Wusste gar nicht, dass es eine revidierte Neuauflage der "Ästehtik des Widerstandes" gibt. Während meines Studiums in den Achtzigern habe ich dazu gearbeitet, allerdings nicht zur Entstehungsgeschichte, sondern zur Struktur des Romans. Damals wurde auch im dazugehörigen Seminar soweit ich mich erinnere, über den Aspekt unterschiedlicher Ausgaben nicht gesprochen.
Wie auch immer, der Roman lohnt, wenn er auch sicher anstrengend zu lesen ist. Aber viele seiner nachdrücklichen Szenen sind mir bis heute im Sinn geblieben, insbesondere auch die sozialkritische Analyse einiger Kunstwerke und Bücher, neben der des Pergamon-Altars insbesondere auch die des Géricault-Gemäldes "Das Floß der Medusa" und die des Romans von ? einer schwedischen Autorin??, was ich aber in dem Wiki-Artikel nicht wiederfinde.
Bin gespannt, was du über den Roman schreibst, sandhofer. Vermutlich nicht deine Erstlektüre?
Was lest ihr gerade?
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Ja, besonders reizvoll ist, dass die drei Bände im Kern die gleiche Geschichte erzählen, aber jeweils aus der Sicht einer anderen Person.
Das Letztere erinnert mich an das Alexandria-Quartett von Lawrence Durrell, da wird die gleiche Geschichte sogar viermal erzählt, ohne dass man sich irgendwie langweilt.
Den Tipp Alexandria-Quartett muss ich mir mal näher anschauen, finsbury. Ich mag wenn britische Kolonialgesellschaft thematisiert wird in Verbindung mit einer Familiengeschichte oder ähnliche Beziehungen.
"Eine untadeliger Mann" hat mir auch gut gefallen. Old Filth Kindheit erinnert an Kipling, Kindheit zum Teil in Asien, Internatszeit bei fremder Familie in England.
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Bin gespannt, was du über den Roman schreibst, sandhofer. Vermutlich nicht deine Erstlektüre?
Doch. Als er damals bei Suhrkamp erschien, hatte mich der Einheitsbrei, in den das Lektorart des Verlags seine Autoren bzw. deren Stil nach und nach zu verwandeln suchte, bereits so abgetörnt, dass ich keine Suhrkamp-Belletristik mehr las. Um so mehr bin ich jetzt auf die revidierte Ausgabe gespannt. Zumindest sprachlich kommt Weiss ja sehr wuchtig daher. Sein Sozialismus scheint mir etwas naiv, aber es kann auch sein, dass es der des knapp 20-jährigen Ich-Erzählers ist. Das würde es dann erklären.
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Peter Weiss: Ästhetik des WiderstandsIch möchte dazu nochmals auf das Hörspiel aufmerksam machen. Noch ist der Download kostenfrei.
Danke, Maria, ich hätte das sonst auch gemacht. Die Bearbeitung ist trotz der 12 Stünden natürlich gekürzt, trotzdem aber ein exzellenter Weg, das Werk kennenzulernen. Ich bin froh, das Buch auf diese Weise kennen gelernt zu haben. Die Tiefe und Gründlichkeit, mit der der Autor sich einigen Aspekten des kommunistischen nd linken Widerstandes widmet, ist beispiellos und eine sehr wichtige Ergänzung zum bürgerlichen und adeligen Widerstand, der in vielen Milieus doch der stark die Erinnerungskultur dominiert.
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das Alexandria-Quartett lohnt auf jeden Fall, wenn es auch keine Familiengeschichte im engeren Sinne ist. Ich habe es 2007 im Umkreis einer Ägypten-Rundreise gelesen und fand es als Hintergrund sehr erhellend. Es hat tolle Szenen und ist neben seiner interessanten Struktur auch meist ziemlich spannend.
sandhofer und Newman,
ich fand die Nachzeichnung des bildungseifrigen Arbeiters in der "Ästhetik" damals auch ziemlich übertrieben und naiv, aber die Analyse der Kunstwerke und des historischen Widerstands ist für ein fiktional-literarisches Werk, zumindest im deutschen Sprachraum, beispiellos und führt einen weiter im Begreifen der Welt, auch wenn man den ideologischen Ansatz nicht oder nur zum Teil teilt.
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Etwas Leichtes zum Entspannen: "Die Mars-Chroniken" von Ray Bradbury. (obwohl nach Ulysses alles leichte Lektüre ist :breitgrins:)
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Über die Weihnachtstage habe ich - nachgeradezu antizyklisch - einen Roman von Jeroen Brouwers gelesen: Das Holz.
Antizyklisch deshalb, weil es während der Karwoche in einer niederländischen Klosterschule spielt. Ein dunkler, verstörender und deprimierender Roman, allerdings glänzend erzählt.
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Danach ging es etwas leichter weiter: Der Herr der kleinen Vögel von Yoko Ogawa ist eine anrührend-stille Geschichte um einen einsamen Mann, der sich nach dem Tod seines Bruders um die Vogelvoliere eines Kindergartens kümmert.
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Anschließend habe ich den Band mit Briefen und Tagebuchaufzeichnungen von Michail Bulgakow gelesen: Ich bin zum Schweigen verdammt. Bulgakows Romane und Erzählungen mag ich sehr, allen voran 'Die weiße Garde'. Die Geschichte des Lebens hinter dem Werk ist weniger erheiternd, eine unablässige Folge von Verboten, Einschränkungen, Krankheit und abgelehnten Reisen ins Ausland...
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Interessant, der Hinweis auf die auotbiografischen Schriften Bulgakows. Das wäre wohl auch etwas für mich. Ich mag Bulgakow auch sehr und "Die weiße Garde" liegt noch ungelesen hier. Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, @Newman.
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Interessant, der Hinweis auf die auotbiografischen Schriften Bulgakows. Das wäre wohl auch etwas für mich. Ich mag Bulgakow auch sehr und "Die weiße Garde" liegt noch ungelesen hier. Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, @Newman.Zum Biographischen Werk von Bulgakows gehört auch "Arztgeschichten" . Bulgakow als junger Landarzt! Empfehlenswert!
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Interessant, der Hinweis auf die auotbiografischen Schriften Bulgakows. Das wäre wohl auch etwas für mich. Ich mag Bulgakow auch sehr und "Die weiße Garde" liegt noch ungelesen hier. Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, @Newman.Oh, die weiße Garde ist ein wundervoller Roman. Schon diese ersten Sätze jagen mir Schauer über den Rücken...
JMaria: Ja, die "Aufzeichnungen eines jungen Arztes" sind großartig, herrlich grotesk und bizarr.
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"Als unser Deutsch erfunden wurde: Reise in die Lutherzeit" von Bruno Preisendörfer
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Ist das Buch gut?
Ich frage mich immer, wer sich diese behämmerten Titel ausdenkt. Noch schlimmer war 'Als Deutschland noch nicht Deutschland war' - da ging es dann um die Goethezeit. Als ob es zur Goethezeit noch kein 'Deutschland' gegeben hätte. Aua. :zwinker:
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Ist das Buch gut?Preisendörfer war auf alle Fälle sehr fleißig. Das Buch liest sich zwar nicht sehr flüssig, man wird aber mit Informationen überschüttet.
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JHNewman
Das schon, aber nicht in der Form als Staat. Da gab es noch das heilige Römische Reich deutscher Nation. Insofern stimmt das also schon, auch wenn der Titel wirklich unglücklich gewählt ist.Es gab keinen deutschen Nationalstaat, aber es gab natürlich 'Deutschland' als 'Nation', als kulturelle und sprachliche Größe und als Siedlungsgebiet des deutschen Volkes. Selbst das heilige römische Reich gab sich den Zusatz 'deutscher Nation'. Und auch Heinrich Heine konnte ein Buch mit dem Titel 'Deutschland. Ein Wintermärchen' schreiben, bevor der deutsche Nationalstaat später entstand.
Also gab es Deutschland, es wurde auch als 'Deutschland' bezeichnet, aber es war politisch ganz anders geordnet und verfasst. Was nicht heißt, dass es nicht 'Deutschland' war. Jeder Oberstufenschüler bekäme für die Aussage: "Deutschland war damals noch nicht Deutschland" null Punkte. :zwinker:
Also müsste das Buch den Titel tragen: Als Deutschland noch kein Nationalstaat war. Klingt natürlich nicht griffig, weshalb dann Journalisten (wie Peisendörfer) sich lieber für die griffigere, aber sachlich falsche Formulierung entscheiden. *seufz*
Genausowenig hat Luther unser Deutsch erfunden, er hat es beeinflusst und geprägt, aber erfunden sicher nicht...
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Oh, die weiße Garde ist ein wundervoller Roman. Schon diese ersten Sätze jagen mir Schauer über den Rücken...
JMaria: Ja, die "Aufzeichnungen eines jungen Arztes" sind großartig, herrlich grotesk und bizarr.
Ihr habt mich jetzt ganz neugierig auf Bulgakow gemacht, von dem ich noch nichts gelesen habe. Der erste Absatz hat jeweils gereicht, dass die Bücher sofort auf die Leseliste gewandert sind ...
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Die Titel werden ja oft vom Verlag dem Autor aufgedrängt. Aber wenn man mal den Titel beiseite lässt hat man doch ein sehr interessantes Buch. Ich habe jetzt ca. die Hälfte gelesen und mich an den Stil des Autors gewöhnt. Und eine ganze Menge übe die damalige Zeit gelernt.
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Ich nehme ins neue Jahr mit (hab es leider nicht beenden können, sonst wäre es auch ein Highlight 2016 geworden, nach 3/4 des Buches)...
"Augustus" von John Williams
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