Ein Klassikerforumswettbewerb für 2022 - Kommentare und Diskussionen

  • Ich habe meine neue Liste aufgestellt, die nicht vollständig ist.

    Ich bin ab Januar in einer Leserunde mit Doktor Faustus von Thomas Mann.

    Außerdem möchte ich einige Bände von Julien Green und vor allem Margaret Atwood lesen.

    Und schließlich plane ich eine Zeitreise nach Mexiko mit Eduard Stucken "Die weißen Götter" und werde wahrscheinlich flankierend "Der Tod der gefiederten Schlange" von Richard L. Marks dazu lesen, wenn ich es schaffe.


    Zur Liste des letzten Jahres: Anna Karenina lese ich kapitelweise beim Frühstück und beende das noch im Dezember. Die anderen nicht gelesenen Bücher setze ich mir lieber nicht mehr auf die Liste - ich werde sie auf jeden Fall lesen, vor allem die da Vinci-Biographie und den Huck Finn (kommentierte Ausgabe), aber es sind beides sehr sperrige Bücher und passen nicht immer.

  • Ich schließe mich an, sehr interessante Titel bisher.


    Meine Liste befindet sich noch in Vorbereitung (rein imaginär), sie soll auf jeden Fall etwas von Raabe, Hauff, Tieck und Ebner-Eschenbach enthalten. Vorschläge sind gerne willkommen.


    Edit: Perutz wird sicher wieder dabei sein, Dickens ebenso und E.T.A. Hoffmanns Serapionsbrüder werde ich auch zwischendrin weiterlesen.

  • Das sind interessante Titel, die du genannt hast, sandhofer. "Lichtenstein" von Hauff habe ich, aber noch nicht gelesen. Diesen Sommer habe ich die Burg auf der Schwäbischen Alb besucht, die von Wilhelm Graf von Württemberg im Stil des romantisierenden Historismus dem Vorbild der Burg aus dem Roman nachgebaut wurde, zwar ein bisschen kitschig, abe schon sehr imposant und schön, auf ihrem Felssporn über den Tälern der Schwäbishen Alb gelegen.

    Die beiden anderen TItel habe ich nicht, sind aber interessant.


    Im laufenden Jahr habe ich mit meinen Lektüreplänen total an meinen dann eintretenden Leseinteressen und -möglichkeiten vorbeigeplant, deshalb habe ich mir für das kommende Jahr nur vorgenommen, was ich auch wirklich schaffen werde und mich auch längerfristig interessiert.
    2022 ist mein letztes Jahr, das ich voll durcharbeite, und ich merke halt, dass ich nebenbei nicht mehr soviel schaffe wie früher. Ab Sommer 23 habe ich dann hoffentlich viel mehr Zeit und auch innere Ruhe für komplexe Lektüre, die vielleicht auch nicht sofort meinem Leseinteresse entspricht.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Zefira, du hast in deiner -Liste auch Laxness' Roman "Das wiedergefundene Paradies" aufgeführt. Wenn du möchtest, würde ich das Buch gerne mit dir zusammen lesen. Ich habe vor einigen Jahren eine Gesamtausgabe der Laxness-Romane gekauft, diesen letzten großen Roman aber noch nicht gelesen. Muss aber nicht sofort im Januar sein, da habe ich noch eine andere Lektüre vor.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ja, das können wir gerne so machen. Ich habe bisher nur für den Januar eine feste Leserunde, und da ist es auch kein so dickes Buch, sodass ich im Prinzip schon im Februar mit dir lesen könnte.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich lese gerade Thomas Mann - Tod in Venedig.

    Jetzt ist die Novelle ja nicht gerade lang und hat auch nur 5 Kapitel. Und wenn ich ehrlich bin, wusste ich bis Kapitel 3 nicht, was der Sinn der Geschichte ist. Ich habe das Gefühl, dass Thomas Mann die längeren Bücher mehr lagen. Da konnte er ausschweifend erzählen.

  • Ich lese gerade Thomas Mann - Tod in Venedig.

    Jetzt ist die Novelle ja nicht gerade lang und hat auch nur 5 Kapitel. Und wenn ich ehrlich bin, wusste ich bis Kapitel 3 nicht, was der Sinn der Geschichte ist. Ich habe das Gefühl, dass Thomas Mann die längeren Bücher mehr lagen. Da konnte er ausschweifend erzählen.

    Ich habe letztes Jahr, als der Film nochmal im TV zu sehen war, die Novelle mal wieder vorgenommen - einige Teile nur überflogen, aber ich wollte meine Erinnerung wieder auffrischen. Und da hat es mich doch überrascht, dass so wenig von Tadzios "Schönheit" die Rede ist, die ja sowohl im Film als auch in der Rezeption der Novelle so im Vordergrund zu stehen scheint. Statt dessen schwärmt der Erzähler von Tadzios Anmut, der Freiheit und Unbefangenheit seiner Bewegung - auch im Gegensatz zu seinen Schwestern, die, obwohl sie noch Kinder sind, immer in unbequemen Kleidern und straff angeklebtem Haar erscheinen.

  • Das erste Buch meiner Phantastik-Liste, "Das Modell" von Robert Aickman, habe ich gestern und heute morgen gelesen - es ist nur ca. 140 Seiten lang, das liest sich flott weg. Übrigens hat es eine wunderschöne Aufmachung wie alle Hardcover der Hobbit Presse von Klett-Cotta.

    Der Roman spielt in einem heruntergekommenen Haushalt in einer unbekannten russischen Kleinstadt. Die Tochter des Hauses, Elena, ist weitgehend sich selbst überlassen und unternimmt eine eigenartige Phantasiereise, die zwischen kindlichen und pubertären Phantasien oszilliert. Ich finde dafür keine andere Bezeichnung als das nichtssagende "seltsam".

    Aickman ist schon sehr besonders. Er schafft Stimmungen, die verwunschen und traumhaft anmuten, ohne jemals kitschig oder "märchenhaft" zu wirken.

  • Und ich habe schon seit einigen Tagen Jurek Beckers: Jakob, der Lügner durch. DIe Rezi habe ich in dem "Was lest ihr gerade" -Thread verlinkt. Ein wirklich tolles Buch und ein guter Start in den diesjährigen Wettbewerb.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Buch 1 ist gelesen. Thomas Mann - Tod in Venedig.


    Buddenbrooks las ich mit Begeisterung und die knapp 800 Seiten flogen nur so dahin.

    Ganz anders war es bei dieser Novelle. Nicht mal 90 Seiten lang und ich habe mich drei Wochen durch gequält. Immer wieder hab ich sie weg gelegt und habe nicht verstanden was der Autor von mir will. Ich weiß es bis jetzt nicht.


    Mit den Figuren wurde ich nicht warm, diese Bewunderung aus der Ferne konnte ich nicht nachvollziehen. Das einzig interessante an dem Ganzen war, wie die Stadt mit der Cholera umgeht.


    Thomas Mann ist sicher ein Meister seines Fachs, aber dieses Büchlein und ich werden keine Freunde.

  • Die Ambiguität der Bemerkung mal beiseite - die problematische Identifikationsfähigkeit ist gerade bei Thomas Mann ein nicht ganz seltenes Phänomen. Die Zahl der Schriften Thomas Manns, die sich mit Person und Stellung des Künstlers auseinandersetzen, sind Legion. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mit mehr als einem seiner Texte etwas fremdelte.

  • Wenn ich mich jetzt mal auf den Film stütze - nach Anschauen des Films vor etlichen Wochen habe ich zwar nochmal in das Büchlein geschaut, aber nur quergelesen -, wenn ich also nach dem urteile, was ich in dem Film gesehen habe, hatte ich den Eindruck, dass Aschenbachs Faszination mindestens zum Teil darauf zurückgeht, dass ihm einfach jede geistige Anregung fehlt. Schon bei seiner Ankunft in Venedig schien er nur genervt und gelangweilt, sowohl von dem Hotel als auch von dem Personal; von den anderen Touristen sowieso. Die Verfolgung des Jungen wurde zu einer fixen Idee, vor allem war das zu sehen, wie er der Familie einmal gefühlte Stunden lang kreuz und quer durch die Stadt hinterherlief.
    Davon abgesehen müsste ich wohl wieder mal Kleists Abhandlung über das Marionettentheater lesen - es spielt auch eine wichtige Rolle im "Doktor Faustus" -, um die Überlegungen zum Wesen der Schönheit und Anmut richtig zu verstehen. Es ist seltsam, obwohl wir ja durch und durch eine Augengesellschaft geworden sind, mit Instagram u.a. im Mittelpunkt, kommt man sich richtig seltsam vor, wenn man von Schönheit und Anmut spricht. (Ich mag mit dem Attribut "schön" eigentlich nur noch Menschen über 50 und Tiere belegen, bei allen anderen fühlt es sich irgendwie komisch an.)

  • Von meiner Phantastik-Leseliste habe ich schon das erste Buch fertig, die Klassiker-Leseliste noch gar nicht begonnen. (Ich bin derzeit in Leserunden mit Neuerscheinungen heftig eingespannt.)

    Jetzt habe ich mich jedenfalls aufgerafft und Tania Blixens Erzählband "Widerhall" aufgeschlagen. Daraus gleich ein Zitat aus der ersten Erzählung, die "Die erste Erzählung des Kardinals" heißt.



    Der "Kardinal" erklärt seiner Gesprächspartnerin:


    "Seit es Sprache gibt, sind Geschichten erzählt worden; ohne Geschichten wäre die menschliche Rasse zugrunde gegangen, wie sie ohne Wasser untergegangen wäre. Sie werden die Charaktere der wahren Erzählung immer deutlich vor sich sehen, man möchte sagen, leuchtend und auf einer höheren Ebene. Gleichzeitig werden sie nicht mehr ganz menschlich wirken, und man mag sich, ehrlich gesagt, vielleicht ein wenig vor ihnen fürchten. (...) Aber heute sehe ich eine neue Erzählkunst, eine neue Literatur (...) am Horizont dämmern. Sie ist eigentlich schon da und hat bei den Lesern unserer Tage große Gunst erlangt. Und diese neue Kunst und Literatur wird, um der individuellen Charaktere in der Geschichten willen und um ihnen nahe zu bleiben und keine Angst vor ihnen zu haben, bereit sein, die Geschichte selbst zu opfern. - Die Individuen in den neuen Büchern und Romanen (...) stehen dem Leser so nah, dass er eine Körperwärme von ihnen ausgehen fühlt, er wird sie (...) in allen Lebenslagen zu seinen Gefährten, freunden und Ratgebern machen. Und während so die Sympathie wächst, verliert die Geschichte selbst an Boden und Gewicht."



    Ich konnte damit spontan nicht viel anfangen, aber da wenig später von einer Geschichte "über einen Falken" die Rede ist, dämmerte es mir und ich habe bei Wiki die klassische Falken-Novelle, die quasi als Mutter aller Novellen gilt, herausgesucht. Tatsächlich, man könnte sagen, dass Tania Blixen in diesem Absatz den Unterschied zwischen einer Novelle und einer Erzählung herausgearbeitet hat. Ist heute kaum noch von Interesse, weil keine Novellen mehr geschrieben werden; aber ich freue mich immer, wenn ich so nebenbei etwas über solche Themen erfahre.


    Ich werde so nach und nach weiterlesen. Tania Blixen mag ich sehr gerne, ich habe mehrere Erzählbände von ihr.


    Gerade bin ich bei googlebooks auf einen Kommentar zu ihrer Erzählung "Der Affe" gestoßen, den ich unbedingt auch hier festhalten will - es ging darum, dass "Der Affe" und überhaupt ihre phantastischen Geschichten in Dänemark erstmal kein Erfolg waren:


    "Die Engländer lieben so ein Buch voll Unsinn. Mir fällt kein anderes Wort für so ein Buch ein, in dem alles mögliche Phantastische passiert. Sie kennen doch Hoffmanns Märchen? Es ist so etwas in der Art und doch nicht dasselbe. Es ist auch nicht Edgar Poe, aber trotzdem ... wenn wir so auf Dänisch schreiben, muss das eine Enttäuschung für die Leute werden, die ein Buch mit einem Sinn darin erwarten."


    Dem ist nichts hinzuzufügen!