Klassiker in der russischen Literatur

  • Hallo,


    da mir mein Lieferant neben der Pest noch Gogol's "Die toten Seelen" mitlieferte wollte ich einmal einen Ordner speziell zur russischen Literatur anlegen. Was gibt es da noch an Klassikern neben Tolstoi, Dostojevski und Tschechow zu entdecken? Sicherlich kann auch Bulgakow mittlerweile in diese Kategorie gerechnet werden. Maxim Gorki und Puschkin nicht zu vergessen, von denen mir aber leider bisher noch nichts bekannt ist. Was/Wer fällt euch aber außerdem dazu ein?


    Mfg
    F. Hermann

    Einmal editiert, zuletzt von Freund Hermann ()

  • Hallo F. Hermann,


    da gibt's zunächst die Wúrzeln aus der alten Zeit, Igorlied und Nestorchronik, einen repräsentativen Querschnitt aus dem alten Schriftgur findest du hier.


    Desweiteren wären dir der Dramatiker Ostrovskij, alles von Puschkin, Gontscharows genialer "Oblomov", Leskovs "Ein Held unserer Zeit", Gorkijs vierbändige Autobiografie und und und ans Herz zu legen: Außerdem gibt es noch viele kaum gehobene Schätze wie Bulat Okudschawa, Samjatins "Wir", Paustowskis Erzählungen und und und. Vegessen wollen wir auch nicht Scholochows Riesenroman; Auch seine Erzählungen vom Don sind zu erwähnen.


    Aber mit den von dir erwähnten Schriftstellern bist du ja auch erstmal beschäftigt.
    Viel Spaß dabei. Die russische Literatur war und ist mir eine große Offenbarungen.


    finsbury

  • Kleine Korrektur: "Ein Held unserer Zeit" ist von Lermontow. Von Nikolai Lesskow dagegen zu empfehlen (wobei es mich ehrlich gesagt doch nicht wirklich überzeugt hat) wären der Erzählungsband "Psychopathen von dazumal" (Diogenes). Wirklich zu empfehlen aber ist für mein Dafürhalten Scholochows "Der stille Don", ein grossartiges Familien-und Geschichtsepos zur Zeit des 1. WK und der Russischen Revolution.


    Imrahil

    "Die Kunst des Nachdenkens besteht in der Kunst..., das Denken genau vor dem tödlichen Augenblick abzubrechen. - Thomas Bernhard, Gehen

  • Hallo,


    danke ersteinmal für Eure Hinweise. Ich lese wahrscheinlich einfach erst einmal den Gogal. Mit ein bisschen Glück könnte mein Lieferant vielleicht auch den Lermonotov vorrätig haben. Puschkin sollte er auf jeden Fall in seiner Angebotsliste haben. Falls jemand Lust auf eine LR hätte, ich werde wohl Mi. oder Do. mit dem Buch beginnen.


    Grüße
    F. Hermann


  • Ich lese wahrscheinlich einfach erst einmal den Gogol.


    Geh nicht mit so ganz großen Erwartungen an die toten Seelen heran, denn es ist ja ein Fragment. Der 1. Teil ist allerdings wunderbar :smile:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Hallo Anita,


    habe heute morgen unerlaubterweise auf den letzten Seiten geblättert :redface: und dort stand, dass das Manuskript an dieser Stelle abbricht. Ich hatte erst gehofft, dass dieses Abbrechen evtl. zum Sujet des Romans gehört. Jetzt aber wo du sagst...:rollen: Lesen tut sich das Ganze aber bisher sehr gut. Die Art der Mileuschilderungen scheint mir fast ein wenig an Sarkasmus zu grenzen. Aber lohnt es sich überhaupt das Ganze in Angriff zu nehmen, wenn die Geschichte am Ende keine Auflösung erfährt? Inzwischen habe ich herausgefunden, dass Autor wohl an Schizophrenie gelitten haben muss und das Manuskript des zweiten Teils bedauerlicherweise vernichtet hat. Nun gut. Ich beginne in den nächsten Tagen etwas intensiver zu lesen. Sollte es nicht genügend fesseln kann ich ja immer noch zu Puschkin greifen.


    MfG
    F. Hermann


  • Aber lohnt es sich überhaupt das Ganze in Angriff zu nehmen, wenn die Geschichte am Ende keine Auflösung erfährt?


    Doch, doch Freund Hermann, auf jedem Fall weiterlesen. Was Gogol uns sagen möchte kommt dennoch sehr gut rüber :winken:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • @Freund Hermann: "Tote Seelen" war für mich letztes Jahr die Entdeckung des Jahres. Sicher ist es schade und auch etwas unbefriedigend, daß das Buch nur ein Fragment darstellt, aber trotzdem liefert es sowohl durch Inhalt als auch durch die Art und Weise ein wunderbares Lesevergnügen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)


  • Der Weg ist das Ziel. Die Geschichte ist die Auflösung ... :zwinker:


    Das ist gut :smile: Aber sein selbst gesetztes Ziel hat er nicht erreicht, deshalb unvollendet :zwinker:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Hallo,


    ihr schafft es aber auch immer wieder, einen richtig neugierig zu machen. :rollen: Obwohl ich eigentlich einmal gar nichts lesen wollte, habe ich vorhin das Buch schon bis zum dritten Kapitel durchgeschmökert. Bis jetzt sprachlich wirklich super, der Antiheld ein ziemlich merkwürdiger Charakter und das Mileu ziemlich krass geschildert. Bin gespannt wie es weitergeht.


    MfG
    F. Hermann

  • Hallo


    Gogols "Tote Seelen" empfand ich als ein Feuerwerk der guten Laune, das mit einem beständigen - mindestens - Grinsen gelesen werden muss. Herrlich absurd, voll treffender Seitenhiebe, auch über die "fischblütigen" Deutschen.


    Jetzt habe ich gerade mit Bulgakows "Der Meister und Margerita" begonnen, dort wird der Teufel ("Voland"), der übrigens mit einem ganzen Team an Helfershelfern auftritt, als Deutscher identifiziert... Auch hier ein herrlich absurder Humor. Da soll noch einer sagen, die Russen seien schwermütig...


    Viel Spass bei der weiteren Lektüre.


    Gruss
    Andi

  • Hi Andi,


    erstma hallo hier. "Der Meister und Margarita" wäre natürlich auf jeden Fall auch mal eine Zweitlektüre wert. Im Moment will ich aber erst mal Die toten Seelen zu Ende lesen. In Ersterem gibt es aber wirklich auch einige späktakuläre oder haarsträubende Szenen. Ich habe z.B. noch vage eine Stelle in Erinnerung, als Margarita irgendwie mit ihrem Geliebten auf einem Besen aus einer Irrenanstalt reitet. Aber ich kann da auch etwas durcheinanderbringen. Der Roman ist eben nebenbei so kunstreich verschachtelt... :rollen:. "Hundeherz" fand ich auch ziemlich irrwitzig. Eine angesehene Koryphäe der Schönheitschirurgie wagt ein gefährliches Experiment... Schade, dass ich meiner Frau versprochen habe, mit ihr ein paar Tage in Russland Schlitten zu fahren und wahrscheinlich deshalb für einige Zeit abwesend sein werde. Sonst würde ich am liebsten eine Leserunde starten. Beim ersten Lesen kannte ich leider den Faust noch nicht, so dass es auch bestimmt ziemlich spannend wäre, hierzu die oft angesprochenen Parallelen zu finden. Außerdem stehen die Lehrjahre noch auf meiner SuB :redface:.


    MfG
    F. Hermann

  • Hi, zusammen!
    Bitte, glaubt einem der "Master und Margarita" mehr als 2 mal geschaft hatte: es ist sogar eine dritte Lektüre wert! Erst dann siehst du, dass es eigenlich mindestens 3 Romane gibt: über die letzten Tage Jesu, über die Liebe, die stärker ist als der Tod und der Stadt, und über die fantasmagorische Odyssee von Voland und Co. durch Moskau der dreißiger Jahren, die apropos einige bis heute lebendige Phrasen enthält, die werden im Alltag zitiert. Die Sprüche aus der psychiatrischen Klinik gehören zur Folklore, die kennen sogar ganz einfache Menschen, die das Buch nie in der Hand hatten ("Schizophrenie, wie bereits gesagt" et ca). Kurz und gut, wärmste Empfehlungen, das ist so gut wie LETZTER russischer Klassiker, der ein Teil der Sprache und des Lebens geworden ist!
    Jenny

  • Ich lese die russischen Klassiker neben den Franzoesischen am Liebsten. Insbesondere Bulgakow (Hundeherz!), Dostojewski, Leskow und Gogol gefallen mir am Meisten. Von denen habe ich auch fast Alles gelesen. Immer wieder entdecke ich lesenswertes. So lese ich z.B. Zur Zeit Karamsins "Briefe eines russischen Reisenden". Eine Reisebeschreibung des ausgehenden 18 Jahrhunderts in Briefform,die durch ganz Europa führt.

    Gerade über die einfachsten Dinge ist es oft am schwierigsten zu schreiben.

  • Hallo,


    Nach 1981/1982 und 1999/2000 lese ich nun das erzählerische Werk von Dostojewskij zum dritten Mal. Ich bin wieder einmal begeistert. Ich kenne niemanden, der die menschliche Seele in ihrer inneren Widersprüchlichkeit tiefer ergründet hat als er... Dazu sein Sinn für Komik: Man hat viel zu lachen in seinen großen Romanen. (Ich denke gerade an Lebedjew und General Iwolgin in Der Idiot). Eine russische menschliche Komödie.


    Nach der Lektüre von Verbrechen und Strafe und Der Idiot kann ich die Übersetzungen von Swetlana Geier empfehlen. Auf die monumentale Biographie von Joseph Frank bin ich durch einen Hinweis von xenophanes aufmerksam geworden. Die Lektüre lohnt sich: Die Konflikte zwischen den geistigen Strömungen in Dostojewskijs Zeit und ihre Darstellung in seinen Werken sind mir dadurch besser verständlich geworden, wie auch die Auseinandersetzung mit "Kollegen" wie Turgenjew ("Väter und Söhne") und Tschernyschewski ("Was tun?").


    - Harald

    Aktuell: Altägyptische Literatur. Kafka. Theater des Siglo de Oro. Gontscharow. Sterne, Fielding, Smollett.


  • Zum dritten Mal ist natürlich vorbildlich. Ich las bisher "Verbrechen und Strafe", "Böse Geister" und "Brüder Karamasow" zwei Mal. Ersteres fand ich nicht mehr so überzeugend, die beiden anderen nach wie vor großartig:


    http://koellerer.net/2002/05/1…brechen-und-strafe-roman/


    http://koellerer.net/2006/10/1…j-die-bruder-karamasow-2/


    CK

  • Ich habe soeben Nikolai Karamsins "Briefe eines russischen Reisenden" gelesen. Dabei geht es um Briefe von einer Reise des Autors über Moskau, Twer, St. Peterburg, Riga, Deutschland, Schweiz, Frankreich nach England im Jahre 1790. Mit unbekümmerter Offenheit und frischer Wißbegier unterrichtet uns der junge Autor z.B. über Kirchen, Theater, Bibliotheken und Museen. Er trifft Kant in Königsberg, in Weimer Herder und Wieland ,in Paris Bartholomy. Lange verweilt der Verfasser in Paris. Dort beschreibt er das nachrevolutionäre Leben in all seinen damaligen Facetten. Sehr lesenswert in einem schönen Schreibstil.

    Gerade über die einfachsten Dinge ist es oft am schwierigsten zu schreiben.