Kondolenzbuch

  • Ich habe nie wirklich was von ihm gelesen, da er eher ein Meister der journalistischen und kleinen Form war. Seine Meriten für die deutsche Literatur sind sehr groß, das sehe ich auch so, sandhofer. Schon allein die Literaturzeitschrift Akzente hat Jahrzehnten ein Sprachrohr gegeben.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich habe ihn einmal in einer Lesung erleben dürfen, an die ich mich gerne zurückerinnere.


    Auch seine Art in Interviews nicht um den heißen Brei herumzureden, hat mir gefallen.


    "Interessant fand ich bei der Vorstellung Ihrer Person, dass immer rekurriert wird auf Ihren Status als 'Alt-68er'. Das wird immer erwähnt, im Ausland, aber auch in Deutschland. Selbst wenn Sie beschrieben werden als abtrünnig, gar als Verräter, ist das immer ein Fixpunkt.

    Das hat einen ganz einfachen Grund: Die Journalisten interessieren sich nicht für Literatur, sie interessieren sich für Politik. Wenn ein Schriftsteller interviewt wird, werden immer politische Fragen gestellt, als wäre das sein Beruf. Aber mein Beruf ist das nicht. Man braucht nur die Zeitung zu lesen, was ist heute los, und dann hat er einen Schriftsteller vor sich und fragt: Was denken Sie denn darüber? Das ist viel einfacher, denn sonst müsste er z. B. etwas lesen. Journalisten lesen ja gar nicht gerne. Wenn man aber mit einem Schriftsteller spricht, müsste man wissen, mit wem man spricht und was er macht. Aber das ist zu schwierig, kostet Zeit. Es ist viel einfacher zu fragen: Was halten Sie vom Bundespräsidenten?"


    Aus diesem Interview:

  • Das ist schon traurig, auch wenn er sehr alt geworden ist und ich nicht immer mit seinen Veröffentlichungen, sei es in schriftlich oder mündlich, etwas anfangen konnte. Aber das war der letzte Große aus der Nachkriegsgeneration, die das Leseleben von vielen von uns, denke ich, mit geprägt hat.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Kafka)

  • Ich habe im Frühling den Gedichtband "Wilde Iris" von ihr gelesen. Mir gefällt ihre Lyrik. Sie beschreibt wie sie sich nach dem Verstoß aus dem Paradies in der neuen Welt zurecht findet.


    Da die Begriffe Hölle und das Paradies für jeden etwas anders bedeuten und ich sie für mich aus dem religiösen Kontext gelöst habe, finde ich die Gedichte höchst aktuell.


    Louise Glück: The Wild Iris


    ,,,

    It is terrible to survive

    as consciousness

    buried in the dark earth

    ,,,