Was lest ihr gerade?

  • Falsche Taktik finsbury!


    Ich lese "Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt" von Jörg Baberowski. Da freut man sich selbst auf Goethe-Lektüre und nützlich ist es auch, wenn man Kinder hat.


    Und was haben die Kinder damit zu tun?
    Übrigens ist Mitford doch noch mehr seicht als nur leicht, dann freut man sich auch wieder auf Urvater Goethe.

  • Nachdem ich es immer wieder, unter anderem auch hier, empfohlen gefunden hatte, aber heute endlich:
    Marie von Ebner-Eschenbach: Das Gemeindekind.


    Text, nehme ich an, von [url=http://www.zeno.org/Literatur/M/Ebner-Eschenbach,+Marie+von]Zeno[/url].
    Kobo auf dem Büroschreibtisch, natürlich NUR für die Mittagspause :winken:


    *freu*

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • "Aldo Manuzio - Vom Drucken und Verbreiten schöner Bücher" von Verena von der Heyden-Rynsch


    [kaufen='978-3803113023'][/kaufen]

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • "Der Report der Magd" von Margaret Atwood


    Las ich vor einigen Jahren und fand ihn eine sehr beeindruckende und intensive Dystopie. Mir ist lustigerweise besonders im Gedächtnis geblieben, wie die Hauptfigur darunter leidet, dass sie nur billige Seife und keine Creme fürs Gesicht bekommt. Das ist jetzt nicht ironisch gemeint, sondern die Auswirkungen auf das Wohlbefinden werden sehr realistisch geschildert. Übrigens wird ein ähnliches Problem auch im Stillen Don von Scholochov dargestellt.

  • Las ich vor einigen Jahren und fand ihn eine sehr beeindruckende und intensive Dystopie. Mir ist lustigerweise besonders im Gedächtnis geblieben, wie die Hauptfigur darunter leidet, dass sie nur billige Seife und keine Creme fürs Gesicht bekommt. Das ist jetzt nicht ironisch gemeint, sondern die Auswirkungen auf das Wohlbefinden werden sehr realistisch geschildert. Übrigens wird ein ähnliches Problem auch im Stillen Don von Scholochov dargestellt.


    Oh man, sag bloß sowas nicht. Sonst MUSS ich das Buch dann doch noch lesen, also: den Don. Den wollte ich eigentlich umgehen...

  • Scholochow habe ich als Schüler gelesen und fand es sehr beeindruckend/bedrückend. Man sollte unbedingt etwas von ihm lesen. Egal was.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Scholochow habe ich als Schüler gelesen und fand es sehr beeindruckend/bedrückend. Man sollte unbedingt etwas von ihm lesen. Egal was.


    Für mich war der "Don" ein ganz großes Leseerlebnis. Er umfasst einerseits eine ganze Welt und ist andererseits bis ins kleinste - wie am obigen Beispiel mit der Seife sichtbar - ausgemalt. Ich finde ihn auch durchaus differenziert mit den russisch/sowjetischen Positionen der damaligen Zeit umgehend. Es ist allerdings sehr lange her, dass ich ihn gelesen habe. Da wäre eventuell mal eine Leserunde fällig?! :zwinker:

  • Mir ist das immer als der Inbegriff der Langatmigkeit angedroht worden. In einer Zeitungsredaktion hatte ich mal die Aufgabe aus einem Leserbrief den "langen Don" rauszukürzen... Sprich, aus vier Seiten Rentnergeschwafel zehn Zeilen zu machen. Aber wenn ihr meint. Wenn ich mal Zeit finde.

  • Mir ist erinnerlich, dass ich den Roman ungeheuer spannend fand und geradezu verschlungen habe. Ich hatte die ersten beiden Teile in Berlin auf dem Flohmarkt gekauft und konnte dann in Bonn die restlichen beiden Bände lange nicht als Einzelausgabe finden. Die Zwangspause fand ich ganz schrecklich. Später habe ich dann den 3. und 4. Band in einer dtv-Ausgabe in der marxistischen Buchhandlung vor Ort gefunden, ausgerechnet ... .

  • Ok Ok! Ich les ja schon schneller an meinen aktuellen Büchern und werde dann sofort den Don einschieben. :)

  • Ich lese jetzt endlich "Die Ringe des Saturn" von W. G. Sebald.


    Endlich, da mir ein Kollege vor über 15 Jahren von diesem Buch erzählte, ich es interessant fand und es trotzdem, warum auch immer, wieder vergaß. Vor zwei oder drei Jahren entdeckte ich es wieder und jetzt ist es an der Reihe. Nach den ersten Seiten zu schließen, eine sehr gute Wahl!


    Gruß, Gina


  • Ich lese jetzt endlich "Die Ringe des Saturn" von W. G. Sebald.


    Endlich, da mir ein Kollege vor über 15 Jahren von diesem Buch erzählte, ich es interessant fand und es trotzdem, warum auch immer, wieder vergaß. Vor zwei oder drei Jahren entdeckte ich es wieder und jetzt ist es an der Reihe. Nach den ersten Seiten zu schließen, eine sehr gute Wahl!


    Gruß, Gina


    Hab ich auch noch im Bücheregal stehen, ungelesen!
    Bin auf deine Eindrücke gespannt.


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Canetti: Die Blendung


    Ich wäre entschieden verärgerter über das Ausbleiben meines Lieferanten, hätte er mich nicht mit dem Canetti überrascht. Stilistisch wie auch inhaltlich an Balzac anknüpfend, bin ich im Moment bei der Stelle, an der Kien diese berauschende Rede an seine Bücher hält. Insgesamt scheint es eh eine bitterböse Parabel auf die Zustände im dritten Reich zu sein, wobei ich mich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht in unsinnige Spekulationen verlieren möchte. Jedenfalls das beste Buch, dass mir bisher fälschlicherweise geliefert wurde, weshalb ich meine Teilnahme an der LR jetzt kategorisch absagen muss. Eventuell lege ich mir die Wanderjahre zu, wenn ich das nächste Mal dazu komme, selbst in die Hauptstadt zu reiten. Wenn es meine Zeit dann erlaubt, schreibe ich vielleicht auch noch einen kleinen Aufsatz darüber, wobei dann aber wieder zu befürchten ist, dass es zu unschönen Fehlinterpretationen kommt.

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Canetti: Die Blendung


    Ich wäre entschieden verärgerter über das Ausbleiben meines Lieferanten, hätte er mich nicht mit dem Canetti überrascht. Stilistisch wie auch inhaltlich an Balzac anknüpfend, bin ich im Moment bei der Stelle, an der Kien diese berauschende Rede an seine Bücher hält. Insgesamt scheint es eh eine bitterböse Parabel auf die Zustände im dritten Reich zu sein, wobei ich mich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht in unsinnige Spekulationen verlieren möchte. Jedenfalls das beste Buch, dass mir bisher fälschlicherweise geliefert wurde, weshalb ich meine Teilnahme an der LR jetzt kategorisch absagen muss. Eventuell lege ich mir die Wanderjahre zu, wenn ich das nächste Mal dazu komme, selbst in die Hauptstadt zu reiten. Wenn es meine Zeit dann erlaubt, schreibe ich vielleicht auch noch einen kleinen Aufsatz darüber, wobei dann aber wieder zu befürchten ist, dass es zu unschönen Fehlinterpretationen kommt.


    Du könntest immer Mal wieder etwas für uns verwöhnte mitteleuropäische Bücherwürmer über deine Erfahrungen aus Westafrika schreiben. Wer weiß, in ein paar Jahren satteln wir auch unsere Pferde um an ein richtiges Buch zu kommen.
    Was treibst du eigentlich da unten?


    Ich selbst hangele mich langsam und mit wenig Motivation durch die Wanderjahre, lese aber nebenbei, bzw. hauptsächlich noch "Der stolze Turm" von Barbara Tuchman (mit dem besten Essay über die Dreyfusaffäre, das ich bisher gelesen habe) und Literaturklatsch von Raddatz in seinen Tagebüchern.


  • Ich selbst hangele mich langsam und mit wenig Motivation durch die Wanderjahre, lese aber nebenbei, bzw. hauptsächlich noch "Der stolze Turm" von Barbara Tuchman (mit dem besten Essay über die Dreyfusaffäre, das ich bisher gelesen habe) und Literaturklatsch von Raddatz in seinen Tagebüchern.


    Vielleicht als Trost und zur Hebung Deiner Motivation: Ich persönlich finde die Wanderjahre weitaus lesbarer und gewinnbringender als die 'Blendung' (die ich für ein fürchterliches Buch halte). :winken:

  • Hab ich auch noch im Bücheregal stehen, ungelesen!
    Bin auf deine Eindrücke gespannt.


    LG
    Maria


    Ich habe inzwischen einige Seiten gelesen und mein erster Eindruck hat sich bestätigt. "Die Ringe des Saturn" haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen! Dies ist wirklich ein besonderer Reisebericht. Natürlich berichtet Sebald von seiner Wanderung, was er unterwegs sieht und besichtigt, aber er erzählt auch Geschichte und Geschichten - Menschen, Orte, Jahre und Jahrhunderte gehen fließend ineinander über, so dass man sich z. B. mit Joseph Conrad im Kongo oder beim Kaiser in China wiederfindet. Das ist aber weder verwirrend noch willkürlich - es besteht immer eine Verbindung zu seiner Wanderung in Suffolk.


    Mir gefällt vor allem auch Sebalds genaue Sprache. Als er jetzt nach 15 Jahren wieder nach Lowestoft kommt, ist ihm unbegreiflich, wie weit der Ort heruntergekommen ist. Und dieses Heruntergekommene wird besonders deutlich, als er sein Abendessen im Hotel beschreibt. Man sieht das Essen regelrecht vor sich .... iiiiiiiiiih!


    Und dann - wieder eine Verbindung zu Pepys:
    Sebald blickt in Southwold abends aufs Meer und malt sich aus, welche Szenen sich dort wohl im Mai 1672 abgespielt haben. Es war die Seeschlacht von Solebay (3. Englisch-Niederländischer Seekrieg): "Verschiedene Augenzeugen wollen den nahezu drei Zentner schweren Earl von Sandwich, den Befehlshaber der englischen Flotte, zuletzt von Flammen umzingelt und verzweiflungsvoll gestikulierend auf dem Hinterdeck gesehen haben."


    Der 1. Earl of Sandwich (Edward Montagu) fiel in dieser Schlacht - der Förderer von Samuel Pepys!


    Gruß, Gina