Hallo zusammen!
Maria hat geschrieben:
Ist euch der Name von Crampas Sekundanten auch gleich ins Auge geschossen? "Buddenbrook"
Ich nehme mal an, daß Thomas Mann sich diesen Namen für sein Werk aus Effi Briest entlieh
Wow, ich bin zwar noch nicht so weit, aber das ist ja interessant. Wenn man bedenkt, dass der angehende Erfolgsschriftsteller Thomas Mann den Titel seines Romanerstlings einem nur sechs!!! Jahre zuvor erschienenen Roman entlieh: schon das zeugt von Manns Hochachtung vor Fontane. Nun ich habe gestern abend selbst noch gestaunt (als ich die Daten zu beiden Romanen nachsah), dass die beiden Werke nur sechs Jahre auseinanderliegen. Das Hauptwerk des deutschen Realismus „Effi Briest“ ist zum ersten Mal von 1894 bis 1895 in der „Deutschen Rundschau“ abgedruckt gewesen und Thomas Manns „Buddenbrooks“, das bekannteste Werk des deutschen Naturalismus wurde 1901 zum 1. Mal gedruckt. Bereits in einem Brief von 1896 erwähnt Thomas Mann, dass er gerade den vortrefflichen, neuen Roman von Fontane „Effi Briest“ gelesen habe (Als Buch erschien „Effi Briest“ 1895 zum ersten Mal). Den Stil des Romans aus dem 20. Jahrhundert mit dem aus dem 19. Jahrhundert zu vergleichen (obwohl nur sechs Jahre zwischen beiden Büchern liegen), wäre sicher auch interessant.
Also sowohl der bedeutendste deutsche Schriftsteller aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts (Thomas Mann), als auch der bedeutendste deutsche Schriftsteller aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts (Günter Grass) haben den Titel einer ihrer großen Romane aus „Effi Briest“ entnommen! Diese Hommage an Fontane ist sicher kein Zufall, sondern zeugt von der Anerkennung durch nachfolgende große Kollegen.
Im Thread „Klassiker in 500 Jahren?“ sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass Bücher die „von Liebe und Tod“ handeln, große Chancen zum Überleben haben. Das ist sicher richtig, da aber lt. MRR alle guten Bücher davon handeln, muß es ein zusätzliches Kriterium geben. Vielleicht ist es dies: In Werken von nachfolgenden Autoren muß die Erinnerung an das Werk oder den Autor aufrecht gehalten werden!
Da „Effi Briest“ beide Kriterien erfüllt wird der Roman sicher überleben.
Liebe Grüße
Hubert