Jean Paul: Des Luftschiffers Gianozzo Seebuch


  • Moin, Moin!



    Mein Urlaub geht nur bis Mitte November, d.h. MOMENTAN hätte ich nach meinem damaligen Desaster Zeit für eine Ausnahme von meiner weisen Entscheidung, nie an einer Leserunde teilzunehmen, zur geplanten Lesezeit nicht mehr.


    Das ist sehr schade, aber nun haben sich so viele auf diese Lesezeit eingestellt, dass es schwierig wäre,das umzustellen. Ich bin auch gerade mitten in einer anderen Lektüre. Aber wir wollen doch nur lesen, keine wissenschaftliche Abhandlung erstellen ... .

  • Nanu, noch gar nichts los hier. Dann mach' ich mal den Anfang ...


    Willkommen zur Leserunde und viel Spaß! :winken:


    Gleich im ersten Satz nimmt der Luftschiffer Giannozzo sein Ende vorweg - das Seebuch ist sein Vermächtnis. Er hinterlässt es seinem Freund Graul, den er in seinen Aufzeichnungen auch immer wieder anspricht.


    Ich habe bis einschließlich der Dritten Fahrt gelesen und auffällig ist der negative Ton Giannozzos. Er hält nichts von seinen Mitmenschen, er ärgert sich über sie, verachtet sie und macht sich über ihr Verhalten lustig. Ein Menschenfreund ist der Gute nicht. Er schwebt in seinem Luftschiff über allem und landet nur, um die Menschen zu triezen. - Welch ein Kontrast zum heiteren Schulmeisterlein Wutz!


    Besonders gut gefallen mir die Passagen, in denen Jean Pauls Humor aufblitzt wie bei der Beobachtung der Tanzkolonne und vor allem der Krötenorden ... köstlich!

  • Hallo zusammen,


    ich bin es ja gewöhnt, erstmal kaum was zu verstehen, was Jean Paul sagen will.


    Bereits im 1. Satz, den ich sehr schön finde...


    Trefft ihr einen Schwarzkopf in grünem Mantel einmal auf der Erde, und zwar so, daß er den Hals gebrochen: so tragt ihn in eure Kirchenbücher unter dem Namen Giannozzo ein...


    frage ich mich was ein Schwarzkopf ist.


    Ansonsten fiel mir auf, dass sich Giannozzo lieber in den Lüften aufhält, als auf dem Boden. sein Name klingt dagegen doch recht romantisch, oder? Könnte man doch grob "Johanns Vermählung" sagen? Eine Vermählung mit seinem Luftschiff und den Lüften?


    Ich habe die 1. Fahrt hinter mir.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • ich bin es ja gewöhnt, erstmal kaum was zu verstehen, was Jean Paul sagen will.


    Ich auch und ich glaube nicht, dass ich jemals alles verstehe. :breitgrins:



    Trefft ihr einen Schwarzkopf in grünem Mantel einmal auf der Erde, und zwar so, daß er den Hals gebrochen: so tragt ihn in eure Kirchenbücher unter dem Namen Giannozzo ein...


    frage ich mich was ein Schwarzkopf ist.


    Bei Schwarzkopf hab ich auch gestutzt und vermutet, dass er schwarzes Haar meint. Aber vielleicht gibt es ja eine richtige Erklärung.



    Ansonsten fiel mir auf, dass sich Giannozzo lieber in den Lüften aufhält, als auf dem Boden. sein Name klingt dagegen doch recht romantisch, oder? Könnte man doch grob "Johanns Vermählung" sagen? Eine Vermählung mit seinem Luftschiff und den Lüften?


    Über den Namen habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, aber nozze - nozzo ... könnte sein. Vielleicht ist es auch ein Hinweis auf seine Vergangenheit, wer weiß?

  • Hallo,


    gestern Nacht habe ich mit dem Luftschiffer angefangen. Ganz klar steht hier der Satiriker Jean Paul im Mittelpunkt. Das wird schon im ersten Absatz der Vorrede deutlich, indem Ginanozzo als Kontrastfigur zu all der Spießigkeit, Heuchelei und Gezwungenheit in deutschen Landen gesetzt wird.
    Und so geht es los. Gianozzo besteigt sein Luftgefährt, dessen "Lufthütte" Fenster nach allen Seiten, auch nach unten hat, und steigt in Leipzig, dem "Pleiß-Hanse-Athen", auf. Leibgeber/Graul aus "Siebenkäs" und "Titan" ist der erste Adressat des Seebuchs und soll dieses veröffentlichen, wenn der Nachlassfall eintritt. Das "antigenialische" Leipzig ist gar nicht so einfach zu verlassen, da es sich so weit in der Ebene ausdehnt: Dann aber gelangt er aus dem Luftraum über Sachsen hinaus und in eins der typischen deutschen Mini-Fürstentümer, wo er inmitten eines festlichen Diners mithilfe von mitgebrachten Fledermäusen einen tumultuarischen Frosch- und Mäusekrieg verursacht. Die Ritter dieses Minilandes sind Vertreter des Kröten- oder Froschordens, vom Fürsten selbst als Frankenritterbund gegründet, damit er auch ein Großmeister sein darf, wie andere bedeutende Vertreter bedeutender Orden. Die Kleinlichkeit in all dem Größenwahn zu entlarven ist natürlich ein Fest für JP.


    Das Obige habe ich schon vor ein paar Stunden geschrieben, aber da weigerte sich mein Browser, das Geschriebene zu posten.
    Ich bin jetzt bei der dritten Fahrt.


    Wie Gina glaube ich, dass sich der Schwarzkopf auf die schwarzen Haare bezieht und damit auf die romantisch-italienische Abkunft unseres Luftschiffers. Vielleicht war das ja sogar im 18./19. Jahrhundert eine typische Bezeichnung für Menschen mit mediterranem Einschlag.


    Ach ja, und Jean Paul verstehen wollen: Wenn man das unbedingt in allen Einzelheiten wollte, wäre man ein Literaturwissenschaftler im Arbeitsprozess. Ich glaube, man sollte ihn einfach genießen und akzeptieren, dass man vieles nicht versteht. Die Satireelemente sind einfach für sich so köstlich, wie dieser Mäuse-Frösche-Krieg und mehr noch die kleinen satirischen Seitenhiebe. Und immer wieder diese Sprachakrobatik, das gibt es eben nur bei JP.