Hallo allerseits
Ich lese gerade "Dr. Schiwago" und habe mir eine interessante Stelle markiert, die ich gleich zitieren werde.
Hier erklärt der Autor seine Ansichten über andere Autoren. Auch bei Dostojewski ist mir Ähnliches schon untergekommen.
So dachte ich mir vorhin, dass es auch mal interessant sein könne, zu erfahren, wie Schriftsteller über andere Schriftsteller denken oder in diesem Falle dachten.
Also:
" Von allem, was russisch ist, liebe ich zur Zeit am meisten die russische Kindlichkeit eines Puschkin und eines Tschechov, ihre scheue Zurückhaltung vor so hochtönenden Begriffen wie 'die letzten Ziele der Menschheit' und ihre Unbesorgtheit um ihr eigenes Wohlergehen. Natürlich hatten sie auch von diesen Dingen bestimmte Vorstellungen, aber sie hätten ihren Ideen nie auf so unbescheidene Weise Ausdruck verliehen - das entsprach nicht ihrem Geschmack und ihrer Denkweise! Gogol, Tolstoi und Dostojewskij haben sich voller Unruhe auf den Tod vorbereitet. Sie suchten nach dem Sinn des Lebens und kamen zu gewissen Schlussfolgerungen. Puschkin und Tschechow dagegen waren bis zuletzt durch die täglichen Sorgen abgelenkt, die ihr Künstlerberuf mit sich brachte. Ihr Leben war eine Kette von Einzelereignissen persönlicher oder beruflicher Art, die niemanden außer sie selbst etwas angingen. Aber gerade diese individuellen Zufälligkeiten ihres Daseins sind jetzt Allgemeingut geworden. Wie Äpfel, die noch grün vom Baum gepflückt wurden, sind sie erst allmählich reif und süß geworden und haben erst in der Nachwelt ihre wahre Bedeutung erlangt."