schöner" Literatur. Nicht allzu anspruchsvoll, aber doch sehr nett zu lesen, sollte sie sein.


    Die richtigen Klassiker gönne ich mir zur Zeit eher häppchenweise. Gestern habe ich zum Beispiel die kurze Erzählung "Der Bau" von Franz Kafka gelesen. Die hat mir sehr gut gefallen. Aber ich glaube, dass ich mit Kafka eh nicht daneben greifen kann. Der gefällt mir eigentlich immer :smile:. Parallel zu meiner eigentlichen Lektüre lese ich auch jeden Tag noch ein paar Seiten aus "Afrika, dunkle, lockende Welt" von Karen Blixen und freue mich über die schönen Naturbeschreibungen.


    Schöne Grüße
    Tia

  • Durch den Fabian-Thread im großen Forum bin ich daran erinnert worden, daß ich schon längst mal etwas von Erich Kästners "Erwachsenen-Büchern" lesen wollte und habe mir demgemäß gleich den Fabian vorgenommen. Ich fand es sehr spannend, im Berlin der späten Zwanziger Jahre unterwegs zu sein und zu sehen, womit sich die jüngeren Leute damals "herumschlagen" mußten. Auf mich wirkt dieses Buch sehr modern; wäre da nicht die Erwähnung von Kommunisten und Faschisten, die sich gegenseitig bekriegen (und natürlich einige zeitgebundene Formulierungen), wäre es für mich zeitlich gar nicht so leicht einzuordnen.


    Jetzt habe ich mit Michael Kohlhaas begonnen, und bin ganz froh, mir dieses Buch doch noch zugelegt zu haben.


    Viele Grüße
    thopas


  • Ich quäle mich gerade Doderers Strudlhofstiege hoch, keuch:-(
    Ich glaube, alle Österreicher fliegen zum Fenster raus, oder könnt ihr mir einen Lesbaren empfehlen ;-)


    Also Die Merowinger von Doderer fand ich gut lesbar. Voller Ironie und Sarkasmus. Ich habe mich beim Lesen sehr gut amüsiert.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)