Hallo Ihr Lieben,
wow, legt Hubert hier ein Tempo vor, was?
So schnell kann ich gar nicht lesen, wie er uns immer wieder mit neuen, interessanten Ideen aufmischt! Aber es macht mir riesigen Spaß!!!
Gestern habe ich mir also Madame Bovary gegriffen und zu lesen begonnen, ich hatte den Roman vor x Jahren gelesen, habe aber nur den Inhalt in groben Zügen im Gedächtnis. Nach den ersten 8 Kapiteln weiß ich aber schon, dass mir Effi Briest viel besser gefällt. Deutlich wurde mir das nach den ersten Passagen in wörtlicher Rede. Da ist Fontane aber um Längen besser als Flaubert. Die Gespräche bei Fontane sind so natürlich, bei Flaubert kommen sie mir gestelzt und künstlich daher. So sprechen Menschen nicht wirklich.
Und was Flaubert alles beschreiben muss, um eine Stimmung auszudrücken. Nach der Fontane-Lektüre erscheint es mir geradezu lächerlich. Fontane, das weiß ich jetzt, ist ein Meister im Weglassen von Worten. Und er erreicht dadurch eine dichtere Atmosphäre!
Und wenn man Gottvater vorwerfen will, dass er den Cherub mit dem Schwert zu spät, also erst nach der Verführung Evas aufgestellt habe, so zeigt Fontane an „Gottvater“ Instetten, dass es gegen den Verführer auch nichts nützt den Cherub (Chinesen) vorsorglich zu installieren. Aber wundert es bei dieser Interpretation noch, dass Effi aus dem „Paradies“? vertrieben wird? Ich hoffe, mit diesem provokativem letzten Satz, eine Diskussion angeregt zu haben.
Also nein, Hubert! Die Provokation ist dir gelungen. Ich widerspreche ausdrücklich. Schließlich stammt der Chinese gar nicht von Innstetten. Und selbst wenn er, Innstetten, sein Haus vielleicht – was eine arge Mutmaßung ist – für das Paradies für Effi halten könnte, so wissen wir, dass es kein Paradies war.
Die Farbsymbolik macht mir noch zu schaffen. Hat Fontane wirklich an die Alarmfarbe gelb gedacht? Gelbe Tapeten befinden sich auch im Esszimmer der Bovarys, vielleicht war das damals eine Modefarbe?
Das blauweiße Kleid der Effi hat auch nicht zwangsläufig mit den Mariendarstellungen zu tun. Irgendwo habe ich gelesen, dass Fontane ein junges Mädchen in einem solchen Kleid gesehen hat, er fand es entzückend und bediente sich dieser Erinnerung bei der Schilderung von Effi.
Nichtsdestotrotz gefällt mir die Interpretation der Farbangaben so, wie Hubert sie aufgeführt hat. Doch ob auch Fontane diese Gedanken dabei hatte?
Ich will noch ein wenig lesen und schließe daher hier.
Liebe Grüße,
Polly