• Moin, Moin!


    Joyce hält nichts von Leuten, die ihn nicht lesen, da er angeblich zu schwer zu verstehen sei. In seinen Jugendjahren wollte er Ibsen lesen - und zwar so sehr, daß er Norwegisch lernte, um ihn im Original lesen können. Er sieht keinen Grund, warum er es seinen Lesern einfacher machen sollte. (Margaret Anderson: "In meinen Büchern räche ich mich")

  • Hallo zusammen,


    am 02.02.2012 war sein 130. Geburtstag !


    »Einer der größten Schriftsteller, einer der größten nicht nur unserer Zeit, sondern aller europäischen Literatur.«T. S. Eliot


    Kürzlich las ich "Die Stunden des James Joyce von Jacques Mercanton".
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    James Joyce soll nach einer Begegnung mit Marcel Proust bei einer Abendgesellschaft geäußert haben, dass dieser nur über Herzoginnen erzählte, wogegen er (James Joyce), sich mehr für ihre Stubenmädchen interessiert hätte. :breitgrins:


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Ob man Joyce in 100 Jahren noch lesen wird? Und falls ja: Vielleicht nicht doch eher A Portrait of the Artist as a Young Man denn den Ulysses?


    Wie kommst du darauf, findest du den Ulysses zu speerig? Ich für meinen Teil habe ihn vor zwanzig Jahren gelesen und fand ihn lesbar, habe aber damals nicht alle Anspielungen verstanden.


    Gruß, Lauterbach

  • Zu konstruiert. Ein witziges Spiel mit der Sprache und mit Homers Odyssee. Aber ich denke, dass so was doch Staub ansetzen wird. Nicht ganz so schnell wie Dada offensichtlich, aber doch ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Ob man Joyce in 100 Jahren noch lesen wird? Und falls ja: Vielleicht nicht doch eher A Portrait of the Artist as a Young Man denn den Ulysses?


    "A Portrait of the Artist as a Young Man" wird ja heute schon fast nicht mehr gelesen, warum sollte es also in 100 Jahren gelesen werden?


    "Ulysses" und "Dubliners" haben aber das Zeug zum überleben!

  • Zitat

    "A Portrait of the Artist as a Young Man" wird ja heute schon fast nicht mehr gelesen, warum sollte es also in 100 Jahren gelesen werden?


    "Ulysses" und "Dubliners" haben aber das Zeug zum überleben!


    Wie sieht es aus mit Finnegans Wake? Soll ja noch experimenteller sein als der Ulysses und zumindest als Übersetzung weitaus unmöglicher zu lesen?


    Gruß
    Meier

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Wie sieht es aus mit Finnegans Wake? Soll ja noch experimenteller sein als der Ulysses und zumindest als Übersetzung weitaus unmöglicher zu lesen?


    Da hast du Recht, Finnegans Wake gibt es zwar auch als deutsche Übersetzung, da es aber ein reines Sprachkunstwerk ist, lohnt es sich wenn überhaupt, nur im Original. Die Anspielungen und Doppelbedeutungen mancher Wörter im Englischen sind einfach nicht übersetzbar.


    Ich hab gerade mal bei amazon nachgesehen:
    Ulysses liegt auf Rang 110 bei Englischen Büchern der Amazon-Bestseller (erstaunlich gut für einen Roman der 90 Jahre alt ist), Finnegans Wake liegt auf Rang 119.807 und das „Portrait ...“ liegt auf Rang 311.678 (das scheint wirklich niemand zu interessieren und zu Recht, weil es ein wirklich schlechter Roman ist)


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  • "Ulysses" und "Dubliners" haben aber das Zeug zum überleben!


    Dem stimme ich zu ! Gerade dieses Spiel mit Sprache und das Experiment mit dem Stil macht doch den Ulysses so interessant - auch wenn man nicht alles versteht, ist es doch insgesamt faszinierend. Was ich vom "Portrait" nicht sagen kann, das hat mich gar nicht gepackt. "Dubliners" sind natürlich ganz wundervolle Erzählungen.

  • Dem stimme ich zu ! Gerade dieses Spiel mit Sprache und das Experiment mit dem Stil macht doch den Ulysses so interessant - auch wenn man nicht alles versteht, ist es doch insgesamt faszinierend. Was ich vom "Portrait" nicht sagen kann, das hat mich gar nicht gepackt. "Dubliners" sind natürlich ganz wundervolle Erzählungen.


    Danke Steffi,


    dein Beitrag hat mir gut getan. Es ist immer schön, wenn man auf jemand trifft, der einen ähnlich guten Geschmack hat als man selbst
    :zwinker:

  • Hallo zusammen,


    die Entstehungsgeschichte von den "Dubliners" gibt es als kostenlosen Download oder zum Anhören auf BR2 Hörspiel Pool:


    Mira Alexandra Schnoor: "Das Zentrum der Paralyse" - James Joyce und sein Erzählzyklus Dubliner
    http://www.br-online.de/podcas…cast-hoerspiel-pool.shtml




    ich habe gestern mit dem "Ein Porträt des Künstlers als junger Mann" begonnen zu lesen und den 1. Teil beendet und finde die Beschreibung von den Verhältnissen im Internat aus der Perspektive des Kindes und die Gespräche in einem irischen Haushalt sehr lebendig.


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo zusammen,


    im Mai 2012 kommt eine Neuübersetzung von "Ein Porträt des Künstlers als junger Mann" im Manesse Verlag heraus:
    http://www.randomhouse.de/Buch…n/James-Joyce/e286292.rhd


    Aus dem Englischen von Friedhelm Rathjen, mit einem Nachwort von Marcel Beyer
    leider habe ich noch keine Leseprobe gefunden.


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    ebenfalls im Mai 2012:
    Geschichten von Shem und Shaun Tales Told of Shem and Shaun
    übertragen von Friedhelm Rathjen
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    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich hoffe, in absehbarer Zeit eine gute Joyce-Einführung durch Arno Schmidt zu bekommen. In seinen "Nachrichten von Büchern und Menschen" hat Schmidt sich zweimal mit dem Iren befasst - einmal unter dem Titel "Der Triton mit dem Sonnenschirm", dann speziell mit dem "Geheimnis von Finnegan's Wake". Kennt jemand diese Radio-Essays? Sind sie empfehlenswert (denn Schmidt hat mMn. auch einigen Blödsinn erzählt)?


    LG


    Tom

  • Kennt jemand diese Radio-Essays? Sind sie empfehlenswert



    1) Ja.
    2) Nein. Vielleicht sogar die schwächsten und dümmsten seiner Radio-Essays. Aber wenn Schmidt zu andern Autoren Dummes in grandioser Art und Weise gesagt hat, ist es hier nur dumm ... :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus



  • 1) Ja.
    2) Nein. Vielleicht sogar die schwächsten und dümmsten seiner Radio-Essays. Aber wenn Schmidt zu andern Autoren Dummes in grandioser Art und Weise gesagt hat, ist es hier nur dumm ... :winken:


    Oha, danke für die Warnung! Das Nichthörenmüssen bringt eine Zeitersparnis von rund zwei Stunden ... :breitgrins:


    LG


    Tom

  • Der Übersetzer und Joyce-Experte Friedhelm Rathjen hat übrigens jetzt (nachdem Joyce "frei" ist) seine Übersetzungsversuche zum Wake veröffentlicht. Allerdings mit 50,- nicht ganz billig:



  • 2) Nein. Vielleicht sogar die schwächsten und dümmsten seiner Radio-Essays. Aber wenn Schmidt zu andern Autoren Dummes in grandioser Art und Weise gesagt hat, ist es hier nur dumm ... :winken:


    na, so hart würde ich da jetzt nicht urteilen wollen. Mir haben sie damals, so mit 18, 19 überhaupt die Augen und Ohren für Joyce geöffnet. Dass er überwiegend sehr windschiefe Thesen aufstellt, die letztlich allesamt nicht haltbar sind - geschenkt ;-).


    Wolfgang Hildesheimer hat sich in einem Brief übrigens bitter über Schmidts krudes Joyce-Nichtverstehen mokiert. An wen der Brief ging, weiß ich nicht - ich Depp habe den zwar abgetippt, aber den Empfänger nicht notiert ;-). Hier mal ein Auszug (Anlass war die Übersendung einer Besprechung von Arno Schmidts Essay Band "Der Triton mit dem Sonnenschirm" [...] in The Times Literary Supplement vom 18. Dezember 1969):



  • Der Übersetzer und Joyce-Experte Friedhelm Rathjen hat übrigens jetzt (nachdem Joyce "frei" ist) seine Übersetzungsversuche zum Wake veröffentlicht. Allerdings mit 50,- nicht ganz billig:



    wow !
    Zugern würde ich mal in das Buch reinlesen. Aber das wird wohl nicht möglich sein. Im Netz ist nichts zu finden.
    Plant jemand von euch das Buch zu kaufen?


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Ich trage mich mit dem Gedanken, die kommentierte Ulysses-Ausgabe zu erwerben. Hat jemand Erfahrungen mit dieser Ausgabe?
    Lese recht Widersprüchliches: Hilfreicher Apparat oder überflüssige Detailverliebtheit?


    Schöne Grüße,
    Lena