Das Werk eines Künstlers wird oft unterteilt in eine frühe, mittlere und späte Schaffensperiode. Ob diese Einteilung sinnvoll ist, sei dahingestellt. Nun habe ich zufällig gelesen, dass Marcel Proust eine ausgesprochene Vorliebe für jegliches Spätwerk hatte. So war er nahezu besessen von den späten Streichquartetten Beethovens, was ich durchaus nachvollziehen kann. Auch die späten Gedichte seines Landsmanns Victor Hugo soll Proust wesentlich höher eingeschätzt haben als dessen frühe Lyrik.
Worauf ich hinauswill: Gibt es wirklich diese überlegene und souveräne Reife des Spätwerks (in der Literatur, Musik, Kunst, ...), oder sollte man besser jeden Einzelfall betrachten? Ist bspw. Thomas Manns später „Doktor Faustus“ den frühen „Buddenbrooks“ vorzuziehen? Sind Dostojewskis „Brüder Karamasow“ wirklich die Krönung seines Werks? Bei weiterem Nachdenken fielen mir sicherlich noch zahlreiche Beispiele ein, aber mich interessiert die Grundsatzfrage und Eure Meinung dazu.
Viele Grüße
Tom