Beiträge von jenny

    Baihu
    Hi, habe fast die Sprache verloren, als ich die Erwähnung des Picknicks am Wegesrand gesehen hatte! Ich wusste, dass das übersetzt worden war, aber konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass jemand offensichtlich Mitte 20 das liest! Applaus! Meiner Meinung ein absolut epochales Buch, vergleichbar nur mit Solaris (bin eben für die "alte" sience fiktion, obwohl Picknick am Wegesrand sicherlich darüber hinaus ist. Habe mit 14 zum ersten Mal gelesen, der Eindruck war verheerend. Damals hätte ich das sicherlich als ein von Lieblingsbüchern bezeichnet.
    MFG, Jenny

    Hi, Gontscharow,
    Danke für den Hinweis! Dann bin nicht so einsam mit meiner Einschätzung, mir wurde das Buch eben wärmstens empfohlen als Offenbarung über den Sinn und Unsinn des Lebens in der modernen Gesellschaft. Mild ausgedrückt, zu optimistische Sicht der Dinge. Eben flach und überheblich, und riecht förmlich nach einer Klassenfeindschaft. Habe gehofft, dass ähnliche Motive mit den Sowieten und Co begraben worden waren...
    Schönes WE,
    Jenny

    Poppea
    In dieser Hinsicht kann ich dir uneingeschränkt zustimmen, das Schlüsselwort ist hier allerdings "Demut" oder "Toleranz". Wenn der Mensch wirklich keinen gesteigerten Wert auf die Anerkennung anderer legt (wie in einem ganz extremen Fall Diogenes), dann kann ich das nachvollziehen. Die Heldin ist jedoch mehr als erbittert und verabscheut zutiefst diese primitiven und seelenlosen reichen Menschen, für die sie arbeitet. In dem Fall ist ihre Bildung eine bequeme Nische, wo man sich von der Welt isolieren kann und sie auf absolut ungefährliche Art und Weise hassen... Wirklich sehr respekteinflössend! Na ja, Thematik ist nicht uninteressant, nicht so, dass ich das Buch nicht empfehle, wollte nur darauf hinweisen, dass viele normale Leser und auch Kritiker möglicherweise in das Buch etwas ganz anderes reinlesen, als dort wirklich steht...
    MFG, Jenny

    Hi,
    "Die Eleganz des Igels" von Muriel Barbery, das über den grünen Klee gelobt worden war. Na ja... Die Sprache ist toll, aber die Heldinnen nicht so richtig sympathisch und noch weniger überzeugend. Die Concierge Renee, die ziemlich anmaßend in ihre umfangreiche Bildung flüchtet, scheint sich leidenschaftlich gern lebenslang dafür zu revanchieren, dass sie unattraktiv und dazu arm geboren worden war, hiermit bereits seit 27 Jahren eben im reichen Apartmenthaus eben als Concierge arbeitet... Werde nicht groß erzählen, falls jemand das Buch zu lesen plant. Die Frage ist eher rhetorisch: ist das glaubwürdig, das der Mensch, der sich für sooo viel verschiedene Dinge interessiert und sooo weit im Universum des menschlichen Geistes gereist bin, sich mit so einer Existenz zufrieden gibt???
    MFG, Jenny

    Doch! Obwohl als Kinder bekamen wir natürlich nur eine vereinfachte Variante in Prosa zu lesen, es klang wie ein endloses Märchen. Natürlich ging da sie sprachliche Schönheit verloren, dafür war der farbenfrohe Inhalt um so präsenter... das ist überhaupt ein Dilemma - was sollen Kinder lesen? Ich vermute mal, hätte man mir Ilias oder Odyssee aufgezwängt "wie sie waren", hätte ich bis zur Ankunft auf Ithaka nie geschafft. Hauptsache, die Zusammenfassung soll ausführlich und literarisch überzeugend sein, dann werden die Kinder allenfalls auf die fremde Geschichte neugierig und werden schon weiter forschen... MFG, Jenny

    Und wie! Warum auch immer, war in ehemaliger Sowjetunion sehr berühmt. Mögliche Gründe: historische bedingte Ansprüche auf Finnland und eben "einfacher Mensch", Bauer bzw. Handwerker in Vordergrund:))).
    Mit nostalgischen Grüßen, Jenny

    Hi, eben Exit ghost von Philip Roth gerade mal zu Ende gebracht. Eher aus Protest lese ich ungern ga-a-anz berühmte Bücher - gehöre wohl zu den Abtrünnigen, die nie Herr der Ringe gelesen hatten:))). Na ja, habe lange gebraucht, bis ich an meinen ersten Philip Roth kam. Was soll jetzt passieren, dass ich den zweiten wage? Bittere Enttäuschung, die Sprache ist ganz kunstvoll, dahinter jedoch wenig. Die ganz flache "Liebesgeschichte", überhaupt nicht nachvollziehbar, die Fluchtmotive liegen trotz weitschweifiger Erklärungen im Dunkeln, die Rivalität mit dem jungen Schriftsteller irgendwie konstruiert, nicht gelebt (es muss eben so sein, dann wird so beschrieben), das einzige sympathische - der junge Ehemann der Heldin und seine Definition der Anbetung (nicht nur jemanden lieben, sondern sein Leben - so, glaube ich, hat noch kein Mensch gesagt...). Das Ende der Geschichte hinterlässt einen wirklich schalen Nachgeschmack - nichts, rein gar nicht ist passiert, das war das Ziel offensichtlich, aber als Leser fühlt man sich betrogen. Ich würde wirklich gern wissen, ob jemand ähnlichen Eindruck von Philip Roth hat?
    MFG, Jenny

    Hi, Sir Thomas,
    ich meinte eigentlich - ganz einfach ein anderes literarisches Niveau, wenn man schon mit "Meister" vergleicht. Die Figur (Avdiy Kallistratow) fand ich ziemlich hilflos und plakativ, zu sehr "gemacht", um das ganze Schema des Romans voranzutreiben. Das war überhaupt ein Wagnis, im russischen Roman NOCH MAL eine Neues-Testament-Geschichte darzubieten, weil eine Analogie mit dem "Meister" allenfalls für den russischen Leser einfach ins Auge sprang, und der Vergleich war definitiv nicht zugunsten Aitmatow.
    ...Mit dem Fürst Mischkin hast du natürlich Recht, so wird das traditionsgemäß interpretiert, obwohl er im Text mal eher als Paladin dasteht (s. berühmte Szene, wo Aglaja das Puschkin-Gedicht über den "armen Ritter" vorliest. Na ja, "zu weites Feld".
    Schönes Rest-WE!

    Hi, möchte gern was großes hinzufügen: Tetralogie von Walentin Katajew "Die Wellen des Schwarzen Meeres", vor allem das erste und berühmteste Teil "Es blinkt ein einsam Segel" (übrigens die erste Zeile des Lermontow-Gedichtes). Eine Geschichte, die zwei Jungs aus Odessa im Jahre 1905 (erste Revolution in Russland, eine Generalprobe für Oktober 1917) passiert ist, unmittelbar nach der Meuterei auf dem Panzerkreuzer Potemkin. Eine abenteuerliche Geschichte, aber jede Menge Meer und Salz hat, eine Liebeserklärung an Südliche Palmira abgibt et ca... Hervorragende Kinderlektüre! Kann Katajew überhaupt als einen von besten empfehlen, die im 20. Jahrhundert auf Russisch geschrieben hatten. Drei mal darf die verehrte Gemeinschaft raten, wen ich gerne auf Platz 1 stellen würde?
    MFG

    Guten Tag,
    mein Bier dazu:
    - "Der Meister und Margarita" von Bulgakow - eine Jesus-Geschichte mittendrin
    - "Der Richtplatz" von Tschingis Aitmatow - ebenfalls, jedoch ein anderes Niveau, sowie ein ziemlich blasser Jesus-Dopplegänger in der modernen Zeit (abtrünniger Seminarist, der im Alleingang mit kleinen Drogendealern kämpft und am Ende von denen mitten in der Steppe gekreuzigt wird)
    - na ja, wenn nicht alle Jeffrey Archer als Klasse B abstempeln, dann "Kain und Abel"
    MFG, Jenny

    Hi, Anni Proulx "Schiffsmeldungen". Nach der Kurzgeschichte dieser Schriftstellerin entstand immerhin "Brokeback Mountain". War eben neugierig... Na ja, die Filmmacher waren wohl genial (dies absolut ehrlich!). Das Buch geht so... zigste Geschichte eines Versagers, der in der Wildnis ganz neu anfängt... Verlorene Seelen finden zueinander et ca. Nett, aber bisher ohne Überraschungen...

    Hi,
    Xavier Marias "Mein Herz so weiß". So gut wie zur Hälfte fertig, irgendwie kann ich noch keinen Reim daraus machen...
    Anregungen erwünscht:))))
    MFG, Jenny

    Habe gestern im Schauspielhaus Dortmund "Eines langen Tages Reise in die Nacht" gesehen. Na ja, vielleicht waren meine Erwartungen überzogen. "Jenseits vom Horizont" hat mich damals total umgehauen, die Struktur war in deren Einfachheit genial, so viel zu sagen mit so wenigen Wörtern... Und jetzt... ehrlich, Assoziationen mit dem "Nachtasyl", falls jemand das in absehbarer Zeit gesehen hatte... Wollte mal in München "Ein Mond für die Beladenen" anschauen, jetzt wird die Reise doch zu weit:))). Kennt jemand den GUTEN O´Neill auf deutscher Bühne?
    MFG, Jenny

    Tja, in dem Fall habe ich eine besondere Aufgabe, ich versuche:
    ...An einem bewölkten, aber hellen Tag, kurz vor vier Uhr nachmittags, am 1. April 192... (ein ausländischer Kritiker hat einmal bemerkt, dass wenngleich viele, zum Beispiel alle deutschen Romane mit dem Datum beginnen, lassen die russischen Autoren infolge einer originellen Ehrlichkeit unserer Literatur, die letzte Ziffer der Jahreszahl aus)...


    Falls jemand es erkennt, schenke auf Wunsch jedes beliebige Buch dieses Autors! Bemerkung: Googeln ist sinnlos:)))
    MFG, Jenny

    Hi, zusammen!
    Bitte, glaubt einem der "Master und Margarita" mehr als 2 mal geschaft hatte: es ist sogar eine dritte Lektüre wert! Erst dann siehst du, dass es eigenlich mindestens 3 Romane gibt: über die letzten Tage Jesu, über die Liebe, die stärker ist als der Tod und der Stadt, und über die fantasmagorische Odyssee von Voland und Co. durch Moskau der dreißiger Jahren, die apropos einige bis heute lebendige Phrasen enthält, die werden im Alltag zitiert. Die Sprüche aus der psychiatrischen Klinik gehören zur Folklore, die kennen sogar ganz einfache Menschen, die das Buch nie in der Hand hatten ("Schizophrenie, wie bereits gesagt" et ca). Kurz und gut, wärmste Empfehlungen, das ist so gut wie LETZTER russischer Klassiker, der ein Teil der Sprache und des Lebens geworden ist!
    Jenny

    Hi, ziemlich spät, aber:
    Pascal Mercier (Peter Bieri) "Der Klavierstimmer"
    Wolfram Fleischhauer "Drei Minuten mit der Wirklichkeit".
    A propos, die beide meines Wissens wurden hier noch nicht erwähnt. Kennt jemand sie?
    MFG, Jenny