Das klingt gut, und es ist auch wichtig, dass wir diese großartigen Werke über dem aktuellen Konflikt nicht vergessen. Ich habe hier noch ungelesen sehr viel Leichteres über die russische Literatur von Wladimir Kaminer " Tolstois Bart und Tschechos Schuhe", eine vergnügliche Annäherung an die russischen Klassiker.
Was lest ihr gerade?
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Wiederlektüre:
Tolkien, Der Herr der Ringe.
Erstmals entliehen, das weiß ich noch genau, aus der Kinder- und Jugendbücherei meines Herkunftsortes, die grüne dreibändige Taschenbuchausgabe, das muss also 1972 oder danach gewesen sein.
Für einen Jungen ja auch sehr ansprechend, dickleibig, mit Karten ... ich muss es großartig gefunden haben. Über den Verfasser wusste ich nichts, woher denn.
Später gekauft, nochmal gelesen, vielleicht mit siebzehn, dann hat es mich nicht mehr interessiert. Taschenbuchkassette verkauft.
Über die Jahrzehnte kriegte ich mit, dass der Mythos Tolkien wuchs und wuchs.
Für Fantasy hab ich mich nie groß interessiert. Wahrscheinlich ist Tolkien aber auch so viel oder wenig Fantasy wie "Die Kinder der Finsternis", "Nibelungenlied" oder "Parzival".
Die Taschenbuchausgabe vor ein paar Jahren in einem Wartezimmer gefunden, Bücher zum Mitnehmen.
Die neue Übersetzung von Wolfgang Krege, die, wie der Exeget nachlas, durchaus umstritten ist.
Das grüne Outit zum Glück nicht groß verändert.
Passend dazu, und das gab es damals nicht, Musik von Mortiis, Thangorodrim, Elffor, und, gerade, Sequestered Keep.
Nach jetzt 100 Seiten weiß ich, dass ich weiterlesen werde.
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Meine Erstlektüre war in den Siebzigern, mit 17 oder 18. Ich habe das komplette Werk mehrmals wiedergelesen, auch meine 1987 und 1990 geborenen Töchter sind praktisch damit groß geworden. Meine grüne Ausgabe ist mit meinen Töchtern aus dem Haus verschwunden .... Seit Jahren habe ich eine gebundene Weltbild-Ausgabe, sechs Bände und den kleinen Hobbit zusammen im Schuber, die alte Übersetzung von Margaret Carroux. Vor einigen Jahren entdeckte ich den dicken, schön aufgemachten Band mit der Übersetzung von Krege in einem Antiquariat und der Inhaber versicherte mir, Krege sei zu Unrecht kritisiert worden; seine Übersetzung berücksichtige die verschiedenen Sprachebenen des Originals viel besser. Ich habe das Buch gekauft und plane irgendwann eine x-te Lektüre damit.
HdR wäre mein Buch für die Insel. Ohne Frage. -
So hat jeder seine Erfahrungen mit dem Herrn der Ringe. Meine ist, dass ich mit 18 oder 19 eine Verwandte in Berlin besuchte. Tja, und die hatte den Herrn der Ringe im Regal. Tagsüber war ich allein und hätte mir Berlin ansehen können. Was habe ich gemacht? In drei Tagen die Trilogie gelesen und von Berlin nichts mitgekriegt, nur abends kurz und dann gleich weitergelesen.
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Ich lese gerade Jorge Luis Borges: Das Evangelium nach Markus, eine höchst seltsame Erzählung mit einem so seltsameren Ende, das mir einige Tage lang immer wieder einmal durch den Kopf ging.
Nun überlege ich, ob ich mir sämtliche Erzählungen von Borges zulege...
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Nun überlege ich, ob ich mir sämtliche Erzählungen von Borges zulege...
Borges hat immer wieder mal grossartige Ideen. Einige davon sind ja legendär geworden. Aber in der Masse seiner Geschichtgen wird er für mein Dafürhalten dann doch repetitiv.
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Die habe ich immer wieder nur in Auszügen gelesen, das wäre mal eine durchgehende Lektüre wert. - Oder - je länger ich darüber nachdenke, kenne ich das doch ganz? Jedenfalls erhält der politisch korrekte Th. Mann nicht unerhebliche Schrammen durch diese Lektüre.
Oder andere Facetten schön, dass er so political correct gar nicht war, solche Autoren tun dringend not.
Schwierig mit dem Text, ich kenne mich in der Zeit, der Literatur der Zeit einfach zu wenig aus.
Wäre interessant, es in der Großen kommentierten Ausgabe zu lesen
https://www.fischerverlage.de/…politischen-9783100483485
aber das ist einfach nicht drin
Die Preissteigerungen bei dieser Ausgabe waren hier, glaub ich, irgendwann mal Thema. 178.00 Euro ... der seinerzeitige Eintrag im Perlentaucher vermerkt noch 80.00 Euro
https://www.perlentaucher.de/b…rter-ausgabe-band-13.html
ZitatWie ein Monolith steht dieser gewaltige Essay im Werk Thomas Manns. ›Die Betrachtungen eines Unpolitischen‹ werden gerne als konservatives Pamphlet, als Beleg für Thomas Manns reaktionäre Gesinnung während des Ersten Weltkriegs aufgefasst. Hermann Kurzke gelingt in seiner Neuedition eine andere und aufregende Lesart, die den Text in den liberalen Diskurs zurückholt. Zahlreiche Zeugnisse und Quellen, die Kurzke während seiner jahrelangen Beschäftigung mit den ›Betrachtungen‹ nachweisen konnte, legen nahe, den Essay als mal leidenschaftliches, mal ironisch gebrochenes Zeugnis eines permanenten Selbstwiderspruchs zu lesen. Eines der zentralen Werke Thomas Manns wird mit dieser Edition endlich neu erschlossen.
Wenn es gar nicht mehr weitergeht, wiederwiederlese ich jetzt "Buddenbrooks", das möchte ich doch noch mal haben. Geht auch in Bus und S-Bahn ganz gut.
Leibgeber wünscht frohe Feiertage.
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Ich werde Buddenbrooks auch sicher nochmal wiederlesen, wäre bei mir das vierte Mal.
Manchmal denke ich, so in zehn Jahren (falls ich dann noch lebe) schmeiße ich alle Bücher raus bis auf die "all-time-faves". Die, die man fast auswendig kennt und trotzdem immer wieder lesen kann. Insgesamt nicht mehr als fünfzig oder so. Und die reichen dann für den Rest. -
Oder andere Facetten schön, dass er so political correct gar nicht war, solche Autoren tun dringend not.
Schwierig mit dem Text, ich kenne mich in der Zeit, der Literatur der Zeit einfach zu wenig aus.
Naja, polical correctnis muss selbstredend nicht unbedingt sein. Aber patriotische Gesülze über Deutschtum im Ersten Weltkrieg brauche ich auch nicht.
M. E. ist eine kommentierte Ausgabe nicht unbedingt notwendig. Wer jetzt historisch nicht völlig unbeleckt über diese Zeit ist, braucht derlei nicht.
Meine Lektüre liegt - wie erwähnt - zurück. Aber ich habe sie als erhellend bezüglich der politischen Einstellung von Th. Mann in Erinnerung - und habe das für mich weitergesponnen: Was, wenn er keine jüdische Frau gehabt hätte, keinen älteren Bruder, der dezidiert links war - wie hätte er sich dann in der Nazi-Zeit verhalten? - so wie Adorno, der in seiner Einfalt und in seinem Opportunismus eine Anfrage bezüglich Aufnahme in die Reichsschrifttumkammer gestellt hat?
Mit Th. Mann assoziiert man fast automatisch (in Bezug auf Politik) seine BBC-Ansprachen, seine Haltung zum NS-Reich. Man vergisst möglicherweise, dass solche Einstellungen nicht in Stein gemeißelt sind, oft recht kontingente Ursachen haben. Insofern habe ich die Lektüre als anregend im Gedächtnis, als Zeitdokument. (Ich bin mir nicht sicher: Aber ich glaube, dass es auch Bestrebungen gab, die "Betrachtungen" zu schönen, manches wegzulassen.)
So nebenbei: Ich liebe Manns Romane, fast alle (bis auf "Königliche Hoheit", der wenig Substanz hat, ein bisschen wie Zuckerwatte schmeckt).
lg
s.
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Ich lese nun schon einige Zeit an Chaucers "Canterbury Tales". Mit gemischten Gefühlen und relativ wenig Begeisterung (Dünndruckausgabe des Insel-Verlages in der Übertragung von Martin Lehnert). Als das Interessantest empfand ich bislang den ausführlichen Anmerkungsteil, der Text selbst (liegt es an der Übersetzung? glaube ich fast nicht) liest sich etwas holpernd, wenig eingängig. Natürlich, Englisch aus dem 14. Jahrhundert ins Deutsche von heute zu übertragen und dem Original einigermaßen treu zu bleiben ist sicherlich schwer. Aber wie gesagt - mitreißend ist das nicht gerade. Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen?
lg
s.
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Ich habe die Canterbury Tales Anfang Jahr mal angelesen, bin aber über den Prolog nicht hinausgekommen, kann also zu den eigentlichen Erzählungen nichts sagen. Dass ich nicht weiter gekommen bin, lag vor allem daran, dass ich versuchte, den Text im mittelenglischen Original zu lesen. Da habe ich mich wohl übernommen, obwohl ich der Meinung bin, als Student zumindest die eine oder andere Erzählung geschafft zu haben. Hilft jetzt auch nicht weiter, ich weiss.
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Mit Th. Mann assoziiert man fast automatisch (in Bezug auf Politik) seine BBC-Ansprachen, seine Haltung zum NS-Reich. Man vergisst möglicherweise, dass solche Einstellungen nicht in Stein gemeißelt sind, oft recht kontingente Ursachen haben. Insofern habe ich die Lektüre als anregend im Gedächtnis, als Zeitdokument. (Ich bin mir nicht sicher: Aber ich glaube, dass es auch Bestrebungen gab, die "Betrachtungen" zu schönen, manches wegzulassen.)
So lese ich das auch. Zeitdokument. Aus einem Abstand von 106 Jahren.
Und spannend finde ich, zum Beispiel, auch seine Ausführungen über das Geprägtsein durch Schopenhauer und Nietzsche.
Wagner, okay ... den nehme ich zur Kenntnis. So wie bei Nietzsche auch. Einer, der solche Größen geprägt und - Opern komponiert hat
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Ich habe nun Kazuo Ishiguros - Der begrabene Riese "ausgelesen", ich weiß nun nicht ober dieses Buch ein Roman ist, oder dem Fanatasy-Genre zugeordnet wird, und so genannte Kenner mögen die bibliomanische Nase rümpfen, denn unter die "reine Lehre" fällt dieses Buch wohl nicht.
(Was immer man darunter auch versteht.)
Mir jedenfalls hat dieses Buch ausnehmend gut gefallen, es hat mich nachdenklich und ein wenig traurig gemacht und das kann ich nicht von jedem Buch sagen, das ich in letzter Zeit las.
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Wie kommst du auf die Idee, dass es keine Fantasy-Romane gibt?
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Wie kommst du auf die Idee, dass es keine Fantasy-Romane gibt?
Das steht doch gar nicht in Vults Beitrag.
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Das steht doch gar nicht in Vults Beitrag.
... ein Roman ist, oder dem Fanatasy-Genre zugeordnet wird, ...
na ja, so indirekt...
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na ja, so indirekt...
Nein, auch nicht indirekt.
Ich schrieb:
Zitatich weiß nun nicht ober dieses Buch ein Roman ist, oder dem Fanatasy-Genre zugeordnet wird,
Weil, einige Rezensenten haben dieses Buch mehr oder weniger benörgelt und bemeckert, weil man wohl von Kazuo Ishiguro etwas "schwerere" Literatur erwartet hatte, andere Rezensenten lobten hingegen wieder die Schlusszene des Buches, als eine der unvergesslichsten der jüngeren Literatur (Perlentaucher), aber eigentlich mir völlig egal.
Denn Ishiguro bietet in seinem Buch eine phantastische und eigentliche unheimlich anmutende Welt, mit Drachen, schrecklichen Nebeln, allerlei Dämonen, also irgendwie alles so ein bisschen apokalyptisch, und lest es doch selbst einmal.
Mir hat es jedenfalls gefallen und das passiert nicht mehr oft, mit der "jüngeren Literatur".
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Über den Jahreswechsel hinweg bin ich immer noch gerne mit Dickens "David Copperfield" beschäftigt, im ersten Teil eine erschütternde Sozial- und Erziehungsstudie, im zweiten Teil ein Aufmarsch skurriler, meist liebenswerter Typen und spannender Handlung, wie man sie von Dickens kennt. Und natürlich Uriah Heep, einer der interessantesten Bösewichte der Weltliteratur ... . Nebenher eine Schnitzler-Biografie, denn mit dessen Erzählungen will ich mich bald weiter befassen, nachdem mir "Casanovas Heimfahrt" so gut gefallen hat. Und begonnen habe ich mit einer Anthologie naturalistischer Lyrik, wo im Moment das interessante Vorwort zu dieser Epoche ansteht. Ich hatte bisher gar nicht gewusst, dass die Naturalisten auch im Bereich Lyrik stärker unterwegs waren. Für mich war das immer ein Widerspruch.
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Ich habe "Der begrabene Riese" 2015 gelesen und eben mal herausgesucht, was ich in meinem damaligen Lieblingsforum dazu schrieb (während des Lesens, ich war also noch nicht ganz durch):
"
Ein kurioses Buch. Ich kann nicht anders, als das Buch als Allegorie auffassen, und suche ständig nach Deutungshinweisen. Auf den ersten Seiten dachte ich gar, die handelnden Personen seien Kaninchen (wohl weil ich mich sehr an ein bestimmtes Kapitel in "Watership Down" erinnert fühlte). Inzwischen weiß ich, dass das nicht stimmen kann, bin aber immer noch nicht sicher, ob es ein historischer Roman werden soll oder eher etwas aus der Riege Phantastica. Manche Figuren scheinen immer noch eindeutig allegorisch, vor allem der Fährmann, der sich weigert, Ehepaare gemeinsam überzusetzen, wenn sie einander nicht wirklich innig lieben."
Ein Mitforist, der mir das Buch empfohlen hatte, verglich es mit Kafkas "Verwandlung" oder Ransmayrs "Die letzte Welt" und sah es als eindeutig allegorisch an. -
Ich habe "Der begrabene Riese" 2015 gelesen und eben mal herausgesucht, was ich in meinem damaligen Lieblingsforum dazu schrieb (während des Lesens, ich war also noch nicht ganz durch):
"
Ein kurioses Buch. Ich kann nicht anders, als das Buch als Allegorie auffassen, und suche ständig nach Deutungshinweisen. Auf den ersten Seiten dachte ich gar, die handelnden Personen seien Kaninchen (wohl weil ich mich sehr an ein bestimmtes Kapitel in "Watership Down" erinnert fühlte). Inzwischen weiß ich, dass das nicht stimmen kann, bin aber immer noch nicht sicher, ob es ein historischer Roman werden soll oder eher etwas aus der Riege Phantastica. Manche Figuren scheinen immer noch eindeutig allegorisch, vor allem der Fährmann, der sich weigert, Ehepaare gemeinsam überzusetzen, wenn sie einander nicht wirklich innig lieben."
Ein Mitforist, der mir das Buch empfohlen hatte, verglich es mit Kafkas "Verwandlung" oder Ransmayrs "Die letzte Welt" und sah es als eindeutig allegorisch an.Danke für die Ergänzungen zum Buch!
Hier nun neu auf dem Lesetisch bibliomanischer Begierden: Tschechow, sämtliche Briefe in fünf Bänden, Diogenes. Enthalten sind die Briefe von 1877-1889, 1889-1892, 1892-1897, 1897-1901, und 1901-1904.
Und ich freue mich darauf, gehört doch Tschechow, oder Čechov zu meinen persönlichen "Unsterblichen".